"Nein ... meine Familie ist tabu ... da hast Du nichts zu suchen ... "

...
...
...

"Wer ist eigentlich der Mann da am Grab, der so bitterlich weint ... "

"Das ist sein Freund ... "

"Sein Freund?"

"Ja, dass er schwul ist haben wir ja geahnt, seine Frau und Kinder wussten es ... aber er hatte Angst, dass es auch andere erfahren ... darum durfte sei Freund nie mit hier her ..."

"Komm, wir nehmen ihn mit ..."

...



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 13.11.13 22:45.

hallo victor.
ich habe deinen beitrag jetzt mindestens 4mal gelesen, bevor ich hier dazu schreibe. es hat mich tief bewegt und ich hatte dabei ziemlich feuchte augen.
danke.
samy

Hallo samy,

vielen Dank für Deine Worte ... ich hatte viele Tränen ... auch beim Schreiben der Zeilen und beim Lesen Deiner Zeilen.

Dafür hatte ich heute keine Tränen mehr ...

lg.
Victor

Ich umarme Euch ...

Nein, man hat nicht die Zeit. Ich bin jetzt 64. In meiner Familie hat in den letzten 3 Generationen kein Mann die 70 erreicht.

Ich lebe JETZT!

Schöne Grüße

Volker

... und noch ein Nachtrag.

Auf Facebook fand ich dieses Zitat des Dalai Lama,

[www.facebook.com]

das ich für Euch übersetzt habe:

Als der Dalai Lama gefragt wurde, was ihn an der Menschheit am meisten überrasche, antwortete er: „Der Mensch. Denn er opfert seine Gesundheit um reich zu werden. Dann opfert er seinen Reichtum, um seine Gesundheit wieder zu gewinnen. Und dann macht er sich so viele Sorgen um die Zukunft, dass er keine Freude an der Gegenwart hat; als Ergebnis davon lebt er nicht in der Gegenwart oder der Zukunft; er lebt, als ob er niemals sterben werde und dann stirbt er, als ob er niemals wirklich gelebt hätte.“


LEBT!!!

Schöne Grüße

Volker

Wenn ich an mein Zögern bei meinem Coming Out denke, weiß ich, daß ich ständig daran dachte: was sagen wohl meine Freunde, meine Familie, mein Umfeld. Diese Angst war sehr groß, allerdings - wenn ich ganz ehrlich bin - war es oft auch für mich eine Ausrede, mich eben nicht zu öffnen. Immer dachte ich: das geht jetzt gerade nicht wegen diesem und jenem.
Klar, es gibt Momente, da passt ein Coming Out wirklich nicht, aber wichtig ist auch zu erkennen, daß man sich gerne auch selbst in diese Situation hineinmanövriert. Manche versuchen ihre Homosexualität zu verdrängen und heiraten eine Frau wissentlich, daß das nicht ihr Weg ist. Das ist nicht bei jedem so, vielen ist es wirklich nicht bewußt oder die Verdrängung ist sehr stark. Oder sie heirateten in Zeiten, in denen das Ausleben der Homosexualität tatsächlich noch strafbar war oder sind von diesen Zeiten noch sehr geprägt.

Aber: manchmal ist es auch ein Schutz vor einem selbst, daß man es auf die Außenwelt schiebt, daß ein CO unmöglich sei. Denn Ehrlichkeit ist für alle i.d.R. am besten. Durch Lüge und Verstellung wird man am Ende krank oder/und gerät in Situationen, die immer komplizierter werden. Und ganz am Ende steht dann ggf. eh das CO und dann ist es oft für die beteiligten Personen schlimmer, z.B. weil die Ehefrau auch schon älter ist und die Chance auf einen Neuanfang z.B. mit einem anderen Partner verbaut.

Es ist für die eigene Seele sicher am besten, so früh wie möglich mit sich selbst im Reinen zu sein und dies dann auch zu leben. Es gibt heute auch viel mehr Möglichkeiten, sich Hilfe zu suchen, als noch vor z.B. 20 Jahren. Da war z.B. das Internet noch nicht so verbreitet und man musste ggf. tatsächlich mit hochrotem Kopf den Gang zur Rosa Hilfe als (fast) eizige Möglichkeit antreten. Heute ist die Palette an Möglichkeiten größer und auch die Akzeptanz in der Bevölkerung - bei allen Mängeln - besser.

Ich möchte niemanden die berechtigte Angst davor absprechen, sich zu outen, viel zu lange habe ich selbst damit rumgemacht. Aber ich stand mir auch allzulange selbst im Wege. Das sehe ich heute rückblickend, da ich weiß, daß mein Umfeld gut reagiert hat und da ich merke, daß es ihnen unwichtiger ist, als ich dachte. Was zählt, ist der Mensch, nicht seine sexuelle Orientierung. Und zum Glück wissen das Viele.

Liebe Grüße,
sendet
Mickey2.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 29.11.13 14:01.

Hallo,

da die von mir eher im "emotionalen Tief" und ohne viel Erklärung geschriebenen Zeilen doch wieder in der "verkopften" Abteilung gelandet sind ... kann ich auch noch was dazu schreiben ...

Wie mein Eingangsbeitrag schon implizierte ... und wie von Folk eindrucksvoll bestätig, bin ich nicht der Meinung, dass man ALLE Zeit der Welt hat.

NEIN: Die Angst vor dem CO ist NICHT berechtig! Es passiert nichts schlimmes ... man kann bloß relativ unglücklich drauf hinarbeiten, dass die schlechten Gedanken, die man selbst hatte, doch noch irgendwie in Erfüllung gehen ...

Nicht nur sich selbst behindert man in der Zeit, in der man sich nicht traut, das zu leben, was in einem drin ist oder raus will, nein, auch den Angehörigen, Partnern und Kindern nimmt man Zeit, in der sie sich hätten neu orientieren oder arrangieren können. (Noch schlimmer ist es, wenn sie sich arrangiert haben, und man kommt freudestrahlend zurück und will wieder "normal" sein ... oha, "gehe zurück nach der Badstraße ... begib Dich direkt dort hin, gehe nicht über LOS, ziehe nicht 4.000 M ein ...)

Durch das Vorspielen, es sei alles "garnicht so schlimm", oder "man wäre wieder normal" ... zieht man das Ganze bloß in die Länge ... das Verfahren und die jeweilige Situation wird immer schlimmer, immer unerträglicher, bis der Knoten sowieso platzt ...

Ehrlich betrachtet tut man gerade denen, die man vermeintlich durch sein eigenes Zögern schützen will, noch viel viel mehr Leid an ... und das mit Leuten, die man angeblich mal geliebt hat, oder noch liebt (man, wie verlogen ist das denn)

Den Verheirateten kann man nur noch mal in Erinnerung rufen, was sie vor dem Altar versprochen haben ... liebe und achten, solange man lebt (oder so ähnlich ... ) ... wenn das mit dem Sex schon nicht hinhaut oder unerfüllend ist, so kann man doch wenigstens diese Zeilen beachten ...

Jungs, packt das Schicksal und die Kerle bei der Hand und LEBT!

lg.
Victor

Hallo Victor,

tut mir leid, ich kann den Kopf genauso wenig abschalten, wie den Schwanz!

Und das ist gut so, denn die Kombination ist schon recht gesund! Und uns Männern wird ja immer mal wieder vorgeworfen, wo wir das Gehirn haben! Da ist doch schön, wenn da auch mal was Tiefsinniges rauskommt!

Schöne Grüße

Volker