Ich bin fast 60 Jahren und habe vor drei Jahren erfahren dass ich schwul bin. Ich bin gerade mit meiner dritten Frau verheiratet ich habe drei Kinder und an und für sich habe ich bislang geglaubt der König der Heteros zu sein. Meine letzte Frau stammt von den Philippinen was dazu führt dass wir mit schöner Regelmäßigkeit dort Urlaub machen. Eines Tages war sie an anderer Stelle auf den Inseln unterwegs und ich nahm die Einladung zu einer Party an. Da ich nicht trinken, waren die zwei Bier schon zu viel, ich machte die Bekanntschaft mit einer wunderbaren Frau, wir landeten auf dem Zimmer und die Frau war keine Frau. Statt irgendwie angewidert oder sonst negativ zu reagieren hatte ich mit Tanja eine bezaubernde Nacht. Tanja ist eine philippinische Transgender, und durch unser Intermezzo begann meine Hetero Kruste Stück für Stück aufzubrechen. Es folgten noch weitere Abenteuer und ich stellte fest dass sich eigentlich schwul bin.
Mein Coming-out fand größtenteils problemlos statt da ich eine sehr verständnisvolle Familie habe. Meine philippinische Frau, versucht zwar immer noch nie die Dämonen aus dem Leib zu beten aber damit kann ich umgehen. Was mich momentan völlig fertig macht, ist der Umstand dass sich rückblickend, meine Homosexualität zwangsweise verleugnet habe. Es war 1978, schwul zu sein bedeutete damals nichts Gutes und weil ich in ewiger Fehde und Konfrontation mit meinem Übervater stand, begannen die Probleme. Er wollte auch nach erreichen des 18. Lebensjahres weiter über mich bestimmen und mir vorschreiben was ich zu tun hätte. Ich ein eher schmächtiger Mensch, zumindest im Vergleich zu ihm, hatte da keine Chance zumal er auch vor körperlichen Verweisen nicht zurückschreckte. Damals hatte man eine Freundin zu haben, ich hatte auch eine und die bot mir an wieso ich nicht zu ihr ziehen wolle. Ihre Eltern, sehr liebe und liberale Menschen unterstützen den Gedanken und so war ich wenige Wochen nach meinem 18. Geburtstag aus meinem Elternhaus ausgezogen.
Ich bin ein Spätentwickler und ich glaube das diese Ereignisse irgendwie mit meiner sexuellen Prägephase parallel liefen. In meiner neuen Situation wurden bestimmte Dinge von mir erwartet, ich hatte quasi den Schwiegersohn zu geben. Alles an mir was schwul war oder daraufhin deutete, galt es zu vergessen und abzulegen. Bald wurde geheiratet wenig später kam das erste Kind und so lebte ich meine Hetero Leben und war's zufrieden.
Bis ich dann schließlich dank Tanja und anderen philippinischen Gays zu den ich Kontakt hatte mehr und mehr merkte, wie wenig mir eine Frau als Sexualpartner bedeutete, inklusive meiner Angetrauten. Als sie schließlich einen schwulen auf den Philippinen traf in den ich mich unsterblich verliebte, war alles zu spät. Nach etwa einem halben Jahr, setzte mich meine Frau so unter Druck dass sich alle Kontakte abbrach obwohl es mir das Herz zerriss.
Ein weiteres halbes Jahr später hatte ich auf der Arbeit eine sehr unerfreuliche Episode und mir wurde durch die Blume bedeutet, dass sich eigentlich schon längst entlassen worden wäre, wenn ich nicht Betriebsrat gewesen wäre. Etwa zum selben Zeitpunkt begab es sich der sich wieder Kontakt zu meiner großen Liebe hatte die sich inzwischen neu orientiert und einen amerikanischen Freund hatte.
Derzeit befinde ich mich nach einem Nervenzusammenbruch in der Mitte einer üblen Depression. Ausgelöst wie ich glaube durch die Ereignisse und das verleugnen meiner wahren Natur für 40 Jahre. Es ist unglaublich schmerzhaft. Jeder sagt mir das dort ein wunderschöner Sonnenaufgang ist wenn ich meine Krankheit überwunden habe aber die Zeit sehe ich ihn nicht und kann ihn nicht finden, ich fühle mich verloren in der Dunkelheit.