Outing bei den Verwandten mit 30

Hallo,

ich bin gerade froh, dieses Forum gefunden zu haben, und hoffe auf Erfahrungsberichte und Ratschläge!

Ich bin 30, männlich, und habe mich mit Anfang 20 geoutet, nachdem ich mich in einen Jungen verliebt habe (der heute noch mein Freund ist). Bereits vorher in meiner Jugend war mir schnell klar, dass ich schwul bin, hatte aber erstens keine Vorbilder in meiner ländlichen Heimat, zweitens war es deswegen auch schwerer, über abweichende sexuelle Orientierungen mit der Familie oder Freunden zu sprechen (auch weil negativ behaftet).
Erst durch Umzug zum Studium in eine größere Stadt kam alles ins Rollen - der erste Freund, von dem schnell auch mein Freundeskreis mitbekam. Ich fasste mir den Mut, mich nach und nach zumindest bei engen Freunden zu outen und jedes Mal war es ein Befreiungsschlag. Das große Problem war meine Familie, weil ich hier überhaupt nicht abschätzen konnte, wie sie es auffassen würden. Ich fing an einen langen Brief an meine Eltern zu schreiben und wollte ihnen diesen Brief zu Weihnachten geben - es kam dann aber anders und vor Ort habe ich mich am Abend vor Weihnachten getraut, mich bei Ihnen im Gespräch zu outen. Die Reaktionen waren ganz anders als erwartet - nämlich positiv.

Das Ganze ist nun einige Jahre her. Seitdem habe ich mich noch bei meiner Schwester und ihrer Familie geoutet, weil wir auch ein relativ enges Verhältnis haben. Doch meinem älteren Bruder konnte ich es bislang nicht sagen, weil ich Angst habe, dass er negativ reagiert. Auch andere Familienmitglieder wissen nicht Bescheid. Das führt dazu, dass ich bei Familienveranstaltungen immer eine Art Doppelleben führe und so gut wie nie über Privates spreche, was über meine Arbeit etc hinausgeht. Das macht mich wiederum uninteressant, unnahbar.

Ich habe auch noch Tante und Onkel, die ganz in der Nähe wohnen, in der gleichen Stadt. Zu ihnen hätte ich gerne ein besseres Verhältnis, würde sie gerne öfter sehen. Aber dadurch, dass ich ihnen gegenüber nicht geoutet bin, kann ich sie eben auch nicht mal einfach in meine Wohnung einladen, die ich mit meinem Freund beziehe. Und wenn ich mal bei ihnen zu Besuch bin, gibt es nicht viel zu reden, weil ich dann nur über meine Arbeit spreche.

Auf Dauer belastet mich das sehr und es wird natürlich mit den Jahren nur schlimmer. Ich könnte natürlich sagen, dass das dann eben so ist und einfach kein engerer Kontakt zu diesen Verwandten da ist. Aber ich denke da sehr oft dran und würde eigentlich auch gerne offener leben.
Und ich weiß nicht, was mich abhält. Wahrscheinlich ist es die Tatsache, dass sie mich alle seit meiner Kindheit kennen. Und dass ich das Geheimnis nun schon eine ganze Weile mit mir trage. Ich bin in einer Beziehung seit einigen Jahren, von der wissen sie nichts. Und wenn ich es ihnen jetzt sage, habe ich Angst, dass sie mir das übel nehmen. Hinzu kommt, dass ich nicht weiß, wie so deren Einstellung zu Homosexualität sind - aber ich komme eben auch nicht aus der progressivsten Ecke Deutschlands.

Ich bin generell sehr schwierig in sozialen Situationen und tue mich schwer, Kontakte zu halten. Die ganze Sache mit meiner Geheimniskramerei macht das nicht leichter.

Kennt ihr ähnliche Situationen? Wie kann ich mich überwinden? Wie kann ich das Ganze angehen?

Danke und viele Grüße!



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 29.10.21 17:22.

Hallo noes72,
herzlich willkommen bei co30.
Wie Du schreibst, waren Deine bisherigen coming out-s postiv verlaufen. Da hast Du ja schon viel geschaft.
Muss es denn ein "offizielles" coming out bei Deinen Verwanten sein?

Ich habe es scho an anderer Stelle geschrieben. Freunde von mir, ist es so ergangen:

Paul und seine kleine Nichte habe am gleichen Tag Geburtstag. Die "Feier" fand in der Familie der Nichte statt und alle Verwandte war da. Auch Paul.
Niclas - sein Freund kam auf der Rückreise von dessen Verwandten vorbei um Paul dort abzuholen.
Niclas wurde von Paul kurz vorgestellt. Er sagte lediglich, das ist Niclas mein Freund. Anschließend wurde noch ganz normal über andere Themen die gerade im Raum sich unterhalten.
Niclas war im ersten Moment unsicher. Was hat Paul bereits von ihm erzählt.
Als Paul und Nicklas auf der Rückfahrt allein waren, fragte Niclas halt Paul.
"Du hast gesagt das ich dein Freund sei" Hattest Du vorher deinen Verwandten schon was erzählt.
Nein, hatte Paul gesagt, "Und das Du mein Freund bist, ich doch so"

Als Sie zu Hause waren, kam eine Nachricht von Pauls Schwägerin. " Hallo Paul, Du hast Nicklas als DEINEN Freund vorgestellt. Habe ich das richtig verstanden?
Paul hat wiederum nur gesagt: "ja eis ein MEIN Freund"


GLG Maks


.

Danke Maks! Das mit Niclas und Paul ist wirklich ein schönes Erlebnis! So entspannt würde ich es mir auch vorstellen. Es muss also kein offizielles Coming Out sein, denke ich.

Große Bedenken habe ich, dass ich die Sache nun schon so lange mit mir herumtrage und meinen Verwandten nichts erzählt habe. Ich bin seit knapp acht Jahren mit meinem Freund zusammen, zwischenzeitlich gab es immer mal wieder Familientreffen etc., aber nie war er Thema (außer eben mit meinen Eltern und meiner Schwester, die von ihm wissen). Jetzt komme ich mir ein wenig so vor, als hätte ich die anderen Verwandten die ganze Zeit belogen.

Wie sieht es denn anders herum aus? Kennt die Verwandtschaft deines Freundes dich?

Maks schrieb:
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> Wie sieht es denn anders herum aus? Kennt die
> Verwandtschaft deines Freundes dich?

Ja, da kennt mich der Großteil bzw. alle, zu denen mein Freund Kontakt hat. Und das Verhältnis zu den Schwiegereltern und -großeltern ist ziemlich gut. Im Vergleich habe ich aber das Gefühl, dass die Familie meines Freundes auch offener gegenüber Homosexualität ist als meine Familie.
Aber am Ende weiß ich es ja einfach nicht, kann ja auch gut sein, dass meine Verwandten damit doch ganz anders umgehen als befürchtet. Wir haben in der Familie nie viel über Liebe, Partnerschaft, Sexualität o.ä. gesprochen...daher auch die Unsicherheit.

Hallo noes72 ,

wenn ich mir deine Schilderung so durchlese geht mir spontan durch den Kopf .......du bist mit deinem Freund 8 Jahre zusammen , deine Eltern und die Familie deiner Schwester weis bescheid ......hast du dir mal überlegt das wahrscheinlich ohnehin die ganze Verwandtschaft "irgendwie bescheid weis " ?

Zeig mir mal die Familie in der nicht mal andeutungsweise darüber geredet werden würde , muss ja niemand dazu Stellung beziehen und dein "Geheimnis" verraten haben .

Wird vermutlich so wie bei mir auf Arbeit sein , im Grunde wissen es alle , wenn ich was erzähle dann ganz selbstverständlich von meiner Freundin , damit können (fast) alle umgehen . Kollegen die es genauer wissen wollen und echtes Interesse daran haben wie ich lebe haben so die Möglichkeit mit mir "normal" zu reden . Diejenigen die ein Problem damit haben oder nicht damit konfrontiert werden wollen können es umgehen .
So muss ich nichts verheimlichen und die die nicht damit können bleiben eben in ihrer Welt , ist vielleicht nicht die Ideallösung , aber eine mit der ich kann ,

Denke es ist in erster Linie DEIN Problem , dich belastet es , du willst nicht "lügen". Ging mir auch mal lange so , bei mir war es der letzte Schritt wirklich zu mir selber zu stehen , eine gewisse Sichtbarkeit meiner Person in dieser Hinsicht "einzufordern"
Je selbstverständlicher du damit umgehst das es so ist wie´s ist um so normaler werden deine Mitmenschen reagieren ,

Guten Morgen neos72,

ich habe noch 3 Gedanken:

1. ) Aber dadurch, dass ich ihnen gegenüber nicht geoutet bin, kann ich sie eben auch nicht mal einfach in meine Wohnung einladen, die ich mit meinem Freund beziehe.

Wer denkt das?
Wer sagt das?

2.)
Was wäre wenn deine Tante und Onkel bescheid wissen, aber sich nicht trauen das Thema anzusprechen.?

3.) Nur mal so eine Idee - eine sebstverständliche Einladung:
"Liebe Tante, lieber Onkel,
wir, Moritz ich Ich laden Euch ganz herzliche zum..... Frühstück, Brunch, Kaffetrinken, Abendessen, ... am xx.xx. ein."
So tun als ob die es wüsten. Dann liegt der Ball bei ihnen.

Nur mal so Ideen von mir.

GLG Maks

Hallo Noes72,

ich musste etwas schmunzeln als ich deinen Beitrag gelesen hatte, da ich mich nahezu in der gleichen Situation befinde, wie du. Endlich habe ich jemanden gefunden dem es, der sich mit den selben Ängsten auseinandersetzen muss.

Bereits vor mehreren Jahren war es mir klar, dass ich schwul bin (ca. 18 Jahre). Dennoch kam für mich ein Outing nie in Frage, da ich nach keiner Beziehung Ausschau gehalten habe (was vielleicht auch daran liegt, dass ich mich nie geoutet hatte und die Vorstellung mit meinem Mann offen zu leben unvorstellbar war).

Doch vor zwei Jahren (29 Jahre alt) entwickelte sich zwischen meinem jetzigen Partner eine gegenseitige Anziehungskraft. Die Liebe und die Zuneigung zueinander wurde immer stärker. Wir beide waren vor zwei nicht geoutet, hatten also beide die gleichen Voraussetzungen. Doch mein Partner wollte das Versteckspiel beenden und zog sein Outing ziemlich schnell durch, was wiederum bei mir nicht so schnell funktionierte. Der Faden unserer Beziehung wurde dadurch immer dünner, da ich es einfach nicht schaffte zu meinem Partner zu stehen und schwul zu sein.

Nachdem es meine Eltern wussten dauert es sicherlich über ein Jahr bis es meine Verwandtschaft von mir erfahren hatte. Ich habe ein sehr enges Verhältnis zu meiner Tante und ihrem Mann und ich brachte es nicht über die Lippen mit denen zu sprechen. Doch irgendwann schaffte ich es.

Nun wissen alle, die mich kennen, dass ich ich schwul bin. Selbst im Geschäft weiß es jeder (glaube ich zumindest). Dennoch stelle ich für mich immer wieder die Frage, ob es wichtig ist, dass alle darüber bescheid wissen, dass ich schwul bin, viel mehr ist es doch wichtiger, dass du für dich im reinen bist und dich so akzeptierst, wie du bist?!

Rückblickend auf drei Jahren outing, was sicherlich ein anhaltender Prozess ist, kann ich für mich den Entschluss ziehen, dass die einzige Blockade mein Kopf war. Ich war ständig damit beschäftigt mir meinen Kopf darüber zu zerbrechen was die anderen darüber denken, dass ich schwul bin. Niemand, wirklich niemand (bis auf ein zwei Kommentare) hatte ein Problem damit, dass ich schwul bin und dass ich bin geöffnet habe. Ich habe mir dermaßen einen psychischen Druck aufgebaut für nichts und wieder nichts. Viel mehr habe ich daraus gelernt, dass ich bin wer ich bin und ich danke Gott dafür, dass ich so leben kann, wie ich möchte. Die Gedanken drehen sich viel zu sehr um die Gesellschaft und die Normen, die man versucht zu leben. Wer nicht zu Schule und danach studieren geht ist nicht normal; -dies erwartet die Gesellschaft von uns. Löse dich von deinen Gedanken und lebe; fühle dich frei und höre auf ständig darüber nachzudenken, was andere denken könnten.

Ich liebe meinen Partner über alles und möchte noch viele weitere Jahren mit ihm als Ehemann verbringen.

Ich freue mich auf deine Gedanken und hoffe, dass ich nicht zu arg als Moralapostel rüber gekommen bin ;-)

Danke für eure Antworten! Ich komme leider erst jetzt dazu alles zu lesen...

@daniela @maks:
Ich bin mir eigentlich relativ sicher, dass der Großteil der Verwandtschaft, denen ich bisher nichts von meiner Sexualität erzählt hab, auch nichts weiter weiß. Meine Mutter meinte damals bei meinem Outing "Aber den anderen erzählen wir erstmal nichts ja?", eher um mich zu schützen. Es kann natürlich sein, dass man zumindest irgendwie vermutet, dass das was ist.
Aber generell wird bei uns in der Familie nicht ganz so viel über Beziehung, Liebe etc gesprochen. Und Sexualitäten außerhalb der Norm waren auch nie ein Thema. Wiederum war ich bei meinen Eltern überrascht, dass sie es so halbwegs locker aufgenommen haben. Warum nicht auch die anderen, zu denen ich nichtmal so ein enges Verhältnis habe?

@Mekkes007:
Das stimmt, das ist alles eher ein Gedankenspiel im Kopf. Eigentlich macht man sich unnötig Gedanken. Es freut mich sehr, dass du glücklich sein kannst und dafür auch Anerkennung erfahren hast


In meinem Kopf bin ich mir eigentlich ganz sicher:
Ich möchte es gerne den anderen mitteilen. Und es kann mir eigentlich auch egal sein, wie die Reaktionen ausfallen. Wenn die Outings positiv verlaufen, habe ich mir umsonst so viele Gedanken gemacht - und kann aber glücklich sein und etwas offener in Zukunft. Wenn es negative Reaktionen gibt, ist das am Ende nicht mein Problem, sondern das Problem der jeweiligen Verwandten. Es ist ja wichtig, dass ich zu mir selbst stehe.
Das ist mir alles klar. Aber es ist so schwierig, den nächsten Schritt zu gehen. Und am schlimmsten ist eben der Gedanke, dass ich es jetzt so viele Jahre mit mir herumgetragen habe - es ist wie eine Lüge, v.a. auch weil andere ja Bescheid wissen (meine Eltern). Wie beginne ich denn dann das Gespräch zu meiner Tante und meinem Onkel beispielsweise? Muss ich mit Vorwürfen rechnen?

…schön wieder von dir zu hören!

Ich finde es dermaßen interessant, dass deine getroffene Aussagen genau auch auf mich zutreffen.

Meine Mutter meinte auch erstmal, dass ich es keinem in unserem Ort erzählen soll und auch nicht meiner Tante und meinem Onkel. Demzufolge habe ich mich von meiner Mutter teilweise einschüchtern lassen, da ich eine intensive Mutter Sohn Beziehung führe. Dennoch sprudelte es in mir und nach nahezu einem Jahr später schaffte ich es meiner Tante davon zu erzählen. Leider hatte ich nicht genügend Mut dazu ihr das persönlich zu erzählen, sondern habe den Weg einer WhatsApp gewählt. Die Reaktion meiner Tante war nicht ganz so toll. Sie war schockiert und hatte sich Tage später nochmals gemeldet, dass sie es immer noch nicht glauben kann. Ihrem Mann, also mein Onkel, erzählt vorerst nichts. Das war ein Fehler von mir. Ich hätte sofort meinen Onkel auch darüber informieren sollen. Vor allem zwei seiner Neffen auch schwul sind. Irgendwann hatte ich genügend Mut, um bei meiner Mutter einen Kaffee mit meiner Tante und meinem freund zu organisieren. Und schau da, meinte Tante war positiv überrascht und fragt mittlerweile jedes Mal nach meinem Freund, wie es ihm geht. Und Wochen später informierte ich meinen Onkel darüber, da meine Tante nie darüber gesprochen hatte. Seine Reaktion war ziemlich neutral: „ich muss es wissen, was das Richtige für mich ist“.

Im Nachhinein hat es mich extrem belastet und auch unsere Beziehung litt darunter, dass ich das mit meinem Onkel ewig lange hinaus gezögert habe. Auch hier hat mir mein Kopf einen Streich gespielt und hatte mich unnötig verkopft darüber, was mein Onkel und meine Tante über mich denken. Aber das ist doch nicht normal; meine Verwandtschaft hätte mich niemals links liegen lassen. Was bleibt ihnen anderes übrig als es zu akzeptieren; -nichts! Ich hätte und muss die Dinge zukünftig ansprechen so wie sie sind.

Veranstalte einfach eine gemütliche Kaffee Runde mit deiner Tante und deinem Onkel und stelle ihnen deinen Freund vor. Du wirst sehen, dass wird alles ganz easy über die Bühne gehen; -klingt ziemlich einfach daher gesprochen, aber im Nachhinein hätte ich es so machen sollen und deutlich entspannter an die
Sache ran gehen.

Beste Grüße!

Mekkes007 schrieb:
-------------------------------------------------------
> …schön wieder von dir zu hören!
>
> Ich finde es dermaßen interessant, dass deine
> getroffene Aussagen genau auch auf mich
> zutreffen.


Das sind ja echt ziemlich viele Parallelen, witzig!
Ich habe echt auch Angst davor, dass die beziehung darunter leidet, wenn ich den anderen Verwandten erst jetzt von allem erzähle. Im Prinzip trage ich und meine Eltern bzw. auch meine Schwester, die von mir weiß, seit Jahren ein Geheimnis mit uns. In den Jahren seit meinem Outing habe ich die Verwandten ja immer mal wieder gesehen, aber meine Homosexualität bzw. mein Beziehungsleben kamen nie zur Sprache.

Habt ihr Empfehlungen, wie ich das am besten angehe? Wie erkläre ich, dass es so lange gebraucht hat, ohne zu verletzen? Und muss ich nicht auch damit rechnen, dass sich meine Eltern oder meine Schwester letzlich dafür rechtfertigen müssen, so lange nichts gesagt zu haben?

Das sind gerade noch so die Fragen und Gedanken in meinem Kopf. Alles ein ganz großes Kopfkino mit wahrscheinlich viel zu wenig realistischen Bedenken...

Mein Plan wäre jetzt, meine Tante und meinen Onkel als nächstes mal bald zu besuchen (ohne meinen Freund) und es dann irgendwie zur Sprache zu bringen. Oder ich lade sie hier in unsere Wohnung ein, dann wird automatisch ersichtlich, dass ich nicht allein wohne und kann mich u.a. über die Pärchenbilder an der Wand erklären. Aber mir wäre es fast lieber, sie zu besuchen anstatt sie mich.

…ich verstehe deine Ängste und Bedenken und kann auch mit dir mitfühlen; ich war genau in der selben Situation.

Aber tue mir und dir einen Gefallen: denk an dich! Und nicht an deine Mutter und deine Schwester. Und vor allem auch nicht, dass deine Tante verschnupft sein könnte, weil du es ihr so lange verschwiegen hattest. Du, ganz alleine du stehst im Mittelpunkt deines outings. Du hast ein ziemlich Gefühlschaos und kannst nicht noch Rücksicht auf andere nehmen. Ich selber habe immer so gehandelt, dass es andere angenehm hatten; immer wieder habe ich mich mit meinen Gefühlen zurückgesteckt; das mache ich nicht mehr! Ich bin schwul und ich zeige meine Gefühle so, wie es für mich passt und nicht so, wie es meine Mutter gerne hätte.

Ich hoffe, ich klinge nicht zu direkt. Aber ich habe genau das selbe erlebt, wie du und würde im Nachhinein vieles anders machen. Vor allem meine Gefühle in den Vordergrund stellen.

Beste Grüße!

Mekkes007 schrieb:
-------------------------------------------------------
> Ich hoffe, ich klinge nicht zu direkt. Aber ich
> habe genau das selbe erlebt, wie du und würde im
> Nachhinein vieles anders machen. Vor allem meine
> Gefühle in den Vordergrund stellen.

Danke! Du bist nicht zu direkt, hast ja Recht mit dem, was du schreibst!

Der Plan ist nun, dass ich meine Verwandten (Tante/Onkel) am Wochenende besuche, bin bei ihnen eingeladen - einfach, weil wir uns sehr lange nicht gesehen haben. Ich habe große Angst vor dem Treffen, weil ich eigentlich gerne auch mehr persönliche Sachen von mir teilen würde und in dem Zusammenhang eben auch über meine Beziehung sprechen möchte.
Ich weiß noch nicht so ganz, wie ich das anstelle und v.a. wie ich es sage...und ob es so eine gute Idee ist, es ihnen in dem Kontext zu sagen. Mal sehen, unnötige Ängste im Kopf...

Hey 😄

Immer ganz easy bleiben. Die werden sich sicherlich freuen, dass du einen Partner hast.

Wenn ich eines gelernt habe ist es, was ich bestimmt schon mehrmals gesagt habe, dass ich mir selber treu bleiben muss und auf mich hören muss; nicht auf die Meinung anderer bauen.

Nehm deinen Partner doch einfach mit zu diesem Treffen, das kann die Situation meiner Meinung nach erleichtern und sie lernen ihn gleich kennen.

Ich bin überaus dankbar, dass es solch ein Forum gibt und dass wir Gleichgesinnte uns austauschen können. Heute habe ich übrigens meinem Chef erzählt, dass ich auf der Regenbogenseite des Lebens mit meinem freund lebe.

Wäre schön wenn wir uns am 10.12 beim Live CO30 online Treffen sehen und sprechen könnten; Infos folgen :-)

Hallo Neos,
Du möchtest auch über Deine Beziehung sprechen. Die schönste "Nebensache" der Welt.
Ja, es möchte raus aus Dir.
Wie schon weiter oben beschrieben, es ist eine Information und Du braust dich nicht zu erklären.
Ich habe damals auch immer alles erklären wollen, obwohl meine Zuhörer es im Grunde in der Fülle zum Teil gar nicht wissen wollte.
Du hast halt Deine Tante und Onkel nicht viel gesehen, und da gibt es auch viel zu erzählen.
Eben "viel" und nur eine Information von Vielen ist halt das Du mit Deinem Freund zusammen lebst.
Das reicht doch erstmal als Information. Wenn Sie weiter was wissen wollen, kannst ja antworten. Aber auch hier, nur Informieren.
Du bist also eingeladen. Kannst ja fragen ob Dein Freund/Partner mitkommen darf. So würden sie ihn auch schon kennen lernen. Auch hier wieder so eine Art selbstverständliche Frage. Ohne Erklärung.

GLG Maks

…gefällt mir sehr gut und unheimlich wichtig:

„Du brauchst dich nicht zu erklären“. -wichtige Erkenntnisse was ich mir auch unbedingt des Öfteren zu Herzen führen muss.

Danke euch! Tatsächlich ist es am Ende nur eine "schöne Nebensache", wir werden ja ganz sicher auch über viele andere Sachen reden.

Meinen Freund werde ich nicht mitnehmen (können), da er ohnehin arbeiten muss und es irgendwie auch komisch wäre für mich und für ihn, kann es gar nicht genau begründen.

Ich habe immer noch große Angst vor dem Treffen am Wochenende, einfach auch, weil ich nicht weiß wie ich es am besten sagen soll, ohne dass es ein großes Ding wird oder ich mich in Erklärungen verliere. Vielleicht muss ich mir mal noch ein paar Sachen aufschreiben. Aber es wird schon gutgehen...

Hallo neos,
in Gedanken werde ich bei Dir sein.
Viele anderen und ich kennen dieses Gefühl vor dem nächsten Schritt.

GLG Maks

…ich drücke dir die Daumen und denke an dich!

Bin schon auf deine Erzählungen gespannt 🤩

Hallo, ein kleines Update von mir:
Der Besuch bei den Verwandten war schön, wir haben über alles Mögliche gesprochen, aber nicht über meine Wohn- und Beziehungssituation. Das Thema kam einfach nicht auf und ich habe mich dann auch nicht getraut, es explizit anzusprechen.
Das ist zwar schade, aber auch okay so. Es passiert dann vielleicht beim nächsten Mal. Oder sie kommen mal zum Besuch bei mir vorbei, dann sehen sie ja, was Sache ist.

Na ist doch okay,
war eben nicht der richtige Moment.
Musst dir ja keinen Stress machen , irgendwann ist es soweit.

Hallo Noes72,

gedanklich war ich am Sonntag Nachmittag bei dir.

Dass das Thema mit deinem Freund nicht ausgesprochen wurde, ist vollkommen in Ordnung. Bitte mach dich deswegen nicht verrückt und setze dich nicht unter Druck.

Bei mir hat es mehrere Anläufe benötigt, um nun dort zu sein wo ich angekommen bin. Der perfekte Moment wird kommen. Nur einen Rat von mir, schiebe es nicht zu lange. Sobald es ausgesprochen ist, wird es dir deutlich besser gehen und du wirst dich großartig fühlen.

Letzte Woche hatte ich es einem von meinen drei Chefs erzählt und gestern dem zweiten. Nach jedem Gespräch hätte ich Bäume ausreißen können.

Oder sie kommen mal zum Besuch bei mir vorbei, dann sehen sie ja, was Sache ist.

Hallo Neos,
das ist dann doch die Idee - einfach einladen.
Ihnen Zeigen wie und mit wem Du wohnst - so ganz "nebenbei". Die Selbsverständlichkeit des Lebens.

PS: sehen wir uns beim CO30-Treffen ONLINE am 10.12.2021 20 Uhr ? In Gemeinschaft einfach mal plaudern. Würde mich freuen.

GLG Maks

Hallo!
Ich bin gerade wieder über meinen Beitrag von vor mittlerweile 1,5 Jahren gestolpert. Und ich muss leider gestehen, dass sich seitdem nicht viel an meiner Situation geändert hat. Ich bin nach wie vor ungeoutet beim Rest meiner Familie.

Zwischendurch hat es immer mal wieder Momente gegeben, die ich dafür hätte nutzen können und wo ich mir vorher sogar Gedanken gemacht habe, wie ich es am besten umsetze. Aber es folgte dann doch ein Rückzug.

Ich merke auch, dass der Kontakt zu meiner Familie immer weniger wird. Ich melde mich wenig, man meldet sich aber auch wenig bei mir. Das macht es natürlich noch einmal schwieriger, wenn ich z.B. mit meinen Bruder ohnehin selten bis gar nicht über irgendwas rede. Und irgendwie ist es mir auch egal - niemand in meiner Familie muss es wissen. Aber es belastet mich trotzdem und ich hätte es gerne weg.

Momentan bin ich wieder ziemlich bekräftigt, habe mir einige Podcasts angehört, viel zum Thema gelesen und mit meinem Freund darüber gesprochen. Aber die Angst vor einem Outing ist groß - und ich weiß gar nicht mal warum.

Falls hier noch jemand mitliest und seine Gedanken äußern möchte, freue ich mich natürlich!

Hallo noes72,

spontan fällt mir die 2. Staffel von HEARTSTOPPER [www.netflix.com] ein. Da geht es um das coming out von Nick. Wie schwer es Nick fällt sich zu outen, obwohl er es doch so sehr möchte.

Dann die letzten Beiträge von BlueHoodi, wie er es nun geschafft hat, die Eigendynamik seines comingout zu finden, sie zuzulassen, .....

Das mit dem reduzierten Kontakt zu deiner Familie kommt öfters vor als man allgemein denkt. Das Leben geht weiter und die Schnittmengen werden weniger, über was man sich unterhalten möchte.

Du schreibst ja auch, dass es dir egal ist. Ist es das wirklich? Frage dochmal beim nächsten mal deinen Bruder, ob es ihm auch egal ist, das ihr euch nur noch so wenig unterhaltet. Vielleicht ist es für deinen Bruder auch so ok wie es gerade

GLG Maks

@Maks:
Danke dir! Heartstopper habe ich tatsächlich geschaut (ich liebe es!) und das hat auch nochmal einiges bei mir aufgewühlt. Auch wenn ich (leider) nicht mehr in den Teenager-Jahren bin, kann ich mich sehr mit dem inneren Kampf von Nick identifizieren. Schön, dass die Serie auch hier präsent ist!

Hätte ich erst in letzter Zeit zu meiner Sexualität gefunden und meinen jetzigen Partner kennengelernt, wäre das wahrscheinlich auch noch einmal einfacher. Aber nun hat sich das Ganze so verjährt und ich habe jahrelang ein "Parallelleben" geführt. Und der Kontakt zur Familie reduziert sich immer weiter.

Danke dir auch für die Thread-Empfehlung, werde bei BlueHoodi mal reinlesen!

Hallo!

Ich bin gleich ausgeflippt, als hier Heartstopper erwähnt wurde!!!!

Lieber noes72,
Als du vor kurzem dein Update hier geschrieben hast, wollte ich dir sogar gleich schreiben. Aber was soll ich sagen, ich hab mich nicht getraut, weil ich gerade sehr viel Positives im Bezug auf mein Coming-out erlebt habe und ich anderen, die gerade straucheln, ungern mein derzeitiges Glück ins Gesicht klatschen will …

Aber ich kann deine Sorgen und Ängste sehr gut nachvollziehen. Und nur weil ich jetzt viel Gutes erlebt habe, heißt das nicht, dass diese Sorgen und Ängste weg sind.

Falls du Lust hast, dich trotzdem zu unterhalten, kannst du mir auch gerne eine Privatnachricht schreiben!

Liebe Grüße!