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Der Irrtum in Film, Funk und Fernsehen

geschrieben von Victor 
Der Irrtum in Film, Funk und Fernsehen
31. August 2013 15:00
Hallo,

mir geht schon so einige Zeit im Kopf herum, warum es (auch bei mir) so lange gedauert hat, bis ich endlich richtig realisiert habe, dass ich wohl schwul bin.

Ein Punkt dabei ist, dass ich in Filmen und Serien oft Familienväter gesehen habe, bei denen ich dachte "ey, genauso ein Kerl wie Du ... sehr nett ... und der hat doch 'ne Frau und Familie ..."

Ätsch ... wie sich nachher herausgestellt hat, war der Schauspieler SCHWUL ... also war er "wie ich", aber das m it den Mädels, mit der Frau und Familie war ein Fake.

Genau das gleiche mit schwulen Rollen ... oft dachte ich ... neee, so bin ich doch nicht ... und nachher stellt sich heraus, da hat ein HETERO einen Schwulen gespielt ... nein, und das ging ja mal garnicht.

Mittlerweile ist mein "Gaydar" so weit fortgeschritten, dass ich solche "Fehlbesetzungen" erkenne.

(Ich war mittelmäßig entsetzt, als ich nach meinem CO erkannte, dass Bully Herbig, der in "Traumschiff Surprise" einen schwulen verkörpert GAR NICHT SCHWUL IST!!!)

So kann es gehen ...

Liebe Grüße
Victor
Re: Der Irrtum in Film, Funk und Fernsehen
01. September 2013 00:42
Lieber Victor,

hm, einerseits verstehe ich, was Du meinst. Wobei vielleicht nicht 1:1 so, wie es bei Dir war. Schauzspieler/innen haben nun mal die Aufgabe, alle möglichen Rollen zu spielen, und ein Rock Hudson ist für mich in Bezug auf Doris Day noch immer ein überzeugender Hetero-Mann, auch wenn er real schwul war. Ein Schauspieler wie Daniel Day-Lewis muss in "Mein linker Fuss" natürlich überzeugend einen Behinderten spielen können, der eben nur mit seinem linken Fuss schreuben kann. Meine Schwester war behindert und über sie kannte ich viele andere Behinderte, denen ein ähnliches Grundschicksal eigen war. Und so fand ich aus Erfahrung auch seine Darstellung des Behinderten sehr überzeugend, auch wenn Day-Lewis nicht behindert ist.
Ich verstehe es mit dem Gaydar, aber warne auch vor voreiligen Schlussfolgerungen. Bei "Queer as folk" gab es überzeugende Darsteller, die schwule Typen darstellten, aber sie sind nicht schwul. Manchmal ist da doch der Wunsch der Vater des Gedankens. Daß manchmal ein ein Darsteller einen Familienvater darstellt, der Darsteller selbst aber schwul ist, kann so sein, aber es wären schwache bis schlechte Darsteller, könnten sie nicht übertünchen, daß sie in Wahrheit schwul sind und nur etwas anderes spielen.

Aber natürlich tut es auch gut, daß so mancher Darsteller, der sehr überzeugende Hetero-Rollen hat, in Wahrheit schwul ist. Wobei ich mir davon nichts kaufen kann.

Liebe Grüße,
Mickey2 :-)



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 01.09.13 18:16.
Re: Der Irrtum in Film, Funk und Fernsehen
01. September 2013 12:33
Hallo,

Quote

... überzeugender Hetero-Mann ...

nein, eben das ist er NICHT.

Das gleiche gilt für die Darsteller in Queer as Folk oder in "How I Met your Mother" und ähnlichem ... die sind eben NICHT überzeugend.

Ich hab immer das Gefühl, da ist was falsch ... und ERST DANN fange ich an, mir die Kerle genauer anzusehen ... (Internet macht's möglich).

Einen Behinderten zu spielen, dem z.B. eine Gliedmaße fehlt, ist nicht sooo schwierig, man braucht ja nur den betroffenen Körperteil "zu deaktivieren oder stillzulegen".

Blick, den Glanz der Augen etc. kann man nicht stilllegen oder komplett unter Kontrolle bringen. Das gleiche gilt für Körperkontakt, ein schwuler Mann fasst eine Frau "irgendwie anders" an (mehr "freundschaftlich" und weniger "begehrend"winking smiley als ein Hetero-Mann.

Ok, muss man einfach mal unbefangen beobachten ...

lg.
Victor
Re: Der Irrtum in Film, Funk und Fernsehen
01. September 2013 17:00
Hallo Victor,
als ich Deinen Beitrag las, dachte ich mir nur, dass Du machmal vergisst, dass jeder Mensch die Dinge anders wahrnimmt. Und wenn Mickey2 wahrnimmt, dass für ihn ein Schauspieler die Rolle überzeugend verkörpert dann stimmt das. Genauso wie es stimmt, dass Du das Gegenteil empfindest. Wahrnehmungen können eben verschieden sein und das ist auch gut so.
LG Finn
Re: Der Irrtum in Film, Funk und Fernsehen
01. September 2013 17:28
Hallo,

mein Eindruck ist, dass der Drehbuchautor bzw. Regisseur einen großen Einfluss hat. Manchmal merkt man dem Skript an, dass da falsche Vorstellungen über schwules Leben einfließen oder der Regisseur sorgt nicht für das nötige "Feuer" in der Szene. Vielleicht kann ein selber schwuler Schauspieler manches ausgleichen.
Re: Der Irrtum in Film, Funk und Fernsehen
01. September 2013 18:24
Hallo,

klar hat jeder eine andere Wahrnehmung, darum habe ich meine Wahrnehmung hier aufgeschrieben, und erlaube mir, auch die Wahrnehmungen anderer zu reflektieren, anzunehmen, oder für mich abzulehnen. Das hat nichts mit der entsprechenden Person zu tun (aber schon beim Schreiben, meine Gedanken so zu relativieren und weichzuspülen, dass alles möglich ist, das ist nicht mein Ding ... )

Das mit dem Skript und mit dem Drehbuch ist sicherlich auch ein Aspekt.

Und auch hier gehe ich konform, dass bei einer schwulen Rolle ein schwuler Schauspieler das wahrscheinlich überzeugender rübergebracht hätte oder rüberbringen würde ...

lg.
Victor
Re: Der Irrtum in Film, Funk und Fernsehen
02. September 2013 11:24
Hi Victor,

täglich arbeite ich mit Schauspieler/innen zusammen, und Du darfst mir glauben, daß die mich mit Ihrer Darstellung schon oft so was überrascht haben. Es ist ihre Aufgabe, sich in ihre Figuren hineinzuversetzen. Und auch bei Heteros ist nicht zwingend Leidenschaft vor der Kamera dabei, wenn sie sich küssen. Ich habe zum Beispiel eine gute Freundin, die lange in einer deutschen TV-Serie (keine Daily Soap) mitspielte. Sie war zusammen mit einem anderen Schauspieler in dieser Serie ein "Traumpaar" und sie bekam Zuschriften, wie toll man doch merkt, daß die "Chemie" zwischen den beiden stimme, sie verstünden sich sicher blind etc. Tatsächlich konnten sich die Beiden null leiden und kaum stoppten die Kameras, gingen sie i.d.R. in unterschiedliche Richtungen des Studios. Privat sprachen sie nur das Nötigste und mir gegenüber ließ sie sich oft über ihren Kollegen aus und erzählte, wie unsympathisch sie ihn fände. Aber ihr Job war es nun mal, das große Liebespaar zu miemen.

Bei Liebesszenen geht den Schauspielern oft am allerwenigsten durch den Kopf, daß sie gerade eine solche Szene fühlen, sondern sie denken oft an "Technisches". Der Regisseur gibt ihnen vor, wann sie z.B. wohin küssen sollen, in welchem Winkel sie zur Kamera sein sollen, wo die Hand hingehen soll etc. etc. Das ist eine regelrechte Choreografie. Und immer wieder höre ich, daß man da gar nicht dazu kommt, sich wirklich emotional auf die reale Person einzulassen. Das ist Arbeit.

Das mag aber sicher in Ausnahmefällen anders sein, Du magst auch in bestimmten Fällen recht haben, keiner hat da von uns das Recht gepachtet ;-) Aber ein Stück weit bin ich da eher desillusioniert durch meine Kolleginnen und Kollegen.

Das nur als Nachtrag, es freut mich aber, wenn Du das auch schon anders erlebt hat. Und ein gutes Gaydar ist ja auch nicht zu unterschätzen.

Liebe Grüße,
Mickey2 :-)



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 03.09.13 09:29.
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