Verführt? Verführt!

Wie soll ich anfangen? Ich bin immer noch ziemlich konfus, vielleicht wie damals als Mädchen nach dem ersten Kuss? Also, mit meinen 43 Jahren habe ich mich von einer Frau verführen lassen. Und sie ist „meine erste Frau“, sexuell gesehen.
OK, mir war klar, dass sie den Kontakt zu mir suchte, als Freundin dachte ich. Dann fielen wegen Corona die offenen Kontakte zunehmend weg (Sport) und wie trafen uns bei ihr, zum Quatschen, gemeinsam Yoga, Musik hören, dann auch mal bei mir.
Sie kam mir immer näher, körperlich, immer öfter, dann auch quasi intimer, Küsse, streicheln… und ich fand es erst nicht unangenehm, dann richtig schön, und jetzt – habe ich mich wohl verliebt.
Ich bin alleinerziehend, Tochter 14, Sohn 16, und hatte nach der Trennung von meinem Mann nur männliche Gelegenheitsbeziehungen. Irgendwie hatte ich wohl in meinem Inneren mit dem Thema Partner abgeschlossen, zumal ich im Beruf und mit meinen Kindern ziemlich ausgelastet bin.
Könnte sich jetzt in meinem Leben plötzlich „alles“ ändern, oder gar nichts? Sollen meine Kinder, meine Eltern denken, es „wäre nichts“, obwohl doch diese Frau so viel Raum in meinem Leben einnimmt? Oder ist das vielleicht sowieso bald alles wieder vorbei, wie ein Rausch?
Für verständnisvolle Antworten wäre ich dankbar.
Janis

Hallo Janis,

ich finde es super, dass du mit deinen wenigen Zeilen klar gemacht hast, hier geht es um dich und deine positive Entwicklung, dein Leben, das plötzlich viel runder und erfüllter geworden ist
Wir sind nunmal nicht dafür gemacht, immer alleine zu sein oder nur Konventionen zu erfüllen.

Deine letzten Fragen haben mich dann etwas irritiert - schlägt hier das schlechte Gewissen zu?
Ich lese da die Alternative zwischen Eltern und Kinder sollen denken, es wäre nichts oder es ist ohnehin bald alles wieder vorbei. He - die dritte Alternative mit dem positiven Ausgang fehlt!

Entschuldige bitte, ich will dir nicht zu nahe treten, ich kenne weder deine Eltern noch deine Kinder, die obendrein wohl in der Pubertät sind.
Als ich mich vor 10 Jahren nach und nach als schwul geoutet habe, haben es meine Kinder, die damals im gleichen Alter waren, wie deine jetzt, sehr gut aufgenommen. Es war schwer für meine Ex-Frau und meine Mutter meinte, wir könnten ja getrennte Schlafzimmer haben, aber nach außen solle niemand etwas bemerken!

Nein, es geht um das eigenen authentische Leben, sich im Hier und Jetzt richtig fühlen.
Gib dir und deinen Kinder eine Chance - ja, auch deinen Kindern. Ich finde es gut, den Kindern vorzuleben, dass es sich lohnt, sich für das eigene Glück ins Zeug zu legen. Dieses Vorbild kann ihnen später helfen, wenn sie egal was an eigenen Problemen zu klären haben.
Außerdem schafft es Vertrauen und vielleicht Nähe, die die Kinder gerade in dieser Lebenphase brauchen, selbst wenn eine Beziehung nicht halten sollte, der Versuch ist es wert und zwar für euch alle - nur meine Meinung .

Liebe Grüße
Zeev

Hallo Zeev ,

danke für deine Antwort – ich hatte irgendwie vergessen, mich im Falle eines Beitrags benachrichtigen zu lassen.

Hm, nein, ich habe kein „schlechtes Gewissen“. Aber ich bin mir ziemlich unsicher, welche Rolle die bisher unbekannte Seite meiner Sexualität in meinem Leben spielen kann. Da was an die große Glocke hängen um kurz darauf zu erklären, „Ach, war doch nix“, das möchte ich vermeiden.

Was mich aufwühlt ist, dass mich die Liebe so unerwartet und dann auf diese Weise erwischt hat. Ich hatte bisher gar nicht nach „netten Frauen“ Ausschau gehalten. OK, da war/ist die eine oder andere Freundin oder Kollegin, mit der ich mich gut verstehe und mal was zusammen unternehme, aber ganz ohne Zärtlichkeitsgefühle. Und ich gestehe, M. hat in mir eine Begierde erweckt, die sich bisher im Tiefschlaf befand oder die ich verdrängt hatte oder oder…

Ich checke immer wieder mein bisheriges Leben, und komme immerzu dem Ergebnis: Als Erwachsene war ich nie in eine Frau verliebt, aber so wirklich auch nie in einen Mann.
Für Kinder sind die Eltern immer irgendwie asexuell, neutral sozusagen. Immerhin mögen meine Kinder meine Freundin recht gut und wundern sich nicht besonders, dass M. und ich in einem Bett schlafen. Sie hat übrigens auch eine kleine freche Tochter von 10. „Frech“ heiß nicht unerzogen, aber sehr selbstbewusst, sehr zum Vergnügen und Erstaunen meiner deutlich älteren Kids.

Wie war das denn bei dir, hast du dich schon als Jugendlicher zum gleichen Geschlecht hingezogen gefühlt?

Liebe Grüße
Janis

Hallo miteinander,

habe mich ein wenig eingelesen und festgestellt, dass es doch etlichen Frauen im Ü30-Alter ähnlich gegangen ist/geht wie mir. Aber und leider sind und bleiben manche Frauen eben „unglücklich verliebt“, weil ihre Liebe nicht erwidert wird oder sie sich nicht trauen, sich zu outen. Insofern kann ich mich wohl glücklich schätzen, dass mich jemand an die Hand genommen hat, die wusste, was sie wollte.

Es ist richtig, dass es reichlich viele Formen von Partnerschaft und Liebe gibt, aber das wird mir erst jetzt wirklich bewusst. Wäre mein Mann noch bei mir – mein Leben liefe nach dem vorhersehbaren Plan ab, und ich hätte keinen Grund, mich unglücklich zu fühlen. Ich wüsste ja nicht was es heißt, richtig verknallt zu sein.

Mit den Jungs, mit den Männern, das war ja auch irgendwie spannend, und ich konnte mir ja ganz ent-spannt einen Partner „fürs Leben“ aussuchen. Und solange mein Mann lebte, war ich auch treu, was mir auch nicht schwer fiel. Was wir an Sex hatte, war für mich durchaus ok.

Mein Mann ist vor 8 Jahren auf einer Dienstreise tödl. verunglückt, eine Katastrophe für unsere und die weitere Familie. Ich war damals drauf und dran, meine Arbeit aufzugeben. Ohne das Unglück wären wir vermutlich heute noch eine ganz normale harmonische „erfolgreiche“ Familie. Mein Mann war sehr fürsorglich und zuverlässig. Und ich hätte ihn wohl auch nie betrogen, jedenfalls nicht mit einem anderen Mann.

Eigentlich heute für mich ein „unkompliziertes Setting“, was Zukunftsoptionen betrifft, sofern die ins Kalkül gezogen werden.

Ich komme mir vor wie ein 16-jährige, die ja eher nicht in Betracht zieht, dass sie mit ihrem Freund eine Familie gründen will.

Was mich umtreibt ist vielleicht das Misstrauen mir selbst gegenüber, dass diese neue Art von Leidenschaft sich wieder verflüchtigen könnte, weil ich eben „nur“ einer Verführung nachgegeben habe, so als ob ich „es“ halt mal hätte ausprobieren wollen. Aber ganz tief in mir weiß ich, dass das nicht stimmt. Und gleichzeitig mag ich auch nicht darüber nachdenken, was ich in meinem Leben verpasst habe.

Janis

Freedom's just another word for nothin' left to lose...

Hallo Janis,

freut mich, dass du wieder geschrieben hast.

Jetzt habe ich dich wohl besser verstanden - man geht halt immer von sich selbst aus, so dass du auch hier die richtige Frage gestellt hast, wie es bei mir war.

Von außen betrachtet habe ich wohl einen gebrochenen Lebensweg, aber ich würde sagen, es war alles schon immer da, ich musste mich nur selbst kennen lernen.
Erste Beziehung mit einer Frau, die dann meine Ehefrau und Mutter meiner Kinder wurde ... Mit 45 war ich soweit, dass ich mich outen musste, weil ich endlich aus dem falschen Film heraus wollte. Ich hatte nie eine intime Begegnung mit einem anderen Menschen gehabt und war daher der Meinung, niemals betrogen zu haben. Meine Frau sah das anders, weil ich ihr "bis dass der Tod euch scheidet" versprochen hatte, nun denn.

Rückblickend war ich schon immer schwul, Begebenheiten mit 12 oder wie ich mit 14 mit Vater und Geschwistern im Schwimmbad nur Augen für einen jungen Adonis hatte, während mein Vater später meiner Mutter von den molligen jungen Frauen am Beckenrand erzählte (die hatte ich auch gesehen, aber ich hatte auch die bunten Fliesen gesehen ).

Ich brauchte Jahrzehnte, um zu verstehen, was das bedeutet - vielleicht, weil ich immer Frau und Kinder wollte, so wie meine Eltern es für richtig hielten, wie es einfach hier auf dem Land selbstverständlich war.

Insoweit würde ich für mich sagen, da gibt es einen klaren roten Faden, den ich nur in die Hand nehmen musste, um ihm selbstbestimmt zu folgen.
Heute bin ich mit einem Mann verheiratet und trete (fast ) selbstbewusst auf (bei Kunden sage ich nicht selbstverständlich "mein Mann", so wie früher "meine Frau" - geht sie schließlich auch nichts an).

Lerne dich weiter kennen und vertraue dir selbst! Natürlich gibt es auch bi, aber wenn jetzt Frau richtig ist, dann lebe für dich und deine Kinder authentisch, es tut euch allen gut.
Was wäre schlimm daran, wenn irgendwann doch wieder ein Göttergatte auftaucht? Schließlich ist es auch in Ordnung, wenn man einen Mann gegen einen anderen austauscht (oder eine Frau gegen eine andere), weil es mit dem aktuellen Partner absolut nicht mehr geht.
Hoffentlich schaffen wir es immer, gut miteinander umzugehen, Liebe lässt sich nicht erzwingen.

Soweit das Wort zum Sonntag , wie gesagt, nur meine Meinung.

Mir scheint, du bist auf dem richtigen Weg.

Liebe Grüße
Zeev

Hallo Zeev,

das ist so eine Sache mit dem „Sich-kennen“ bzw. „Sich-kennen-lernen“. Bin ich heute (immer noch) die, die ich vor 20 Jahren war? Kenne ich mich heute besser als damals? Und ich als Mädchen, das war ich auch schon, ja?

Ich möchte mal behaupten, dass die Psyche nicht weniger kompliziert strukturiert ist als der Körper, aber welcher vernünftige Mensch käme schon auf die Idee, er würde seinen Körper detailliert kennen? Da geht man doch schnell mal zu Arzt, und der wirft oft genug eine recht umfangreiche und komplizierte Diagnostikmaschine an, deren Ergebnis er einem dann übersetzt.

Es dauert aber was, bis ein Mensch sich mal seine Psyche erklären lässt. Also wurstelt man/frau erstmal darauf los…

…und stellt vielleicht fest: Mein Verstand sagt doch, es ist alles in Butter, also sei zufrieden und freu dich. Und mein Bauch (oder Herz, was auch immer) sehnt sich nach einem Menschen, Mann oder Frau, von dem er/sie nicht lassen kann/mag/will. Und schließlich haben alle Gedanken nur noch eine Idee, dass alles Glück nur von der Nähe des/der Geliebten abhängt. „Sind wir vereint, wird alles gut.“

Halt! So einfach ist das ja nicht. Erinnere dich an Zeit der erwachenden Sexualität, die Neugier gegenüber dem anderen und dem eigenen Geschlecht: sehen, anfassen, zeigen, gesehen werden, darüber reden, Erregung spüren, Befriedigung suchen… Eltern heranwachsender Kinder wissen, wie viel Energie das kostet, und es muss ja noch was übrig bleiben z.B. für die Schule.

So rede ich als Mutter jetzt klug daher und stecke doch selbst in der Entdeckung der Liebe wie eine 15-jährige.

Ich habe ehrlich gesagt gar keine reale Vorstellung von einem „Weg“, der nun richtig oder falsch sein könnte. Eine Patchworkfamilie gründen wäre zwar als gestaltbares Ziel denkbar, aber wie viel „unbeschwerte Liebe“ würde dabei draufgehen? Was bliebe übrig von dem, was jetzt ist?

Janis

Freedom's just another word for nothin' left to lose...

Hallo Janis,

meine besten Entscheidungen (z. B. Outen) habe ich getroffen, wenn Kopf und Bauch im Einklang waren , wenn es sich einfach nur richtig angefühlt hat.
Irgendwie muss der Kopf dafür natürlich dem Bauch vertrauen ...

Noch ein paar Takte zur unbeschwerten Liebe - klingt super und fühlt sich toll an, wenn ich an ein paar Schmetterlinge denke, die mir irgendwann in die Quere kamen.
Doch der Alltag hat mich immer wieder schnell eingefangen oder anders gesagt, alles ändert sich und Gewöhnung schleift so manche fantastische Silhouette eines Bergpanoramas ab .
Das heißt aber nicht, dass es fad und öde wird, schließlich kann die vertraute Geborgenheit eines Paares, dass sich wirklich kennt, unwahrscheinlich viel geben.

Du findest offensichtlich deinen Weg, auch wenn du im Moment die Ungeduld der Jugend verspürst .

LG
Zeev

Hallo Zeev ,

wenn das mal immer so funktioniert, Kopf und Bauch in Einklang zu bringen. Bei dir klappt das offensichtlich.
Nun, ich mache mir zwar Gedanken um meine Kinder, aber was die Leute sonst denken, ist mir sch…egal. Niemand ist ganz unabhängig von der Meinung anderer, aber ich habe und hatte schon immer meinen eigenen Kopf. Wie gesagt: Kopf. Verführt werden, und dann noch sagen (müssen): Wow! Das hätte ich mir selbst nicht zugetraut.

Nein, ich will meine neue Liebe, mein neues Liebesgefühl nicht in den Alltag integrieren, jedenfalls noch nicht. Ich glaube, ich habe hier etwas nachzuholen. Wie schon erwähnt bin ich 43, und es ist noch nicht zu spät.

Du hast gewiss recht damit, dass alles irgendwann zur Routine wird. Die „vertraute Geborgenheit eines Paares“ (schön formuliert) kann Basis für ein gemeinsames Gestalten von Leben werden. Anspruchsvoll gedacht. Bist du so weit, dass du mit deinem Mann gemeinsam euer Leben gestaltest? Und, verzeih mir eine neugierige Frage, klappt das ähnlich oder besser oder nicht so gut wie mit deiner Ex? Und, hat das überhaupt etwas mit dem Sexualleben zu tun? Außer eben, dass eine Lebenspartnerin/ein Lebenspartner in möglichst vielen gemeinsamen Wohlfühlbereichen in möglichst vielen Lebensbereichen harmonieren sollte?

LG Janis
PS: Natürlich darf/soll sich in diesen Dialog einmischen wer mag.

Freedom's just another word for nothin' left to lose...

Hallo , na ich finde euren Dialog gerade sehr spannend .
Das Angebot mich "einzumischen" nehme ich gerne an.

Selber habe ich meine "andere " Seite mit Mitte 40 entdeckt , verliebt in meine Hundetrainerin.
Bis dahin hatte ich ein völlig normales Leben geführt , 2 Kinder , ich war zufrieden und wenn SIE mir nicht über den Weg gelaufen wäre , dann wäre vermutlich noch alles wie´s war.
Vielleicht wäre ich nie drauf gekommen .

Aber es ist nun mal anders gekommen .
Denke ein ganz wesentlicher Unterschied zu denjenigen , die es ja schon immer gewusst haben , ist das wir in höherem Alter eine künftige oder natürlich auch aktuelle Beziehung nicht mehr unter dem Aspekt der Familiengründung sehen und auch Verpflichtungen haben die wir nicht über Bord werfen wollen oder können . "Neu" also ganz ohne Altlasten können wir nicht mehr . Es sei den wir brechen alle Zelte hinter uns ab.

Ich lebe heute meine Ehe mit meinem lieben Mann weiter , habe auch eine Beziehung mit einer Frau . Hört sich jetzt vielleicht blöd an .....aber um jemanden zu lieben braucht es keinen Sex und mir ist es mittlerweile klar das es in dieser Hinsicht egal ist was jemand für einen Körper hat. Begehren so wirklich von ganz unten .....das ist was anderes . MIt Liebe hat das wenig zu tun.

Meine Meinung ,die ebenfalls sehr gerne kommentiert werden darf, ich freue mich immer über einen interessanten Austausch.
Lg Daniela .

Hallo Janis,
dann bin ich auch mit dabei "mich einzumischen".

Ich war auch Mitte 40 und hatte vorher keine Ahnung das ich auf Männer stehen würde.
Erst ein junger Mann - "ein liebenswerter Chaot" brachte meine Welt ins umdenken.
Ich entdecke Gefühle, die ich so vorher noch nicht kannte. Meine damalige Frau hatte zur gleichen Zeit auch Gefühlezu einem anderen Mann, die sie so nicht kannte. Das war schon irgendwie schräg. Und dennoch das Zeichen dafür, das sich was ändern darf.
Das kann doch alles nicht war sein - solche Gefühle wie im Film. Verpeilt wie in Jungendlicher. Erschöpft von den neuen Eindrücken. Ja, so begann mein coming out. In meinem Tempo und plötzlich war der nächste Schriff auf einmal da. Es war eine schöne aufregende Zeit.
Nach 7 Jahre jugendliche Erfahrungen sammeln - mit Verliebheitsgefühle (ja das gibt es wirklich) - Liebeskummer - Trennungsschmerz - und dann unverhofft eine neue wirkliche Liebe. Mit der Zeit war dann auch der Zeitpunkt gekommen, das alles in den Altag zu integrieren.
Inzwischen sind wir verheiratet und leben mit dem Sohn meines Mannes (13) im gemeinsamen Haus incl. Garten - Hund und Kaninchen - so wie sich das auf dem Lande gehört

Da Du noch am Anfang Deines "Liebesglück" bist, genieße die Zeit. Die kann dir keiner nehmen. Es ist ein Geschenk des Lebens.

GLG Maks

PS: sowohl meine, als auch die Kinder meines Mannes kommen mit den neuen Familienkonstellationen Väter klar. Wir haben unsere Kinder früh mit eingebunden.

Hallo miteinander ,

Quote
Daniela
Bis dahin hatte ich ein völlig normales Leben geführt , 2 Kinder , ich war zufrieden und wenn SIE mir nicht über den Weg gelaufen wäre , dann wäre vermutlich noch alles wie´s war.

Ja, dieses „wenn“ treibt mich auch um. Und ich versuche mich zu erinnern, ob sich nicht doch ansatzweise meine Neigung für das gleiche Geschlecht irgendwie irgendwo gezeigt hat. Also, da gab es in meiner Klasse, ich war so um 12, ein Mädchen, die ich liebend gern zur Freundin gehabt hätte. Ich schaffte es aber nur, einen Platz neben ihr zu ergattern. Hm, allein ihre Nähe machte mich glücklich, und ich weiß noch, wie gern ich ihren Duft einatmete. An „mehr“ habe ich auch später nie gedacht, es ging ja immer um die Jungs.

Quote
Daniela
Ich lebe heute meine Ehe mit meinem lieben Mann weiter , habe auch eine Beziehung mit einer Frau . Hört sich jetzt vielleicht blöd an .....aber um jemanden zu lieben braucht es keinen Sex und mir ist es mittlerweile klar das es in dieser Hinsicht egal ist was jemand für einen Körper hat. Begehren so wirklich von ganz unten .....das ist was anderes . Mit Liebe hat das wenig zu tun.

Ich finde nicht, dass sich da etwas blöd anhört. Außerdem – „Liebe“ ist ein ziemlich weiträumiger Begriff. Es braucht keinen Sex um einen Menschen zu lieben. Aber braucht es Liebe, um Sex zu genießen? Das ist reichlich provozierend. Ich gebe aber zu, dass mein erster Sex mit einem Jungen zwar spannend war, aber nicht gerade aus Liebe geschah.

Quote
Maks
Ich war auch Mitte 40 und hatte vorher keine Ahnung das ich auf Männer stehen würde. Erst ein junger Mann - "ein liebenswerter Chaot" brachte meine Welt ins umdenken.

Das wundert mich, ehrlich gesagt. Irgendwie dachte ich, Jungen wären in Sachen Sex schon früh „experimentierfreudiger“ als Mädchen.

Quote
Maks
Meine damalige Frau hatte zur gleichen Zeit auch Gefühle zu einem anderen Mann, die sie so nicht kannte.

War das eventuell ein Hinweis darauf, dass euer Sex nicht leidenschaftlich genug war?

Naja, ob ich am Anfang meines Liebesglücks bin oder schon dem Ende näher, als ich ahne, wird sich zeigen. Im Moment ist es mir wie im Rausch. Ich glaube, SIE sieht das anderes, aber sie versucht nicht, mich zu irgendwelchen „Zusagen“ zu bewegen. Sie ist wohl sehr schlau und weiß, was sie will… aber was wohl?

LG Janis

Freedom's just another word for nothin' left to lose...

Hallo Janis,

ob du es früher hättest sehen können ? Darüber würde ich mir nicht den Kopf zerbrechen , denke das haben schon viele vor dir versucht . Was hättest du auch davon ? Selbst wenn du Gewissheit erlangen würdest.
Du bist hier und jetzt. Das zählt und damit kannst du arbeiten .

Ob du am Anfang oder am Ende deines Liebesglücks bist.....auch eine Frage die nicht interessiert , warum ? Es ist schön , es ist gut , genieß es .....kommt in das Schatzkästchen deines Lebens . Ganz egal wie und wo und was weitergeht . .

Im Leben gibt es keine Gewissheit und keine Sicherheit . Wie langweilig wäre das auch . Immerwährendes Glück und Zufriedenheit ...wenn wir das hätten wüssten wir es gar nicht zu wertschätzen.,
Alles hat immer 2 Seiten.

...und aus meiner Perspektive braucht es Liebe um Sex genießen zu können , aber da gibt es viele Meinungen . Gute Formulierung , danke merke ich mir .

Lg Daniela

Hallo Janis und ihr anderen

da guckt man zwei Tage nicht hier rein - tatsächlich lesen welche mit

Liebe und Sex im Einklang - klingt super, wobei ich vermute, dass es eher zu den seltenen Zufällen des Lebens zählt, erst recht, wenn man bedenkt, wie viele Menschen sich den Sex im Geheimen außerhalb ihrer Ehe suchen.

Gut finde ich, wenn man sich um seiner Partnerin bzw. seinem Partner eine Chance für die Liebe gibt. Wichtig wäre mir dabei Vertrauen. Daher war es gut, dass mein Mann und ich beide Kinder haben, so dass wir wissen, dass es keine Ablehnung ist, wenn die Kinder die Nummer 1 für den anderen sind bzw. ab und zu eine Gratwanderung nötig ist.
Dazu gehört dann Zeit usw. die einem nur als Paar gehört, ohne Familie (zumal wir beide mit unseren jeweiligen Schwiegereltern wenig anfangen können).

Besonders witzig fand ich, wie mir bewusst wurde, dass mein Mann im Grunde meiner Ex-Frau sehr ähnlich ist, dass ich wieder in die gleiche Falle getappt bin
Der große Vorteil war, dass ich schon wusste, wo die Fettnäpfchen versteckt sind ...

Noch kurz zu früher - ja, im Nachhinein war mir alles klar, viele Begebenheiten bekamen plötzlich Sinn, ich war schon immer schwul gewesen. Aber ich sage deutlich, dass ich alles bekommen habe, was ich wollte, ich wollte Haus, Hof, Frau, Kinder, das volle Programm. Klar wäre es schön gewesen, wenn ich von Anfang an gewusst hätte, wo mein authentischer Film läuft. Aber im Gegensatz zu meiner Ex-Frau finde ich, wir hatten gute Jahre, es wird nicht im Nachhinein schlecht, nur weil es am Ende weh tat.

Genießt die Sonne, der richtige Rahmen für Frühlingsgefühle

LG
Zeev

.....Hallo Zeev,

da muss ich jetzt aber mal mitlachen.....so ganz freundlich und auch über mich selbst .

Ja , mein Mann und meine Frau.....die sind sich beide auch sehr ähnlich. Besonders was die "Macken" betrifft.

Ich hasse Bruce WIllis , Samstags das Auto zu wienern , nur in "Strassenkleidung " vor die Tür zu gehen , seinen Stuhl nicht ranzuschieben , schnarchen .....Hackbraten mit Soße ....aber wenn es sie glücklich macht?

Oder liegt es an mir ? Vielleicht habe ich gelernt diese Macken zu lieben oder zu akzeptieren .
Finde es echt interessant das du die selbe Beobachtung gemacht hast.

...und auch ich habe alles bekommen was ich vom Leben wollte ...Haus, Kinder , Familie , Partner .
Was will ich mehr ? Okay, vielleicht habe ich es spät kapiert , aber mein "altes Leben" war gut . Das wird davon nicht schlechter das ich jetzt ein Neues habe. Auch nicht gefühlt.....nur eben anders. Klar die Übergangsphase war teilweise sehr schmerzhaft.

Hallo miteinander,

Quote
zeev
Besonders witzig fand ich, wie mir bewusst wurde, dass mein Mann im Grunde meiner Ex-Frau sehr ähnlich ist, dass ich wieder in die gleiche Falle getappt bin.

Ja, da ist was dran, jedenfalls auch bei meiner Geliebten. Die ruhige, umsichtige und trotzdem zielbewusste Art, die Dinge des Lebens und der Liebe anzugehen, hatte mein Mann auch. Aber von „Falle“ möchte ich da eher nicht reden. Das hört sich ein bisschen nach „reingefallen“ an, ist aber so wohl nicht gemeint.

Quote
zeev
Aber ich sage deutlich, dass ich alles bekommen habe, was ich wollte, ich wollte Haus, Hof, Frau, Kinder, das volle Programm.

Das könnte ich von mir auch sagen. Das tragische tödliche Unglück meines Mannes allerdings passte so gar nicht zu meinem Leben., als ob da jemand ins falsche Drehbuch geguckt hätte.

Quote
daniela
ob du es früher hättest sehen können ? Darüber würde ich mir nicht den Kopf zerbrechen , denke das haben schon viele vor dir versucht . Was hättest du auch davon ?

Ich weiß, dass viele Menschen gern vom „Hier und Jetzt“ reden. Aber ich finde, mein Leben ist immer das Ganze. Ich möchte mich, die ich als Mädchen war, nicht verlieren und mich anfreunden mit der Frau, die ich einmal werde. Ja, das Glück, die Lust…

Quote
F.Nietsche
Oh Mensch! Gieb Acht!
Was spricht die tiefe Mitternacht?
„Ich schlief, ich schlief —,
„Aus tiefem Traum bin ich erwacht: —
„Die Welt ist tief,
„Und tiefer als der Tag gedacht.
„Tief ist ihr Weh —,
„Lust — tiefer noch als Herzeleid:
„Weh spricht: Vergeh!
„Doch alle Lust will Ewigkeit —,
„— will tiefe, tiefe Ewigkeit!“

LG Janis

Freedom's just another word for nothin' left to lose...

Hallo Janis,

ist das Leben nicht immer "das Ganze"? Der Lebensweg irgendwo auch eine Reise zu sich selbst ?
Mit Erfahrungen und Erlebnissen die man sammelt und die in zukünftige Entscheidungsprozesse mit einfließen .

Wichtig finde ich das man seine Vergangenheit nicht leugnet oder denkt man habe Fehler gemacht.
Man würde vielleicht mit heutigem Wissen manches anders machen , aber es brauchte halt einen Weg dorthin .

Leben im "Hier und Jetzt" , das heißt für mich mit der Vergangenheit nicht hadern und keine Angst vor der Zukunft zu haben .
Sich nicht den Kopf zermartern mit "was wäre wenn" ?
Es ist jetzt so wie´s ist und das wird gelebt, klar ist das auch nicht immer alles eitel Sonnenschein .
Das Leben ist eben kein Ponyhof, aber wenn uns etwas Gutes begegnet sollten wir es uns auch einfach nehmen und genießen.

Lg Daniela.

Hi everybody,

also, ich habe nun mit dem Philosophieren angefangen, aber zum Thema trägt das wohl nix bei. Noch ein kleiner Kommentar:

Quote
Daniela
Wichtig finde ich das man seine Vergangenheit nicht leugnet oder denkt man habe Fehler gemacht.

Warum sollte ich keine Fehler einräumen? Daraus kann ich doch lernen.

Was mich halt umtreibt ist dieses Spannungsfeld: Liebe, Sexualität, Leben gemeinsam gestalten. Das war für mich mal geordnet, sozusagen im Gleichgewicht, aber jetzt hängt alles in der Luft.
Verschiedene Rollen spielen, das müssen viele. Ich bin Mutter zweier heranwachsender Kinder, Geliebte einer Frau, die ich auch liebe, und im Beruf jemand, an den hohe Erwartungen gestellt werden. Eigentlich bin ich froh, dass ich manche neuen Kontakte wegen Corona blocken muss/kann.

Aber, ich möchte es mal auf den Punkt bringen: Die Rolle der Geliebten einer Frau ist mir noch ungewohnt, fühlt sich manchmal fremd an, meiner Familie gegenüber, aber auch im Bett. So etwas wie Flitterwochen wäre nicht schlecht, geht aber nicht.

Nein, ich zerbreche mir nicht den Kopf, aber ich fühle mich sehr unsicher. Gottseidank SIE nicht. Wenn wir im Wohnzimmer aneinandergeschmiegt sitzen und Musik hören, ist es ihr egal, ob die Kinder dabei sind. Oder wenn sie mich küsst .

Janis

Freedom's just another word for nothin' left to lose...