Hi Victor,
täglich arbeite ich mit Schauspieler/innen zusammen, und Du darfst mir glauben, daß die mich mit Ihrer Darstellung schon oft so was überrascht haben. Es ist ihre Aufgabe, sich in ihre Figuren hineinzuversetzen. Und auch bei Heteros ist nicht zwingend Leidenschaft vor der Kamera dabei, wenn sie sich küssen. Ich habe zum Beispiel eine gute Freundin, die lange in einer deutschen TV-Serie (keine Daily Soap) mitspielte. Sie war zusammen mit einem anderen Schauspieler in dieser Serie ein "Traumpaar" und sie bekam Zuschriften, wie toll man doch merkt, daß die "Chemie" zwischen den beiden stimme, sie verstünden sich sicher blind etc. Tatsächlich konnten sich die Beiden null leiden und kaum stoppten die Kameras, gingen sie i.d.R. in unterschiedliche Richtungen des Studios. Privat sprachen sie nur das Nötigste und mir gegenüber ließ sie sich oft über ihren Kollegen aus und erzählte, wie unsympathisch sie ihn fände. Aber ihr Job war es nun mal, das große Liebespaar zu miemen.
Bei Liebesszenen geht den Schauspielern oft am allerwenigsten durch den Kopf, daß sie gerade eine solche Szene fühlen, sondern sie denken oft an "Technisches". Der Regisseur gibt ihnen vor, wann sie z.B. wohin küssen sollen, in welchem Winkel sie zur Kamera sein sollen, wo die Hand hingehen soll etc. etc. Das ist eine regelrechte Choreografie. Und immer wieder höre ich, daß man da gar nicht dazu kommt, sich wirklich emotional auf die reale Person einzulassen. Das ist Arbeit.
Das mag aber sicher in Ausnahmefällen anders sein, Du magst auch in bestimmten Fällen recht haben, keiner hat da von uns das Recht gepachtet ;-) Aber ein Stück weit bin ich da eher desillusioniert durch meine Kolleginnen und Kollegen.
Das nur als Nachtrag, es freut mich aber, wenn Du das auch schon anders erlebt hat. Und ein gutes Gaydar ist ja auch nicht zu unterschätzen.
Liebe Grüße,
Mickey2 :-)
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 03.09.13 09:29.