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in der SCHULE... noch einmal leider

geschrieben von Jorgito 
in der SCHULE... noch einmal leider
04. August 2014 15:29
hi

da war sie wieder diese Situation, die ich hasse...

Micheal erzählt von seinem Partner, den er hier kennen gelernt
und es ist doch toll dass der junge Australier einen deutschen Mann geheiratet hat...

aber da ist die S. aus Syrien, die immer mit Kopftuch kommt
und ich schäme mich , denn sie muss solche Sachen ertragen und hat es nicht gelernt...

ja ja ja.. ich bin in der Klemme
versteht mich denn NIEMAND???

agur
heißt ciao auf Baskisch
Re: in der SCHULE... noch einmal leider
04. August 2014 17:47
Hi,

sorry ... ich versteh gerade garnix.

Ok, du bist Lehrer und hörst Deinen Schülern beim Plaudern zu ...

Ist doch schön, dass Michael von seinem Freund (Partner) erzählt.

Und S. aus Syrien ... hat sie ein Problem damit?? (und wenn, dann viel weniger Probleme, als wenn sie in Syrien wäre ...).

Wenn Sie (...) ein paar Sachen mitbekommt, die sie (noch) nicht kennt, finde ich das nicht weiter schlimm.
Das Wort "ertragen" gefällt mir in dem Zusammenhang nicht, wenn damit auf die seelische Situation des Mädels angespielt wird ... schließlich ist das hier Deutschland ... und da habe die Menschen gewisse Freiheiten, bzw. sich
gewisse Freiheiten erkämpft oder erarbeitet. Wer hier zu Besuch ist, oder "Unterschlupf" (oft für immer) findet, sollte sich bitteschön damit arrangieren.

lg.
Victor
Re: in der SCHULE... noch einmal leider
04. August 2014 20:22
stimmt...

ja... ich wünsche mir, dass ich so was sagen kann, wie
he Michael schön... wo hast du ihn kennen gelernt...
statt dessen.. ist es mir peinlich...
wie kann ich das ändern?
lg
Re: in der SCHULE... noch einmal leider
04. August 2014 22:19
Hi,

zu ihm hingehen, das ist der zweite Schritt vor dem ersten.

Zu allererst musst Du Dich und Deine Gefühle für Männer akzeptieren und annehmen.

Bin gespannt, wann Du Dir in die Augen sehen kannst, um Dir zu sagen zu gestehen: "Ich bin schwul!". ... und Dich doch noch zu mögen.

In Deinem Kopf sind jede Menge Gedanken, die NICHT von Dir stammen, sondern die Du aufgesammelt hast, bzw. die Dir "eingetrichtert" wurden ... leider sind sie wahrscheinlich fast alle falsch, was Liebe und menschliches Beisammensein betrifft bzw. was erlaubt ist.

Ich habe oft nach oben geschaut und gedacht: "wie siehst Du das? darf ich? soll ich? ist das erlaubt? trifft mich jetzt ein Blitz?"

Nichts ist passiert! Kein Unwetter, der Vorhang im Tempel ist noch ganz, meine Familie mag mich noch ... es ist NICHTS, aber auch GARNICHTS wirklich schlimmes passiert ...

Fast alle Befürchtungen sind falsch (und Leute, die Dich meiden, weil sie wissen, dass du schwul bist, die BRAUCHST DU NICHT!!!).

Du bist niemandem Rechenschaft schuldig, der hier mit Füßen auf der Erde rumläuft, solange Du niemanden bedrängst, oder körperlichen Schaden zufügst (so sehe ich das!).

Niemand hält an Deinem Grabe die Lobesrede, weil Du bis zuletzt dein Schwulsein "verdeckt" oder bedeckt gehalten hast, bzw. es peinlich gefunden hast, dass Du oder ein andere es war!
(Haben wir doch alle gewusst, sah man doch sowieso, hätte er bloß was gesagt ... das werden Sie an Deinem Grabe flüstern ... belobigt wirst Du nicht werden ... deshalb!)

Solltest Du aber zu Dir finden, und ggf. nach einer turbulenten Zeit die Kurve bekommen ... werden Sie Dich nicht loben WEIL Du "out" bist, sondern eher, weil Du die Kraft finden konntest, viele, viele andere Sachen zu tun, Die Dir Spaß bereiten, und die anderen zu Gute gekommen sind ... deshalb werden Sie von Dir reden, und Deinen "Abgang" betrauern ... mit wem Du im Bett warst ... ist ihnen egal.

Von daher ... immer mal wieder meine Ermutigung:

Sei Du selbst, finde Dich selbst, habe Mut ... mit Dir selbst ins Reine zu kommen!

Ok, ich bin da direkt(er) als manch anderer ... aber ohne einen großen Schubs wird man niemals eine Karre in Gang setzen ... (oder ist es ein Kamel???=)

Ganz liebe Grüße
Victor
Re: in der SCHULE... noch einmal leider
05. August 2014 22:10
hi



»Zum Bilde der ‚Rettung’ gehört der feste, scheinbar brutale Zugriff.«
Re: in der SCHULE... noch einmal leider
06. August 2014 17:46
Hallo Jorgito,

ich verstehe die Situation nicht so ganz. Da es um Heiraten geht, scheinen die Michael und S. keine Jugendliche mehr zu sein. Auch verstehe ich nicht, warum es dir peinlich ist, wenn Michael erzählt.

Wenn S. das Thema peinlich oder unangenehm sei sollte, so muss sie doch nicht zu hören.

Ich fand mal ganz spannend in einer Diskussion mit einer Berufsschulklasse, dass die Schüler 2-3 muslimische Mitschüler nennen konnten, als das Gespräch auf das Coming Out von Muslimen kam, und die Schüler berichten, dass die Eltern zwar erst nicht gerade erbaut waren, aber die Söhne ihre Söhne geblieben sind und der Familienfriede nach kurzer Zeit wieder eingekehrt ist.

In Dortmund ist das Schwulenzentrum KCR in der Nordstadt angesiedelt. Dort gibt es einen extrem hohen (muslimischen) Migrantenanteil und es ist dort akzeptiert.

LG
Perseus
Re: in der SCHULE... noch einmal leider
06. August 2014 21:36
Lieber Jürgen,

ich weiß nicht, wie Du Dir das vorstellst. Du hast gesehen, hier gibt es eine Menge hilfsbereite Leute. Und es gibt eine Menge hilfsbedürftiger Leute.

Du hast eine Menge kryptische Beiträge in die Threads von Anderen geschrieben. Du hast in kurzer Zeit wieviele? 3,4,5? neue Threads angefangen. Nicht, dass mich das stören würde. Ich gehöre auch zu den Hilfsbereiten und ich war einmal ein Hilfsbedürftiger und weiß, wie das ist.

Ich vermute, dass die Zerrissenheit Deines Vorgehens die Zerrissenheit in Deinem Inneren widerspiegelt. Aber sich mit Dir auseinander zu setzen ist, wie ein Puzzle ohne Vorlage zusammen zu setzen, bei dem die Teile auch noch über mehrere Kisten verstreut sind.

Können wir es schaffen, einen Gesprächsfaden herzustellen? Der nicht nur aus Brocken und kurzen Sätzen besteht? Es ist hilfreich für Dich, Deine verschiedenen Probleme selbst zu benennen, ihnen Namen und Gesicht und Detail zu geben, damit Du ihnen in dieses Gesicht sehen kannst.

Davor scheinst Du mir zurück zu scheuen.
Aber auf einem Gesprächsfaden können wir aufbauen. Grenzen verschieben, vielleicht nur um Millimeter, aber jedes bisschen hilft. Bisher sehe ich nur kurze Anfänge, die im Nichts enden.

Schöne Grüße

Volker
Re: in der SCHULE... noch einmal leider
07. August 2014 15:54
Hallo,

ja, Volker hat recht, und es ist mir auch schon aufgefallen (...9

Ich kann mich seinem Rat nur anschließen:

Jorgito, öffne in "Meine Geschichte" DEINEN Faden ... da kannst du alles reinschreiben, von Deiner Vergangenheit, was Du gerade erlebst, wie es Dir geht ... dann ist alles beisammen :-))))

Wird bestimmt spannend!

lg.
Victor
Re: in der SCHULE... noch einmal leider
08. August 2014 11:39
Hallo zusammen,
wenn ich so die Beiträge lese, dann lese ich daraus eine sehr große Angst heraus. Was passiert, wenn ich mich oute? Wie stellt sich dann die Situation dar? Mit welchen Anfeindungen habe ich mich dann auseinanderzusetzen? Wie reagiert mein Umfeld?
Der Schritt eines Outings ist umumkehrbar und ich habe mich dann mit den Konsequenzen auseinanderzusetzen. Insofern ist es wichtig so einen Schritt gut zu überlegen und ihn erst zu gehen, wenn man innerlich dazu bereit ist. Und es gibt einfach noch Bereiche in denen ein Outing nicht so unproblematisch ist, wie in anderen Bereichen. Und es gibt auch unter Migranten einige, die Homosexualität und Übergriffe auf Kinder und Jugendliche in einen sehr unschönen (aber auch nicht zutreffenden) Zusammenhang bringen. Für mich ein Grund mich auf meiner Arbeit nicht offiziell zu outen. Sicher habe ich schon einige Kolleginnen auf dem CSD getroffen, aber meine Sexualität war auf der Arbeit nie Thema. Sicher, wer wollte konnte aus meinen Erzählungen schließen, dass ich schwul bin, aber wir haben nie explizit darüber geredet. Und für manche Eltern einiger Kinder war ich schon allein als Mann Zumutung genug. Insgesamt wurde ich aber als Mann und Kollege von allen sehr wertgeschätzt.
Warum ich das erzähle, weil ich glaube es ist erst mal unerheblich, ob Du Jorgito Dich nun bei den Schülern outest oder nicht. Die Frage, wie will ich mein schwules Leben leben erscheint mir erst mal wichtiger. Sicher ist der erste Schritt einmal die eigene Angst vor der eigenen Neigung zu überwinden und dann zu schauen, wie und wo ich andere Schwule kennen lernen kann. Wo ist ein Schutzraum, wo ich mich erst mal mit meiner eigenen Sexualität auseinander setzen kann, bevor ich mich mit anderen über meine Sexualität austausche. Vielleicht ist ja eine Coming out Gruppe da erst mal der richtige Ort oder eine Beratung. Rubicon Köln und Rosa Strippe Bochum bieten das in NRW, speziell für Schwule an. Das Rubicon hat auch eine Gruppe für Migranten, also auch Erfahrung mit der Reaktion von Menschen anderer Kulturkreise. In München gibt es das Sub, dort gibt es wie in Köln und Bochum auch offene Beratungsangebote. Dort erfährt man auch etwas über Gruppen. An Pfingsten findet im Waldschlösschen ein Treffen schwuler Lehrer statt. Ich glaube, Jorgito Du brauchst Orte und Menschen an denen und mit denen Du Dich ungestört austauschen kannst. Und wenn Du erst mal ein paar Kilometer fährst um Abstand von Deinem beruflichen Umfeld zu haben. Und dann wenn Du für Dich Sicherheit gewonnen hast und Deine Angst kleiner geworden ist, dann kannst Du Dich mit eine Outing bei Deinen Schülern auseinandersetzen. Aber der erste Schritt ist in meinen Augen in vielen kleinen Schritten Deine eigene Sexualität so anzunehmen, wie sie Dir gegeben ist und Dir nach und nach ein Umfeld aufzubauen in dem Du sie angstfrei leben kannst.
Auf diesem Weg wünsche ich Dir Mut und alles Gute.
LG Finn
Re: in der SCHULE... noch einmal leider
08. August 2014 16:24
Hallo,

Finn hat es sehr schön auf den Punkt gebracht ... outen erst dann, wenn man selbst dazu bereit ist ... und auch nicht überall.

Auf der Arbeit (bei mir heißt das, "beim Kunden" ) oder in der "Haushaltsnahen Freizeit" (bei mir sind das Kindergruppen, Kirchengemeinde, Schule meiner Kinder, Sportverein, Chor etc.) habe ich das nicht aktiv betrieben und werde es auch nicht tunl. Ein befreundeter Schuldirektor sagte mir, man muss das nicht. Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps (er hat da so seine Erfahrungen, z.B. , als sein Saunadate vom Abend davor, am nächsten Tag seine Tochter in der Schule anmeldete ... uups ... schluck ... eintragen, Stempel, auf Wiedersehen ...)
(Ehrlich, normale Heteros und Migranten haben keinen Schimmer, was man als schwuler Mann unternehmen kann und unternimmt, wenn die Sonne untergegangen ist :-o)

Im Normalfall halten Schwule, und Leute, die "dort" verkehren "die Klappe" ... in der Öffentlchkeit sieht man sich, ignoriert sich und geht seiner Wege ... fast immer!

Von daher brauchst Du wirklich keine Angst zu haben :-)

lg.
Victor
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