Alles nicht so einfach, mein Gedankenkarusell

Hallo zusammen,

habe mich gerade angemeldet, da ich mir bisschen was von der Seele schreiben muss.

Ich bin m, 31 Jahre alt und habe einen 2-jährigen Sohn. Mit meiner Partnerin bin ich bereits seit über 10 Jahren zusammen aber wir sind nicht verheiratet.

Aber ich weiß seit Jahren, dass ich nicht zu 100% Heterosexuell (kann man das so schreiben?) bin, sondern das ich mich auch zum eigenen Geschlecht hingezogen fühle. Und wenn ich ganz ehrlich zu mir selber bin, überwiegt die homosexuelle Seite bei mir.

Und ja, ich hatte auch schon mal sexuellen Kontakt mit einem Mann. Mit meiner Partnerin habe ich natürlich auch Sex. Auch wenn es nicht regelmäßig ist. Speziell seit mein/unser Sohn auf der Welt ist, ist ziemlich flaute angesagt. Aber ich habe schon gemerkt, dass bei mir da die Leidenschaft fehlt. Es ist für mich schon fasst eher ein "technischer Vorgang". Also hauptsache funktionieren........

Aktuell geht es mir um ehrlich zu sein nicht gut, da ich niemanden in meinem Umfeld habe, mit dem ich über meine Gefühle sprechen kann. Zu gerne würde ich "reinen Tisch" machen. Aber ich habe einfach Angst vor den Konsequenzen. Ich glaube kaum, dass mir meine Partnerin um den Hals fallen würde, wenn ich Ihr sagen würde: "Ach ja Schatz, ich stehe übrigens auch auf Männer". Mir geht es in erster Linie um die Familie. Ich habe Angst, dass ich mit einem Outing die ganze Familie zerstören könnte.

Aber andererseits zieht mich dieses ganze Gefühlschaos runter und ich weiß auch, dass dies auf Dauer nicht gesund ist.

Das Problem ist halt, dass es einfach kein Patentrezept gibt. Von meiner Partnerin weiß ich, dass sie sehr sehr tolerant ist, was das Thema Homo-/Bisexualität betrifft. Das sind (gottseidank) in der heutigen Zeit die meisten. Aber in diesem Fall ist es ja der eigene Partner, der plötzlich mit so einer Angelegenheit daherkommt. Es ist halt wirklich eine komplizierte Geschichte.

Ich freue mich jedenfalls, dass ich mit co30.de eine Seite für den Gedankenaustausch gefunden habe.

Vielleicht können mir einige von euch einen guten Rat geben.

Danke

Welcome to the Club!

So ging es bei mir auch los.

Meiner Meinung nach gibts keinen Ausweg, als sich klar darüber zu werden was man ist - schwul, bi oder hetero und dann offen darüber zu sein. Und wohl je schneller desto besser.

Viel Glück!

Hallo,
ja tolerant bin ich auch /Du hast voellig Recht wenn der Partner dann verkuendet das er Schwul ist ist das etwas ganz anderes/ man hat das Gefuehl als fliege einem das ganze Leben um die Ohren........ Ein Patentrezept gibt es wirklich nicht. Wichtig ist wohl das Du Dir klar machst wo Du stehst und was Du moechtest, gib ihr eine Chance zu endscheiden was sie fuer sich moechte. Lass nicht zu, das sie sich spaeter total verraten fuehlt, weil Du alles fuer Dich geklaert hast und einen riesen Vorsprung hast!
Alles Gute, Kaffeetante



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 15.01.13 18:47.

Hallo Danielo,
erstmal herzlich willkommen. Schön das du dir erstmal deine Gedanken von der Seele geschrieben hast. Damit kommen deine Gedanken schon mal aus deinem Kopf. Mir hat das damals auch gut getan. Mit anderen Menschen meine Gedanken zu teilen.

Wenn ich so deinen Text lese, lese ich auch schon deine Antworten darin.

....das ich nicht zu 100 % Heterosexuell bin. / Und wenn ich ehrlich zu mir selber bin, überwiegt die homosexuelle Seite bei mir

Dann,dieser "technische Vorgang" - da ist etwas nicht rund. Du hast wohl die "Sehnsucht" diesem mal auf den Grund zu gehen.

Und da kommt nun der Austausch mit Gleichgesinnten. Genau, da bist du richtig bei co30. Im Forum andere Meinungen einholen. Mit anderen Usern in Kontakt treten. Ob per PN, Telefon oder bei einem der Usertreffen.

Gerade als Vater könnten auch die Schwulen-Väter-Gruppen eine Anlaufstelle sein.

Wann du es mit deiner Partnerin besprichst, hat Kaffeetante ja geschrieben.

Ich wünsche Dir alles Gute auf deinem/eurem Weg.

LG Maks



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 15.01.13 18:16.

Hallo Danielo,

gut, dass du hier schreibst. Jedenfalls hat es mir immer gut getan, die Probleme zu schreiben, dafür erst mal im Kopf zu sortieren.
Als schwuler Ehemann mit 2 größeren Kindern kenne ich die Probleme.

Auf die letzten paar Jahre zurückblickend musste ich immer handeln, wenn mein Bauch und mein Kopf in Einklang kamen, wenn es anders nicht mehr ging.
Irgendwann erkannte ich für mich selbst, dass die Suche nach dem erstrebten Hetero-Leben keinen Erfolg mehr bringen wird. Einige Monate später habe ich es meiner Frau gesagt - 'es' heißt, dass ich schwul bin. Ich hatte zwar schon vor vielen Jahren mal erwähnt, dass ich Männer anziehend finde, aber jetzt fing für sie an, die Welt zusammen zu brechen, obwohl ich sie nicht betrogen habe. Doch für mich war klar, dass ich hier untergehen werde, wenn ich weiter gegen mich Ich handele und auftrete. So habe ich ihr auch die Chance gegeben zu reagieren, ihr eigenen Leben evtl. neu auszurichten.

Klar, alles schwer, aber doch besser, als wenn alle untergehen, die Kinder im Strudel von Wut, Versteinerung usw. mitgerissen werden.

Ich seid ohnehin noch jung, könntet viel besser neue Richtungen finden und trotzdem gute Eltern sein. Das bedeutet nicht immer, dass man als Familie im klassischen Sinne zusammen lebt. Jeder muss es für sich entscheiden, und wie Kaffeetante schreibt, im Moment nimmst du deiner Partnerin die Entscheidung ab. Das könnte es später schlimmer machen.

Wenn ich wüsste, es gäbe einen Knopf zum umschalten des eigenen Ich, ich würde ihn Dir nennen. Jeder Weg ist anders und wie dein Weg und der deiner Partnerin ausehen wird, werdet ihr selbst herausfinden. Ich brauchte dabei die Offenheit, auch wenn meine Frau heute noch meint, alles könnte weiterlaufen, auch wenn sie keine Zuwendung von mir bekommt, ich müsse nur nett sein - ich bin leider keine Puppe.
Aber das ist eine andere Baustelle. Bei euch werdet ihr wahrscheinlich etwas umbauen müssen, aber man kann dabei gewinnen, Frau langfristig auch.

Liebe Grüße und lass wieder von dir hören bzw. lesen
Zeev

Hallo Danielo,

auf die Gefahr hin, dass es langweilig wird. Was die Anderen bereits gesagt haben, ich sage es auch. Ich hatte gerade mein Coming Out, mit 30 + 33 = 63 Jahren.

Deinen "Werdegang" kann ich 100% nachvollziehen und wenn Du in die Geschichten anderer schaust wiederholt sich vieles. Vater werden, danach Interesse am Partner stark rückläufig, der Hang zum eigenen Geschlecht bricht sich Bahn ...

Im Gegensatz zu mir hast Du den Vorteil, erheblich jünger zu sein. Wenn Deine Partnerin so tolerant ist, wie Du sagst, sollte sich doch ein Arrangement finden lassen.

Mir hat man vor ein paar Tagen vorgehalten, ich würde meiner Frau wertvolle Zeit verweigern, die sie braucht, um sich selbst neu auszurichten. Da solltest Du auch mal drüber nachdenken. Ich jedenfalls habe ich mir das zu Herzen genommen. Und sie hat mich nicht in die Wüste geschickt.

Du findest hier immer wieder Berichte von betroffenen Ehefrauen, die darunter gelitten haben, dass sie, oft über einen längeren Zeitraum, hintergangen wurden. Lass es nicht soweit kommen.

LG Volker

Hallo,

Quote

Du findest hier immer wieder Berichte von betroffenen Ehefrauen, die darunter gelitten haben, dass sie, oft über einen längeren Zeitraum, hintergangen wurden. Lass es nicht soweit kommen.

und nochmal,BITTE BITTE, bevor ihr mit einem Mann was anfangt, sagt Eurer Frau, was Sache ist.

Auch wenn sie im Endeffekt nichts gegen die "Anziehungskraft" von einem Mann ausrichten kann, hat doch das echte "Hintergehen", das "Betrügen", das "Fremdgehen" einen kolossalen Einfluss auf das Gefühlsleben.

(Klar, es geht rund, es fliegen die Fetzen ... aber wenn ihr VORHER fremdgevögelt habt, dann ist alles zu spät!!)

Ich habe mich erst "Männern gewidmet" NACHDEM ich es meiner Frau gesagt hatte. Von da an war das Thema Sex außen vor und Privatsache jedes einzelnen. Ich konnte ganz "offiziell" nachts um 4 Uhr heimkommen ... von einem Date, aus der Disco, aus der Sauna, auch wenn sie noch wach war, und es mitbekam. (nicht auszudenken wie kompliziert, das ohne CO geworden wäre ... ähhh, Besprechung bis 3:30 Uhr ... willste das Protokoll sehen ... nee, ich kann sowas nicht, und es kommt sowieso raus)

Wenn Eure Partnerschaft bisher sehr sehr gut war, dann kann was gutes (oder was mit 'ner 3+) davon übrig bleiben ...
Lieben Gruß
Victor