Jahresrückblick - naja, das Maya-Jahr ist fast geschafft, der Weltuntergang blieb aus, die Welt ist aber dennoch nicht ohne Krisen. Wenn ein Jahr sich dem Ende zu neigt, denkt man gerne oder auch ungerne zurück: Was war vor einem Jahr? Was ist heute? Was wurde besser? Was wurde schlechter? Was blieb? Insgesamt empfand ich
2012 als kein gutes Jahr, ohne daß es eine reine Katastrophe war. Aber für persönlich traten zu viele private Tragödien und Probleme auf, als daß ich es als ausgewogen empfunden hätte. Bei meiner Mutter wurde die lange schon vermutete Alzheimer-Demenz festgestellt und dies hat meinen Alltag sehr verändert. Einer meiner Arbeitsplätze verschwand aufgrund der Insolvenz meines Chefs. Um ein Haar hätte ich dafür mein eigenes Unternehmen aufgegeben, das aber wendete ich bereist letztes Jahr um diese Zeit ab. Dennoch war diese Kehrtwende nicht nur gut für mich, sondern brachte auch viel Druck, kräftezehrende Prozesse und deutlich Frust an der Schmerzgrenze mit sich.
Einige Todesfälle, wenn sie auch nicht allzu nahe Einschläge waren - toi, toi, toi - machten nachdenklich. Es gab einige extreme menschliche Enttäuschungen und den Verlust eines Menschen, den ich bis dahin als einen guten Freund empfand. Man lernt leider nie aus, das Leben schlägt so manche Schlenker, und man täuscht sich sehr oft in Menschen. Aber man ist ja gewillt zu lernen, man muss offenbar aufpassen, wem man sein Vertrauen schenkt und seine Launen aushält, bis man letzten Endes eine Faust ins Gesicht bekommt.
Aber auch andere Freundschaften wurden 2012 auf eine harte Probe gestellt, aber zum Glück haben ansonsten die meisten bestanden.
Von daher: es gab auch einiges Gutes. Das Festigung anderer Freundschaften, unerwartete Hilfe von Seiten, die man vorher gar nicht so wahrgenommen hat. Eine neue Freundschaft und damit verbundene weitere gute Bekannt- und auch Freundschaften, eine "Verjüngerungskur", denn dieser Kreis entspricht nicht ganz meinem eigenen Alter. Ich hätte nie gedacht, daß ich mit Menschen, die zwanzig Jahre jünger sind als ich, befreundet sein kann - keine Vater-Sohn-Freundschaft, sondern auf Augenhöhe. Und damit auch ein Bezug zur "Szene", plötzlich empfinde ich es nicht mehr als unangenehm, in diesselbe zu gehen. Ich war dieses Jahr so oft auf Partys und in Discos, wie zuvor wohl mein ganzes Leben nicht.
Ich habe mich auch in schwulen Organisationen stärker gemacht, arbeite hier vor Ort bei einer Filmwoche mit und nun auch bei einer schwulen Radiosendung. Letzteres ist für mich doppelt eine Überwindung, bin ich weder "szenenfest" noch der geborene Sprecher. Aber man wächst an seinen Aufgaben, das war auch schon immer mein Motto.
Zwar hat sich in Sachen "Liebe" leider nichts Erfreuliches 2012 entwickelt, aber so manche Freundschaft und manche Entwicklungen konnten dies ein wenig auffangen. 2013 wird wohl nun anstehen, ein wenig die Spreu vom Weizen zu trennen, denn 2012 war auch extrem stressig. Ich muss mir nach und nach klar werden, was mir am Wichtigsten ist und was eher im Hintergrund steht. Das dürfte wohl eine meiner wichtigsten Aufgaben sein.
2012 - das war auch das Jahr von CO30. Hier nochmal ein Dankeschön an Alle, die sich um die Wiedergeburt dieser so wertvollen Seite bemüht haben und die es umsetzten. Toll das neue Design, klasse die Beharrlichkeit vieler hier Engagierter - mein großes Kompliment. Ich fühlte mich auf der alten Seite wohl, und ebenso wohl fühle ich mich beim neuen CO30. Danke!
Und so wünsche ich Allen hier bei CO30 ein frohes, gesegnetes und unbekümmertes Weihnachtsfest. Allen, die ihr Coming Out noch vor sich haben, viel Kraft und Augenmaß für die kommenden Aufgaben. Allen, die es schon geschafft haben, viel Erfolg beim weiteren Weg. Und Allen, die hier "nur" dabei sind, um mit anderen Schwulen und Lesben Kontakt zu haben, viel Erfolg und viele neue Bekanntschaften.
Alles Liebe,
Mickey2.
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 23.12.12 12:51.