Hallo Ameise,
Ameisen - sind das nicht diese kleinen Biester, die beißen können, aber ungemein fleißig und diszipliniert sind?
Entschuldige bitte, kommt mir nur in den Sinn - such dir die Eigenschaft aus, die zu dir passt.
Zur Sache: ich bin schwul, ich bin mit einem Mann verheiratet ... aber ich sage es nicht gern.
Mein Mann geht damit um, als sei es das normalste der Welt. Aber er ist auch ein Bauchtyp, zuerst kommt das Gefühl.
Ich drehe und wende alles zweimal, ehe ich mich festlege. Mein Outing war allerdings von Kopf und Bauch bestimmt, immer wenn beides im Einklang war, habe ich Pfähle eingeschlagen und das war optimal, auch wenn es manchmal schwer war. (Outing bei Ehefrau, Kindern, Freunden, Geschwistern, Eltern, Arbeitskollegen - in der Reihenfolge und über Jahre verteilt).
Auf der Arbeit habe ich nur mit Leuten gesprochen, zu denen ich einen guten Draht habe, der Rest hat sich durch ein Zwangsouting erledigt, weil ein Kollege meinen Mann und mich im Urlaub gesehen hatte "schwer verliebt, nicht mit einer Frau", wie es dann rund ging. Es war schade so, weil ich diesen Kollegen immer nett fand, jetzt habe ich erst ein halbes Jahr später zufällig erfahren, dass es von ihm ausging, wie mir berichtet wurde "gut katholisch und total geschockt", aber rumtratschen!
Die Kunden wissen nichts, konservativer Kreis, da sage ich auch nichts, geht sie nichts an.
Tja, "mein Mann" - manchmal tut es mir gut, das zu sagen, ich würde mich hinterher ärgern, wenn ich mich verstecken würde, zumal ich das vor meinen Eltern brauche und ihnen gern damit komme, weil sie meinen Mann nicht wirklich akzeptieren.
Aber wenn ich bei einer Versicherung etc. anrufe, um etwas zu klären, dann ist es für mich immer noch komisch von meinem Mann zu reden - ich mache es, aber längst nicht so leicht, wie "meine Frau". Ich glaube auch nicht, dass sich das noch ändern wird, wir leben in einer Hetero-Gesellschaft und ich bin darin aufgewachsen, bin geprägt.
Extrem wäre es z. B., wenn wir nach Russland in Urlaub fahren würden. da hätte ich eher Angst ... also kein Urlaub in einem homophoben Land.
Trotz allem - es geht um mein Glück, dafür bin ich verantwortlich und nicht die anderen! Wenn du entscheiden müsstest: Glücklich mit deiner Frau, auch wenn man dafür manchmal in der Öffentlichkeit auffällt oder unglücklich getrennt/gestresst und immer angenehm angepasst ...
Ameise, denk daran, du hast Ausdauer und Fleiß, du schaffst das
(Hast du deine Frau eigentlich mal gefragt, warum sie in der Öffentlichkeit kein Händchen halten will? Angst vor Blicken oder gar Repressalien? Oder ist es "nur" das anerzogene Gefühlt, es sei falsch?
Ich war im falschen Film, jetzt nicht mehr.
Dir alles Gute und liebe Grüße
Zeev