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Das verhexte rote Kleid

geschrieben von E.T. 
Das verhexte rote Kleid
31. März 2014 19:11
Wie heißt es so schön in Märchen, es war einmal! Hier geht das Dilemma schon los, denn eigentlich hat das Märchen noch gar kein Ende. Egal - ich stecke sowieso schon mitten drin.
Es war einmal ein Mann, der die Hälfte seines Lebens hinter sich hatte. Er hatte zwei Tage zuvor bei Menschen, bei denen er freundlich aufgenommen wurde und die seine Lebenssituation verstanden, da sie ähnliche Erfahrungen hatten ohne eine Vorwarnung einen "Flash back".
Auf einmal war der Mann, wieder ein kleiner Junge. Er war unbeschwert und spielte "Verkleiden". Im Schlafzimmer der Eltern mit dem grossen Spiegel und Mutters Kleidern machte ihm das viel Spass. Leider musste er fast immer alleine spielen, denn er schämte sich sehr dafür, das er arm war und die anderen Kinder ihn deshalb mieden und manchmal sogar ohne Grund verprügelten. Einmal hatte er seinem Vater von der Prügel erzählt, was diesen sehr böse machte. Er wurde so zornig, das der Junge begann zu weinen. Der Vater reagierte sofort und ohrfeigte den Jungen und schrie ihn an, dass er gefälligst keine Memme sein solle. Und überhaupt würde aus ihm ja nie ein richtiger Mann werden, so wie er einer ist.
Schon früher hat das Kind seinen Vater zum rasen gebracht. Einmal wollte der Vater, der regelmäßig und viel Alkohol trank und oft das ganze Geld der Familie und oft noch mehr verspielte, mit seinem Sohn vor seinen Kumpanen in der Wirtschaft angeben. Der Junge wurde mitgenommen zum "Frühschoppen" und angewiesen ruhig auf seinem Platz zu sitzen und zu tun, was man von ihm verlangte. Es war furchtbar langweilig für den Knirps und die Männer wurden immer merkwürdiger, je länger er da so saß. Irgendwann bekam er ein kleines Glas mit einem Getränk , das anders aussah wie seine bisherige Fanta und schäumte. Sein Vater forderte das er das trinken solle. Da der Tonfall, den er von seinem Vater kannte, keinen Widerspruch duldete trank er vorsichtig von dem Getränk. Es war ekelig bitter und er wollte es auf keinen Fall austrinken und sagte das nach einem Schluck auch. Die anderen Männer lachten und spotteten, was ihr Kumpan denn da für einen Sohn habe. Dieser geriet sehr in Zorn und zog den Jungen am Ohr aus der Wirtschaft. Auf der Strasse gab es dann Ohrfeigen und Verwünschungen für den Jungen.
Ein anderes Mal, der Junge war gerade in die Schule gekommen, gab es eine Verabredung zum Schwimmen zwischen seinem Vater und dessen Freund, der auch einen etwas jüngeren Sohn hatte. Die beiden Jungs verstanden sich gut und obwohl der jüngere schwimmen konnte planschten sie gemeinsam im Nichtschwimmerbecken und hatten Spaß. Als der Vater sah, das sein Sohn mit dem kleineren und jüngeren, welcher im Gegensatz zu seinem Kind sogar schwimmen konnte, Spaß hatte, da wurde es ihm zu bunt und er befahl seinen Sohn zu sich. Er solle gefälligst aus dem Babybecken heraus und schwimmen lernen! Dann nahm er ihn und schubste seinen Sohn ins tiefe Becken, denn sie Standen dicht am Rand an einer Stelle die sehr tief war. Der Junge schluckte Unmengen Wasser und bekam große Angst und irgendwann verlor er wohl das Bewusstsein. Als er wieder zu sich fand lag er auf einer Bank am Beckenrand und hörte wie sein Vater, dem Vater des kleineren Jungen erklärte, das es wohl besser gewesen wäre, wenn die "kleine schwule Ratte" ersoffen wäre.
So vergingen einige Jahre und Beispiele dieser Art gab es einige. Der Vater trank auch immer mehr und verprügelte seine Mutter, die der einzige Halt des Jungen war. Der Kleine musste sogar mit ansehen, wie der Vater seine Mutter aus dem Fenster der Wohnung im fünften Stock werfen wollte. Das er es nicht tat, lag wohl nur daran, das der kleine plötzlich ins Zimmer kam und laut anfing zu schreien. Dieses unverhoffte Ereignis rettete seine Mutter.
Jetzt versteht ihr bestimmt, warum sich der Junge dann in seine Traumwelt flüchtete. Er spielte für sich und war völlig entrückt, so wie es nur unschuldige Kinder können. In viel zu großen roten Damenschuhen mit viel Absatz und einem roten Kleid seiner Mutter, sowie einer Schleppe die aus einer weißen Gardine bestand spielte er also vor dem Spiegel im Schlafzimmer, als sein betrunkener Vater in den Raum kam.
Als der Vater ging, war der Junge tot! Nein, nicht so, das er nicht mehr atmete, oder sich nicht mehr bewegen konnte, er fühlte sich einfach nicht mehr. Hatte er bisher immer seine eigene kleine Welt gehabt, die ihm Sicherheit gab, so war es nun so wie er sich den tot vorstellte. In der tat spielte der Junge nun oft ein anderes Spiel. Er zog seine besten Kleidungsstücke an , legte sich in sein Bett und zog die Decke über den Kopf. Seine Mutter bemerkte das etwas nicht stimmte, bezog es aber darauf, das der Junge mit ansehen musste wie der trinkende Vater sie schlug. Der Junge klagte auch nie sein leid, weil er meinte, das sie ihn dann verlassen könnte, weil er so viel ärger bereitete. Von diesem Tag an folgte der Junge immer den Wünschen und Anforderungen die die Menschen an ihn hatten und reagierte nur noch.
Er bemühte sich in der Schule der beste zu sein, er bemühte sich es den Erwachsenen recht zu machen, damit er nur nicht auffiel. An Altersgenossen orientierte er sich nicht.
Als der Junge fast vierzehn war veränderte sich etwas. Der Vater trank und schlug immer mehr. Manchmal war kein Geld da, für ein sättigendes Essen und seine Mutter verzweifelte immer mehr. Irgendwie sah er, das auch sie dabei war zu sterben. Die Angst um seine Mutter wuchs immer weiter und er beschloss, beim nächsten Angriff auf seine Mutter, diese waren inzwischen nicht nur Schläge , sondern bestanden auch darin das seine Mutter gegen ihren Willen bereit sein musste ihrem Mann eine Frau zu sein, was der Junge mehr als einmal mitbekam, sich gegen seinen Vater zu wenden. Er nahm das große Küchenmesser aus der Schublade und versteckte es zwischen seinen Büchern und er war bereit es zu nutzen. Er war ja schon tot, das wollte er seiner Mutter ersparen. Er nahm sich vor seinen Vater mit dem Messer ins Herz zu stechen und danach selbst aus dem Fenster zu springen, dann wäre seine Mutter endlich frei.Aber es sollte ganz anders kommen.
Seine Mutter fand das Messer und, obwohl sie keine Antwort bekam, was das Messer zwischen den Büchern sollte, hatte sie wohl die Antwort geahnt. Einige Abende später drohte der Mann, das er jetzt kommen würde um Geld zu holen und das sie schon mal die Polizei rufen könne, wenn sie keins hätte. Natürlich war er sehr betrunken und so war klar, was passieren wird. Die Mutter nahm den Sohn auf das sie das Haus schnell verlassen, doch durch ein Fenster war der Mann schon zu sehen, wie er auf die Tür zu ging. Sie würden die fünf Etagen nie schnell genug schaffen und ihm somit in die Arme laufen. Völlig in Panik rannten der Junge und seine Mutter auf den Dachboden des Hauses, der als Trockenboden und Lagerraum genutzt wurde, wo jede Wohnpartei einen kleinen verschlossenen Bretterverschlag hatte. An einem Verschlag fehlte das Schloss und so versteckten sich die zwei unter Unrat und Gerümpel und hörten zu, wie der Vater schrie, sie verfluchte und die Wohnungseinrichtung zertrümmerte. Es war Februar und es war Kalt, nur knapp über Null Grad und die beiden versteckten sich über Stunden dort. Einmal kam der Mann, das Wort Vater brachte der Junge schon lange nicht mehr mit ihm in Verbindung, auch auf den Dachboden aber es war zu dunkel und so fand er sie nicht.
Die Flucht endete bei einem Onkel des Jungen, dem Bruder seiner Mutter, der ihnen Schutz und Unterkunft gab.
Von nun an ging das Leben anders weiter. Der Mann fand sich damit ab, das die Familie fort war und nahm sich eine andere Frau. Die Mutter war sehr fleißig und nahm eine Arbeit an und der Junge wurde der "Mann im Haus". Immer noch versuchte er seiner Mutter nie eine Last zu sein und stellte seine Wünsche hinten an. In dem neuen Mietshaus lebten viele gleichaltrige Jugendliche, den dazu war der Junge inzwischen geworden, doch obwohl er gerne etwas mit ihnen unternommen hätte, versagte er sich das, da sie manchmal etwas wild waren und auch Dinge taten, die ihnen verboten waren, wie heimlich rauchen und Alkohol trinken. Er wollte doch nicht das seine Mutter Kummer seinetwegen hatte.So vergingen die Jahre und alle Schulkameraden hatten Freundinnen nur er nicht. Er war immer das "fünfte Rad" am Wagen und blieb lieber alleine. Natürlich wusste er auch bescheid darüber, das die Paare nicht nur knutschten, aber er war überzeugt, dass seine Zeit schon kommen würde. Bis dahin würde er halt das tun, was alle in dem Alter wohl taten und alleine waren, um sich Befriedigung zu verschaffen. Als er knapp 18 Jahre war fand seine Mutter einen neuen Ehemann. Dieser war ein solider Beamter und bot ihr Sicherheit und Wohlstand. Der junge Mann, denn das war er inzwischen, freute sich für seine Mutter und ganz langsam bekam er wieder Hoffnung, das es auch ein Leben für ihn geben könnte. Seine Mutter heiratete und bald schon bezogen sie gemeinsam ein Einfamilienhaus in einer "guten Gegend". Zu dieser Zeit hatte der Junge Mann gerade sein Abitur gemacht und konnte einen fast vergessenen Kindheitstraum war machen und zur See fahren. Er liebt das Meer und sein Traum, ja inzwischen erlaubte er sich wieder welche zu haben, war es Kapitän zu werden. In dieser Zeit des wieder ins Leben kommen, entdeckte der junge Mann, das er die Körper von Männer viel schöner fand wie die von Frauen. Da er aber mitbekommen hatte wie seine Mutter und vor allem sein Stiefvater dazu standen, sagte er ihnen das aber nicht, besonders weil er fürchtete, das der Stiefvater seine Mutter dann verstoßen könnte und diese wieder arm sein müsste. Allerdings war er unvorsichtig gewesen, und als er von einer Seereise zum Heimaturlaub kam lag da ein Katalog mit "heißer Wäsche" für Männer den er bestellt hatte, nur das er von seiner Mutter aus dem neutralen Umschlag gezogen wurde. Sie fragte ihn ob er einer von diesen da, sie zeigte dabei auf zwei Männer auf dem Deckblatt des Katalogs die sich an der Hand hielten, sein würde. An diesem Tag starb er zum zweiten mal.
Das Muster war wie beim ersten Mal. Er tat nur noch was von ihm erwartet wurde. Sex gab es nur mit der Hand und auch nur mit schlechtem Gewissen. Mit 27 Jahren findet er eine Frau, die ihn fasziniert und er glaubt wirklich, das die Sehnsucht nach Männern nur eine Phase war. Es folgen erste sexuelle Erfahrungen mit ihr und das er das als nichts besonderes empfindet schiebt er auf seine Unerfahrenheit. Mit 31 Jahren heiratet er diese Frau. Er arbeitet viel und gibt mindestens 120 % , seiner Frau erfüllt er alle Wünsche wenn er es nur irgendwie realisieren kann. Er kauft ein Haus, schenkt ihr zwei Pferde und macht neben seinem Job noch Haushalt. Freunde und Hobbys hat er schon lange vernachlässigt. Seine Frau liebt ihn sicher, aber er fühlt nichts nur Druck. Das macht ihm Angst. Er macht Fehler und wird unsicher. Er wird gefragt was los ist und bekommt so gespiegelt, das seine Unzulänglichkeit offen liegt. Als er das bemerkt sieht er nur einen Weg, warum auch nicht, ist es doch nur konsequent auch physisch aus dem Leben zu gehen, wenn man seine Seele schon lange für tot hält.
Der Busfahrer hatte gute Reaktionen und der Mann Glück in seinem Unglück. Es folgte ein Klinikaufenthalt in einer Fachklinik für "Burn out" Patienten. Er war sehr lange da und wurde als nicht geheilt entlassen. Erst viele Monate später hatte er mit Hilfe seines Psychologen wieder zurück in die Umwelt gefunden. In den vielen Gesprächen wurde ihm klar, das er sich bisher in seinem Leben hat leben lassen. Das war eine schmerzhafte Erkenntnis! Aber nun hat er sich ein etwas vorgenommen. Nun endlich wollte er sein Leben!
ER wechselte seinen Arbeitgeber, der ihm sehr zugesetzt hatte und versuchte seiner Frau zu erklären, das ihm klar geworden ist, das er schwul ist, diese ignoriert diese Information einfach und unterbindet jeglichen Versuch das Thema zu besprechen. Im Reich der unbegrenzten Möglichkeiten stößt er auf die Seite von CO30 die jemand aus Münster betreibt. Er schreibt dort seine Geschichte in kurzer Form auf und ist überrascht über den regen Zuspruch, der ihn ermutigt nicht aufzugeben.Und so kommt es, das er kurze Zeit später mit einem sehr engagierten lieben Mann zu einem Treffen fährt. Dort trifft er einige andere schwule (ex) Ehemänner und auch Väter und ist überrascht über den offenen Umgang miteinander und die tolle Stimmung, man kann sagen er fühlte sich wohl und bestätigt. Endlich war er zurück im Leben!
Noch voller Mut und Tatendrang durch das besuchte Treffen meldete er sich auf den "blauen Seiten" an und diesmal meinte es das Schicksal gut mit ihm. Keine zwei Monate nach dem Treffen der CO30er hatte er seinen "Prinzen "gefunden und ist bis heute mit ihm glücklich. Der Abnabelungsprozes von seiner Frau läuft nur schleppend, aber sein Partner unterstützt ihn, ohne ihn zu drängen. Seine Frau hat die bisherige Haltung beibehalten, was ihm sehr zusetzt, denn auf eine andere Weise liebt er sie immer noch, wenn auch nicht mehr als Partnerin.
Und damit wären wir wieder am Anfang. Wieder gab es ei Treffen und ich war nach zwei Jahren wieder dabei. Der Begleiter von damals war der Einladende. Zum Teil sah ich alte Bekannte wieder, was mich sehr freute, aber auch "neue" Menschen konnte ich kennen lernen, die ich ohne Ausnahme, sofort mochte. Zwei der Männer haben einen wirklich "bekloppten" Film gemacht, der wirklich zum wegbrüllen lustig war und ich durfte mit zusehen. Ich fand das klasse, denn es vertiefte für mich das Vertrauensverhältnis noch zusätzlich. Die zwei agierten in roten Damenkleidern und mit Schleppen vor der Kamera und mir blieb fast die Luft weg vor erstaunen aber auch lachen, als plötzlich und ohne eine Vorahnung ein anderes Bild vor mir auftauchte. Ich nahm den Bildschirm nicht mehr war, sondern sah meinen ganz persönlichen Film. Der Film mit einem kleinen Jungen in Mutters rotem Kleid, wie er im Elternschlafzimmer unbeschwert spielt und dann... .
Etwa eine Stunde Einsamkeit und Tränen habe ich gebraucht um mich wenigstens soweit zu sammeln, damit ich noch ein knappes Tschüß für diese lieben Menschen zusammenbekommen habe. Ich war am Ende meiner Kraft, nie hätte ich gedacht, das so etwas passieren würde und ich entschuldige mich bei allen die auf dem Treffen waren für mein schlechtes Benehmen. Bitte tragt es mir nicht nach. Schon im Wegfahren sah ich die beiden "Filmstars" am Haus, wie sie betroffen zu mir sahen und so habe ich nochmal durchgeatmet und bin zu ihnen und habe versucht mein Verhalten zu erklären. Ich danke beiden für das was sie sagten und taten.
Warum ich diese Geschichte hier schrieb? Ich denke es ist eine von vielen Lebensgeschichten und es war mir wichtig aufzuzeigen, das es für jeden von uns nur ein Leben gibt (aber viele Möglichkeiten sich tot zu stellen). Es tut verdammt weh, solche Erinnerungen erneut zu durchleben, aber es zeigt auch das ich fühle und das ich lebe. Ich LEBE!

Danke an euch alle, die mich bisher unterstützt haben und die zu mir halten. Allen "Neulingen" auf CO30 kann ich nur schreiben, kommt zu den Treffen und nutzt eure Chance!
Re: Das verhexte rote Kleid
31. März 2014 21:59
Hallo E.T.,
ich habe es dir heute im Chat ja schon gesagt. Ich bewundere deine Kraft, welche dir trotz allem hilft dich selbst zu finden. Gib nicht auf- lebe !!!

Alles Liebe Billy
Re: Das verhexte rote Kleid
01. April 2014 10:49
Hallo Billy,
danke für Deine ermutigenden Worte. Was die Bewunderung angeht, so bitte ich davon abzusehen. Ich bin einer unter vielen und es geht mir mit der Veröffentlichung dieser Geschichte nicht um meine Person. Für die Besucher des Treffens sollte es auch eine Erklärung meines Verhaltens sein, für alle Anderen soll es eine Ermutigung sein, dieses Forum zu nutzen. Bitte schreibt hier eure Geschichte auf , so wie Du Billy es schon getan hast. Gebt den Lesern, die hier suchen das Gefühl, das sie mit ihrer eigenen Geschichte hier richtig sind, ohne wenn und aber.

Liebe Grüße
E.T.
Re: Das verhexte rote Kleid
01. April 2014 12:38
Hallo E.T.
ich bin schockiert und aber auch erfreut über Deinen Bericht hier. Schockiert hat mich das "Päckchen" was Du zu tragen hast. Erfreut hat es mich, das zwischen Deinen Worten steht, das Du dich nicht unterkriegen lässt und Deinen CO-Weg weiter gehst. Ich bin Überzeugt das Dir für die Zukunft ein glückliches Leben gelingen wird. Ich jedenfalls drücke Dir alle Daumen dafür.
Viele liebe Grüße
Fred
Re: Das verhexte rote Kleid
01. April 2014 13:29
Hallo E.T.

Vielen Dank für diese wahnsinnige Geschichte.

Wenn Zeit zum Gehen ist, dann soll man gehen. Das ist einfach nur Selbstschutz, und das ist wichtig.

(ich musste das zwei Tage später erleben, als Hals über Kopf bei meiner Mutter abgereist bin. Auch dort erlebte ich einen Flashback aus meiner Jugend, den ich vor Ort irgendwie nicht verkraftet hätte ... also ... weg!)

Man sieht sich! :-))

lg.
Victor
Re: Das verhexte rote Kleid
02. April 2014 11:38
Hallo Fred,
Danke für Deine Worte über die ich mich sehr gefreut habe. Wie jeder auf CO30 habe ich ein "Päckchen" zu tragen, aber ich sehe es nicht mehr als Bedrohung an. Es ist ein Schatz aus erfahrungen, auch sehr schmerzhaften, aus denen ich Schöpfen kann und will. Zum einen will ich mein Leben leben und dazu gehört auch mit dem Päckchen umzugehen, zum Anderen möchte ich dafür werben Mut zu fassen und sich frei zu machen von den Ängsten, die die eigenen Erfahrungen auslösen und so auch die eigene Entwicklung unterbinden. Auch Dir und Deinem Mann wünsche ich eine glückliche Zukunft.
Liebe Grüße



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 02.04.14 11:44.
Re: Das verhexte rote Kleid
02. April 2014 11:45
Hallo Victor,

du hast völlig Recht! Wenn das Gefühl da ist, dann sollte man gehen. Es wird immer unendlich viele Gründe geben etwas nicht zu tun, aber damit verändere ich nichts. Nur wer sich selbst vertraut, kann auch selbst vertrauen.
Ich wünsche Dir, das sich die Anzahl der Flashbacks auf ein Minimum reduziert und Du deine Energie in das Leben investieren kannst, welches Du führen möchtest.
Liebe Grüße



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 02.04.14 11:46.
Re: Das verhexte rote Kleid
02. April 2014 12:39
Hallo E.T.

vielen Dank.

Auch ich war am Sonntag-abend/Montag/Dienstag plötzlich wieder in meiner Kindheit gelandet ... und das zusammen mit Mutter und Schwester ... es eskalierte ... und dann bin ich "abgehauen" ... Automatik-Modus/Autopilot hat sich eingeschaltet (Selbstschutz?) ... Sachen wie in Trance zusammengepackt, ohne Frühstück, ohne eine Tropfen zu trinken ... ab ins Auto ... auf die Autobahn und weg ... nicht die Touristenroute (die ich eigentlich geplant hatte) ... auf dem schnellsten Wege nach Hause ...

Offensichtlich gibt es für jeden so einen "Flashback-Trigger" ... ich habe es daheim meiner Frau erzählt (sie hat es auch über einen andere Kanal mitbekommen) ... und ich weiß jetzt, wann ich wieder in den Kindheitsmodus umgeschaltet habe ... oder umgeschaltet worden bin ... (leider schon viel zu früh!)

Allerdings hilft mir dieser Vorgang, das Ganze wieder ein etwas mehr abzuschließen ... es muss mal raus, sonst erstickt man dran.

Wünsche Dir, dass Du ebenfalls gestärkt aus der Sache hervorgehst.

Liebe Grüße
Victor
Re: Das verhexte rote Kleid
03. April 2014 22:33
Hallo E.T.

was für eine Wahnsinnsgeschichte ... ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich bin schockiert, gefesselt, beeindruckt von der Tiefe Deiner Einsicht, ein wenig befreit durch das Ende ...

Ungewöhnlich schon, wie früh in der Kindheit Du mit der Schilderung angefangen hast. Dies zeigt aus meiner Sicht einmal mehr, dass in Deutschland Eltern viel zu lange Kindern unsägliche Dinge antun dürfen. Nicht, dass ich jetzt nach dem Staat rufen würde, aber unsere Kultur des Wegschauens ist oftmals schwer zu ertragen.

Deine Geschichte hat mich gefangen genommen. Obwohl sie so lang ist, musste ich sie fast zwanghaft zu Ende lesen. Die Erzählung in der dritten Person begann mich zu irritieren. Ich war einmal in einer Art Selbsthilfegruppe und dort wurde als Regel für den Gesprächskreis beschlossen, dass jeder über sich immer nur in der Ichform sprechen solle, nie in der dritten Person oder gar unpersönlich. Daran habe ich mich während des Lesens erinnert und gedacht: Er muss das umschreiben, um zu seiner Vergangenheit stehen zu können. Hättest Du die Kraft dazu? Ich erwarte es nicht und rate es Dir schon gar nicht. Aber wenn es hilft ...

Jedenfalls kam dann endlich der stilistische Schwenk zur Ichform, der mich enorm erleichterte. Aber er kommt nach einer Zäsur, da ist noch etwas zu erzählen, zwischen dem neugewonnen Partner, der trennungsunwilligen Ehefrau und dem E.T., der zum Treffen kam und offensichtlich tief getroffen wurde.

Vielleicht bin ich aber zu neugierig. Die Essenz dessen, was dir nach all den Mühen und Verletzungen gelungen ist, sicherzustellen, hast Du in zwei Worte gekleidet:

Quote
E.T.
Ich LEBE!

Da kann ich nur gratulieren! Wollen wir das nicht alle?

Schöne Grüße

Volker
Re: Das verhexte rote Kleid
04. April 2014 16:26
Lieber Victor und lieber Volker,
Ich danke euch beiden für eure Kommentare. Wie Victor, so sehe ich auch eine Chance darin, wenn ich meine schwachen Momente besser abschätzen kann. Inzwischen kann ich sie sogar akzeptieren, zeigen sie mir doch an das mein Fühlen nicht durch die Gesellschaft konditioniert ist (oder besser nicht mehr).Natürlich tut so eine Situation weh, aber dadurch das ich das zulassen kann bin ich doch erst auch in der Lage das Schöne, welches eindeutig überwiegt, zu erfühlen und auch zu wertschätzen. Früher war ich ein Individuum, welches sich über Anerkennung identifizierte, aber der auch glaubte, das nur so ein Leben möglich ist. Heute weiss ich, das dieser masochistische Weg eine gefährliche Sackgasse ist. Nur wer bereit ist die schmerzlichen Erfahrungen anzunehmen, wird es schaffen die positiven Erfahrungen überhaupt wahrzunehmen.
Inzwischen habe ich einige Geschichten auf CO30 gelesen und auch die von Victor, die mir sehr vertraut scheint. Eigentlich ist nicht seine Geschichte mir vertraut, sondern die seines Mannes.
Damit lieber Volker kommst Du ins Spiel. Du hast völlig Recht mit Deiner Vermutung, dass da noch ein entscheidender Punkt in der Geschichte unerwähnt ist. Übrigens bin ich sehr beeindruckt davon, wie scharfsinnig und genau Du meinen Text analysiert hast. Zur Zeit überlege ich, ob ich diese Lücke in meiner Geschichte hier schon schliessen kann und will.
Die dritte Person als Stilmittel habe ich tatsächlich bewusst gewählt. Es ging mir damit darum aufzuzeigen, dass ich nur einer von vielen mit “Vergangenheit“ bin. Der kleine Junge könnte auch wer anders sein, mit einer anderen Geschichte. Victor zum Beispiel hat kurz danach seinen Flash back erlebt. Erst als ich diese Funktion meiner Geschichte erfüllt sah, habe ich mich dafür entschieden in der Ich Form weiterzuschreiben. Die Intention dazu dürfte sich erklären.
Ich Danke euch Beiden , sowie den Anderen die sich geäussert haben.Ein besonderer Gruss geht an Ryan, dessen vergangenen Gefühle und Reaktionen mir so vertraut vorkommen.

Liebe Grüsse
Dirk
Re: Das verhexte rote Kleid
04. April 2014 20:16
He Dirk!

Du hast Dir einen Namen gegeben!!! Das ist großartig!

Wenn ich jetzt auf ein gutes Jahr CO zurückblicke (so kurze Zeit und so viel geschehen), dann erkenne ich, dass der härteste Kampf immer der mit den Dämonen in mir selbst war. Und das habe ich bei so vielen anderen gesehen und sehe es noch. Nackt vor mir selbst zu stehen und mein eigenes Ich zu umarmen, mich willkommen zu heißen, mit all meinen Ecken und Kanten, Eigenheiten, Wünschen und Begierden, das wollte ich erreichen. Mich nicht einfach akzeptieren, zögernd vielleicht, sondern sagen zu können: Das ist Volker, das bin ich und ich bin angekommen.

Selbst jetzt, da ich dieses schreibe, bemerke ich meine körperliche Reaktion auf den Gedanken, die Atmung ist flacher geworden, ich habe Wasser in den Augen, die Gedanken sind träge, ich zittere ein wenig. Angekommen? Vielleicht nicht ganz. Der Weg geht noch weiter.

Mich mit diesem Weg über meinen Namen zu identifizieren, war dabei ein wichtiger Schritt. Deshalb freue ich mich, dass Du ihn getan hast.

Schöne Grüße

Volker
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