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Mein Coming out

geschrieben von Tom5.3 
Mein Coming out
06. Dezember 2020 19:48
Hallo,
ich erzähle nochmal kurz meine Geschichte. Könnt diese aber auch in meinem letzten Beitrag nochmals nachlesen.

Ich bin Tom 30 Jahre alt. Habe eine kleine Tochter und bin hast 10 Jahre mit einer Frau verheiratet.

Vor einigen Monaten habe ich gemerkt, dass ich mich zu einen meiner Angestellten sehr hingezogen fühlte. Er signalisierte mir über Wochen seine Zuneigung. Anfangs habe ich es nicht wahrgenommen es versucht zu ignorieren... irgendwann habe ich angefangen, mich darauf einzulassen. Es fühlte sich toll an. Ich fühlte mich das erste mal seit langem wieder begehrt.

Warum hatte ich dieses Gefühl bei meiner Frau nicht mehr ?
Jahrelanger Kinderwunsch etliche gescheiterte Befruchtungen und eine Stille Geburt in der 39. Ssw.
Zärtlichkeiten wurden nur nach Kalender ausgetauscht.. Zärtlichkeit war nur noch Mittel zum Zweck.

Dann war da dieser Mann. Er hat mein Herz berührt ich fühlte mich wohl in seiner Umgebung. Wir verliebten uns ...
Es durfte nicht sein !! ICH SCHWUL ?
Ich versuchte ihn, auch wenn es mir schwer fiel von mir abzustoßen. Ich wurde zum Arschlochchef..

Gleichzeitig mein schlechtes Gewissen. Meine Tochter war erst 3 Monate. Ich liebte meine Frau. Es lief auch echt gut bei uns. Ich genoss es, mit ihr und unserer Tochter zu kuscheln ,auch Berührungen fand ich toll.Es fühlte sich vertraut und sicher an. Ich fühlte mich komplett.
.ABER ich konnte ihn nicht vergessen, seine Blicke, seine Berührungen, die intimen Stunden verursachten ständig Gänsehaut und Sehnsucht.
Wir trafen uns regelmäßig sowohl beruflich als auch Privat. Ich konnte es nicht aishalten. Ich brauchte ihn .Ich liebe IHN .
Ich vertraute mich meinem Bruder an. Ich musste mit jemanden sprechen.
Mein erstes coming out. Ich wusste aber, dass mir das schlimmste noch bevorsteht. Meine Frau ... meine Eltern... ich wusste,ich werde Menschen enttäuschen und tief verletzen.

Ein paar Tage noch meinem coming out vor meinem Bruder hat meine Frau ein Telefonat mitbekommen. Sie wusste es !! Sie hat es mitbekommen ....

Ihr Blick... ich werde ihn nie vergessen. Sie schrie mich nicht an NEIN sie sagte ein nichts und bat mich sofort auszuziehen. Von meine Tochter verabschieden durfte ich mich nicht. Ich habe es nicht verdient, ich habe ihr Leben zerstört, ihr die chance genommen behütet in einer Familie aufzuwachsen. Das waren die Worte meiner Frau... alles, was ich nach 10 Jahren Ehe von ihr hörte.

Um die Situation zu entschärfen, zog ich sofort aus. Ich konnte sie verstehen.. ich habe betrogen ... aber wie sollte ich anders herausfinden,ob ich diesen Mann liebe oder ob es nur Sexuelle Neigung ist ?

Wir hatten einige Tage keinen Kontakt. Meine Frau fehlte mir aber noch mehr fehlte mir meine Tochter. Sie ist das wichtigste in meinem Leben!! Ich wollte sie nicht verlieren

Nach einigen Tagen nahm meine Frau Kontakt zu mir auf, bat mich um ein Gespräch.
Wir sprachen lange ! Ich musste mir viele Vorwürfe anhören, viel schlucken .. es war okay! Ich habe betrogen und hatte es auch so verdient.
ABER es war ein gutes Gespräch. So itensiv hatten wir Jahre lang nicht gesprochen. Da war wieder dieses vertraute Gefühl. Es war aber anderses war freundschaftlich und nicht dieses Gefühl von Liebe.

Sie brauchte Zeit um all das zu verarbeiten, bot mir aber an, in die Einliegerwohnung in unserem Haus zu ziehen, um meiner Tochter nahe zu sein. Sie stand ehh frei.
Ebenso war sie froh, dass sie es nun wusste und versprach mir, hinter mir zu stehen während meinem weiteren Outing

Eine Woche später zog ich in die Einliegerwohnung. Es war schwer für mich... es war vorbei.. ich bin nun nichtmehr Mittelpunkt ihres Lebens. Sie tat das alles nur für unsere Tochter. Ihr fiel es schwer, mich in ihrer Nähe zu haben. Ihr schien es schlechter zu gehen als sie es sagte

Wenn ich nach der Arbeit nicht nach Hause fuhr wusste sie, dass ich bei meinem Freund bin. Sie wollte nicht, dass ich ihn in meiner Wohnung treffe. Sie konnte es nicht ertragen. Sie konnte es aber auch nicht ertragen, wenn mein Auto 2 Tage nicht vor der Haustür stand.
Mir war bewusst, es würde nicht einfach werden... mir war klar wir würden uns oft streiten. Das taten wir auch !! Ein Rosenkrieg war nicht mehr weit entfernt.

Meine Frau verweigerte mir den Kontakt mit meiner Tochter. Ich zog aus musste Abstand gewinnen meiner Frau die chance geben , mich nicht täglich sehen zu müssen. ... zog vorerst bei meinem Bruder ein. Mein Bruder und mein Freund waren mir in der Zeit eine große Stütze.
Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Ich habe diese wunderbare Frau verletzt ihr Leben zerstört.. ivre Träume und ihre Wünsche.

Einige Wochen gingen ins Land. Die Beziehung zu meinem Freund wurde intensiver es war toll . Ich fühlte mich das erste mal in meinem Leben RICHTIG .
Jedoch vermisste ich meine Tochter.
Nach vielen Gesprächen darf ich meine Tochter nun jeden Samstag sehen und mit ihr einige Stunden verbringen.Gestern habe ich sie das erste mal wieder gesehen. Es war sooo schön. Erstmal ist es okey für mich. Ich verstehe, dass meine Frau Zeit braucht bis sie mir verzeihen kann.

Zu meinem weiteren coming out schreibe ich euch die Tage noch einen weiteren Eintrag.

Liebe Grüße Tom
Re: Mein Coming out
07. Januar 2021 10:50
Hallo Tom,

wie ist es bei dir in den letzten Wochen weiter gegangen? Wie geht es dir? Deiner Familie?

Meine Geschichte ist ähnlich.

Ich bin Mitte 30, 14 Jahre Beziehung und seit gut einem Jahr verheiratet mit einer Frau. Seit kurzem Vater eines kleinen Sohnes, der nicht geplant war, den ich aber über alles liebe. Aktuell befinde ich mich jedoch in einer Lebenskrise, da ich mir nicht sicher bin wer ich eigentlich bin und welche Sexualität ich überhaupt habe. Ich habe Angst, dass ich mir und meiner geliebten Familie das Leben kaputt gemacht habe und fühle mich unglaublich schlecht. Mein Gewissen erdrückt mich.

Ich fühle mich auch(?!) (jetzt nur noch!?) zu Männern hingezogen, kann mir aber keine Küsse, Sex oder gar zusammen leben vorstellen. Bin da total blockiert. Rückblickend betrachtet beschäftigt mich das schon mein ganzes Leben. Ich habe mich schon immer irgendwie anders gefühlt. Ich bin dem aber nie nachgegangen. Warum weiß ich nicht. Das Bedürfnis war irgendwie nie richtig da. Jetzt ist so viel passiert (Hausbau, Hochzeit, Kind) .Dinge, die ich nie wollte aber wegen des sozialen Drucks dann irgendwie doch gemacht habe. Ich wurde depressiv. Und nun kam die Frage meiner Sexualität um so größer wieder in mein Leben.
Meiner Frau habe ich das vor einigen Monaten gesagt. Sie hat verständnisvoll reagiert aber wir haben keine Ahnung wie es weiter gehen soll. Ich liebe sie noch immer aber mir fehlt aktuell Begehren und sie leidet, das sehe ich. Das tut mir unglaublich leid. Das hat sie nicht verdient. Und unser Sohn soll doch behütet aufwachsen. Der hat sowas auch nicht verdient.

Das war die Kurzfassung. Vielleicht schreibe ich nochmal meine ganze Geschichte hier auf.

Grüße

Unsicher85
Re: Mein Coming out
08. Januar 2021 20:51
Hallo Unsicher85,

schön das Du dich an dem Austausch hier beteiligst. Wie Du hier schon an so vielen Stellen gelesen hast, bist Du nicht allein.

Ja, auch ich bin gespannt, wie es Tom inzwischen geht.

Nun zu Dir.
Rückblickend kann man viel auf einmal erkennen. Was hat man damals gefühlt, Wie war es wirklich, das Gefühl hinter dem Gefühl. Warum hat man so und nicht anders entschieden. Waren es die äußeren oder die inneren Zwänge, die einem, wie es scheint den "falschen" Weg hat gehen lassen.
Jetzt bis Du an einem Punkt, an dem du wohl auf der Suche nach dem wirklichen Menschen bist, der Du schon immer warst.
Denk dabei mal so richtig groß, als ob es keine Grenzen gibt. Und fühle dann mal hinein. Was fühlst du dann.

GLG Maks
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