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Unerwartet lesbisch mit 35

geschrieben von Maria 
Unerwartet lesbisch mit 35
30. Juni 2022 13:45
Hiiiii an alle smiling smiley

Ich möchte so gerne meine völlig verrückten letzten Monate mit euch teilen.

Ich nenne mich hier Maria, 35 Jahre alt und hatte von einem Tag auf den anderen ganz plötzlich das Gefühl, dass ich auf Frauen stehe. Ich zähle nicht zu den Menschen, die das vielleicht immer schon geahnt haben, tief in sich drin, nein nein, ich dachte immer ich bin hetero.

Ich bin verheiratet mit einem ganz wunderbaren Mann und führen eine sehr schöne Beziehung. Wir unterstützen uns gegenseitig, haben eine ähnliche Weltanschauung, reden über alles und auch wenn wir streiten, finden wir immer gemeinsam Lösungen - für mich ist unsere Beziehung eine ideale Beziehung. Wir wachsen miteinander und sind nicht im gemeinsamen Alltag erstarrt. Mein Mann, ich nenne ihn hier Markus, ist ein grundsolider, treuer, in sich ruhender Mensch und auf der anderen Seite ist er super lustig und wir machen viel Blödsinn miteinander. Er kennt mich mit all meinen Macken, er liebt mich und ist immer für mich da - seien wir ehrlich, er trägt mich auf Händen. Und ich liebe ihn auch sehr, er ist mir wichtiger als meine eigene Familie, der wichtigste Mensch in meinem Leben.

Vor etwa 5 Monaten hatte ich eine kurze Begegnung mit einer Frau, die mir sehr tief und länger in die Augen geschaut hat, als üblich. Keine Ahnung, warum sie das gemacht hat, vielleicht kuckt sie anderen Menschen einfach gern in die Augen - aber dieser Moment war, als würde jemand in mir ein Licht anzünden, einfach so, ein Licht, von dem ich nicht geahnt habe, dass es existiert. Das Bewusstwerden ging nicht von einem Moment auf den anderen, nein nein, es war so als würde dieses Licht ganz langsam in mir anfangen zu brennen und eine komplett neue Seite in mir beleuchten. Das ging alles ganz automatisch, ohne dass ich es anfangs mitbekommen habe... ich bekam immer mehr Gedanken, wie es wohl ist, eine Frau zu küssen, zu berühren, Phantasien, was man alles so miteinander anstellen könnte ... Es wurde immer mehr, ich habe gemerkt, wie ich mich in sehr kreativen Tagträumen verloren habe, davon, wie es ist, einer Frau sexuell näher zu kommen.

Das ging über Monate so, bis ich mir immer mehr dachte, was ist da eigentlich los bei mir???!!! Ich hab mich von außen betrachtet und mir gedacht, hallooooo wer bist du und was machst du da eigentlich? Wenn ich zum Beispiel am Kochen war, hab ganz plötzlich meine Augen zu gemacht und mir vorgestellt, dass eine andere Frau in der Küche ist und mich von hinten umarmt und mir den Nacken küsst, mich streichelt - ich war wie fremdbestimmt.

Es hat sich (und es fühlt sich immer noch so an) wie Aufwachen angefühlt, so ganz langsam, als würde ich aus einem sehr tiefen Traum erwachen. Während der Phase schien ich mich wohl auch Äußerlich zu verändern, denn sowohl meine Eltern als auch mein Mann machten mir sehr viele Komplimente, sie meinten ich würde so strahlen und so gut aussehen.

Ich fand Penisse noch nie besonders faszinierend, aber für mich hat der Penis eben zum Sex gehört. Auch hatte ich noch nie im Leben dieselben Phantasien, die ich plötzlich mit Frauen hatte, Männern gegenüber. Sex gehört halt irgendwie zu einer Beziehung - so dachte ich es - nuja, und ich habe immer das Beste daraus gemacht.

Ich wollte so gerne mit meinem Mann Markus darüber reden, denn er ist wie mein bester Freund und mein Vertrauter für mich. Andererseits wollte ich ihn nicht verunsichern, denn ich wusste überhaupt nicht, was mit mir los ist und wollte ihm das nicht zumuten - es hätte ja auch nur irgendeine verrückte Phase von mir sein können. Ich hätte es ihm gegenüber unfair gefunden, ihn dann damit zu belasten, denn wäre es eine Phase für mich, dann wäre das Thema für mich irgendwann wieder abgeschlossen, er hätte sich aber möglicherweise Jahre lang Sorgen gemacht. Das wollte ich ihm einfach nicht zumuten. Außerdem wollte ich dieses Licht, dieses zarte Pflänzchen in mir nicht beeinflussen durch seine Meinung und seine Fragen. Ich wollte es einfach nur fühlen und sich entwickeln lassen und sobald ich mit Markus darüber geredet hätte, hätte sich etwas verändert. Und das wollte ich nicht.

An dieser Stelle möchte ich aber gerne sagen, dass ich kein Mensch bin, der fremdgeht oder gerne Abenteuer erlebt und seinen Partner betrügt. Ich habe da gar kein Bedürfnis danach, denn ich bin ein Beziehungsmensch und mein Partner und seine Gefühle sind mir sehr wichtig in einer Beziehung - abgesehen davon dass Liebe und Sex für mich absolut zusammen gehören.

Darum bin ich monatelang so verrückt durch die Gegend gelaufen. Irgendwann dachte ich mir dann, hmmmm, ich könnte mich ja mal auf einer Lesben Flirt App oder sowas anmelden und einfach mal kucken, wie sich das so anfühlt...mal reinspüren. Ich hatte ja bisher nur so eine seltsame Ahnung in mir. Außerdem kenne ich mich überhaupt nicht in der "Gay-Szene" aus - ich bin unglaublich konservativ aufgewachsen und lebe auch relativ konservativ (Akademikereltern, Abitur, Studium, nur Heterofreunde und auch alles studierte... ich lebe da in einer ziemlichen Blase.)

Na gut, gesagt getan, App installiert, Profil angelegt und mit anderen Frauen getextet. Ich hatte dabei von Anfang an die Karten offen auf den Tisch gelegt (also dass ich mit einem Mann verheiratet bin, aber das Gefühl habe, dass ich eigentlich auf Frauen stehe), denn ich wollte keine Gefühle verletzen und nicht andere Frauen für meine persönlichen Selbsterkenntnisse benutzen. Das hätte ich nicht fair gefunden.

Ich bin mir aber nach 2 Tagen benutzen der App aber sehr schäbig meinem Mann gegenüber vorgekommen, darum habe ich mich direkt wieder abgemeldet. Aber mit einer Frau habe ich Nummern getauscht, die hat mich irgendwie angezogen - ich nenne sie Laura, sie ist 44 Jahre alt.

Tja und ab dann ging es vielleicht rund zwischen uns, da war von Anfang etwas, eine Schwingung, eine Zuneigung, die ich so noch nie empfunden habe. Und auch von ihrer Seite war es so. Nach 2 Wochen totaler Gehirn- und Herzverknotung, Verwirrung, sexueller Erregung habe ich vorgeschlagen, dass wir uns treffen, da wir dann einfach kucken können, ob das, was wir da fühlen, real ist oder ob wir beide in einem seltsamen Film stecken. Laura fand den Vorschlag gut - und so trafen wir uns in der Mitte (wir wohnen etwa 1 Stunde entfernt voneinander) zum Spazierengehen mit meinen beiden Hunden. Irgendwie hatte ich gehofft, vielleicht bilde ich mir das ja alles nur ein - wenn wir uns treffen dann hat der "Spuk" ein Ende und ich merke, dass ich einfach manchmal n bissl verrückt bin.

Aber nein, so war das ganz und gar nicht, im Gegenteil. Wir haben uns dann irgendwann hingehockt und Laura (sie ist einen Kopf kleiner als ich) hat irgendwann den Kopf auf meine Schulter gelegt. Und ich den Kopf auf ihren Kopf und ich war unendlich aufgeregt. Ich hab dann gesagt, ich weiß nicht, was ich machen soll und sie hat meinen Arm genommen, um sich gelegt und dann war sie da, in meinem Arm und wir Kopf an Kopf und es war einfach nur ein unglaublicher Moment, so perfekt, so schön, so richtig. Ich habe so eine starke Zuneigung und Liebe zu ihr gefühlt, das hat mich umgehauen.

Das ist jetzt 2 Wochen her und irgendwie haben wir uns schon entschieden, dass wir uns auch nicht mit anderen Treffen, wir schreiben uns ständig und sehen uns so oft es geht. Wenn ich an sie denke, bekomme ich Herzklopfen, ich bin krass erregt, so erregt war ich noch nie in meinem Leben. Ich wusste nicht, wie unglaublich es mich anmacht, Brüste anzufassen, wie schön das ist. Das sind Gefühle, die sind so extrem schön und groß und überwältigend! Wir lachen total viel, wir sind zärtlich zueinander, es ist so geborgen und so viel Liebe zwischen uns und andererseits extrem aufregend.

Ja und hier ist jetzt mein großer Konflikt, ich weiß nicht genau, wie alles weiter geht. Ein großes Problem ist, dass Markus und ich im November umziehen werden, das ist schon seit Ewigkeiten alles geplant, 2 Stunden weg von hier, in meine Heimatstadt, denn hier (wir leben in Stuttgart), war ich immer sehr unglücklich und habe meine Freunde sehr vermisst. Markus liebt seinen Job. In der neuen Stadt gibt es dasselbe Forschungsinstitut und sie schaffen dort für ihn gerade eine neue Stelle - seinen alten Job hat er schon gekündigt. Wir haben auch bereits eine wunderbare tolle Wohnung zum Mieten, Mitvertrag ist schon unterschrieben.

Ich fühle mich sehr unfair Markus gegenüber, aber andererseits habe ich das ja alles nicht geplant und hatte nicht die kleinste Ahnung, dass ich so bin. Ich liebe Markus sehr und ich will ihn niemals aus meinem Leben haben, aber sexuell fühle ich mich zu ihm nicht hingezogen, ich will einfach nur Laura berühren, küssen, zärtlich zu ihr sein, in ihrer Nähe sein.

An dieser Stelle weiß ich gerade nicht, was ich machen soll. Bin irgendwie ratlos. Und ich habe ein schlechtes Gewissen Markus gegenüber, den ich von Herzen und aufrichtig liebe. Ich weiß, dass es ihm das Herz brechen würde, wenn ich ihm sage, was in mir vorgeht. Aber ich möchte mich andererseits nicht selbst verraten, denn ich fühle mich so toll mit meinem neuen Ich.

Vielen dank, wer sich die Mühe gemacht hat, diesen ewig langen Text zu lesen ;-)

Eure verliebte, verwirrte Maria



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 14.09.22 14:35.
Re: Unerwartet lesbisch mit 35
30. Juni 2022 17:38
Hallo Maria,

Deine Geschichte liest sich sehr schön und ich spüre förmlich die Energie, die aus Dir heraussprudelt. Es ist schön, wenn man das geniessen darf und kann.

Wie Du schreibst, hat Dein Umfeld allerdings auch bemerkt, dass Du Dich verändert hast, auch wenn ihnen noch unbewusst sein mag, was da gerade in Dir vorgeht. Für Deinen Mann wird das allerdings ein schmerzhafter Prozess werden, wenn er - zunächst sicher unbewusst - merkt, dass der sexuelle Bereich sich verändert und dass da etwas zwischen Euch ist. Verbergen lässt sich so etwas auf Dauer nie, denn auf der energetischen Ebene ist das sehr wohl präsent, wenn auch oft unbewusst, je nachdem wie weit ein Mensch in seinem Bewusstseinszustand entwickelt ist.

Einerseits möchtest Du vermeiden ihn zu verletzen, was sehr schwer sein dürfte und andererseits möchtest Du das leben, was Du jetzt in Dir fühlst und das ist richtig so. Vielleicht kannst Du es sanft gestalten und ihn an das heranführen, was auf ihn zukommt. Das erfordert allerdings auch sehr viel Einfühlungsvermögen.

Hilf dir selbst, sonst hilft dir niemand.
Die Veränderung beginnt bei mir selbst.
Liebe ist meine Rebellion.
Re: Unerwartet lesbisch mit 35
30. Juni 2022 20:33
Hallo Maria,

diese Zerrissenheit ist heftig und gehört gleichzeitig dazu.
Wenn Du in Dich hinein spürst und Dir alle Möglichkeiten vorstellst, wie Du nun damit umgehen könntest … kann es sein, dass Du für Dich das spürst was Dein Weg ist … was Euer Weg ist? Die Antwort ist Deine. Und ich wünsche Dir, dass Du generell nun spürst was für Dich und Euch das Richtige ist - dass Du Deinen Weg findest und gehen kann.

Alles Gute
sol



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 30.06.22 20:57.
Re: Unerwartet lesbisch mit 35
01. Juli 2022 07:47
Hiii vielen lieben Dank für eure lieben Nachrichten!

@ EinsamerWolf:

Ich sehe es genau so wie du - und ich möchte meinen "Zustand" (omg, es klingt als wäre ich krank!) auch nicht verbergen - zumindest nicht auf Dauer. Aktuell brauche ich einfach Zeit, um wieder Boden unter den Füßen zu gewinnen, denn das alles hat mich komplett überfahren.

Ich befürchte auch, dass ich meinem Mann das Herz brechen werde - andererseits ist er ein wirklich sehr verständnisvoller Mensch. Trotzdem fühle ich eine große Schuld in mir dafür, dass ich ihn über früher oder später so verletzen werde. Außerdem betrüge ich ihn ja eigentlich gerade - obwohl es sich witzigerweise für mich nicht anfühlt, als würde ich fremdgehen, weil es wie zwei komplett voneinander getrennte Welten ist. Irgendwie seltsam...
Aber trotzdem verurteile ich mich selbst dafür und finde, mein Mann hat das nicht verdient, denn er ist so ein guter Kerl.

Ich denke auch, dass ich ihn möglichst sanft und langsam auf die ganze Sache vorbereiten muss, vielleicht erst mal allgemein ein bisschen über das Thema sprechen. Wir haben immerhin eine sehr gute Basis, wie wir miteinander kommunizieren.

Bin auch einfach sehr zerrissen innerlich - einerseits diese starken, wundervollen Gefühle und andererseits die Angst, Unsicherheit, Schuldgefühle - denn eigentlich ist meine Motivation, mein Leben umzukrempeln nicht besonders hoch. Und natürlich kommen da auch viele Ängste hoch... ich bin ein Mensch, der sehr harmoniebedürftig ist und Sicherheiten bevorzugt... Aber mit einer Lüge leben, kommt für mich nicht in Frage, ich bin schon bereit dazu, mich neu zu "erfinden"...

@ sol

Ich danke dir für diese schönen Worte, ich glaub die schreib ich mir auf ;-) tatsächlich denke ich auch, dass die Antwort in mir ist und wenn ich dazu bereit bin, finde ich den Weg. Aktuell würde ich mir wünschen, mit meinem Mann weiterhin zusammen zu leben und füreinander da zu sein, aber eher wie sehr gute Freunde oder Geschwister. Ich würde mir auch wünschen, dass er eine neue Partnerin findet. Und für mich wünsche ich mir einfach nur, bei Laura zu sein. So einfach ist das *lach
Re: Unerwartet lesbisch mit 35
01. Juli 2022 07:53
PS: Meinem Mann körperlich nahe zu kommen fühlt sich gerade soooo falsch an, omg, selbst wenn ich ihn auf den Mund küsse, bekomme ich Widerstände. Das ist mir aber tatsächlich schon länger aufgefallen, bestimmt schon so seit einem Jahr, habe ich immer weniger Lust auf ihn. Zum Sex muss ich mich immer selbst überreden, auch das ist schon länger so. Vielleicht ist es gut, dass unser Sexleben sich schon seit längerem immer mehr reduziert, ich weiß es nicht. Aber mittlerweile ist es schon extrem, dass ich nach Möglichkeit vermeide, ihm nahe zu kommen.

Wenn ich dann aber daran denke, Laura zu küssen und sie zu berühren, da bekomme ich innerliche Feuerwerke wie ich sie echt noch nie erlebt habe - bin dann vollkommen elektrisiert.

Verrückt, ich kann es einfach nicht anders beschreiben, außer dass es verrückt ist. Als gäbe es 2 Versionen von mir...
Re: Unerwartet lesbisch mit 35
01. Juli 2022 07:57
Und nochmal ein PS ;-)

Neulich sind Laura und ich durch die Stuttgarter Bars gezogen und es hat sich so unglaublich gut angefühlt, mit einer Frau Händchen zu halten und in der Öffentlichkeit mal ein Küsschen auszutauschen - das war einfach schön! Und wieder war ich sooooo überrascht über mich selbst, wie selbstverständlich das alles für mich ist und wie innerlich etwas in mir jubeliert - so eine Stimme, die sagt "NA ENDLICH!"
Re: Unerwartet lesbisch mit 35
01. Juli 2022 08:16
Hallo Maria,

„Aber trotzdem verurteile ich mich selbst dafür und finde, mein Mann hat das nicht verdient, denn er ist so ein guter Kerl.“

Sich selbst zu verurteilen für das was man selbst ist, bedeutet etwas von sich abzuspalten, was jedoch zu uns gehört. Es ist ein Teil von uns. Das erzeugt nur Leid. Nehme Dich so an wie Du bist.

Ob eine anderer - in diesem Falle Dein Mann - das verdient hat, können wir nie beurteilen. Wir kennen vom anderen nur immer einen ganz winzigen Teil und der Rest bleibt uns verborgen. Es kann sehr wohl sein, dass in Deinem Mann etwas ist, das transformiert, verändert werden will ohne dass er es selbst wahrnimmt. Nur durch das, was jetzt geschieht, kommt er zwingend dazu, das in sich selbst zu erkennen. Sehe es einmal von dieser Seite, denn alles hat zwei Seiten.

„Meinem Mann körperlich nahe zu kommen fühlt sich gerade soooo falsch an, omg, selbst wenn ich ihn auf den Mund küsse, bekomme ich Widerstände. Das ist mir aber tatsächlich schon länger aufgefallen, bestimmt schon so seit einem Jahr, habe ich immer weniger Lust auf ihn. Zum Sex muss ich mich immer selbst überreden, auch das ist schon länger so. Vielleicht ist es gut, dass unser Sexleben sich schon seit längerem immer mehr reduziert, ich weiß es nicht. Aber mittlerweile ist es schon extrem, dass ich nach Möglichkeit vermeide, ihm nahe zu kommen.“

Glaubst Du wirklich, dass er das noch nie bemerkt hat? Auch wenn es für viele Frauen anders aussehen mag, sind Männer dennoch sehr empfindsame und sensible Geschöpfe. Es ist auch bekannt, dass Männer unter einer Trennung sehr viel mehr leiden als Frauen. Das habe ich selbst bei einem Bekannten erlebt.

Vielleicht solltest Du das Thema wirklich so langsam einmal bei Deinem Mann ansprechen. Ganz vorsichtig und sehen wie er reagiert.

Hilf dir selbst, sonst hilft dir niemand.
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Liebe ist meine Rebellion.
Re: Unerwartet lesbisch mit 35
01. Juli 2022 08:25
Ohhhh wow, das hast du so schön geschrieben! Das stimmt! Ich glaube auch daran, dass das Leben uns das bringt, was wir "brauchen", um uns weiter zu entwickeln und mehr zu uns selbst zu kommen. Ich werde es versuchen, mehr von dieser Perspektive aus zu sehen und weniger in Denkmustern von Schuld zu hängen. Und du hast total Recht, auch wenn ich denke, meinen Mann gut zu kennen, so kenne ich ja niemals alles, was in ihm vorgeht - das wäre total anmaßend, das zu behaupten.

Was unser Sexleben angeht muss ich dir aber widersprechen, ich bin mir sehr sicher, dass mein Mann nicht den leistesten Schimmer hat, was in mir vorgeht. Natürlich ist ihm aufgefallen, dass ich weniger Lust auf Sex als zu Beginn unserer Beziehung habe - er ist ja nicht doof ;-)

Und ja, ich würde niemals behaupten, dass Männer keine fühlenden Wesen sind! Im Gegenteil, mein Mann ist manchmal wirklich sehr sensibel und leidet viel viel mehr als ich. Umso schlimmer finde ich - ich bin da manchmal viel härter im Nehmen. Wir witzeln oft rum, dass er in unserer Beziehung die Prinzessin ist ;-)

Ja, ich denke ich sollte mal vorfühlen. Ich wäre so unglaublich erleichtert, wenn das Thema ausgesprochen wäre, aber gleichzeitig habe ich so Angst davor. Denn natürlich möchte ich den Status Quo festhalten, denn unser Leben ist wirklich gut, so wie wir es miteinander führen.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 14.09.22 14:29.
Re: Unerwartet lesbisch mit 35
01. Juli 2022 08:53
Hallo Maria,

„Was unser Sexleben angeht muss ich dir aber widersprechen, ich bin mir sehr sicher, dass mein Mann nicht den leistesten Schimmer hat, was in mir vorgeht.“

Darin stimme ich durchaus überein. Nur wird er eben durch das Weniger gespürt haben, dass sich etwas verändert hat, wie Du auch schreibst. Ein sensibler Mensch spürt auch den Widerstand im anderen. Mir hatte das auch schon einmal jemand nur bei einer Umarmung gesagt.

Es könnte allerdings auch sein, dass er sich die Frage stellt, was er falsch macht. Manche Menschen und zu denen gehöre auch ich, fragen sich bei äusseren Umständen zuerst: „liegt es an mir? Mache ich etwas falsch?“. Viele Männer haben auch Schwierigkeiten damit, offen zu sagen, was ihnen auf dem Herzen liegt.

„Wir witzeln oft rum, dass er in unserer Beziehung die Prinzessin ist ;-)“

Das Thema Prinzessin ist unter Homosexuelle sehr gut bekannt. Das sind Männer, mit einem sehr hohen weiblichen Anteil in ihrem Wesen. Natürlich gibt es Männer die Hetero sind und dennoch eine überwiegend weibliche Note in sich tragen.

Spüre einmal hinein in diese Angst davor, es im zu sagen. Mit was hat diese Angst zu tun? Davor ihn zu verlieren?

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Re: Unerwartet lesbisch mit 35
01. Juli 2022 10:32
„Wir witzeln oft rum, dass er in unserer Beziehung die Prinzessin ist ;-)“

Guten Morgen Maria, bei dem Satz kommt bei mir der Gedanke auf, was ist, wenn dein Mann schwul sein könnte, auf.

Einfach mal sacken lassen.

GLG Maks
Re: Unerwartet lesbisch mit 35
01. Juli 2022 11:21
Ich glaube nicht, dass mein Mann sich aktuell denkt, dass er etwas beim Sex falsch macht - denn wir kommunizieren sehr viel, auch über Sex haben wir immer gesprochen, was uns gefällt, was nicht - er weiß, dass wenn mich etwas stört, ich ihm das auch sage.

Das Thema mit der Prinzessin hätte ich jetzt so tatsächlich gar nicht gesehen - ich persönlich finde es zeigt sehr viel innere Stärke, wenn man in der Lage ist, über seine Gefühle und Empfindungen zu sprechen - egal ob Frau oder Mann. Ganz besonders aber als (Hetero-) Mann, denn gerade diesen Männern wird ja von der Gesellschaft mehr oder weniger verboten, Schwäche zu zeigen und sie müssen immer "männlich" sein...

Ob mein Mann tatsächlich homosexuell sein könnte, kann ich mir aktuell gar nicht vorstellen, er ist einfach ein empfindsamer Mensch.... danke auch Maks für deinen Input, das wäre natürlich die allerbeste Lösung für alle wenn wir einfach beide homo wären, aber ich glaube das wäre zu einfach ;-)

Zu deiner Frage, EinsamerWolf, was meine Angst ist - es ist die Angst, ihn zu verlieren. Vor allem das zu verlieren, was wir uns gemeinsam aufgebaut haben - und damit meine ich nicht, irgendwelche materiellen Dinge. Wir haben immer sehr viel an uns und unserer Beziehung gearbeitet und haben dadurch eine sehr große Nähe zueinander und sehr viel Vertrauen. Er kennt mich so gut, er kennt meine Ängste und Sorgen und er unterstützt mich immer, wenn ich im Leben mal nicht weiter weiß. Und das ist auch andersrum so, auch ich kenne ihn so gut und kann ihm auch immer sagen, wenn ich denke, dass er sich z.B. gerade verennt. Ich habe Angst, diese Basis zu verlieren. Und ich habe Angst, nie wieder einen Partner zu finden, mit dem ich eine ebenso einerseits stabile und andererseits lebendige Beziehung aufbauen kann. Denn das bedeutet mir sehr viel im Leben.



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 14.09.22 14:39.
Re: Unerwartet lesbisch mit 35
01. Juli 2022 16:24
Hallo Maria,

„Ganz besonders aber als (Hetero-) Mann, denn gerade diesen Männern wird ja von der Gesellschaft mehr oder weniger verboten, Schwäche zu zeigen und sie müssen immer männlich sein... (ironischer Unterton ... ich sehe das gar nicht so, ich glaube man sollte jede seiner Seiten leben um sich komplett zu fühlen)“

Es ist schön, wenn Frauen und hier auch Du das anders sehen. Auch wenn es in dieser Gesellschaft schon länger Veränderung gibt, so war doch oft die Erziehung von Jungen immer noch geprägt davon, keine Schwäche und vor allem keine Gefühle zeigen zu dürfen. Davon war ich extrem betroffen, weil in meiner Verwandtschaft mütterlicherseits sehr viele „nahe am Wasser gebaut haben“, was bei Mädchen / Frauen toleriert wird jedoch für Jungen / Männer katastrophal ist. Die psychischen Wunden durch das Umfeld sind hier sehr tief. Viele Männer die sehr sensibel und mehr weiblich geprägt sind, sind davon betroffen.

„… es ist wirklich meine allergrößte Angst, ihn zu verlieren.“

Es ist schon einmal gut, dass Du Deine Angst kennst und benennen kannst. Doch gerade das, wovor wir Angst haben, kann sehr schnell eintreffen, weil wir es anziehen. Deswegen ist es wichtig, sich damit auseinander zu setzen, damit sie sich auflösen kann. Die Ursachen für eine solche Angst liegen oft in der Kindheit. Versuche herauszufinden, ob es dort irgendwelche Ereignisse gab, die diese Angst hervorgerufen haben.

Stelle Dir einfach mal bildlich vor, dass Du Deinem Mann offen legst, was Dich bewegt und stelle Dir vor, dass er Verständnis dafür hat und weiterhin ein freundschaftliches Verhältnis mit Dir möchte. Damit schaffst Du ein energetisches Feld (morphogenetisches Feld - formgebendes Feld nach Rupert Sheldrake), das eine andere Möglichkeit bringt, als den Verlust der Beziehung zu Deinem Mann.

Einen Versuch ist es immer wert.

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Re: Unerwartet lesbisch mit 35
01. Juli 2022 16:38
Vielen Dank für diese schöne Antwort!

Ich kann dich sehr gut verstehen, dass du mit deiner Sensibiltät sehr verurteilt worden bist - weil es einfach so ist, dass bestimmte Verhaltensweisen und Charakterzüge nur Männern oder Frauen zustehen. Bei mir war es im Grunde genau andersrum - ich war als Kind zwar einerseits auch sehr sensibel, sehr künstlerisch, mochte gerne Tiere und Blumen (war natürlich alles voll ok, weil eher weibliche Züge) aber andererseits war ich halt auch echt irgendwo wie ein Junge. Ich habe es geliebt, mit meinem Papa Holz zu schichten, in seiner Werkstatt handwerklich tätig zu sein, wollte immer kurze Haare haben, auf Bäume klettern oder sogar im Stehen pinkeln ;-) Und bis heute liebe ich es, laut zu Rülpsen - was einfach eher Männern vorbehalten ist, hahaha ;-) Und mit dieser eher maskulinen Seite glaube ich wollte sich niemand so recht anfreunden... ;-) Die entdecke ich aber gerade so sehr in mir und das ist so schön! Dass ich auch so gerne gebe - ich liebe es zu geben, aber meistens wird das eher Männern zugesprochen...

Ich glaube auch, dass sehr viele Männer ihre Gefühle komplett abspalten, weil das einfach von ihnen erwartet wird, nicht zu fühlen sondern hart zu sein. Mein Mann und ich haben uns da aber auch gemeinsam entwickelt, er hat eine grundsätzliche Offenheit mitgebracht, wurde aber auch so erzogen, dass Gefühle nicht sein dürfen... ich habe ihn aber auch immer ermutigt, darüber zu sprechen und zu kucken, wie sich Dinge anfühlen.


Hm, ja du, ich glaube auch tatsächlich fest daran, dass wir mit unseren Gedanken unsere Realität erschaffen und wenn wir uns auf unsere Ängste fokussieren - dass wir das Eintreten solcher Situationen dann auch gewissermaßen herbei rufen. Du hast das nur viel schöner geschrieben als ich - vielen Dank dafür!

Ich werde die nächsten Tage einfach mit dem Gedanken "schwanger", dass sich alles gut entwickeln wird und wir einen schönen Weg für alle finden. Denn ich habe an sich ein sehr großes Vertrauen in das Leben und ich hatte auch immer Glück im Leben. Außerdem glaube ich, dass man auch in schwierigen Zeiten immer etwas dazu lernt.


Ich finde es sehr schön, dass ich dich und deine Gedanken und Ideen ein bisschen kennen lernen darf!

Schönen Abend und viele Grüße smiling smiley
Re: Unerwartet lesbisch mit 35
01. Juli 2022 16:51
Hallo Maria,
ich hätte da noch eine "Geschichte" von Billy - Zwischen den Stühlen,oder...was ist denn nun schon wieder falsch?!


Du kannst alte Beiträge sowohl nach Titel als auch nach Autor suchen. Wichtig dabei ist, das bei der Suche "gesamter Verlauf" oder so eingegeben wird.

Vieleicht findest Du dort Pusselteile, die dir weiterhelfen.

GLG Maks
Re: Unerwartet lesbisch mit 35
01. Juli 2022 17:58
Hallo Maria,

„Ich finde es sehr schön, dass ich dich und deine Gedanken und Ideen ein bisschen kennen lernen darf!“

Gerne und danke für Dein Verstehen. In den letzten über 25 Jahren habe ich mich sehr viel mit Psychologie, astrologischer Psychologie und karmischer Astrologie beschäftigt, viele Bücher gelesen und viele Videos gesehen und mich mit dem Thema Angst auseinander gesetzt, durch die ich sehr stark geprägt war. Daher versuche ich auch andere an meinem Wissen und meiner Erfahrung teilhaben zu lassen, auch wenn es nur ein bescheidener Beitrag sein mag um etwas mehr Liebe und etwas mehr Menschlichkeit in diese Welt zu bringen, die wir so dringend benötigen und nach der wir uns so sehr sehnen.

Viele Grüsse

Hilf dir selbst, sonst hilft dir niemand.
Die Veränderung beginnt bei mir selbst.
Liebe ist meine Rebellion.
Re: Unerwartet lesbisch mit 35
02. Juli 2022 15:51
Vielen Dank dafür! smiling smiley
Re: Unerwartet lesbisch mit 35
15. September 2022 21:15
Hey Du smiling smiley
Wie ist es denn weitergegangen bei Dir? Magst Du vielleicht nochmal was schreiben?
Ich habe Deine Geschichte sehr gern gelesen und mich in einigem auch wiedergefunden - unter anderem in dem Gefühl, dass es da zwei völlig unterschiedliche Welten gibt, in denen Du Dich wiederfindest...

Liebe Grüße,


coucouqueer
Re: Unerwartet lesbisch mit 35
16. September 2022 10:27
Hey :-)

Mittlerweile gibt es 2 Dinge, von denen ich erzählen kann:

- Ich war bei einer Beratungsstelle für Familien und Beziehungsprobleme und das war eine sehr "interessante" Beratung. Die Dame in der Beratung ist eigentlich gar nicht auf mich eingegangen und ich hatte das Gefühl, dass sie denkt, dass ich sexuelle Probleme mit meinem Mann hätte und darum nach einem Abenteuer suche.
Sie hat mir nahe gelegt, mit meinem Mann ein Tantra Seminar zu besuchen; außerdem hat sie mir eine Therapie empfohlen, in der ich die "Frauenlinie" meiner Familie genauer untersuchen solle, da das Ganze damit etwas zu tun haben könnte. Ich befürchte, die Dame war der Meinung, dass Homosexualität etwas krankhaftes sei, das man therapieren müsse und könne.... Ich habe tagelang über dieses verrückte Gespräch nachgedacht, mich zuerst geärgert aber mittlerweile kann ich darüber lachen.

- Ich habe mit meinem Mann offen gesprochen und er war unglaublich verständnisvoll und offen. Er meinte, ich könne ja auch nichts dafür und ich solle mich einfach ausprobieren - er sieht sich da nicht in Konkurrenz, da er mir ja ohnehin nicht das bieten könne, was eine Frau mir bieten kann. Ich habe ihm auch erzählt, dass ich mich verliebt habe und dass in mir ein ziemliches Gefühlschaos herrscht. Er meinte, ich solle jetzt einfach mal abwarten, wie sich alles entwickelt, er wäre auch bereit, eine Partnerin neben ihm zu akzeptieren und wenn ich irgendwann merke, dass ich mit ihm nicht mehr zusammen sein möchte, dann werden wir schon eine andere Lösung finden. Ich finde, das zeigt wieder, was er für ein unglaublich toller Mensch ist - es hat gut getan, mit ihm zu reden.

Wir haben jetzt den Status, dass er auch mit anderen Frauen schlafen darf - er meinte zwar, dass er dazu überhaupt kein Bedürfnis hat, aber mir war es wichtig, gleiches Recht für alle zu schaffen - nicht dass ich nur diejenige bin, die sich die Rosinen raus pickt.

Na und dann ist da ja noch meine mittlerweile feste Freundin Laura, die sich auch als sehr verständig und geduldig erweist und wir haben eine sehr tiefe Zuneigung zueinander, unsere Gefühle werden auch immer stärker. Ganz zu schweigen von dieser sehr großen sexuellen Spannung zwischen uns, die auch immer mehr wird und nicht vergleichbar ist mit allem, was ich bisher erlebt habe.

Trotzdem ist in mir noch ein ziemliches Chaos und ich habe das Gefühl, dass ich noch viel Zeit brauche, um zu wissen wo ich selbst stehe - aber ich bin innerlich viel ruhiger und gebe mir die Zeit. Anfangs war ich völlig überfahren von diesen unerwarteten Gefühlen in mir. Natürlich ist es eine schwierige Situation, aber ich denke ich habe großes Glück, dass ich von so tollen Menschen umgeben bin, die mich lieben und die ich auch sehr liebe und ich versuche mich darauf zu fokussieren. Abgesehen davon schiebe ich das Thema für die nächsten Monate etwas zur Seite, da in 6 Wochen unser Umzug ansteht und ich meine Abschlussarbeit dringend fertig bekommen muss.

Und dann sehen wir weiter - ich hoffe, dass alles weiterhin ohne große Dramen ablaufen wird und dass wir eine Lösung finden, mit der alle gut leben können. Ich vermute, irgendwann müssen mein Mann und meine Freundin ganz offen zu dritt miteinander sprechen.
Re: Unerwartet lesbisch mit 35
17. September 2022 07:49
Hallo Maria und alle zusammen,
ich habe jetzt lange mit mir gerungen, ob und was ich zu alledem äußern soll.
Ich habe keine Bücher gelesen und auch keine Psychologie studiert, sondern nur fast 40 Jahre völlig offen, kräftezehrend und doch gewinnbringend, mit meiner Frau meine zweite Seite kommuniziert. Ich kann nur meine Lebenserfahrungen in Diskussionen einbringen.
Ja, ich habe es auch erlebt, plötzlich auf einmal ganz andere Schmetterlinge im Bauch zu fühlen, als ich den einen oder anderen Mann kennenlernte. Ich hatte es teilweise nicht einmal realisiert, wie sehr ich mich eigentlich verknallt hatte. Da haben dann sehr intensive und teilweise sehr schmerzhafte Gespräche mit meiner Frau meiner Entscheidung über den weiteren Lebensweg sehr geholfen. Denn da ich wirklich richtig an meiner Frau „hing“ und die nicht verlieren wollte, habe ich schon frühzeitig alles mit ihr, teilweise auch mit Moderation von dritter Seite, mit ihr besprochen.
Schade, dass du, Maria, da eine unglückliche Wahl getroffen hattest. Wir machen da aktuell eine ganz andere Erfahrung.
Wir haben für uns auch die Erkenntnis, dass es keine „Phasen“ der sexuellen Orientierung, aber Phasen der unterschiedlichen Emotionen gibt.
Gerade erstmalige andersartige Erlebnisse führen zu einem derartigen Adrenalinausstoss, dass es schwer ist, noch rationale Entscheidungen zu treffen.
Deshalb war es für mich sehr wichtig, was sich im Rückblick auch als richtig zeigt, in der emotionalen Phase keine essentiellen Entscheidungen zu treffen. Schmetterlinge im Bauch können schnell auch wieder verfliegen.
Du hast geschrieben, dass dein Mann so verständnisvoll und liebevoll ist und dass du ihn eigentlich nicht verlieren möchtest. Dein Angebot an ihn, dass er nun auch mit anderen Frauen schlafen dürfe, entwertet eure Beziehung dann aber nach meiner Ansicht erheblich. Denn Sex mit Hingabe und Tiefe ist das wundervollste, was es gibt, nur mit dem richtigen Partner möglich und keine Tauschware. Und ich bin sehr froh, dass ich mir dieses Erleben auch mit meiner Frau erhalten konnte. Da war ihr verständnisvolles Zutun natürlich äußerst wichtig. Denn da gab es auch Phasen, in denen der Sex mit ihr schwierig war. Und heute bin ich umso glücklicher, mit ihr unseren liebevollen Weg weitergehen und auch meine zweite Seite mit meinem Freund erleben zu können. Es muss also vielleicht gar nicht immer nötig sein, gleich „Hop oder Top“- Entscheidungen zu treffen. Manchmal denkt man da viel zu viel für die anderen und wie andere reagieren würden. Manchmal kommt es auch ganz anders, als man denkt.
Also lasse es doch mal laufen und lasse dich auf deine Umwelt, deine Freunde und vor allem auf deinen Mann ein.
Viel Glück und gute durchdachte Entscheidungen!
Re: Unerwartet lesbisch mit 35
21. September 2022 11:35
Hallo Bi-Senior,

ich danke dir für deine ausführliche Antwort und dass du deine Erfahrung mit mir geteilt hast.

Wie dein Name ja zeigt, bist du bisexuell und damit ist dein Standpunkt relativ deutlich.

Bei mir hingegen ist die Situation möglicherweise anders, denn ich habe das Gefühl, dass ich mich deutlich mehr zu Frauen als zu Männern hingezogen fühle.

Ich finde nicht, dass die Beziehung zu meinem Mann entwertet wird, wenn er das "OK" erhält, dass er sich ebenso nach anderen sexuellen (und vermutlich auch emotionalen-romantischen) Erfahrungen ausserhalb unsere Beziehung umsehen darf. Für mich ist es unlogisch, von ihm zu erwarten mir absolute treu zu sein, ich hingegen mit einer anderen Frau schlafen darf.

Ich glaube, jede Beziehung und Aussgangssituation ist anders - und für uns ist das so aktuell eine gute Möglichkeit um neue Wege auszuprobieren.
Re: Unerwartet lesbisch mit 35
29. September 2022 15:36
Hey Maria,

ich bin verheiratet und habe sogar Kinder und dann kam das „Erwachen“ vor knapp 3 Jahren. Genau so hat es sich nämlich auch für mich angefühlt. Ich und sie. Wir haben uns aufeinmal gesehen. Beide vergeben. Aber wir konnten nicht mehr ohne einander. Die Anziehung… unbeschreiblich. So ein Verlangen. Dann noch das Interesse an dem Menschen an sich… alles passt perfekt. Wir haben es fast ein halbes Jahr geschafft uns nicht körperlich zu berühren. Ihr war vieles ganz schnell klar. Ich habe mit mir gerungen. Meinem Gefühl nicht getraut. Ich hatte Angst mich lächerlich zu machen. Mich in was hineinzusteigern. Meine und ihre Familie zu zerstören. Aber auch ich musste mir von allen in meinem Umfeld anhören wie sehr ich mich verändert habe..
Ich habe leider nicht so viel Glück mit meinen Mann. Ich konnte ihm keinen meiner Gedanken anvertrauen. Denn er ist allein wegen meiner Freundschaft zu ihr ausgeflippt und hat Dinge getan die unverzeihlich sind. Ich habe meine Zeit auch gebraucht. Ich habe mich gedanklich regelrecht zerfleischt. Mich jeden Tag schlecht gemacht… aber gegen die Liebe komm nicht s an. Wir beide sind nurn von unseren damaligen Partner getrennt. Wir beide sind zusammen. Jede Berührung ist immer noch atemberaubend. Das Gefühl zueinander so innig und fest wie ich es noch nie hatte, und eigentlich war es von Anfang an so mit ihr. Ich hab es einfach nur nicht verstanden.
Nimm dir deine Zeit. Aber gehe nach deinem Gefühl. Dein Mann ist super. Aber wenn er jetzt schon so toll reagiert wird er auch als Freund an deiner Seite bleiben.
Wie ist es für Laura? Wie erträgt sie es dich zu teilen, zu wissen das du offiziell mit einem anderen zusammen wohnst.
Meine Partnerin hat unglaublich viel ausgehalten und ich habe keine Ahnung wie sie das geschafft hat,
Hör auf dein Herz. Auf deine Wünsche, wo siehst du dich nächstes Jahr?!

Ich hoffe dir hilft meine Nachricht ein wenig

Liebe Grüße



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 29.09.22 15:40.
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