Hallo Ameise,
ganz großes Kompliment an Dich, dass Du es gewagt hast, hier über Dich zu schreiben.
Eigentlich weißt Du ganz genau, was lost ist ... bloß das "wie" und "was passiert dann" steht noch im Raum.
Ich kenne fast alles was Du erzählst aus eigener Erfahrung.
Auch ich war in einer wunderbaren Heterobeziehung "geparkt", Frau, Kinder, Haus, Hof, alles da, die Musterfamilie schlechthin ... ok, im Bett war trotz meiner "unendlichen Libido" ... schon seit 12 Jahren Flaute ... nach dem 1. Kind hatten wir noch genau 2 Mal Sex ... einmal zum Üben, und noch mal für das 2. Kind ... (danach legte Sie die Verantwortung für meine Befriedigung in meine Hände .... und mir war es egal ...)
Ich surfte dann auf "Männerseiten" und war doch HETERO (oder vielleicht ein Hauch von BI??)
Als ich mich dann unsterblich in einen Kerl verliebte (einsam sehnend, niemanden was gesagt), da musste ich handeln, BEVOR ich den Kerl vor versammelter Mannschaft umarmt und geküsst hätte (und er ahnte davon Garnichts).
Ich hatte 1 Woche Zeit, und in dieser Woche kriegte ich mit Hilfe DIESES Forums die Kurve, es meiner Frau zu sagen ... (klar, die ganzen Bedenken von oben kenne ich nur zu gut).
Allerdings konnten wir dann eins und eins zusammenzählen, und endlich wurde ein Bild draus ... genauso, als wenn man ein Puzzle macht, und am Ende bleibt ein Loch und ein Teil übrig, aber es passt nicht .... tja, und wenn man es dann komplett auseinandernimmt und neu macht, dann sieht das Bild plötzlich anders aus ... und es passt auch das letzte Teil.
Wir haben ein starkes halbes Jahr gerungen ... und haben und letztlich freigegeben ... (Die Lösung brachte u.a. ein getrenntes Schlafzimmer ...)
Verantwortung übernehmen wir im Moment noch gemeinsam für Familie und Kinder ... auf jeden Fall, bis unsere beiden "aus dem Haus" sind ...
Wir haben mittlerweile auch BEIDE einen Freund ... und wissen somit, wie es wirklich ist, wenn man jemanden im Arm hat, auf den man auch körperlich wirklich "scharf" ist ... :-x
Im Moment sieht es so aus, dass wir (meine Frau und ich) uns nicht unbedingt sofort verlassen möchten ... denn wir gehören doch in gewisser Weise zusammen, 20 Jahre Ehe und Freundschaft gehen nicht so verloren. Allerdings bekommt das Leben eine neue Variante, eine neue Version.
Unsere Kinder finden es viel cooler als "normal getrennt" ... *grins*
Gleiches und Ähnliches ist vielen hier passiert ... mal mit mehr, mal mit weniger Trubel, mal mit mehr mal mit weniger schwarzen Wolken und schmutziger Wäsche.
Dass ich finanziell irgendwann ein wenig draufzahlen werde, ist mir klar ... aber auch egal, denn für mich waren wir immer eine Gemeinschaft, eine Familie, die nur zusammen ihren Weg geht ... das gehört also auch im Alter oder bei Trennung berücksichtigt ...
Da ich noch vor meine CO in Erwägung gezogen hatte, einfach so zu verschwinden (mal eben zum Edeka und dann mit einerm Rucksack und 100 Euro in die S-Bahn), fühle ich mich heute befreit und glücklich zugleich, da viel von meine alten Leben übrig geblieben ist ... auch das Verhältnis zu meinen Kindern und nicht zuletzt zur Schwiegermutter :-)
Meine Erfahrung und mein Rat: Solange man es nicht weiß, wird man bewusst nichts vermissen, also kann man eine Weile so weiterleben. Wenn man erstmal erkannt hat, was fehlt, wie es "richtig" wäre, muss man danach handeln. Wer darauf verzichtet, fügt sich und auf jeden Fall auch seinem "ach so geliebten" Partner viel seelischen Schmerz und Leid zu (denn trotz "pseudo Rücksicht" merkt der auch, dass da was schief läuft) ... und ehrlich, ein Doppelleben packen auf die Dauer nur die wenigsten ....
Ich wünsche Dir Kraft und Mut, Deinen Weg zu finden und zu beschreiten.
Und auch das Quentchen Glück, dass Deine Familie zu Dir steht, und dass Dir ein paar gute Freunde erhalten bleiben.
Ganz liebe Grüße
Victor