Hallo an alle zusammen,
jetzt nehm ich mal meinen ganzen Mut zusammen und schreibe hier auch. Ein sehr netter Mensch hat mir den Link zu eurer Seite geschickt, die ich jetzt seit einigen Tagen sehr interessiert beobachte.
Es tut gut durch die einzelnen Geschichten Mut zu fassen.. neue Sichtweisen kennenzulernen.. Anregungen zu erhalten.. oder einfach das Gefühl zu bekommen: ich sitze nicht alleine im Boot.
Vielleicht kann ich durch meine Geschichte auch der/dem einen oder anderen (in welcher Form auch immer) neue Sichtweisen erschließen..
Mir ist aufgefallen, daß der Männeranteil hier wohl überwiegt. Meine Geschichte ist ähnlich nur eben "andersrum"..
Ich bin Mitte vierzig und seit über 20 Jahren mit dem (in meinen Augen) besten Mann der Welt verheiratet. Wir führten eine sehr harmonische Beziehung mit absolutem Vertrauen, Respekt und Liebe.
Vor ca zwei Jahren traf ich eine frühere Schulkollegin wieder. Sie lebt schon seit vielen Jahren geoutet und ausschließlich mit Frauen. Früher hatten wir nie engeren Kontakt. Einfach, weil es sich nicht ergeben hatte. Jetzt waren wir gleich auf einem Nenner und haben uns als "normale" Freundinen mehrmals getroffen.
Vielleicht klingt es verrückt aber ich hatte nie darüber nachgedacht, daß ich mehr auf Frauen stehen könnte als andere. Das änderte sich schlagartig..
Es hat mich total verwirrt, als ich merkte, daß wir plötzlich flirten und sie mich extrem anzieht. Wie sich herausstellte beruhte das auf Gegenseitigkeit. Ich bin nicht stolz darauf aber um es kurz zu machen: wir landeten im Bett. Es fühlte sich vom ersten Moment vertraut an, was mich noch mehr verwirrte. Ich konnte damit garnicht umgehen. Die Situation und meine Gefühle haben mich total überfordert. Ich liebte doch meinen Mann!!! Ich dachte mir: das liegt nicht daran, daß sie Frau ist sondern an ihr als Person... Deshalb brachen wir den Kontakt komplett ab. Auch von ihrer Seite.
Obwohl mein Mann mein engster Freund und Vertrauter war hab ich es ihm zu dem Zeitpunkt verschwiegen. Ich bekam es gedanklich einfach selbst nicht sortiert und hoffte wenn ich sie aus meinem Leben verbanne wird alles wieder wie früher.
Das ging in etwa ein halbes Jahr mehr oder weniger gut. Dann kam eine andere Frau... In dem Moment musste ich damit anfangen darüber nachzudenken, daß es vielleicht doch nicht (nur) personenbezogen war, sondern tatsächlich was damit zu tun hat, daß mich Frauen generell anziehen..
Ich redete mit meinem Mann. Es gab viele Tränen auf beiden Seiten. Wir konnten beide nicht glauben, was da gerade passierte. Wir liebten uns doch so sehr (und tun es heute noch)! Wir haben so sehr viel gemeinsam erlebt. Sind so eng miteinander verbunden.. Wie kann das sein???
Nach einem weiteren halben Jahr, das wahnsinnig schmerzhaft für uns beide war, wussten wir, daß etwas passieren muß!
Ich wusste selbst nicht wie es weitergehen soll... wohin mein Weg führt.. was ich will.. WER ICH BIN.. Ich liebe ihn und es macht mich fertig weh zu tun, ihn unglücklich zu sehen..
Und trotzdem hatte ich das Gefühl mich entscheiden zu müssen. Nicht zwischen ihm und einer anderen Frau.. Sondern zwischen ihm und mir :-(
Ich wohne seit einigen Monaten alleine. Mein Mann unterstützt mich dabei wo er kann. Ja, er liebt mich immernoch und versucht es mir zu ermöglichen mich selbst zu finden. Ich hab auch eine Freundin, die allerdings 500 km entfernt wohnt. Das weiß er und natürlich geht es ihm nicht gut damit.. Ich bin immernoch zerrissen... Ich hatte das beste Leben mit dem wunderbarsten Mann.. und ich bin eine Lesbe..?!?
Ich möchte an dieser Stelle gerne noch etwas an die zurückgelassenen Frauen richten: Ich bin nicht stolz darauf und es macht mich wirklich fertig wie weh ich einem so wunderbaren Menschen tue. Aber verurteilt nicht die Männer...wie ihr seht gibt es auch den umgedrehten Fall..
Ich wünsche uns allen, daß irgendwann wieder glückliche Zeiten kommen!!!
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 04.07.13 22:59.