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Vor der Wand

geschrieben von Velvet_Underground 
Vor der Wand
29. Mai 2022 22:48
Hallo. Erst mal bin ich sehr froh, dass es dieses Forum gibt. Ganz herzlichen Dank dafür!

Ich war vor über zehn Jahren schon einmal hier. Ich habe keinen vernünftigen Grund, warum ich den Kontakt dann relativ schnell wieder abgebrochen habe. Vermutlich liegt es daran, dass ich ein Faible für Jüngere habe. Aber dazu später.

Ich bin jetzt 52. Dass ich schwul bin, war mir schon mit 14 klar. Das war 1984. Damals begann gerade die Aids-Krise, und das war damals eine unheilbare Krankheit. Das war auch das Jahr, in dem Bronski Beat mit dem Song „Small Town Boy“ Homosexualität zum ersten Mal zum Thema machten. Und es war das Jahr der Wörner-Kießling-Affäre, als Homosexualität innerhalb der Bundeswehr noch als Entlassungsgrund galt.

Jahrelang habe ich meine Homosexualität vor allen geheim gehalten. Das war damals verbunden mit irgendwelchen dunklen Spelunken, irgendwelchem Klappen-Sex in Parks und Toiletten, was ich mir nie vorstellen konnte, irgendwelchen Tunten und Aids.

Mit 29 bekam ich Internet. Da habe ich dann zum ersten Mal „normale“ Schwule kennengelernt. Es gab auch einige reale Gruppentreffen. Es ergab sich daraus aber nichts. Wir haben uns zwar gut unterhalten, aber entweder hatten sie kein Interesse an mir oder ich nicht an ihnen. Ich nehme auch nicht jeden.

2000 habe ich mich dann vor meinen Eltern geoutet. Das war am Anfang nicht einfach für sie. Sie haben es aber längst akzeptiert.

Da ich Anfang der 2000er Jahre zur Arbeit mit dem Zug pendeln musste, lernte ich dort durch Zufall einen Schwulen kennen, der immer denselben Zug nahm wie ich. Lange Zeit wusste ich gar nicht, dass er auch schwul ist. Er machte mich, als ich erfuhr, dass er auch schwul ist, auf Gayromeo aufmerksam, das ja mittlerweile – sorry für die Ausdrucksweise – mehr oder weniger zu einem Puff mutiert ist.

Anfang der 2010er Jahre gründete sich in meiner Stadt ein Verein für die Belange von queeren Menschen. Ein heterosexueller Freund machte mich darauf aufmerksam, weil er einen schwulen Freund kannte, der dort engagiert war. Darüber fing ich an, dort auf die Stammtische zu gehen. Und darüber lernte ich jemanden kennen, der schon lange einer meiner besten Freunde geworden ist und ohne den ich gar nicht wüsste, was ich noch machen soll, der aber deutlich jünger ist als ich und daher kein Interesse an mir hat.

Ich habe das Glück, dass ich deutlich jünger aussehe, als ich bin. Ich habe mich Anfang bis Mitte der 2000er Jahre in einer politischen Jugendorganisation engagiert und darüber jemanden kennengelernt, der damals gerade Abi gemacht habe. Darüber habe ich dessen Freunde kennengelernt und so einen – leider ziemlich bescheidenen – Freundeskreis, der deutlich jünger ist als ich. Zwei meiner besten Freunde sind 34. Als ich auf deren 30. Geburtstag war, haben mich deren Freunde für gleichaltrig gehalten. Leider wohnen sie mittlerweile nicht mehr vor Ort.

Im Zuge der Corona-Krise hatte ich in besagtem Verein ein Tief, in dem ich mir auch Fehlverhalten geleistet habe. Daher möchten diverse Leute dort nichts mehr mit mir zu tun haben. Besagter Freund ist dort aber gut aufgenommen und möchte dort auch weiter aktiv sein. Ich stecke momentan in einem richtigen Tief und möchte auch professionelle psychologische Beratung in Anspruch nehmen.

Ich hatte mir aber auch schon ewig vorgenommen, mich hier wieder zu Wort zu melden. Und dieses Mal werde ich nicht wieder abspringen. :--)
Re: Vor der Wand
09. Juni 2022 09:09
Hallo Velvet_Underground,

ja, das mit der Aids-Krise in den 1980er Jahren ist mir auch noch gut in Erinnerung. Heute weiss ich, dass es eine Lüge war. Das Aids-Virus wurde nie isoliert, so wie viele andere Viren auch nie isoliert wurden. Es sind vielmehr im Labor erzeugte Biowaffen. Virus ist lateinisch und heisst Gift oder Schleim und ist kein Lebewesen. Also Angst vor etwas das nie existiert hat. Warum angeblich Menschen an Aids erkrankt sein und daran gestorben sein sollen, wäre ganz sicher noch klärungsbedürftig.

Nun hat Deine Geschichte eine gewisse Ähnlichkeit mit meiner eigenen, deswegen kann ich Dein Tief sehr gut nachvollziehen. Das mit der professionellen psychologischen Beratung würde ich mir an Deiner Stelle noch einmal gut überlegen. Ich hatte sieben Jahre beruflich mit Menschen zu tun, die unter anderem Psychologen / Psychiater waren und selbst ganz erhebliche Probleme mit ihren eigenen Themen hatten. Dasselbe gilbt auch für viele Choach. Aus meiner langjährigen Beobachtung und Erfahrung heraus ergreift man häufig einen Beruf, auf dem man selbst Defizite hat. Abgesehen davon kommen die nie wirklich an das heran, was echte seelische Konflikte sind.

Wie es Dir geht, wenn Du auf deutlich jüngere stehst, kann ich ebenfalls gut nachvollziehen, weil es auch mir so geht. Nur ist eben auch klar, dass selten ein jüngerer auf einen älteren steht, auch wenn es diese gibt. Passen sollte es dann dennoch. Es hat vielleicht auch etwas damit zu tun, dass man selbst dominant ist. Dann möchte man lieber jemanden der wenig Lebenserfahrung hat und man quasi über ihm steht. Doch so kann keine echte Partnerschaft gehen, die auf gleicher Augenhöhe sein sollte.

Es ist alles andere als einfach hier einen guten Tipp abzugeben. Es ist einfach so, dass wir uns zu deutlich jüngeren hingezogen fühlen und das sollten wir akzeptieren und annehmen. Nur kommen wir zu einer Partnerschaft, wenn wir alles andere ausschliessen, wie im Tunnelblick?

Den Jungen fehlt die Lebenserfahrung, das Wissen, die Reife. Können Sie uns wirklich das geben, was wir wirklich brauchen?

Vielleicht können wir ihnen etwas geben, doch dann sie wir nur auf der Seite des Gebenden und irgendwann sind wir leer, weil wir nie das bekommen haben, was wir brauchen. Ist das wirklich gut für uns?
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