Lieber Balo,
danke für die erklärenden Worte, das kann ich gut nachvollziehen. Und ich finde es gut, daß Du die richtigen Schlüsse ziehst. Du scheinst Dir sehr sicher zu sein und es ist offenbar für Dich nun auch kein Beinbruch. Alles echt gute Voraussetzungen, nach und nach nun in Deinem Tempo die weiteren Schritte zu tun. Ich habe den Eindruck, das wird Dir auch nach und anch gelingen. Und daß Du dann, wenn Du soweit bist, auch diese Seite ausleben möchtest, ist nur recht und billig. Ich wünsche Dir alles Glück der Welt, daß das alles gut hinhaut :-)
@Victor: Hm, ich glaube, daß Du meine Worte falsch oder nur bedingt richtig interpretiert hast. Es klingt für mich der Aspekt zu stark, daß ich mich aus "Verpflichtungen" heraus bei meinen Freunden heraus geoutet habe. Das stimmt natürlich zum Teil und ich habe ja beschrieben, warum mir das u.a. ein Bedürfnis war. Aber der Hauptgrund ist, daß ich natürlich meine engsten Freunde in irgendeiner Form sehr mag und liebe, und das hat ja nichts damit zu tun, welche sexuelle Orientierung sie haben. Sie sind z.T. "meine Familie", mein Rückgrad und meine Stütze, sie sind z.T. seit mehreren Jahrzehnten für mich da, gingen mit mir durch dick und dünn und werden das hoffentlich solange tun, solange es sie oder mich noch gibt. Punkt.
D.h. nicht, daß ich nun eben nicht auch "neue Freunde oder Bekannte" habe. Den größte Teil meiner Freizeit verbringe ich derzeit mit ihnen, aber ich werte da nicht etwa Heterofreunde als weniger wichtig als schwule Freunde. Es sind Freunde, wir mögen uns und das finde ich gut. Und so wie Du weiter zu Deiner Frau stehst, stehe ich zu ihnen, das ist meine Natur. Und deswegen kenne ich Kategorien wie "das geht sie doch gar nichts an" gar nicht. Ich rede hier aber nicht von Arbeitskollegen, Nachbarn usw. sondern von Herzensfreunden, und soooo viele sind es natürlich nicht.
Ich mag auch nicht mein altes Leben entwerten und sagen: so, erst jetzt fange ich so richtig an. Wie armseelig wäre das denn? Dann hätte ich ja 30 Jahre falsch gelebt. Habe ich aber nicht, und ich habe immer so gelebt, daß der Augenblick für mich o.k. war und ist. Das ist so mein Motto, wenngleich ich den Begriff "Carpe diem" allmählich abgegriffen finde. Es interessiert mich nur bedingt, was in einigen Jahren sein wird (natürlich stimmt das nicht in allemn Bereichen), sondern wie ich mein Leben jetzt gerade gestalte.
Derzeit bin ich in einer Clique jüngerer Bekannten und Freunde und hole ein wenig das Partyleben nach, daß mich früher nicht so interessiert hat. Ich arbeite an diversen Projekten und das erfüllt mich. Aber ich freue mich auch auf einen netten Bierabend mit einem (Hetero)Freund. Warum entweder/oder? Es geht doch beides, wenn man ehrlich zu sich und anderen ist.
Und alles Neue ist ja nicht immer gut. Ich habe auch "neue Freunde" seit meinem Coming Out kennengelernt, von denen ich dachte, sie seien es wert, daß man ihnen vertraut. Und was wurde ich maßlos enttäuscht und verletzt, musste erkennen, daß manche eigentlich Psychos sind. Von einigen ließ ich mir fünf Jahre vorspielen, daß sie mein Freund seien. Wie froh bin ich dann in solchen Momenten, in meinen "alten" Kreis zurückzukehren, wo ich mich ein wenig von solchen Enttäuschungen erholen kann.
Abschließend möchte ich betonen, daß es sich lohnen kann, seine bisherigen Weggefährten - wenn man eben gute hat - mitzunehmen, sie in's Vertrauen ziehen sollte, denn man bekommt ggf. dadurch viel Stütze, Hilfe und gute, stärkende Stunden. Das heißt nicht, daß man deshalb nicht auch seine neue Seite ausprobiert und schaut, was da alles auf einen zukommt. Aber viele dieser neuen Freunde müssen sich ggf. erst noch bewähren, und es ist im Enttäuschungsfall immer gut, nicht sämtliche Brücken abgebrochen zu haben.
Naja, ist eigentlich eine Mini-Botschaft, dennoch viele Worte von mir. Muss ja auch nicht für alle richtig sein. Aber ich wollte diesen Asdpekt auf jeden Fall nochmal unterstreichen.
Liebe Grüße Euch Beiden,
Mickey2 :-)
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 22.03.13 16:47.