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Ein langer Weg bis zur Selbsteinsicht....

geschrieben von Andreas 
Ein langer Weg bis zur Selbsteinsicht....
14. Januar 2014 21:43
....Hallo, ich bin der Andreas und bin 54 Jahre alt. Weshalb ich hier bin ? Nun ja, nachdem ich mich ein Leben lang unwohl in meiner Lebensgestaltung gefühlt habe, bin ich nun endlich auf einem Weg gelandet, der mich zu mir selbst führt. Dieser Weg war kein einfacher ! Unter anderem gehörte auch ein 9-monatiger stationärer Aufenthalt in der Psychiatrie dazu.
Ich schätze, dass ich in meinem Leben zum ersten Mal mit vielleicht 14 Jahren homosexuellen Kontakt hatte. Bis zu meinem 18 Lebensjahr hat sich das in fast regelmäßiger Folge wiederholt. Ich kam damals nie auf die Idee, dass ich vielleicht homosexuell bin. War auch in dieser Zeit (70er) noch ziemlich verpönt, an ein outen war damals nicht zu denken. Seit dieser Zeit hatte ich überall wo ich im Leben so hinkam (neue Schulen, Jungenschaft, Jugendstunde, Ausbildung, Bundeswehr, Studium, verschiedene Anstellungen....) immer meinen Favoriten unter den Jungs / Männern, die auch dabei waren. Und an die musste ich immer denken, aber ich traute mich nie, sie anzusprechen. Je mehr ich mich in einen verliebte, umso unmöglicher war es mir, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Wie es so geht, begann ich mich im Alter von 18-20 auch für Mädchen zu interessieren bzw. die Mädchen interessierten sich für mich. Und so hatte ich einige Freundinnen, aber trotzdem musste ich immer an Jungs / Männer denken und ihnen hinterher sehen. Nach dem Studium hat es sich dann so ergeben, dass ich meine Heimat verließ, in die "Fremde" zog und dort mit der Auflage des Vermieters "zu heiraten" schnell eine Wohnung fand. Ein paar Wochen später haben wir geheiratet, während ich weiterhin mehr an Jungs dachte als an meine Frau. Das erste Kind wurde geboren, Arbeitsplatzwechsel und erneuter Umzug quer durch Deutschland, neue Arbeit, das zweite Kind - und ich schaute und dachte immer noch an die Jungs / Männer. So sind dann seit der Heirat 27 Jahre wie im Fluge vergangen und ich, mittlerweile Familienvater, war in Gedanken weiterhin vorwiegend bei bestimmten Männern. Ein einschneidendes Erlebnis kam dann in 2010: Ich hatte einen Zusammenbruch, nachdem ich mich monatelang nur noch so durchs Leben geschleppt hatte: schwere Depression und Psychose. Dann kam ein langer Klinikaufenthalt, bei dem ich meiner Therapeutin auch von meinen Männergedanken und den Erlebnissen in der Jugend mit Jungen erzählte. Zum ersten Mal in meinem Leben, mit 51 Jahren, vertraute ich mich jemandem an und das tat gut. Trotzdem bin ich auch bis dahin nie auf die Idee gekommen, dass ich schwul bin, vielleicht habe ich mir diesen Gedanken auch nur verboten. Als dann vor ein paar Wochen meine beiden Kinder fast gleichzeitig auszogen (Studium) setzte ich mich eines Abends hin und dachte über mein Leben nach, schrieb mir die vielen Namen von Jungen / Männern und Mädchen / Frauen aus meinem Leben auf ein Blatt und überlegte, mit wem ich jetzt am liebsten zusammen wäre: Die Wahl fiel auf einen Jungen (und nicht auf meine Frau) ! Und dann habe ich etwas getan: Ich habe laut zu mir gesagt: ICH BIN SCHWUL !!!! Und schon während ich diese Worte aussprach hatte ich das Gefühl, endlich nach einer langen Irrfahrt bei mir und bei meiner Bestimmung gelandet zu sein ! Ein Glücksgefühl durchströmte mich und gleichzeitig kamen mir die Tränen. Jetzt, ca. 2 Monate nach dieser Begebenheit habe ich das Gefühl, mit meinem Schwul sein etwas besonderes zu sein. Habe noch nie so gute Chat-Unterhaltungen gehabt wie mit Gleichgesinnten. Endlich kein starker Mann mehr sein müssen sondern dass was ich bin. Einzig mit meinem Alter habe ich noch ein Problem. Welche Perspektive kann ich denn mit 54 Jahren noch haben ? Viele Jahre habe ich versäumt, in denen ich mit einem Mann hätte glücklich sein können. Auf der anderen Seite liebe ich natürlich meine Kinder, bin froh, dass ich sie habe. Ich bin froh, dass ich mir diese Dinge hier mal von der Seele schreiben konnte und freue mich trotz meines Alters auf dass, was da wohl noch auf mich zukommt. Ich danke Dir für Deine Geduld, dass Du bis hierhin meine Geschichte gelesen hast.
Re: Ein langer Weg bis zur Selbsteinsicht....
15. Januar 2014 11:58
Willkommen, Andreas!

Großartig, dass Du Dich entschlossen hast, hier Deine Geschichte abzuladen. Eben noch habe ich dieses Outing des Nachrichtensprechers von Antenne Bayern angehört und hatte eine Gänsehaut dabei. Und jetzt wieder! Wo Du
Quote
Andreas
Ich habe laut zu mir gesagt: ICH BIN SCHWUL !!!!
geschrieben hast, hat es mich richtig geschüttelt.

Ich habe eine ähnliche Geschichte, wie Du, 26 Ehejahre, 2 erwachsene Töchter, immer wieder sehnsüchtig Männer angeschaut, ohne was zu machen. Den Gedanken, schwul zu sein, konsequent verdrängt, bis ... ja bis vor ungefähr einem Jahr. Da habe ich hier meine eigene Geschichte geschrieben und wenige Tage später mich meiner Frau anvertraut.
Ich kann Dir nicht raten, ob Du so einen Schritt gehen solltest. Jeder Mensch ist anders und jeder Ehepartner reagiert anders. Meine Frau war sehr betroffen, aber dann sagte sie: "Dann wirst Du es wohl ausleben müssen!" und seitdem tue ich das auch. Aber bis zu diesem Zeitpunkt bin ich nie fremd gegangen, allenfalls im Geiste. Wir wohnen und leben immer noch zusammen. Mittlerweile habe ich ausreichende Freiheiten, abends auszugehen oder Freunde übers Wochenende zu besuchen, ohne dass der Haussegen schief hängt. Es war allerdings ein Prozess von über einem halben Jahr, so weit zu kommen. CO geschieht nicht in einer halben Stunde! Erst gestern Abend haben wir drüber gesprochen, dass ich mich heute mit einem Freund treffen will. Als meine Frau heute morgen das Haus verließ, fragte sie: "Bist Du noch da, wenn ich heimkomme?" und ich konnte ihr versichern, dass ich erst später ausgehen würde.

Es ist schön, dass Du zu Dir sagen kannst: Ich bin schwul. Das größte Geschenk, was mein CO mir gebracht hat, ist meine eigene, vollständige Akzeptanz, schwul zu sein. Ich habe zu mir gefunden, ich bin heil. Ich fühle mich wohl in meiner Haut. Ich bin im Gleichgewicht. Ich wünsche Dir das auch!
Quote
Andreas
Einzig mit meinem Alter habe ich noch ein Problem. Welche Perspektive kann ich denn mit 54 Jahren noch haben ?
Andreas, ich bin mittlerweile 64. Lass Dir sagen, dass Du, was Dein Alter angeht, in der schwulen Welt kein Problem haben wirst. Ich habe das auch erst lernen müssen. Ich habe mir sagen lassen müssen, dass ich ein attraktiver Mann sei, ein Eisbär (wegen des weißen Bartes), dass mich andere begehren. Ich habe meinen eigenen Körper früher nie für begehrenswert gehalten, aber das ist ein Urteil, das sollte mann anderen überlassen. Wenn Du es willst, wirst Du sicher Partner in jeder gewünschten Altersklasse finden!

Was deine Kinder angeht, die sind ja offensichtlich volljährig. Meine Töchter auch. Sie wissen es seit Juni, ohne Probleme. Die einzige Frage war, wie es mit der Familie weitergehen würde. Aber bisher sehen meine Frau und ich keinen Grund auseinander zu gehen. Natürlich musst Du Dir gut überlegen, wie offen Du mit Deiner Familie umgehen kannst und willst. Dazu werden sich hier sicher noch andere äußern!

Egal, welchen Weg Du einschlägst: Es muss Dein eigener sein. Und auf dem wünsche ich Dir viel Glück!

Schöne Grüße

Volker



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 15.01.14 12:01.
Re: Ein langer Weg bis zur Selbsteinsicht....
15. Januar 2014 21:28
Hallo Volker !

Vielen Dank für Deinen Beitrag, ich habe mich sehr darüber gefreut. Das ist auch so etwas, was ich immer unter "normalen" Männern vermißt habe: Sich auszutauschen über Dinge, die tiefer gehen als das Fußballergebnis im Endspiel oder sonst was. Als ich das erste Mal hier im Chat war habe ich sofort Leute gefunden, die sich für mich interessierten, die mich mitreden ließen - ich hatte das Gefühl, zuhause zu sein. Und ich stellte auch fest, dass ich mich jetzt plötzlich für diese anderen Leute interessierte, mitfühlen konnte. Du schriebst "Ich habe zu mir gefunden, ich bin heil" - ja, dass ist genau das Gefühl, dass ich nach meinem Ausspruch "ICH BIN SCHWUL" auch hatte. Und das Gefühl hat jetzt schon 2 Monate angehalten und ist nicht weniger geworden. Manchmal bin ich sogar stolz darauf. Du hast mir auch Mut gemacht. Ich habe ein Problem mit meinem Alter, dass hast Du bestimmt bemerkt. Nach dem was Du mir dazu geschrieben hast, habe ich doch ein klein wenig Hoffnung und Perspektive gewonnen. Unsere Geschichten haben an vielen Stellen Berührungspunkte, dass macht mir auch Mut und freut mich. Da spüre ich wieder: Ich bin nicht allein ! Wie Du das mit Deinem Outing gemacht hast, finde ich toll: Glückwunsch. Ich habe mich bisher nur "virtuell", d.h, hier im Internet geoutet und bei meiner Therapeutin (da gehe ich seit meinem Klinikaufenthalt in 2010/2011 ohne Unterbrechung weiter hin). Als ich ihr meine Geschichte erzählte fand sie das ganz toll, meinte aber auch ich müsse mir jetzt überlegen wie ich damit umgehe (bei meiner Frau outen mit den möglichen Konsequenzen oder Heimlichkeiten mit der Gefahr, meine Depressionen wieder zu verschlimmern). Eines hat sie mir allerdings ganz klar gesagt: Wenn ich am Ende meines Lebens einmal sagen können möchte: Es war schön, ich habe mein Leben gelebt - dann müsse ich reinen Tisch machen. Wie Du geschrieben hast: Ich muss meinen Weg finden, aber über den Klarheit zu bekommen, da werde ich noch eine Weile für brauchen.

Nochmals Dank für Deinen Beitrag, schöne Grüße - Andreas
Re: Ein langer Weg bis zur Selbsteinsicht....
17. Januar 2014 14:16
Hallo Andreas,

Quote
Andreas
Eines hat sie mir allerdings ganz klar gesagt: Wenn ich am Ende meines Lebens einmal sagen können möchte: Es war schön, ich habe mein Leben gelebt - dann müsse ich reinen Tisch machen.

Deine Therapeutin hat Recht.

(und am Grabe bekommst Du kein Lob dafür, dass du das schwierige Schauspiel durchgehalten hast ... sie sagen alls "haben wir doch eh gewusst ... wäre nicht nötig gewesen ..."winking smiley

*grins*

lg.
Victor
Re: Ein langer Weg bis zur Selbsteinsicht....
17. Januar 2014 14:59
Hallo Andreas,

schön von dir zu lesen und vor allem schön, dass es dir gut genug geht, um zu sagen, dass du ein unaufgeräumtes Regal im Keller hast. Jahrzehntelang war der Vorhang davor zugezogen, voll gestopft mit allem Krusch und ein paar Spinnen, aber allmählich ist dir bewusst geworden, dass da ein paar Schätze schlummern, die du schmerzlich vermisst.
Also ausmisten - aber mit Bedacht.

Ich habe dein Eindruck, du bist mit Sicherungsseil auf die Brücke gegangen, das andere Ufer lockt. Es hat Mut, Kraft und manch verzweifelte Stunde gekostet, doch du hast es geschafft!
Es geht erst mal etwas berghoch auf einer Brücke, vielleicht kommt jetzt mit der zweiten Hälfte eher der einfache Teil, runter und Ufer in Sicht.
Weiß du, ich bewege mich schon länger auf diesem zweiten Teil der Brücke bzw. manchmal weiß ich nicht, wie weit ich bin vor lauter Schwankungen. Da schaut man lieber auf die eigenen Füße als zum Ufer. Der Blick in die Ferne hilft allerdings, Schwindelgefühle zu vertreiben. smiling smiley

Aus meiner Sicht ist es wichtig, das eigene Tempo zu finden, auf den eigenen Bauch zu hören. Ich habe es immer gespürt, wenn der nächste Schritt sein musste, Outen bei Ehefrau, Kinder, Eltern, getrennte Wohnungen usw. So wie du schreibst, weiß du das.

Wenn du irgendwann mit deiner Familie redest, werden sie vielleicht nicht immer so reagieren, wie es dir gut tun würde. Jeder muss auf seinen Bauch hören. Vor allem deine Frau wird vielleicht auch Jahre brauchen, um mit einem Outen ihres Mannes klar zu kommen. Wenn es so sein sollte, lass ihr die Zeit, jeder hat das Recht zu sagen, was er kann und was nicht. Du hast wenig von ihr geschrieben, daher mag meine Anmerkung falsch sein.

Letztendlich hat sie nichts davon, wenn du untergehst oder am Sicherungsseil mitten unter der Brücke baumelst. Sollte es dir wieder schlechter gehen, dann könnte es aber auch für sie wichtig sein, zu wissen, warum sie das alles mit trägt bzw. es steht ihr zu, eine eigene Entscheidung zu treffen.

Und noch etwas: Ich hadere nicht mit meinem Alter von fast 50. Wir haben einmal entschieden zu heiraten, Kinder zu bekommen. Damit war es damals eine gute Entscheidung, es waren gute Jahre! Sollte sich jemand mit 40 wünschen, er hätte nie geheiratet, wenn der Partner stirbt und alles trostlos wird? Auch wenn vielleicht vorher 15 Jahre Ehe das Paradies auf Erden waren? Nein - die Zukunft ist zu gestalten, der eingeschlagene Weg ist zu bewerten.

Ich muss nicht alles nachholen, was ein 20jähriger Schwuler tun würde. Dafür hatte ich schließlich andere tolle Erlebnisse in meinem Leben.

Alles nur meine Meinung - lebe du dein Leben. Es ist einfach lebenswert (gerade kommt hier die Sonne raus smiling smileysmiling smileysmiling smiley)

LG
Zeev
Re: Ein langer Weg bis zur Selbsteinsicht....
17. Januar 2014 21:29
Hallo Victor,

Danke für Deinen Beitrag. Es tut gut, wenn man Interesse an der eigenen Geschichte bei jemandem findet und mitfühlende Worte bekommt. Kannte das vor der Erkenntnis meines Schwul seins nicht. Erst nach meiner Selbsteinsicht bin ich mal auf die Idee gekommen, im Internet nach Gleichgesinnten zu suchen.

Kommenden Dienstag bin ich wieder bei meiner Therapeutin, freu mich schon darauf, mit Ihr wieder über mein schwules Thema zu reden. Bei Ihr als Frau bekomme ich Hilfe und Unterstützung aus einer ganz anderen Perspektive,

LG Andreas
Re: Ein langer Weg bis zur Selbsteinsicht....
17. Januar 2014 21:48
Hallo Zeev,
nett dass Du mir antwortest. Deine Worte tun mir gut und sind hilfreich. Vor allem das Bild mit der Brücke gibt viel her. Ich habe im Moment das Gefühl, dass ich genau in der Mitte der Brücke stehe. Bin unsicher wie es weiter gehen soll. Manchmal schaue ich nach vorne, ans andere Ufer und sehe da viel verlockendes und schönes. Mache ein paar Schritte weiter nach vorn, zögere, schaue nach hinten und sehe mein bisheriges Leben. Auch da sind Dinge die ich liebe, an die ich mich gewöhnt habe und die ich nur ungern loslasse. Gehe wieder zurück zur Mitte der Brücke, denke nach und wünsche mir, jemand würde mich an die Hand nehmen und mit mir zusammen nach vorn, an das neue und doch irgendwie vertraute Ufer gehen.
Ich hatte vor ein paar Wochen einen Traum. Sitze meiner Frau gegenüber und teile ihr mit, dass ich mich gegen sie entschieden habe. Dann werde ich im Traum ganz traurig, freue mich einerseits über die Entscheidung aber verspüre einen seelischen Schmerz, dass ich ihr das antue, dass sie der Verlierer ist.
Ich habe in meinem ersten Beitrag wahrscheinlich deshalb wenig von meiner Frau geschrieben, weil sie der schwierigste Teil in der ganzen Angelegenheit ist und ich noch überhaupt nicht weis, wie es da weitergehen soll. Du hast vollkommen recht damit, dass ich mein Tempo finden und auf meinen Bauch hören muß. Ich finde es schön, dass Du nicht mit Deinem Alter haderst, ich glaube um dass zu können, muß man schon ein gutes Stück Lebensweisheit gefunden haben. "Alles nur Deine Meinung".....ja, aber genau die ist richtig, die hilft, auch wenn sie einem hilft, etwas für sich selbst anders zu sehen. Danke Dir.

LG
Andreas
Re: Ein langer Weg bis zur Selbsteinsicht....
17. Januar 2014 22:40
Hallo Andreas,

es wäre schön, wenn Du uns ein wenig mehr über Deine Frau und Dein Verhältnis zu ihr erzählst. Es gibst hier viele (so wie mich), die verheiratet sind oder es jedenfalls waren und ganz unterschiedliche Wege gegangen und Erfahrungen gemacht haben.

Meine Frau war natürlich geschockt, als ich mich ihr gegenüber geoutet habe. Aber sie hat es so gut aufgenommen, wie man sich das nur wünschen kann. Wir haben dann immer wieder Gespräche geführt (und tun es noch). Sie will sich nicht von mir trennen, aber sie hat selbst festgestellt, dass ich meine Orientierung wohl ausleben müsse. Ich habe ihr dann angeboten, sie "frei zu geben", damit sie selbst unbelastet nach einem neuen Partner suchen kann, und diese Freiheit hat sie mir auch gegeben. Die Idee kam nicht von mir, sie kam von unserem Forumsmitglied Victor und er wird sich vielleicht selbst näher dazu äußern.

Ob das ein Modell für Dich sein kann, ich kann das nicht beurteilen. Jeder ist anders. Aber indem Du uns von Deinen häuslichen Verhältnissen erzählst, wirst Du auch selbst größere Klarheit über sie erhalten. Wie ich vorhin bei Marcello sagte: Hier etwas zu formulieren, macht es konkret. Wir können uns dem stellen, darauf aufbauen und die nächsten Schritte machen.

Schöne Grüße

Volker
Re: Ein langer Weg bis zur Selbsteinsicht....
18. Januar 2014 08:22
Hallo,
Quote
zeev
Ich muss nicht alles nachholen, was ein 20jähriger Schwuler tun würde. Dafür hatte ich schließlich andere tolle Erlebnisse in meinem Leben.

an der Stelle habe ich für mich eine andere Vorgehensweise gewählt.

Da ich in der Pubertät rückbetrachtet viele Dinge nicht erlebt habe (verlieben, verlassen, verlassen werden, ausgelassen feiern etc.) habe ich dies quasi im Schnelldurchlauf nachgeholt.

Ich bin auch über 50, habe aber das Glück so um die 10 Jahre jünger auszusehen :-) von daher habe ich mich getraut (und traue mich jetzt noch), in Clubs oder Kneipen zu gehen, die eigentlich ein jüngeres Publikum ansprechen.

Und es gibt es Locations, da ist das Alter nicht sooo wichtig, die Mischung des Publikums erlaubt den Kontakt aller Altersgruppen, je nach Thema und Stimmung.

Und manchmal nimmt man mehr mit nach Hause, als man zu Anfang gedacht hatte :-x

Nein, es war KEIN Fehler, ich blicke nicht zurück im Zorn, aber ich möchte meine Zukunft so gestalten, wie ich es JETZT sehe (egal, was ich mal mit 80 oder 90 darüber denke!)

Ich wünche viel Glück und Erfolg auf Deinem "neuen" Wege.

Liebe Grüße
Victor
Re: Ein langer Weg bis zur Selbsteinsicht....
19. Januar 2014 19:04
Lieber Andreas,
lieber Volker,

Folk0207 schrieb:
-------------------------------------------------------
> Wie ich vorhin bei Marcello
> sagte: Hier etwas zu formulieren, macht es
> konkret. Wir können uns dem stellen, darauf
> aufbauen und die nächsten Schritte machen.

Dazu paßt eine Begebenheit, die ich vor ein paar Tagen erlebt hatte. Ich war auf dem Heimweg von einer Tour in die Szene. Auf dem Bahnsteig sehe ich den Schaffner des Nachtzuges, über seinem Namensschild sah ich einen Anstecker - der ist von <uns>. Als ich im Zug saß und er die Fahrausweise durchzusehen beginnt, kritzele ich spontan eine meiner Mailadressen auf einen Fetzen Papier - und gebe ihn dem Schaffner mit, der sich schon umgedreht und den nächsten Passagieren zugewandt hatte. Er stand einen Moment starr; was weiter war, weiß ich nicht. Er reagierte professionell und ging weiter. Da war keine bewußte Überlegung, kein Stück: erst im Nachdenken darüber - noch im Zug und auf dem Weg heim - dämmerte mir, was ich mir da für ein tolles Stück geleistet hatte. Es hatte weiter keine Folgen, zum Glück, denke ich fast. Aber ich wußte gar nicht, daß ich solche Traute habe.

Marcello
Re: Ein langer Weg bis zur Selbsteinsicht....
19. Januar 2014 22:32
Boah Marcello,

Klasse! Solche kleinen Erfolge und mutigen Taten bauen enorm auf. Als ich mein erstes Profil auf den blauen Seiten erstellte, war es für mich undenkbar, mein Gesicht zu zeigen. Es brauchte Zeit. Mittlerweile ist das kein Problem mehr. Im Gegenteil, ich bedauere diejenigen, die sich nicht trauen, - und weiß doch gleichzeitig, wie schwer es mir gefallen ist. Es sind lauter kleine Schritte, aber man kommt irgendwann zum Ziel.

Über meinem Profil prangt deshalb auch ein Motto:

Courage, given time, will turn your fears to memories ...
Mit der Zeit wird Mut Deine Furcht in Erinnerungen verwandeln ...


Das wünsche ich hier allen.

Stammt übrigens nicht von mir, ich plagiiere nicht, sondern von Doug Strahm
Der Song ist Geschmacksache (die beiden Kerle finde ich Klasse!), der Spruch kommt im Abspann.

Schöne Grüße

Volker



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 20.01.14 07:20.
Re: Ein langer Weg bis zur Selbsteinsicht....
22. Januar 2014 22:47
Hallo Volker und alle....

Danke für Deine Anmerkungen. Das Forum hier tut mir wirklich gut, hätte nie gedacht, dass meine Geschichte auf so ein Interesse stößt. Über meine Frau und meine Beziehung zu ihr will ich versuchen etwas zu erzählen. Das fällt mir gar nicht leicht, über das Selbstverständliche an meiner Seite habe ich noch nie so richtig nachgedacht.
Wir sind jetzt insgesamt ca. 30 Jahre zusammen und haben uns in dieser Zeit aneinander gewöhnt. Unsere ersten Ehejahre waren dadurch gekennzeichnet, dass wir unsere Heimat verließen und uns in vollkommen fremder Umgebung zusammenraufen mussten. Wir haben zusammen die neue Umgebung und neue Menschen kennengelernt. Das war eine schöne Zeit, aber trotzdem hatte ich Schwierigkeiten, meine Situation ohne alte Freunde und Stammfamilie zu akzeptieren. Für kurze Besuche war die Entfernung mit 400km zu groß. Nach und nach verlor ich daher meine alten Freunde, lernte aber wenige neue hinzu, stürzte mich dafür in den interessanten Beruf und versuchte damals schon aufkommende Depressionen mit Arbeit (auch Feierabends) zu unterdrücken. Eine richtig enge Beziehung zu meiner Frau ist da nicht entstanden, ich konnte nicht über alles mit ihr reden. Damals schon, oder noch, hatte ich Interesse an Männern, bin aber nie auf die Idee gekommen, dass ich schwul oder bi sei, beziehungsweise wollte es mir nicht eingestehen, obwohl ich in meiner Jugend schon einige homosexuellen Erlebnisse hatte. In Sachen Sexualität lief bei uns nicht besonders viel, ich war mit dieser Tatsache sehr unzufrieden, meine Frau - so glaube ich - hat das nie besonders vermisst. Nun ja, die ersten Jahre vergingen und dann wurde unser erstes Kind geboren. Mehr und mehr verfestigten sich unsere Rollen: Meine Frau war für Kind und Haus zuständig, ich verdiente das Geld und arbeitete oft abends noch an privaten Entwicklungsaufträgen für ein Ing-Büro. Das füllte mich zwar auf der einen Seite aus, trotzdem wurde ich wohl immer unzufriedener. Irgendwann fing meine Frau an mich zu drängen, mir einen neuen Job zu suchen. Ich wehrte mich erst, aber sie ließ nicht locker, bis ich dann anfing mich in der Nähe unserer Heimat umzuschauen. Es klappte schneller wie ich dachte, allerdings immer noch ein Stück von unserer Heimat weg (eine gesunde, aber überbrückbare Distanz von 100km), diesmal aber 500km vom letzten Wohnort entfernt. Also wieder neu anfangen, alte Beziehungen vergessen, in neuer Umgebung eingewöhnen. Jetzt trauerte ich nicht mehr nur um meine verlorene Heimat sondern auch noch um meine verlorene 2te Heimat, den Ort unserer ersten Ehejahre und der Geburt unseres ersten Kindes. Wir mieteten uns ein ganzes Haus und dann kam mein erster psychischer Zusammenbruch, eine lange Therapie folgte. In dieser Zeit war ich kaum noch fähig, meine Partnerschaft bewusst zu leben und zu gestalten. Trotzdem ging es irgendwann wieder bergauf, ich gewöhnte mich ein, suchte Kontakt zur Kirchengemeinde und fing wieder an zu leben. Unsere Beziehung entwickelte sich weiter auseinander, zwar arbeitete ich jetzt abends nicht mehr, dafür setzte ich viele Abende für mein ehrenamtliches Engagement in der Kirchengemeinde ein. Trotzdem wurde nach ein paar Jahren unser zweites Kind geboren, obwohl in Sachen Sexualität wie früher nicht viel los war. Und weiterhin viel mir in diesen Jahren auf, dass ich immer noch oft "Ausschau" nach Männern hielt. Aber wie im vorherigen Wohnort auch, traute ich mich nie, da etwas konkretes raus zu machen, kam auch nie auf die Idee, dass ich vielleicht schwul sei. Obwohl die Sehnsucht nach Männern mich oft quälte. Nach der Geburt unseres zweiten Kindes vor 21 Jahren entwickelte sich unsere Partnerschaft weiter "auseinander" wie oben schon gesagt: Gegenseitiges Versorgen war jetzt angesagt, wir haben uns immer mehr aneinander gewöhnt, viel Arbeit in der Kirchengemeinde, nach ein paar Jahren zusätzlich viel Arbeit am mittlerweile eigenen Haus im Grünen mit 1000qm Grundstück in Hanglage auf einer Lichtung im Wald - eigentlich ein Traum - aber immer weniger aktive Partnerschaft. Die Sexualität ist mittlerweile schon lange am Nullpunkt angekommen, ich glaube wir haben zum letzten mal vor 21 Jahren (2te Kind) miteinander geschlafen. Fremd gegangen bin ich in dieser Zeit nicht, aber ich habe mich immer mehr nach Männern gesehnt, habe von den Erlebnissen aus meiner Jugend gezehrt. Wie es wahrscheinlich kommen musste, hatte ich dann in 2010 einen totalen Zusammenbruch als ich nachmittags von der Arbeit nachhause kam. Hatte zwar in den vergangenen Jahren immer wieder mal eine Psychotherapie nötig, aber damit war jetzt nicht mehr zu helfen. Mit höchstgradiger Depression und Psychose wurde ich per Notaufnahme stationär in eine psychiatrische Klinik eingeliefert und da blieb ich erst einmal für 9 Monate. Diese Zeit ist für meine Frau sehr schwer gewesen, wir wussten ja lange Zeit nicht, ob ich jemals wieder auf die Beine käme. An den meisten Wochenenden durfte ich nachhause (das nannte man Belastungserprobung), meine Frau meinte später, ich sei oft kaum auszuhalten gewesen. Sie hatte wirklich Angst, dass alles den Bach runter geht. Lange Zeit schienen alle Therapien und Tabletten bei mir wirkungslos, erst eine Behandlung mit Stromstößen am Kopf in den letzten 2 Monaten der Klinikzeit brachte mich wieder hoch. Naja, dass ist mittlerweile 3 Jahre her, ich bin zwar immer noch in Behandlung, muss Tabletten nehmen, aber das Leben gibt mir wieder etwas. Nur in unserer Beziehung hat sich nichts getan, mit als Folge der Depression und immer noch etwas vorhanden Depression und der dämpfenden Wirkung von Tabletten, leiste ich nicht mehr die Arbeit, die hier an Haus und Hof anfällt. Meine Frau sieht dies mit Unbehagen, jetzt ist das in unserer Partnerschaft übrig gebliebene "gegenseitige Versorgen" auch noch in Frage gestellt. Wenn das jetzt so weiter läuft, ist der nächste Zusammenbruch wahrscheinlich vorprogrammiert. Aber dann geschah das, was "meine Geschichte" erzählt.....und das hat natürlich Konsequenzen auf meine Partnerschaft oder zumindest in meiner Definition von dieser Partnerschaft. Seitdem ich über co30 Kontakt zu Dir / Euch habe, hat mein Leben einen neuen, wahnsinnig schönen Impuls bekommen. Was das aber für meine bestehende Partnerschaft bedeutet oder bedeuten darf....das weis ich noch nicht.

Schöne Grüße - Andreas
Re: Ein langer Weg bis zur Selbsteinsicht....
23. Januar 2014 23:23
Hallo,

Wahnsinn .. ganz viel davon trifft auch auf mich zu.

Auch den "Rückzug" in Hobbys oder andere Arbeiten kenne ich.

Gleichfalls den "Absturz" im Beruf und im Privatleben ...

Das einzige was wirklich geholfen hat, war das Coming Out bei all den Leuten, bei denen es mir Wichtig war (Frau, Kinder, Geschwister, engste Freunde ...)

Weiterhin habe ich die Gesellschaft schwuler Leute gesucht ...

... es ist unglaublich, wie gut es tut, in ein schwules Café, Restaurant oder Club zu gehen, auf einer schwule Party abzutanzen oder zu flirten, in eine Gaysauna zu gehen ...

... oder von einem schwulen Verkäufer bedient zu werden (das ist echt den doppelten Preis Wert!)

Liebe Grüße
Victor
Re: Ein langer Weg bis zur Selbsteinsicht....
24. Januar 2014 11:36
Hallo Andreas,

nun hast Du mich zum Nachdenken gebracht ... und was Victor schreibt, auch.

Ich habe mich 1997 selbständig gemacht, jeder Selbständige weiß, wie das ist mit der Arbeitsbelastung. Dann habe ich mehr oben drauf gepackt. Engagement in meiner Partei, Kommunalpolitik, Wahl in den Stadtrat in meiner Heimatstadt, meine Hobbies (exotische Pflanzen, besonders Orchideen). 2008 bin ich dann in ein richtiges Loch gefallen. Aus der Politik fast ausgeschieden, wirtschaftliche Schwierigkeiten, emotionale Distanz und Aggressivität gegenüber meiner Frau ... burn out, würde jeder sagen. Mit meiner Sexualität habe ich das nie in Verbindung gebracht. Aber das Problem war da schon recht akut. Seit Jahren kein Eheleben mehr (Schuldgefühl über Jahre: du müsstest mal wieder mit Deiner Frau ...; hab aber keine Lust dazu. Lieber lange am PC gesessen und erst ins Bett gegangen, als sie schon schlief. Sie hätte ja sonst womöglich eine Aufforderung an mich richten können!!!), Flucht in Arbeit, Politik und Hobby ...

Zuerst musste ich mich wieder aufrappeln, das hat über ein Jahr gebraucht. Dann kam 2010 der Umzug in eine neue Wohnung, ein paar Kilometer weiter in den Nachbarort. Andere Umgebung, neue Bekannte, neue Aufträge im Beruf. Beginnende Erkenntnis und Klarheit im Kopf und Ende 2012 der Beitritt auf CO30 mit bekannten Konsequenzen.

Andreas, Du siehst, es ist nicht einseitig, wenn ich auf Dich eingehe. Du hilfst mir auch. Jetzt ist wieder ein Baustein zurecht gerückt worden!

À propos Hobbies, eine Warnung. Nach meinem Coming Out und insbesondere, nachdem ich erste sexuelle Kontakte zu Männern hatte, sind meine Hobbies und Interessen fast den Bach runter gegangen. Ich musste mich zwingen, meine Pflanzen zu versorgen und nur die Tatsache, dass ich hier in meine Parteiorganisation eingebunden bin und mein Pflichtgefühl noch funktionierte, hat mich bei der Stange gehalten. Mir ist schmerzhaft bewußt geworden, wieviel Verdrängung und Sublimation in solchen Aktivitäten steckt und dass (jedenfalls bei mir) ein Gutteil der investierten Energie aus der unterdrückten Sexualität stammt.

Schöne Grüße

Volker
Re: Ein langer Weg bis zur Selbsteinsicht....
24. Januar 2014 15:28
Folk0207 schrieb:
> À propos Hobbies, eine Warnung. Nach meinem Coming Out und insbesondere, nachdem ich erste
> sexuelle Kontakte zu Männern hatte, sind meine Hobbies und Interessen fast den Bach runter gegangen. [...]
> Mir ist schmerzhaft bewußt geworden, wieviel Verdrängung und Sublimation in solchen Aktivitäten steckt
> und dass (jedenfalls bei mir) ein Gutteil der investierten Energie aus der unterdrückten Sexualität stammt.

Hallo Folk0207
hallo zusammen,

das ist wieder ein harter Brocken zum Nachdenken. Praktisch von 1995 bis, sagen wir, 2010 war ich mit zeitintensiven Hobbies beschäftigt - die wenig einbrachten und viel Zeit verschlangen. Ich frage mich, ob ich geglaubt hatte, mir damit eine Art Ersatzheimat in Dorf, Kirche, Geschichte, Heimat, Festbetrieb... schaffen zu können. Oder gar für all diese Dinge anerkannt zu werden, wie auch immer. Und dann stelle ich fest, daß Heimataktivitäten aller Art - brutal gesagt - eine Beschäftigung von Mittelschichtlern sind, die in der Siedlung wohnen und sich aus der Mundart der Gegend, aus reaktionärem Sentiment, aus Lagerfeuerschnurren, aus traditionellen Speisen, aus Ortsstolz und aus einem verschwommenem Verbundenheitsgefühl mit der Milieu- und Mehrheitspartei eine Vergangenheit zusammenphantasieren, die es so nie gegeben hat.

In den letzten Monaten hatte ich eine kurz vor meinem <Herbsterwachen> angefangene Geschichte noch mit Anstand zu Ende gebracht, aber ich weiß jetzt, daß es gerade aus der Zeit meines mißlungenen Coming-out 1991 bis 93 - gerade keines öffentlichen Coming-out, wie man hätte denken können - noch Dinge gibt, die richtig wehtun. Aus den zwanzig Jahren danach die meisten Aktivitäten mehr oder minder als Irrwege abbuchen zu müssen, das ist nicht leicht.

Ich kenne einen Pfarrer, der mit Mitte zwanzig, Anfang dreißig eine Beziehung zu einer Frau gehabt hatte, von früher. Er hat dann anscheinend aus alter Verbundenheit mit der Kirchgemeinde, aus dankbarer Erinnerung an die Erfahrungen mit Pfarrer, Gemeinde, Pfarrgemeinderat, Liturgiekreis... in mittleren Jahren den Beruf gewechselt und ein Theologiestudium aufgenommen. Diese Berufswahl hatte ich gar nicht verstehen können. Bei einem Besuch nach langer Zeit dort, wo er derzeit wohnt, fragte ich ihn, so gut es mit Takt gehen wollte, was ihn dazu getrieben hat. Er verwies auf all die in der Gemeinde gemachten Erfahrungen und antwortete sinngemäß, er wisse sehr wohl, auf was er verzichtet habe, daß er die Chance auf eine konkrete Beziehung zu einem Menschen eingetauscht habe gegen eine (am liebsten würde ich hinschreiben: imaginäre...) Beziehung zu Gott oder zu Jesus. Ich wurde das beklemmende Gefühl nicht los, daß er mir mit seinen Antworten auswich, daß sein Leben unter dem Druck der selbstgetätigten Berufswahl erste Züge der Maskenhaftigkeit angenommen hat, daß es allmählich von seinem Berufsleben aufgefressen werden wird - und vor allem, daß sein angespartes Erfahrungskapital aus Kindheit, Jugend, erster Erwachsenenzeit nicht ewig reichen wird. Was Liebe und Sexualität angeht, scheint er in erster Linie ästhetische Einwände zu haben; ich bin ja selbst nicht ganz frei davon und kann ihn in dieser Hinsicht sogar verstehen.

Was er mir zeigte? Er hielt mir den Spiegel vor, denn er lebt noch extremer am Leben vorbei, als ich es bisher lange Zeit tat... und dieser hier wechselte aus der Tümelei auf dem Umweg über eine Zeit, als er eine Beziehung lebte, in eine andere, institutionalisierte Tümelei, die er durch das tägliche Gebet und durch den Dienst rund um die Uhr um sich und in sich aufrechterhält. Über seine Beziehung ging er fast mit einer Wendung hinweg: <als ich noch nicht im Zölibat lebte>. Ob das alles wirklich noch Sublimierung und Verdrängung ist?

Marcello
Re: Ein langer Weg bis zur Selbsteinsicht....
26. Januar 2014 17:56
Hallo Victor,

danke für Deinen Beitrag, es hilft ungemein, wenn man erfährt, dass man nicht allein mit seinen speziellen Lebensproblemen ist, dass es anderen ähnlich geht und das man da Wege heraus finden kann. Geoutet habe ich mich bisher nur hier auf co30, aber auch dass hilft viel. Plötzlich lerne ich nette Leute kennen, habe mich in meinem Privatleben schon lange zurückgezogen, bin nicht mehr ausgegangen und auch nie auf die Idee gekommen, im Internat Kontakt zu finden. Erst als ich vor 2 o. 3 Monaten entdeckte bzw. mir eingestand dass ich schwul bin, kam ich auf die Idee, doch mal im Internet nachzuschauen. Ich glaube fast, dass mich seit dem auch erst wieder die "Außenwelt" interessiert. Man könnte fast sagen "schwul macht frei".

Liebe Grüsse - Andreas
Re: Ein langer Weg bis zur Selbsteinsicht....
26. Januar 2014 18:08
Hallo Volker,

Zitat:

"Mit meiner Sexualität habe ich das nie in Verbindung gebracht. Aber das Problem war da schon recht akut. Seit Jahren kein Eheleben mehr (Schuldgefühl über Jahre: du müsstest mal wieder mit Deiner Frau ...; hab aber keine Lust dazu. Lieber lange am PC gesessen und erst ins Bett gegangen, als sie schon schlief. "

Dieser Satz hat mich sehr getroffen. Schuldgefühle über lange Jahre, weil ich nicht mehr mit meiner Frau.....Vor etlichen Jahren hatte ich mich mal gewagt, sie darauf anzusprechen. Aber auch da ist keine Unterhaltung entstanden. Jetzt sind wir 30 Jahre zusammen, aber über bestimmte Themen können wir einfach nicht sprechen. Die Schuldgefühle drohten mich manchmal zu erdrücken. An den Abenden habe ich es genauso gemacht, wenn sie ins Bett ging bin ich in das Kellerzimmer gegangen, PC an und erste Flasche Bier auf. Da am PC habe ich dann in den meisten Fällen für die Firma gearbeitet. Jetzt, nach meinem langen Aufenthalt in der Psychiatrie arbeite ich abends nicht mehr, gehe öfter zur gleichen Zeit wie sie ins Bett - aber da läuft trotzdem nichts. Erst mit der Erkenntnis meines "Schwulseins" ist mir auch klar geworden, dass ich das auch gar nicht mehr will. Somit ist schon seit langem und jetzt bei vollem Bewußtsein ein Stück unserer Partnerschaft abgestorben. Eigentlich traurig, mal sehen wie sich das weiter entwickelt und ob ich mich traue, mich zu outen. Momentan noch nicht.

Liebe Grüsse - Andreas
Re: Ein langer Weg bis zur Selbsteinsicht....
26. Januar 2014 21:34
Lieber Andreas,

ja, es hat mich über Jahre (mehr als ein Jahrzehnt?!) gequält, dass ich meine ehelichen "Pflichten" nicht mehr erfüllt habe.

So, wie Du konnten meine Frau und ich nie über unsere eigene Sexualität sprechen. Bei unseren Kindern ist es uns dennoch gelungen, sie immer über ihre körperliche Entwicklung auf dem Laufenden zu halten und offen über alles mit ihnen zu reden. Widersinnig, aber so ist es.

Es wundert mich nicht, dass diese widersprüchliche und schuldbeladene Situation bei manchen seelische Erkrankungen auslöst.

Jetzt, wo ich ans andere Ufer gewechselt bin, klappt der Dialog. Mit meiner Frau in begrenzten Ausmaß, mit männlichen Sexualpartnern ohne jede Scheu. Ich bin wie ausgewechselt und fühle mich auch befreit. Für mich ist diese Offenheit einer der wichtigsten Gewinne meines Coming Out. Sie ist im Gespräch und Flirt auch meine zentrale Attraktivität, denn sie wird von meinen Gesprächspartnern wahrgenommen und geschätzt.

Quote
Andreas
Somit ist schon seit langem und jetzt bei vollem Bewußtsein ein Stück unserer Partnerschaft abgestorben. Eigentlich traurig, mal sehen wie sich das weiter entwickelt und ob ich mich traue, mich zu outen.

Das musst Du beurteilen. Ich schätze meine Frau immer noch sehr, auch wenn ich sie nicht mehr begehre. Auf dieser Basis bleiben wir zusammen. Wir unternehmen viel gemeinsam, pflegen unsere gemeinsamen Interessen und Freunde. Aber wir akzeptieren auch, dass jeder jetzt einen eigenen "intimen" Bereich hat. Ich unterstütze sie, wo ich kann, sich einen eigenen Bekanntenkreis zu schaffen, damit sie unabhängig von mir Freunde besuchen kann, ausgehen und alles was dazu gehört. Wir haben uns gegenseitig frei gegeben und das beinhaltet das Risiko, dass sie einen neuen Lebensgefährten finden könnte. Aber das ist nur fair.

Schöne Grüße

Volker
Re: Ein langer Weg bis zur Selbsteinsicht....
28. Januar 2014 08:17
Hallo,

ich kenne das alles aus eigener Erfahrung ... geil bis zum Umfallen ... keinen Sex mit der Frau ... die Nächte am PC verbracht ... halb programmierend und halb Schwulenbildchen und -Filmchen "saugend" :-)))))

Meine Frau legte kurz nach Geburt des 2. Kindes meine Befriedigung in meine Hände ... ok ... so schlimm war das garnicht ... danach folgten 10 Jahre intensiver Beschäftigung mit mir selbst.

(Für manche daoistischen und tantrischen Praktiken braucht man bloß 7 Jahre ... ich hätte nie geglaubt, dass es funktioniert ... welcher gesunde, potente Mann hält schon 7 Jahre ohne Sex durch ... aber offensichtlich hatten sie das Problem damals schon ... :-o)

Eines habe ich den den 10 Jahren gemerkt, Sex hat nichts mit dem Funktionieren einer Partnerschaft oder einer tief empfundenen Zusammgengehörigkeit oder DER Liebe zu tun.

Einzig und allein zerstört sexuelle Unzufriedenheit die Partnerschaft, weil man "unbefriedigt" ist.

Es hat sich herausgestellt, dass es reicht, wenn jeder Partner sexuell auf seine Kosten kommt, dann klappt es auch wieder mit dem Haussegen.

(Wer kennt nicht die Kassiererin im Supermarkt, bei der man denkt ... hättest Du bloß gestern Sex gehabt :-x)

Von daher habe sich meine Einschätzungen zum Thema Partnerschaft und sexuelle Exclusivität geändert.

Als meine Tochter aus der Schule von Bitches und Flittchen erzählte, habe ich meiner Frau gesagt, dass ich tatsächlich wohl im Moment auch zu dieser Spezies gehören würde :-O
(tatsächlich kennt sie sich aus und schickt mich ab und zu in die Sauna, wenn ich rappelig oder unerträglich bin ...)


Von daher bin ich der Meinung, dass die häusliche Partnerschaft, die man jahrelang gepflegt hat, nicht unbedingt den Bach runtergehen MUSS, bloß weil nach einer Zeit der sexuellen Inaktivität und Unzufridenheit BEIDE gewissermaßen "auswärts" Frühstücken ... oder sich das Frühstückchen sogar mit ins Haus bringen :-)))

Meine Frau und ich haben uns damals freigegeben und wohl am gleichen Tag die Eheringe abgelegt (nein, nicht weggeschmissen!). Sie ist jetzt meine Beste Freundin!

Es gibt so viele Möglichkeiten, eine Sympathie beizubehalten, die fast unmenschlich und überirdisch groß sein muss, denn sonst wären eine Frau und ein schwuler Mann niemals ein Paar geworden ... :-)))))

lg.
Victor
Re: Ein langer Weg bis zur Selbsteinsicht....
30. Januar 2014 22:20
Hallo Volker,

danke für Deinen Beitrag. Den "ehelichen Pflichten" komme ich jetzt so an die 20 Jahre nicht mehr nach. Ich verstehe heute nicht, wie ich das so lange ausgehalten habe. Ja, "selbst ist der Mann" wurde mir über die vielen Jahre zum Ventil. Fremdgehen war nicht drin, nicht weil ich es vielleicht ablehne, nein, einfach weil ich keine Trau hatte. Sexuell habe ich so lange in einer Phantasiewelt gelebt, aus der ich auch heute noch nicht ganz raus bin. Habe meiner Frau vor ein paar Monaten gesagt, weil ich wieder Schuldgefühle hatte, jetzt könne ich sexuell nicht mehr weil meine Psychopharmaka nicht nur dämpfend auf die Psyche sondern auch auf den ganzen Körper wirken. Sie hat weiter nichts dazu gesagt.

Die Offenheit von der Du schreibst, habe ich jetzt auch schon erfahren dürfen. Und das ist fast das Schönste am ganzen Schwulsein. Ich habe mir früher immer gewünscht, einen Partner zu haben mit dem man ganz offen reden kann. Habe ich aber nie gefunden. Es gab zwar hier oder da einen netten Menschen, aber die Gespräche drehten sich trotzdem meist um Dinge, die an der Oberfläche bleiben. Zum ersten Mal richtig und schonungslos offen sein konnte ich bei meiner ersten Therapeutin in der psychiatrischen Klinik. Und das tat so gut (obwohl Sie eine Frau war, zudem noch eine seht attraktive :-) ) . Mittlerweile habe ich diese Offenheit auch bei meiner jetzigen Therapeutin gefunden und ich merke, wie wirkungsvoll eine Therapie sein kann, wenn man wirklich kompromisslos offen ist. Sehr wohltuende Offenheit habe ich in Chats und persönlichen Gesprächen mit Schwulen gefunden, auch bisher ohne richtiges co, hätte früher nie gedacht, dass ich das mal mit Männern erleben würde. So gesehen ist das auch ein Anzeiger dafür, dass der schwule Weg für mich der richtige ist.

Liebe Grüsse - Andreas
Re: Ein langer Weg bis zur Selbsteinsicht....
30. Januar 2014 23:01
Hallo Victor,


"ich kenne das alles aus eigener Erfahrung ... geil bis zum Umfallen ... keinen Sex mit der Frau ... die Nächte am PC verbracht ... halb programmierend und halb Schwulenbildchen und -Filmchen "saugend" :-)))))"

Du beschreibst da exakt meine Situation über viele Jahre ! Bei mir kam dann nur noch meist Alkohol dazu. Abends wartete ich nur darauf, dass meine Frau endlich zu Bett geht und ich in mein "Arbeitszimmer".

"Meine Frau legte kurz nach Geburt des 2. Kindes meine Befriedigung in meine Hände ... ok ... so schlimm war das garnicht ... danach folgten 10 Jahre intensiver Beschäftigung mit mir selbst."

Auch dass war bei uns genau so, mit dem einzigen Unterschied, das die Zahl der Jahre - am Alter meines Sohnes sehe ich sie immer sofort - 20 Jahre beträgt. Unmöglich, dass man so etwas so lange aushalten kann. Aber ich gebe zu, es gehörte immer eine Steigerung dazu: Immer mehr zunächst Hetero- dann Schwulenbildchen und Filme, immer mehr Alkohol und immer mehr Arbeit von der Arbeit mitgebracht, immer Dinge am PC (Berechnungen, Excel, Vorträge schreiben.....)

"Es hat sich herausgestellt, dass es reicht, wenn jeder Partner sexuell auf seine Kosten kommt, dann klappt es auch wieder mit dem Haussegen."

Habe ich jetzt auch erfahren. Ich hatte ca. vor einem Monat meinen ersten Sex mit einem Mann - war wunderbar - als ich wieder zuhause war, meinte ich es ginge besser mit uns. Vielleicht wirkte ich zufriedener und ausgeglichener.

"Es gibt so viele Möglichkeiten, eine Sympathie beizubehalten, die fast unmenschlich und überirdisch groß sein muss, denn sonst wären eine Frau und ein schwuler Mann niemals ein Paar geworden ... :-)))))"

Stimmt, kann ich nur bestätigen. Ich dachte zwar zur Zeit unserer Eheschließung, ich sei Hetero - aber warum schaute ich dann immer Männern hinterher ?

Liebe Grüsse - Andreas
Re: Ein langer Weg bis zur Selbsteinsicht....
02. Februar 2014 13:11
Hi Andreas,

vielen Dank für Deine "Details" ....

Denke, es ist nur konsequent, für die nächsten 30 - 40 Jahre, DAS zu leben, was man als richtig und wohltuend erkannt hat.

Weiß Deine Frau bescheid ??

lg.
Victor
Re: Ein langer Weg bis zur Selbsteinsicht....
03. Februar 2014 21:30
Hi Victor,

vielen Dank für die nächsten 30-40 Jahre smiling smiley , meine ich wirklich so. Ich neige nämlich immer dazu, auf das halbleere Glas zu schauen anstatt auf das halbvolle. Mir muß man ab und zu schonmal sagen, dass da sehr wohl noch eine Perspektive ist.
Zu meiner Frau: Nein, die weis nichts. Obwohl, wenn ich darüber nachdenke, was soll eine Frau von einem Mann denken, der 20 Jahre lang keinen Sex mehr mit ihr gehabt hat ? Naheliegend wären doch Gedanken wie "Geht er fremd ?" oder "geht er zu Prostituierten ?" oder eben: "Ob er wohl schwul ist ?" Einmal, so vor 10 Jahren, fand sie in meiner Gegenwart einen Porno bei mir (Hetero). Sie schaute nur ganz kurz auf das Heft, dann zu mir und sagte: Du armer Wicht ! Diese Worte haben mich damals sehr beschämt und verletzt. Darüber nachgedacht, warum ich so Hefte habe, hat sie wohl nicht denn es änderte sich bei uns bis heute nichts. Eher im Gegenteil.
Ich weis noch nicht, ob und wann ich es ihr sage. Im Moment halte ich die Zeit noch nicht reif dafür, sie (und ich auch) muss jetzt erst mal realisieren, dass unsere beiden Kinder 20,23 fast zeitgleich im Nov/Dez Studienhalber ausgezogen sind. Natürlich ist das jetzt auch die Zeit, wo wir unsere Partnerschaft neu definieren müssen, allerdings beschäftigt mich momentan meine neu- oder wiederentdeckte Schwulheit mehr. Ich sage mir das gerne: "Ich bin schwul". Wenn ich diese Worte sage, fühle ich mich wohl und bei mir und irgendwie auch als etwas Besonderes, irgendwie fühle ich mich dabei 20 Jahre jünger oder noch mehr, denn das schwule Thema knüpft eigentlich unmittelbar an meine Jugend an. So mit 18-20 hatte ich zum letzten Mal sexuellen Kontakt mit einem Jungen. Und das hat mir gefallen, damals schon, aber ich war zu blind die Wahrheit zu erkennen oder zu stolz, die Wahrheit zuzugeben. Sch... !
Meine Therapeutin rät mir allerdings, es ihr zu sagen - wenn ich meine, die Zeit ist reif dafür. Ich selbst möchte jetzt erst mal schwule Erfahrungen sammeln. Eine Erfahrung ist die hier im co30: Hier habe ich das unendlich schöne Gefühl, nicht allein zu sein, ja, in einer Gemeinschaft zu sein wo man Interesse füreinander hat - z.B. in den Kommentaren auf meine Geschichte von Dir und all den anderen. Die Gespräche bewegen sich hier auf einer tieferen Ebene, was mir sowieso mehr zusagt als die Gespräche unter Hetero - Männern. Bei Fussball und Autos und "Weibern" konnte ich nie kompetent mitreden, deshalb gehöre ich in diesen Runden immer zu den schweigenden Zuhörern - worunter ich immer gelitten habe und mich immer "nicht bei mir" gefühlt habe. So, jetzt will ich mal zum Ende kommen

Liebe Grüße - Andreas
Re: Ein langer Weg bis zur Selbsteinsicht....
03. Februar 2014 22:31
Hallo.

Quote

"Ich bin schwul" und ich sage mir das gerne

Quote

... unser Leben definiert sich gerade neu ...

Quote

was denkt eine Frau, die 20 Jahre mit einem Mann ...

Solltest Du irgendwann Deine Frau nur einen Hauch von geliebt haben (so wie ich das meine und meinte, mit "ich habe Dich lieb" ... )dieses wahnsinnig warme Gefühl der Zusammengehörigkeit, des für einander da Seins, der Gemeinsamkeit ... OHNE dass Sex die Hauptrolle spielt ...

... dann ist genau JETZT der richtige Zeitpunkt mit ihr darüber zu sprechen.


Glaube mir ... die Frau merkt, dass da was nicht stimmt ... schon Jahre lang ... aber, wie die Mädels so sind, suchen sie den "Fehler" bei sich ... :-x

... zu dick, zu dünn, zu groß, zu klein, zu große Brüste, zu kleine Brüste, zu große Füße, zu kleine Füße, Orangehaut hier, Zellulite da (wenn die wüssten, dass kein Mann, auch kein Hetero, danach schaut!)

Schon aus dem Grunde, WEIL Du sie "lieb hast" (für mich ein Gegensatz zu "ich liebe Dich"winking smiley ... solltest Du es ihr gönnen, dass sie Gelegenheit bekommt mal einen "richtigen Mann" kennenzulernen ... einen echten Hetero, der weiß, "was Frauen wünschen" .... :-P

Bei uns war es so, dass nach dem Coming-Out eine kurze Phase der Erkenntnis und Erleichterung kam ... vieles erklärte sich plötzlich (Sexualtherapie zu zweit unnötig!) ...

... danach begann die Verarbeitung bei meiner Frau, und da taten sich Ängste, Unbehagen, Schuldzuweisungen, Schuldgefühle etc. auf ... die mussten verarbeitet werden. (ok, Deine Kinder sind aus dem gröbsten raus, meine waren damals 10 und 12).

Nach ca. 1/2 Jahr verzog sich der Rauch ... und wir fanden eine neue Basis, auf der wir "in Aller Freundschaft" nun den Rest von unserer Partnerschaft LEBEN ... ohne auf "körperliche" Bedürfnisse zu verzichten, oder sie mehr oder weniger "unbefriedigend" miteinander ausleben zu MÜSSEN.

Aus meiner Sicht ist es eine zwingende Folge der gegenseitigen Achtung und Wertschätzung, dass man neue Erkenntnisse mit dem Partner bespricht ... auch wenn es "ungeahnte" Konsequenzen hat.

Wir z.B. sind noch nicht geschieden ... und ich bin der Meinung, dass, wenn es auseinander geht, wir es gütig 1/2 - 1/2 ohne Streit auseinandergehen lassen sollten. Ich wäre nicht das, was ich bin, OHNE sie ... denk für sie gilt ähnliches, und für unsere Kinder und Familie genauso. (es "kann" gut gehen, wenn man auf Streit, Schuldzuweisungen und "hättest Du nicht früher ..." und "Du hast aber auch ..." verzichtet ... )


JAAAAA: Du bist gerade erst in die 2. Halbzeit Deines Lebens "geschliddert" (und Deine Frau auch!) ... es sind noch 30 bis 40 Jahre ... nochmal genausoviel, wie Du bereits hinter Dir hast ... willst Du das alles genauso weiterlaufen lassen, wie bisher ??????

Fahr noch ein paar Runden im Kreisverkehr ...

... und wieder an der Ausfahrt mir dem "Kerl" vorbei ... und nochmal drei Ausfahrten mit Frau, Kindern, Familie, Vergangenheit ... brrrrmmmmm

... und wieder am "Kerl" vorbei

.... BBBSSSSSsssssss----------..................

Deine Entscheidung!

Liebe Grüße
Victor
Re: Ein langer Weg bis zur Selbsteinsicht....
04. Februar 2014 09:12
Hallo Andreas,

Du hast hier und in Victors Thread geschrieben und ich versuche mal, auf beides einzugehen.

Victor und ich halten hier im Forum ja die Fahne derer hoch, die sagen: keinen "Seitensprung", ohne vorher der Frau reinen Wein einzuschenken. Er hat das so gemacht, ich ebenso.

Vor fast genau einem Jahr (was für ein Jahr!) habe ich mich meiner Frau geöffnet, am Abend des 2. Februars 2013. Im Nachhinein kann ich sagen, dass es meine Stärke war, sagen zu können: Ich bin Dir nicht untreu gewesen, ich habe unser Eheversprechen nicht gebrochen. Bei einem späteren Gespräch (denn es folgten noch viele, erst gestern Abend hatten wir wieder eins) sagte sie mir, hätte ich damals gestanden, etwas mit einem Mann gehabt zu haben, sie hätte die Koffer gepackt und wäre zu ihren Eltern gezogen. Es war meine Stärke damals, ihr in aller Offenheit mitzuteilen, dass ich Männer bevorzuge, aber auch, dass sich eigentlich nichts geändert hat. Dass der Volker, der ihr gegenüber saß, der gleiche ist, wie vor 10 Minuten, nur dass sie jetzt mehr über ihn wusste.

Wir haben irgendwann auch darüber gesprochen, was sie sich eigentlich gedacht hatte, warum ich keinen Verkehr mit ihr gesucht habe. Homosexualität ist ihr niemals in den Sinn gekommen, obwohl ich durchaus mal eine Bemerkung über gutaussehende Männer losgelassen habe. Sie dachte, es läge an ihr, dass sie körperlich nicht mehr reizvoll genug gewesen sei, sie hatte nach einer Fehlgeburt auch Unterleibsprobleme und damals hat mein Rückzug begonnen. Mehr will ich hier nicht sagen.

Worum es mir geht, ist die schlichte Tatsache, dass sie nie auf den Gedanken gekommen ist, ich könnte schwul sein. Du wirst es also Deiner Frau wohl schon selber sagen müssen!

Quote
Andreas
Du armer Wicht ! Diese Worte haben mich damals sehr beschämt und verletzt. Darüber nachgedacht, warum ich so Hefte habe, hat sie wohl nicht denn es änderte sich bei uns bis heute nichts. Eher im Gegenteil.

Aua! Mir scheint, Deine Frau hat für männliche sexuelle Bedürfnisse nicht viel Verständnis. Das ist bei meiner anders. Sie arbeitet im Altenpflegeheim und dort sind auch (ältere) Männer und auch die haben noch Bedürfnisse. Da geht sie souverän damit um und kehrt auch nichts unter den Teppich. Und sie sagte nach meinem CO: "Was wird jetzt aus mir?" Damit meinte sie nicht eine Trennung, sondern wie sie zu einem neuen Partner kommen könnte, der ihre sexuellen Bedürfnisse befriedigt. Denn die hat sie, ich weiß das!

Deshalb frage ich Dich: Was hat Deine Frau für Bedürfnisse? Was wird aus ihr, wenn Du Dich outest? Die Frage wird sich spätestens stellen, wenn Du es tust. Also denk lieber früher als später darüber nach.

Quote
Andreas
Ich weis noch nicht, ob und wann ich es ihr sage. Im Moment halte ich die Zeit noch nicht reif dafür

Hier ist ein klarer Unterschied zwischen uns beiden: Du hast eine erste, kleine, schwule Erfahrung gemacht und Dich dabei wohl gefühlt. Ich habe mir das damals nicht erlaubt und dadurch enormen Druck in mir erzeugt. Ich MUSSTE damit raus, ich war am Platzen! Danach war ich wie befreit, sogar meine Frau hat das festgestellt.
Aber lass es nicht zu lange. Sprich mit Deiner Therapeutin. Sowas heimlich und hintenrum zu leben ... ich kenne mittlerweile so viele verheiratete Männer, die klammheimlich schwul oder bi sind. Viele haben damit psychische Probleme, weil sie ständig lügen müssen, nicht zu sich stehen können, Heimlichkeit organisieren und mit dem Risiko der Entdeckung leben müssen.
30-40 Jahre Heimlichkeit? Das wäre Horror für mich.

Quote
Andreas
Ich sage mir das gerne: "Ich bin schwul". Wenn ich diese Worte sage, fühle ich mich wohl und bei mir und irgendwie auch als etwas Besonderes

Das ist toll! Geht mir genauso. Wenn Du Deine Orientierung so locker annehmen kannst, ist ein wesentlicher Schritt getan. Dann kannst Du beginnen, Deine nächsten 30-40 Jahre zu gestalten.

Quote
Andreas
Die Vorstellung, wie Ihr beide stundenlang im Bett geredet habt, ist einfach herrlich.

Das kenne ich auch. Aber Du wirst es bei flüchtigen Bekanntschaften nicht finden. Ich hatte das Glück, auf Partner zu stoßen, die sich nicht nur viel Zeit für schönen Sex nahmen, sondern auch dafür, anschließend zu kuscheln und über wirklich alles reden zu können ... es ist ein paradiesischer Zustand. Du hast Dich vorher entblößt, nicht nur körperlich, sondern auch was Deine Bedürfnisse und Begierden angeht, vertrauensvoll und auf Gegenseitigkeit. Hast Dich fallen gelassen. Danach in den Armen des anderen zu liegen und zu reden ist ... unbeschreiblich. Mir streikt die Tastatur und das passiert nicht oft.

Schöne Grüße

Volker
Re: Ein langer Weg bis zur Selbsteinsicht....
04. Februar 2014 19:21
Hi,

@Volker

Danke Dir für diese klaren Worte, die ich nochmal unterstreichen möchte.

Leider raten auch professionelle Berater sehr schnell zur Trennung ... selbst die Mutter einer Freundin meiner Tochter (ihreszeichens Lehrerin in der gymnasialen Oberstufe, geschieden, getrennt, ziemlich "konservativ" ...) fühlte sich genötigt, mir zu empfehlen, jetzt aber endlich "Nägel mit Köpfen" zu machen und "klare Verhältnisse" zu schaffen.

Dass unserer Verhältnisse KLAR sind, und vor allem den Kindern KLAR sind ... hat sie wohl nicht kapiert.

(Ok, war dann ein paar Wochen später mit meinem damaligen Freund bei ihr, um ihre Tochter abzuholen ... zu UNS nach Hause ... eben zu meiner Tochter ... wir haben im Auto alle lustig gemeinsam geplaudert ... aber nicht "darüber" ... weil es EGAL ist!)


@Andreas

uuups, hatte garnicht realisiert, dass Du schon mal "bei dem Kerl" rausgefahren bist

... aber dann vor Schreck wieder zurück in den Kreisverkehr ... :-O

Wird Zeit ... endgültig abzubiegen ... und möglichst "unfallfrei" mit Deiner Frau zu kommunizieren und klarzukommen.

Meine Frau hat mir gesagt, was sie gemacht hätte, wenn ich ECHT vorher fremdgegangen wäre ...
... bei einer Frau hätte sie IHR die Augen ausgekratzt
... bei einem Mann ... MIR!

Je eher desto besser ... desto ehrlicher ist die Begründung ... "es kam so plötzlich" ... "ich musste es unbedingt wissen"

Allerdings glaubt das nach dem 10. mal keine Frau mehr :-(

*grins*

lg.
Victor
Re: Ein langer Weg bis zur Selbsteinsicht....
05. Februar 2014 22:47
Hallo Volker !

In allem was Du geschrieben hast kann ich Dir nur Recht geben. Tief in mir spüre ich ja sogar ein Verlangen, mich zu meiner Homosexualität zu bekennen. Gerade weil ich froh bin, dass ich diese Entdeckung noch machen durfte, möchte ich es allen mitteilen: Schaut her, hier stehe ich und sage Euch: Ich bin schwul ! Am liebsten würde ich das natürlich meiner Frau zuallererst mitteilen. Dein Satz, dass da ja kein anderer Andreas ist sondern dass sie jetzt nur mehr über ihn weis, nimmt dem Outing etwas den "Schrecken". Irgendwie aber fühle ich mich dann trotzdem richtig gemein: Fast 30 Jahre lang habe ich Ihr und mir was vorgemacht und jetzt eröffne ich Ihr, dass es bei uns nie eine Grundlage für eine sexuell erfüllte Partnerschaft gegeben hat und erwarte von Ihr Verständnis ? ! Auf der anderen Seite macht Ihr mir Mut: Victor und Du beschreibt mir, dass sich der Mut zum Bekenntnis lohnt. Vielleicht ist Eure Partnerschaft seit dem sogar besser als früher ? Mit meiner Therapeutin habe ich schon mal darüber gesprochen, gleich als mir meine Veranlagung klar geworden war. Ihre Meinung: Wenn ich mich in einen Partner verliebe (was bei mir sehr schnell gehen kann) und ein heimliches Verhältnis mit emotionaler Bindung anfange, dann ist die Gefahr einer neuen, schweren Depressionsepisode sehr groß und dann ist das auch ganz klarer Betrug an meiner Frau. Wenn ich mir für Geld Sex kaufe und keinerlei emotionale Bindung dabei ist, ist das Risiko geringer und es ist kein Betrug ! (Aber ich ergänze: Es ist eine Heimlichkeit, ich schließe meine Frau und Partnerin aus Teilen meines Lebens aus !).
Mit meiner Frau ist übrigens nicht nur keine Sexualität mehr drin, ich verweigere mich auch anderen Zärtlichkeiten: Manchmal kommt sie zu mir und umarmt mich - ich bin dann immer ganz steif und warte darauf, dass sie aufhört. Oder, wenn sie Abends auf der Couch liegt und mich bittet, sie am Kopf zu kraulen. Ich tue das dann immer, bin aber meist froh, wenn sie eingeschlafen ist und ich aufhören kann. Das klingt alles schrecklich und herzlos, aber es gibt auch Dinge die gut klappen. In den letzten Wochen sitzen wir oft eine ganze Weile in der Küche wenn ich von der Arbeit gekommen bin und unterhalten uns. Oder eben, ich bin spät von einer "Psycho-Gesprächsgruppe" nachhause gekommen, wir hatten uns heute gar nicht gesehen, und haben uns dann eine ganze Weile unterhalten, von unserem Tag erzählt, es war richtig schön. Wie auch immer es sich entwickelt, eines habe ich nach Deinem Beitrag gespürt: Etwas mehr Mut zur Ehrlichkeit gegenüber meiner Frau, Danke dafür.

Liebe Grüße - Andreas
Re: Ein langer Weg bis zur Selbsteinsicht....
05. Februar 2014 23:07
Hallo Victor,

ja, ich bin schon mal bei dem Kerl rausgefahren, mittlerweile sogar schon zweimal. Und mit jedem Mal ist aber auch der Wunsch in mir stärker geworden, es nun meiner Frau zu sagen. D.h. das Thema mit dem outen bei meiner Frau kann ich nicht aussitzen oder überspielen, es wird immer drängender. Aber genau so wie es immer drängender in mir wird, meiner Frau reinen Wein ein zu schenken, genauso drängender wird in mir der Wunsch nach weiteren Treffen mit dem "Kerl". Das ist wie ein Sog, der mich immer weiter zieht. Daher wird es auch immer dringender, mit meiner Frau zu reden ! Als Psychotherapie-Erfahrener weis ich ja auch ganz genau, dass ich mich mit Heimlichkeiten auf die Spirale nach unten begebe, daher ist die jetzige Zeit auch eine Belastungserprobung für meine Psyche. Manchmal, z.B. während der Arbeit, schickt mir der "Kerl" SMS'e und dann setzt bei mir der gesunde Menschenverstand einfach aus. Ich würde in diesem Fall nicht sagen, dass ich verliebt bin, aber wahrscheinlich auch nicht weit davon weg. Deshalb auch an Dich wie schon an Volker: Danke für die ernsten Worte, die mir teilweise erst nicht gefielen. Aber jemanden der zu allem was ich tue "o.k." sagt, kann ich nicht gebrauchen. Kritik ist grundsätzlich immer gut und immer gut gemeint, Danke nochmals.

Liebe Grüße - Andreas
Re: Ein langer Weg bis zur Selbsteinsicht....
06. Februar 2014 13:31
Hallo Andreas,

Quote
Andreas
Fast 30 Jahre lang habe ich Ihr und mir was vorgemacht und jetzt eröffne ich Ihr, dass es bei uns nie eine Grundlage für eine sexuell erfüllte Partnerschaft gegeben hat und erwarte von Ihr Verständnis ? !

Jetzt nimmst Du zu viel "Schuld" auf Dich, wo keine Schuld ist. Du hast selbst gesagt, dass Du Deine Homosexualität erst im Verlauf der Therapie erkannt hast. Und ich selbst habe trotz viel Introspektive 40 Jahre dafür gebraucht. Heute sage ich auch: "Das hättest Du früher wissen können!" Aber konnte ich es wirklich? Ich war nicht reif für die Erkenntnis.

Sprichst Du denn mit Deiner Frau über die Therapie? Könntest Du im Rahmen eines solchen Gespräches ihr nicht beibringen, was die Therapie zu Tage gefördert hat? Eine Ehefrau, die noch Interesse an Dir hat, wird sich dem doch nicht verschließen!

Oder ist das Interesse so weit erloschen, dass Ihr Euch doch besser trennen solltet? Wenn Deine Frau kein Interesse mehr an Deinem seelischen Wohlergehen hat, bist Du ihr dann noch eine Erklärung schuldig?

Quote
Andreas
Mit meiner Frau ist übrigens nicht nur keine Sexualität mehr drin, ich verweigere mich auch anderen Zärtlichkeiten

Ich habe das auch gemacht, was Du beschreibst und in einem unserer Gespräche hat sich meine Frau bitter beklagt, dass sie nichts so sehr vermisst, wie einen zärtlichen Arm um die Schultern, eine zärtliche Berührung. Von Sex war gar keine Rede.

Aber Zärtlichkeiten unter Ehepartnern sind ja oft ein Vorspiel für Sex. Ich habe das Vermeiden von Zärtlichkeit als einen Versuch gesehen, körperlichen Kontakt, der zu Verkehr führen könnte, zu vermeiden. Ist Deine Verweigerung von Zärtlichkeit so ein Versuch? Ergibt sich Deine Verweigerung aus Deinem Wunsch, schwul leben zu können? Oder ist sie ein Ausdruck einer innerlichen Trennung von Deiner Frau, die Du auch konkret vollziehen solltest?

Ich möchte hinzufügen, dass ich jetzt, ein Jahr nach meinem CO beginne, meine Frau mit mehr Gefühl wahrzunehmen, sie wieder in den Arm zu nehmen und zu streicheln. Ich habe jetzt die Freiheit dafür, auch das zu tun. Vor einem Jahr wäre ich mir wie ein Heuchler vorgekommen.

Quote
Andreas
Manchmal, z.B. während der Arbeit, schickt mir der "Kerl" SMS'e und dann setzt bei mir der gesunde Menschenverstand einfach aus. Ich würde in diesem Fall nicht sagen, dass ich verliebt bin, aber wahrscheinlich auch nicht weit davon weg.

Nein, Du bist nicht verliebt. Das Gehirn rutscht zwischen die Beine. grinning smiley Kenn ich! Nach dem ersten Mal ist der Damm gebrochen, Du weißt, was Du willst, aber noch nicht, wie Du es kanalisieren kannst. Vielleicht wirst Du, wie ich, eine Periode der "Notgeilheit" erleben, in eine zweite Pubertät eintreten. Mein letztes halbes Jahr ist ziemlich wild und sehr promiskuitiv gewesen. Aber ohne Reue und immer "safe"!

Was den Kerl angeht, ein Tipp: Leg Dir ein Prepaid-Zweithandy zu, mit nichtregistrierter Nummer.

Und für den "Kerl" hast Du ja bezahlt. Der macht das, was gute Geschäftsleute halt so machen: Er pflegt seine Kunden. "After Sales Management" nennt man das. Möglicherweise hast Du ihm erzählt, dass er Dein erstes Date ist. Und als Profi weiß er, dass mann das erste Mal nicht so leicht vergisst!

Habe ich auch nicht ... spinning smiley sticking its tongue out

Schöne Grüße

Volker
Re: Ein langer Weg bis zur Selbsteinsicht....
06. Februar 2014 15:36
Hallo Andreas,

ich möchte Volker voll und ganz zustimmen.

Du schreibst vorher noch:

Quote
Andreas
Wenn ich mich in einen Partner verliebe (was bei mir sehr schnell gehen kann) und ein heimliches Verhältnis mit emotionaler Bindung anfange, dann ist die Gefahr einer neuen, schweren Depressionsepisode sehr groß und dann ist das auch ganz klarer Betrug an meiner Frau. Wenn ich mir für Geld Sex kaufe und keinerlei emotionale Bindung dabei ist, ist das Risiko geringer und es ist kein Betrug ! (Aber ich ergänze: Es ist eine Heimlichkeit, ich schließe meine Frau und Partnerin aus Teilen meines Lebens aus !).

Diesem Ansatz der Therapeutin kann ich nicht so ganz zustimmen
(... ok meine Meinung zu Therapeuten wurde woanders schonmal diskutiert ... )

In einer Partnerschaft kommt es drauf an, was beide voneinander erwartetn.
Wenn einer Exclusivität und Treue in sexueller und emotionaler Hinsicht erwartet, so ist es Betrug, wenn der andere in der Welt rumvögelt, sich verliebt oder dafür bezahlt oder nicht ... solange es der andere nicht weiß.
(ob es der andere billigt ist wieder was anderes ...)

Und es ist ein Märchen, dass man schon VORHER weiß, dass es überhaupt keine emotionale Bindung geben wird, wenn man es einfach nur so macht, oder sogar dafür bezahlt ...

... des Menschen Seele ist unvorhersehbar, und so auch das "Verlieben" oder andere emotionale Abhängigkeiten ... :-O

Quote

Schuld

Das Thema Schuld sehe ich zweigeteilt:
- solange man es selbst nicht weiß, hat mein keine Schuld
- sobald man es weiß und NICHT danach handelt ist man verantwortlich (und landläufig "schuld"winking smiley
eben für alles, was auf Basis angenommener Fakten oder Situationen entschieden und gemacht wird.

Wie feige muss man denn sein ... wieviel "Missgunst" bringt man einem ehemals "geliebten" Partner entgegen, dass man ihm die neuesten Erkenntnisse verweigert :-O ??.
Wie muss man ihn hassen, dass man ihm für die nächsten 30 oder 40 Jahre die sexuelle Erfüllung verweigert? ... nein, dafür habe ich nullkommanull Verständnis.

Quote

Pubertät

Ich denke, dass ich, bis auf die Geschlechtsreife, im jugendlichen Alter KEINE Pubertät hatte.

Diese habe ich nachgeholt ... und bin wohl noch dabei.
(Jetzt kann ich auf jeden Fall meiner Tochter Flirt-Ratschläge aus ERSTER HAND geben ... und nicht von vor 30 Jahren!)

Ich denke, Du weißt, was zu tun ist ...

... BEVOR Du das nächste mal bei dem "Kerl" rausfährst, ist erstmal eine längeres Rast und ein Gespräch mit Deiner Frau fällig ...

Klar, danach wird einiges passieren (Erleichterung, Fragen, Tränen, Vorwürfe, Schwarzer Rauch, Schmutzige Wäsche etc.) aber aus meiner Sicht hast du dann freie Bahn, um Dich bei Deinem "Gspusi" zu erholen (ruhig im Anschluss oder einen Tag später ... warum nicht!)

Und wenn du dann mitten in der Nacht nach Hause kommst ... gibt es keine Lüge über "längere Besprechung" (keine Ahnung warum Frauen das immer bereitwillig glauben ...), sondern Du brauchst GARNICHTS zu sagen, denn Deine Frau wird wissen ... :-X ... wo Du warst.

Mein Tip: Ab sofort getrennte Schafzimmer!!!!!!

Wünsche viel Glück

Liebe Grüße
Victor
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