Ich war schon mal Mitglied in diesem Forum. Damals war meine Geschichte schon beschissen. Aber ich habe sie, weil ich ein Meister im verdrängen bin, weiter verschlimmert. Um zu verstehen, was mich grade jetzt bewegt, erzähle ich in Stichpunkten von meinem Leben bis zum grossen Crash.
- geb. 16.06.1963
-ungewolltes Kind
-wurde hin und hergereicht.
-mit 7 versuchte Vergewaltigung meines Vaters (Eltern waren schon 4 Jahre geschieden)
-in dieser Zeit jeden Abend mit Hand aufs Herz, aus Angst, es könnte aufhören zu schlagen
-2.Ehe der Mutter scheitert mit 11
-Auszug mit 17 Hochzeit mit Frau (die ich nicht liebte) weil ich könnte schwul sein, 1 Kind
-scheitern der Ehe mit 19
-Schulden 100.000 DM abbezahlt bis ich 30 war
-mit 26 entwickelte ich Panikattacken Depressionen Phobien Angstzustände (bis vor 4 Wochen unbehandelt und selbst ausgehalten und drunter gelitten.
-wieder Angst schwul zu sein. 2 . Hochzeit mit Frau (die ich auch nicht geliebt habe) 1993
- in dieser Ehe 2 Kinder
-habe mein ganzes Leben auf Karriere gesetzt, da meine Frau Schulden mitbrachte
-ein Leben ohne Gefühl und Emotionen. Sex war ekelhaft.
-Scheitern der Ehe nach 22 Jahren am Ende des Jahres 2015 (innerhalb meiner Ehe ganz selten Sex mit Mann, bei dem ich mich schuldig fühlte)
-ich hatte in meinem Leben keinen einzigen schönen liebevollen sex
und jetzt beginnt das Ende meines Dramas.
Der Kern dessen, was mich beschäftigt, war eine Aussage meiner Mutter als ich 17 war:,, wenn Du homosexuell wirst, bringe ich Dich um." Leider meinte sie das sehr Ernst. Ich war gebrandmarkt. Ich schwärmte für Jungs und durfte es nicht. Ich habe mich zweimal in meinem Leben in einen Mann verliebt und habe mich gehasst dafür. Ich habe einmal über einen zeitraum von 1 1/2 Jahren nach meiner Trennung bis 2017 regelmässig Sex mit "einem" Mann gehabt, der auf dickere ältere Männer steht. Ich wollte das immer, fand es schön und habe mich trotzdem gehasst dafür. Einmal gingen meine Ängste soweit, dass ich Nesselsucht bekam und 4 Wochen nicht mehr hin konnte. Es zog mich immer da hin und wenn ich da war und nach Hause fuhr, wollte ich sterben. Was ich jetzt schreibe, ist sehr intim, ich schreibs trotzdem. Er hatte nur mit mir Sex. Fand mich toll, wollte sich in mich aufnehmen. Anal, wollte mein Sperma schlucken. Ich fand das erregend, machte das. und habe danach auf dem Heimweg angehalten, bin ausgestiegen und habe überlegt, auf welchem Bahngleis ich mein Leben beenden wollte. Ich konnte mir und kann bis heute mir nicht vorstellen, dass es auch nur einen Mann geben könnte, der mich liebt, der mich nicht eklig findet, der beim Sex alles von mir will weil er mich liebt.
Und immer Panikattacken, Ängste, Sorgen und Nöte.
Nun, 2013 zog ich nach Schleswig Holstein. Wurde Geschäftsführer und meine Ehe war schon fast am Ende. Ich habs verdrängt. 2015 ging das Unternehmen Konkurs. Ich konnte es nicht retten. Ich verlor mit 53 meinen Job und 14 Tage später meine Ehe. Meine Kinder blieben bei mir. Als meine Frau weg war, machte ich es öffentlich das ich schwul bin . Meine Kinder wissen es. Vielleicht der falsche Zeitpunkt. Weil ich hatte gar nichts mehr. Keinen Beruf, keinen Sinn im Leben, keine Familie, meine Exfrau ging so wie sie kam: sie hinterließ viele Schulden. Ich hatte keine Identität mehr, die schwule Welt ging blöd mit mir um. Alt, dicker und hässlich, wer will sowas schon und gleichzeitig meine negativen Gedanken im Kopf. Das konnte nix werden.
Ich habe jede Gefühlsregung unterdrückt. Das einzige was ich fühlte war: Traurigkeit, Depremiertheit, Angst, Endzeitstimmung. Weinen konnte ich nicht. Meine Emotionen waren abgeschnitten.
Ich habe jetzt fast 6 Jahre Kampf hinter mir. Existenz jeden gottverdammten Tag. Diese Angst ist unbegreiflich und unbeschreibbar. und dazu die schwule Welt, die mich ignorierte, z.T. auch schwerstens beleidigte. Plötzlich gehörte ich nirgendwo mehr hin und das hat bis heute angehalten. Jobtechnisch geht es wieder aufwärts, ich habe es geschafft, das meine Exfrau ihre Verantwortung übernehmen musste und ein Teil der von ihr gemachten Schulden jetzt tragen muss, meine Kinder wünschen mir einen liebevollen Partner (er darf nur nicht so alt sein wie sie........sagen sie
meine Finanzen habe ich mehr oder weniger im Griff. Kurz, die äusseren Umstände haben sich geglättet. Mein Seelenleben: ich bin ohne Freunde, lebe arg zurückgezogen auf dem Land, habe Sehnsüchte, bin total einsam und wurde vor 4 Wochen krank. Ich wurde mit einem wahnsinnigen Bluthochdruck ins Krankenhaus eingeliefert. Wurde zwei Wochen lang durchgecheckt. Körperlich bin ich gesund. Ich muss Tabletten nehmen und man vermutet, dass ich wohl einen leichten Bluthochdruck habe, der durch meine Ängste so verstärkt wird, das es gefährlich wird.
Fazit: Ich lebe zur Zeit in wahnsinniger Angst, die ich so unterdrücke, dass sie sich ausschliesslich körperlich bemerkbar macht. Manchmal kann ich etwas weinen. Ich habe eine Therapie begonnen. Aber diese Angst jeden Tag bringt mich. Ich habe Angst zu sterben, bevor ich überhaupt mal leben durfte. Niemand da mit dem man sich mal treffen kann auf ein bier oder so. Wenn meine jüngste Tochter demnächst auszieht, bin ich ganz alleine. Davor habe ich Angst. Dann gibt es niemand mehr.
Mein Wunsch: Endlich mit einem Mann meine Identität ausleben können. Leben, lieben,lachen und weinen............und vor allen Dingen liebe geben. Aber.....das wird wohl nix mehr.
Mein grösstes Problem:
ich kann nicht glauben,dass man mich lieben kann oder mein Freund sein will. Ich glaube immer, das andere Menschen mich ekelhaft finden und mir niemals körperlich nahe kommen
wollen. Sie kotzen wenn Sie mich berühren.
worauf bezieht sich meine Annahme? 2017 habe ich ich über gängige Portale Anzeigen geschaltet. Gayromeo, Gayroyal, Homo.net etc. ich suchte einen Partner zum reden lieben und lachen. Sex war kein Bestandteil meiner Anzeige. Wie üblich stellt man auch seine Körpermaße mit in die Anzeige. 190- 120kg und Augenfarbe und und und. Und ich bekam, von einem Mann den ich nicht kenne, niemals irgendeinen Kontakt hatte, folgende Nachricht:
,,Hi Fetty, was suchst Du hier? Alt fett und haesslich. Sowas will sowieso niemand. Tu vor allen Dingen Dir und aber vor allen Dingen uns einen Gefallen. Verrecke. Dann ist allen geholfen."
Und? Er traf voll ins schwarze. Als ich sie las, war alles noch in Ordnung. Die Wirkung kam ein paar Tage später. Er hat recht, genauso sehe ich mich. Es ekelt andere vor mir. Und leider kann das niemand ändern. Ich bin alt fett und haesslich. Mein Charakter zählt nicht und hat nie gezählt.
Einmal im Leben das Gefühl haben, geliebt zu werden. Das wollte ich immer. und wenns nur eine stunde ist.
Aber wer will schon einen dicken alten Mann mit einer solchen Geschichte?
Liebe Grüsse an Alle die das lesen
Joachim
Zusatz am 07.06.2021
Ich habe meinen spontan geschriebenen Text nochmal durchgelesen. Vielleicht enthält er Passagen, an denen sich manche Menschen anstossen könnten. Bitte glaubt mir, das ich keine Absicht hatte, hier meinen sexuellen Druck abzulassen. Mich hat das sehr beschäftigt und es hat mich innerlich fast zerstört. Das Gefühl, für andere Menschen eklig und abstossend zu sein. Sollte ich jemanden damit auf die Füsse getreten sein, bitte ich zutiefst um Entschuldigung und hoffe, dass ihr es einfach nehmt als das was es ist. Meine innere Höllenqual, der ich hoffe irgendwann entfliehen zu können. Und ich habe niemanden, dem ich all das was mich bewegt erzählen könnte. Und dieser Text, den ich geschrieben habe, erzählt höchstens 30 % meiner Geschichte. Den Rest kann ich gar nicht erzählen, weil mich die Gedanken daran aus den Angeln heben. Ich war nie jemand, der gut über sich reden konnte.ich bin ausgebildeter coach. Anderen Menschen zur Seite stehen...... o ja, dass konnte ich. mir selbst? oder mir helfen lassen? Beantworte ich diese Fragen lieber nicht.
Also ich hoffe auf Euer Verständnis. Diese Gedanken, die ich in diesem Text niedergeschrieben habe, sind meine Gefühle im Moment. Ein erster Versuch seit unendlich vielen Jahren.
6-mal bearbeitet. Zuletzt am 11.06.21 10:55.