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Plötzlich lesbisch... Der Sprung ins kalte Wasser

geschrieben von Maela 
Plötzlich lesbisch... Der Sprung ins kalte Wasser
29. Dezember 2023 10:15
Ich möchte meine Geschichte mit euch teilen, euch Mut machen, den Schritt ins kalte Wasser zu wagen. Auch wenn ich selbst noch vor meinem Coming Out stehe...

Nun zu meiner Geschichte,

Ich hatte früher immer mal wieder knutschereien mit meinen Freundinnen, jedoch habe ich nie an eine lesbische Beziehung gedacht. Ich wurde in einer heteronormativen Welt gross, wie das halt so ist. Man sucht sich einen Mann, heiratet und bekommt Kinder. An etwas anderes dachte ich nie. Mit 22 lernte ich meinen noch Mann kennen, wir sprachen jedoch nie übers heiraten und Kinder kriegen, da unsere kulturen verschieden waren und eigentlich alles so nicht gepasst hat ausser dass wir uns liebten. Als wir dann 8 Jahre später doch noch heirateten versuchten wir eine Familie zu Gründen. Ich erlitt mehrere Fehlgeburten und erkannte immer mehr, dass ich mir nicht mehr sicher war mit ihm eine Familie zu Gründen, denn wir lebten uns nach der Hochzeit immer mehr auseinander und hatten komplett verschiedene Interessen und Ansichten. Irgendwie haben wir uns auseinander gelebt. Sex gab es so gut wie nie. Ich fühlte mich nicht mehr gesehen und die Arbeit wurde ihm immer wichtiger. Wir lebten mehr wie Bruder und Schwester. Ich versuchte mir ein Leben ohne Kinder vorzustellen, suchte mir neue Hobbies und freundete mich mit kinderlosen Frauen an, die mir das Gefühl gaben, dass man auch ohne Kinder glücklich sein kann. Mit dem Kinderwunsch hatte ich abgeschlossen. Der Leidensdruck war aber nicht so gross, dass ich mich getrennt hätte.
Dann kam Carla in mein leben. Ich dachte ich hätte endlich die weltbeste Freundin gefunden. Es enstand eine sehr tiefe Freundschaft. Meinem Mann war die Freundschaft aber von anfang an ein Dorn im Auge. Aber das war mit jeder meiner Freundschaften so. Für ihn gab es nur ein "wir" als Paar und keiner von uns beiden hat eigene Freundschaften. Aber ich hatte es satt mich wie im Gefängnis zu fühlen und verspührte immer mehr den Drang nach Veränderung, mein Leben in die Hand zu nehmen, mein Glück nicht vom Partner abhängig zu machen nachdem ich mich all die Jahre angepasst habe und mich nie gefragt habe ob ich überhaupt glücklich bin. Carla und ich schrieben uns bald täglich, unternahmen so oft es ging etwas miteinander und ich blühte auf. Ich habs auf das neue Hobby geschoben, das ich mit ihr anfing. Ich kannte das gar nicht von mir dass ich mich so lebendig fühlen kann. Unsere Freundschaft wurde immer intensiver, plötzlich gab es da ein kribblen und irgendwie spürte ich, dass es ihr genau so geht. Dann kam der Abend als wir uns das erste mal küssten. Es war wie ein Feuerwerk, diese Leidenschaft, diese Vertrautheit, endlose Geborgenheit, es war wie im Traum. Es begann eine Achterbahn der Gefühle und je mehr wir uns dagegen wehrten, desto schlimmer wurde es. Wie soll es nun weitergehen? Meine Welt stand Kopf... Ich bin doch hetero, verheiratet, aber konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen jemals wieder glücklich zu werden mit meinem Mann. Ich fühlte mich schlecht gegenüber ihm. Versuchte meine Gefühle für meine Freundin zu unterdrücken. Psychisch ging es mir immer schlechter. Monate vergingen und ich wurde krank. So trennte ich mich von ihm, ohne dabei meine neuen Gefühle für meine Freundin zu erwähnen, da ich selbst mit diesen Gefühlen völlig überfordert war.

Heute, 9 Monate später geht es mir besser. Ich leide noch manchmal unter Schuldgefühlen, weil ich ihm die ganze Wahrheit nicht sagen konnte. Doch wenn ich die trennung nicht gewagt hätte, wäre ich womöglich nie wieder glücklich geworden und ich wollte auch ihm die Chance geben auf ein glückliches Leben. Mit Carla läuft es gut, wir sind uns ein paar Monate nach der trennung wieder näher gekommen, geniessen das Leben, können über alles reden und verbringen jede freie Minute miteinander. Aber wir haben Angst uns zu outen, unsere Familien wissen nichts von uns. Meine Mama ist froh dass ich mich von meinem Mann getrennt habe und hat einmal gesagt "seit du mit Carla so viel unternimmst, bist du viel fröhlicher, hast endlich angefangen zu leben..." Carla war und ist immer für mich da, sie ist bereits Teil unserer Familie. Einfach Jeder mag sie. Und doch ist da die Angst vor dem Outing in der Familie und bei Freunden und diese Angst lässt uns nicht frei Leben. Meine Familie ist mir sehr wichtig und ich habe Angst mit meinem Outing alles kaputt zu machen und alleine da zu stehen. Wie ist eure Familie damit umgegangen? Wie kann ich die Gedanken abschalten, was andere von mir denken? Ich habe das Gefühl mir selber im Weg zu stehen...
Nichts desto trotz bin ich dankbar den Schritt der trennung gewagt zu haben. Dieser Weg war und ist nicht einfach. Doch ich habe in den letzten Monaten so viel erlebt, was ich mit meinem Mann nicht erleben hätte können. Ich habe angefangen zu leben, Carla hat mir die Sonne gezeigt und ich bin dankbar dass sie in mein Leben getanzt ist. Ich möchte sie nicht mehr missen.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 29.12.23 10:19.
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