Meine bisherige Geschichte.

Da hast du recht maks. Es geht richtig los jetzt.

- der erste Arbeitstag ist geschafft:

Nun bin ich nach meinem ersten Arbeitstag wieder zu Hause und habe zu Abend gegessen. Nun bin ich mit einer positiv zufriedenen Müdigkeit durchdrungen. Einem "ja - du hast es geschafft"! Die Kollegen und die Arbeit ist gut. Endlich mal ein Programm, Kollegen und Ort, wo man gut arbeiten kann. Mein Chef hat mir heute nicht nur den unterschriebenen Arbeitsvertrag ausgehändigt, sondern auch gleich die Schlüssel zur Kanzlei. Ich frage mich nur, wer auf solch blöde Passwortkombinationen kommt, um in ein Programm rein zu kommen. Bäh! Aber daran soll es ja auch nicht liegen.

Hoi Bätes
solange du "nur" mit Passwörtern zu kämpfen hast, klingt das aber gut. Hoffe du kannst weiter so schöne positive Nachrichten senden. Freut mich sehr für dich.

Hiho ihrs!

Der zweite Arbeitstag ist erfolgreich beendet. Mein Chef ist wirklich klasse. Er will mit mir die Tage überlegen, welche Fortbildungen für mich gut wären, damit ich im Steuerfach wieder auf einen aktuellen Stand komme. Vorhin hat er mich gefragt: "Kommen Sie auch morgen wieder?" Ich schaute ihn nur verduzt an und sagte: "Ja, natürlich." Er sagte darauf nur: "Ich habe nur gefragt, weil ihr vorgänger nach zwei Arbeitstagen nicht mehr gekommen ist. Ich bin froh, dass ich Sie habe." Das hört sich doch hervorragend an. Auch für die Zukunft. Ich könnte vor Freude die ganze Welt umarmen.

Der letzte offizielle Antrag ist raus:

Seit gestern ist es amtlich. Mein offizielles Schreiben an den Generalminister ist auf dem Weg über München nach Rom. So könnte ich bis Ostern aus dem Orden offiziell raus sein.

Ansonsten läuft es im Beruf sehr gut. Mein Chef wirkt auf mich, als hätten wir die Probezeit vereinbart, weil dieser im Mustervertrag der Steuerberaterkammer vorgesehen ist. Ich kann mich nicht beklagen. Soll demnächst weitere Aufgaben übernehmen. Sobald ich etwas Geld gespart habe, geht es auf Wohnungssuche. Juchuuuu!!!!

wieder ein Stück weiter:

Nun ist nicht nur mein erstes Gehalt auf dem Konto, sondern die Provinz hat mir ein zusätzliches Sümmchen vermacht als Überbrückungsgeld. So werde ich bei Beendigung der Probezeit ein gutes Polster für die Wohnungseinrichtung. Sprich: Das neue Leben kann weitere Formen annehmen.

Lieber Bätes,

deine Geschichte (bisher) finde ich spannend und bewegend. Ich bin der Ansicht, dass es ein Weg sein wird, für den du sehr viel Kraft und Mut wirst aufbringen müssen. Klar ist in meinen Augen, dass der Weg kein Einfacher werden wird, aber bestimmt einer, der sich für dich lohnt und den du wirst gehen müssen. Denk an den Psalm 23 - allein wirst du nicht sein Alles Gute wünsch ich dir. J.

Lieber juuu29,

danke für deinen Beitrag. Ja, der bisherige Weg war nicht einfach. Besonders wenn ich daran denke, wie ich mit dem ersten Brief an meinen Provinzial, vor seinem Postfach stand und noch zögerte, ihn wirklich einzuwerfen und den Stein zur Veränderung ins Rollen brachte. Den Brief zu schreiben, war ja noch relativ einfach. Ihn aber dann auszudrucken und einzuwerfen, war schon eine Überwindung. Nachdem sind nun etwas mehr als 4 Monate vergangen. Vom heutigen Standpunkt aus gesehen, war es jedoch eine richtige Entscheidung. Sicher ist der Weg noch nicht beendet. In der Zwischenzeit ist das Austrittsgesuchen in Rom bei der Generalleitung des Ordens. Erfahrungsgemäß müsste bis Ostern die sogenannte "Dispens und Laisierung" durch sein. Nach der Probezeit werde ich dann ab dem 01.05. mich auf Wohnungssuche begeben. Dies ist dann der nächste Schritt. Wohnung suchen und einrichten. Arbeitsmäßig hat es mich auch gut angetroffen. Derzeit kann ich mich rundherum nicht beklagen und kann sagen: Es ist gut, dass ich den Brief eingeworfen und den Stein fürs neue Leben ins Rollen gebracht habe. Der Mut dazu hat sich bis jetzt vollends gelohnt.

Ich hoffe, das jeder und jede, bei dem sich eine Veränderung im Leben abzeichnet, den Mut findet den Weg zu gehen. Sei der Weg auch nicht leicht. Denn wie heißt der Spruch so schön: "An der Kreuzung des Lebens ging ich den Weg, der am Wenigsten gegangen wurde und dieser veränderte mein ganzes Leben". In den letzten Tagen begleitet mich besonders das Lied "Leb" von der Gruppe Schandmaul. Ich finde, das Lied hat etwas.

Kleine Info:

In den letzten Wochen hat sich bezüglich Ordensaustritt noch nichts getan. Habe aber beim Provinzial mal nachgefragt, ob er was gehört hat. Aber biher keine Reaktion. Naja, da heißt es wohl: Am Ball bleiben.

Dafür ist aber als Positives zu nennen, dass heute meine Probezeit vorbei ist. Somit bin ich einen Schritt weiter. Nun kann ich mich der Wohnungssuche widmen.

Seit gestern ist es amtlich:

Per Dekret aus Rom bin ich nun von meinen ewigen Gelübden offiziell entbunden worden. Nun habe ich wieder einen Schritt geschafft und kann weiter nach vorne schauen. Durch das Leben außerhalb des Ordens habe ich für mich gemerkt dass es der richtige Weg und Entscheidung war. Kaum zu glauben, dass es schon fünf Monate her ist, seitdem ich aus München wegzog. Seitdem ist viel passiert. Die Zeit hat aber auch gezeigt, dass es eine gute Entscheidung war.

seit langem wieder einen Schritt weiter:

Seitdem ich aus den Orden Anfagn Dezember 2012 verlassen habe, hat sich ja einiges getan. Nach erfolgreicher Jobsuche und dem Prozedere um den Ordensaustritt, hat sich nun der nächste Schritt erledigt. Am 15.07.13 werde ich in meine eigene Wohnung einziehen. Dann kann ich wirklich mein eigenes Leben leben. Also es wird und darüber bin ich froh.

Neulich habe ich des Nachts geträumt, ich wäre zurück in München und im Orden. Im Traum habe ich mich gefragt: "Was mache ich hier? Wie komme ich wieder hierher? Hierhin wollte ich doch nicht wieder zurück!" Ich bemerkte schnell wieder die Gründe, weswegen ich dort weggegangen bin. Als ich davon aufwachte, war ich froh, dass es nur ein Traum war. Ich bin froh, dass ich bald meine eigene Wohnung habe und die letzte Hürde nehmen kann. Nachdem ich gestern auf dem CSD in Köln war, ist es mir wieder bewusster geworden, wohin mein Weg geht und wer und was ich bin. Wenn ich es bildlich beschreiben soll, umgibt mich das coming out derzeit wie eine stabile Plastikhülle, die ich noch durchbrechen muss. Aber innerlich spüre ich, dass es an der Zeit ist, dies in Angriff zu nehmen, um ganz frei zu werden und mein Leben zu Leben, wie ich es mag. Auch um mir und anderen sagen zu können: "Ja so bin ich! Ja das bin ich!"

So sehe ich mich noch, wie ich zitternd und zweifelnd vor dem Postfach des Provinzials im letzten September stand. Überlegte, sollst du den Brief mit der Bitte um Entlassung aus dem Orden einwerfen oder nicht? Wenn ich es tue, werde ich damit einen Stein ins Rollen bringen, der nicht mehr zu stoppen ist. Ich aber nur sagen, dass es eine gute Entscheidung war, den Brief einzuwerfen.

Hallo Bätes,

glaub mir, sobald du den letzten Schritt gemacht hast und wirklich innerlich frei bist wirst du merken, dass dies eins der schönsten Gefühle sein wird, die du bisher erlebt hast.

Eigentlich könnte man etwas neidisch werden, da dies bei mir halt schon sehr lange her ist, kann mich aber trotzdem noch sehr gut daran erinnern.

Ich freu mich immer zu hören wenn andere endlich, ich sags mal mit deinen Worten, ihre "Plastikhülle" durchbrechen.

Wünsche dir alles Gute bei deinen weiteren Schritten und halt uns auf dem Laufenden denn von deinen Erfahrungen werden viele andere profitieren können.

LG

Rafi



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 07.07.13 13:58.

Lieber Raphael,

Danke für deinen Beitrag. Spüre mehr und mehr, dass es an der Zeit ist, auch die letzte Hürde zu nehmen, um wirklich frei zu sein und der bisherigen Enge zu entfliehen. Wie heisst es in einem Spruch: "Wenn du deine Liebesgeschichte schreibst, gib deinen Stift nicht aus der Hand."

Es heisst ja auch, dass es Milliarden Menschen auf der Erde gibt und im ganzen Universum Millionen oder Milliarden erdähnlicher Planeten gibt. Bei den Millionen und Milliarden gibt es jeden von uns nur ein einziges Mal. Daher soll jeder auf sich achten und nicht durch Zweifel all das tun was andere meinen was man tun muss und sich dabei selbst zerstört. So nach dem Motto: Schreibe auf meinen Grabstein: "Allen hat mein Leben gefallen, nur mir nicht."

Quote

So nach dem Motto: Schreibe auf meinen Grabstein: "Allen hat mein Leben gefallen, nur mir nicht."

Dieser Spruch hat mir noch in meiner Samlung gefehlt!

Danke dafür.

lg.
Victor

Lieber Bätes,

als Neuling hier freue ich mich über jede Geschichte, wo es jemand "geschafft" hat, authentisch zu sein und sein Leben zu geniessen, wie es sein soll! Im Job sscheinst Du Dich ja gut eingelebt zu haben, jetzt hoffe ich, dass Dir Düsseldorf eine gute neue Heimat wird und Du Du schnell die richtige Altbiersorte für Dich findest))

Gruss auch aus Düsseldorf
Aviator

Hi Aviator!
Ich halte mich ans Uerige und Schuhmacher. Vielleicht auch noch er Füchschen um et Düsseldorfer Dreigestirn voll zu machen. Bin guter Dinge wenn man bedenkt was So alles passiert ist seit Dezember. Vor allem was ich geschafft habe.

Hallo Bätes,

Du kannst wirklich stolz sein! Ganz so viel habe ich ja nun nicht geschafft, wobei auch bei mir das letzte Jahr die entscheidenden veränderungen mit sich gebracht hat.

Füchschen und Uerige :-) gute Wahl..
Toi toi toi für Deinen Umzug nächste Woche

Gruss
Aviator

@Viktor: Den Spruch habe ich irgendwo mal gelesen. Fand ihn ganz passend.

@Aviator: Bei dir wird sicher auch alles gut werden. Da bin ich sicher. Bin froh, dass es mit der Wohnung geklappt hat. Freue mich.

Hallo Bätes,

es ist schön zu lesen wie es bei dir Schritt für Schritt aufwärts geht. Mach das weiter so !

LG Billy

Hiho Billy,

Ich werde mich bemühen. Spüre das es der richtige Weg ist. Und das ist gut so.

kleine Aktualisierung:

Nun ist es geschafft. Der Umzug in die eigene Wohnung ist geschafft. Wenn ich so auf die letzten neun Monate zurückschaue, habe ich viel geschafft seitdem ich aus München und dem Orden weg bin. Vielleicht ist es Zufall, daß der Wechsel ins neue eigenständige Leben neun Monate dauerte. Von dentschuldige damals vor mir liegenden Aufgaben habe ich viele erledigt, wie Umzug, Jobsuche, Antrag den Orden zu verlassen, Wohnungssuche. Nun liegt nur noch das CO an. Obwohl es von meinen Freunden einige wissen, fehlt noch die engste Familie. Letzte Woche habe ich es meinem Bruder erzählt. Er hat es positiv aufgenommen. Nun fehlen nur noch die Eltern. Aber das bekomme ich auch noch hin.

Letztendlich kann ich sagen, daß es die richtige Entscheidung war, mein Leben zu ändern. Denn durch den Kontakt zu ehemaligen Angestellten und Mitbrüdern erfahre ich sagen, wie sich alles entwickelt. Dies ist für meine Entscheidung oft eine Bestätigung, den richtigen Weg gewählt zu haben.

Hi Bätes,

cool, dass das alles so klappt wie du es dir vorstellst und vorgenommen hast. Und für das CO bei deinen Eltern drücke ich die Daumen...

Ciao, Tim

Hi Tim,

ja, das wird schon werden mit den Eltern. Da bin ich mir sicher. Seit Dezember 2012 habe ich ja viel geschafft. Dann werde ich dies auch noch schaffen.

fast vor einem Jahr / wie schnell die Zeit vergeht:

Als ich vergangene Woche an der Nordsee im Urlaub war, ging mir der Urlaub vor einem Jahr durch den Kopf. Dort habe ich mir intensiv überlegt, ob ich aus dem Orden ernsthaft austreten soll und mein Leben komplett umstelle. Ich hatte ungehäure Angst davor, den ersten Brief an den damaligen Provinzial des Ordens zu schreiben. Mich beschäftigten die Fragen, wie es mit ner Arbeitsstelle aussieht, nachdem ich 10 Jahre aus dem Beruf raus war, oder mit einer Wohnungssuche, die Zukunft als solche.... ? Nach dem Urlaub tigerte ich häufig in meinem Zimmer hin und her. Schrieb lange an dem Brief an den Provinzial. Ich brauchte lange, bis ich den Brief fertig hatte und den Mut fand, ihn auch einzuwerfen.

Jedoch heute kann ich sagen, dass es die beste Entscheidung gewesen ist, die ich treffen konnte. Nachdem ich nun meine eigene Wohnung und eine Arbeitsstelle habe, fühle ich mich so wohl, wie seit langem nicht mehr. Ich bin froh, dass ich "die einengende Einschweißfolie" durchdringen und ablegen konnte. Vor allem bin ich froh, nicht mehr als laufendendes, digitales Uhrwerk funktionieren zu müssen. Gut, wenn ich zur Arbeit muss, dann muss ich zwar schon zeitig raus, aber im Orden war es viel extremer gewesen.

Fazit nach einem Jahr:

Ich könnte das Lied singen: "Wer hat an der Uhr gedreht?" Nun ist es ein Jahr her, seitdem ich mit meinen sieben Sachen aus München ausgezogen bin. Man soll es nicht für möglich halten, was ich den vergangenen 12 Monaten erreicht habe. Auszug aus Ägypten, Arbeitsstelle gefunden, dortige Probezeit überlebt, eigene Wohnung gefunden und meinen Austritt aus dem Orden erklärt. Wenn ich nun so zurück blicke kann ich voller Zufriedenheit sagen: "Es ist und war eine gute und richtige Entscheidung!" Das Ordensleben ist zwar ein Teil von mir. Es war eine gute Zeit. Aber ich kann dennoch sagen, dass es für mich gut war, das Leben noch einmal in die Hand zu nehmen. So stelle ich für mich fest, dass es Zeiten im Leben gibt, die einem für eine Zeit gut und wichtig sind. Auch gibt es Zeiten, in denen es Zeit für Veränderungen ist. Auch wenn man nicht weiß, wie es wohl weitergehen wird. Ich bin daher froh, dass in diesem Jahr aus vielen Fragezeichen ein Ausrufezeichen geworden ist.