Hallo ihr,
Danke für euren Zuspruch!
Ich schreibe meine Geschichte weiter...
In der Zeit, in der ich gemerkt habe, dass ich eine für mich relativ plötzliche und überraschende starke sexuelle Anziehung für Frauen entwickelt habe, habe ich begonnen viel über meine Vergangenheit nachzudenken, über meine Freundschaften zu Frauen und über meine sexuellen Fantasien. Dabei sind Stück für Stück alte Erinnerungen aufgetaucht, einige davon hatte ich komplett "vergessen". Als ich 13/14 war saß ich im Unterricht neben einem Mädchen, in dessen Gegenwart ich immer sehr aufgeregt war, Herzklopfen hatte und rot wurde, wenn ich mit ihr sprach...ich fand das damals merkwürdig und konnte meine Gefühle nicht einordnen...hielt meine Reaktionen für Selbstunsicherheit....und habe tatsächlich nicht erkannt, dass ich verliebt in sie war! Bereits als Grundschülerin habe ich für eine Arbeitskollegin meines Vaters geschwärmt, nach deren Namen ich mein Tagebuch genannt habe. Ich erinnere mich, dass ich als 15 jährige einen Jungen aus der Ferne "anhimmelte", jedenfalls dachte ich, dass er es wäre, der mich interessiert, wenn ich heute versuche, mich zu erinnern, fällt mir aber nur noch seine Freundin ein, sie kann ich sehr klar vor mir sehen. Und diese Art von Umlenkung meines sexuellen Interesses für eine Frau auf ihren Freund wiederholte sich einige Male. Ich denke nun, dass ich meine frühen Gefühle für Frauen damals nicht erkannt habe, nicht einordnen und benennen konnte...weil ich ganz einfach annahm, dass ich mich -wie alle anderen Mädchen auch - für Männer interessiere. Ein anderes Bild, ein anderes Narrativ gab es für mich damals im Außen nicht.
Die Mädchen, um die es ging, waren alle dunkelhaarig und ähnelten einander vom Typ her. Und sie ähneln tatsächlich der Frau, in die ich seit 1,5 Jahren so extrem verliebt bin, dass es mir manchmal fast übertrieben und obsessiv erscheint. Ich frage mich, ob in dieser Verliebtheit nicht nur die Gefühle für sie drin stecken, sondern auch alle vorherigen, unterdrückten, durch mich nicht erkannten Gefühle aus der Vergangenheit, die sich jetzt Bahn brechen.
Erste reale sexuelle Erfahrungen machte ich dann erst ab dem Alter von 21 Jahren, seitdem aussc TVhließlich mit Männern. Die Beziehungen mit Männern waren schön, auch sexuell befriedigend. Währenddessen pflegte ich immer sehr enge und intensive Frauenfreundschaften mit hoher Emotionalität.
Wenn ich diese Frauenfreundschaften im Rückblick näher beleuchtet, finde ich in einigen von ihnen einen romantischen Aspekt, der über Freundschaft hinauszugehen scheint und vage Anzeichen dafür, dass ich zu diesen Zeitpunkten unbewusste romantische Sehnsüchte für die betreffenden Frauen hatte, während ich offiziell und auch in meiner eigenen Wahrnehmung eine heterosexuelle Beziehung, später Ehe führte.
Bei meinen ersten Erfahrungen mit Selbstbefriedigung und auch jetzt stelle ich mir Frauen als auch Männer vor, wobei mir Frauen in den Fantasien zentraler erscheinen und detaillierter imaginiert werden.
Trotzallem kam ich jahrelang nicht auf die Idee homosexuelle Neigungen zu haben und war auf der bewussten Ebene ganz klar heterosexuell orientiert, dachte ich zumindest...
In der Rückschau denke ich nun, dass ich meine "Liebe zu Frauen", die schon immer da war, gut verpackt und "versteckt" in Freundschaften gelebt habe, eine Art Nebenspur zur Hauptspur -Heterosexuelle Ehe mit Kindern-.
In gewisser Weise erschüttert es mich tief, dass da etwas in mir ein stilles Leben geführt hat, unerkannt durch mich selbst. Da ist auch eine große Traurigkeit, dass ich mein Herz, mich selbst, so viele Jahre nicht erkannt habe.
Und trotzdem habe ich in diesen selben Jahren geliebt und gelebt, mit meinem Mann, hatte soviel Glück...unsere wunderbaren Kinder....das war und bin auch ich...
Nora