Freund ungeoutet, Latein am Ende

Puh weiss gerade nicht wo ich anfangen soll. Für Gramatik undso entschuldige ich mich im vorraus tippe auf dem Handy. Wusste jetzt auch nicht wo posten, wenns das falsche Unterforum ist bitte verschieben Mods...

Zu mir: 31, "draussen" seit ich18/19 bin, super Family & Freundeskreis, zwei grosse Langzeitbeziehungen uA mit gemeinsam wohnen hinter mir, eher nicht so "bürgerliches" Leben

Im Sommer GR Date haben wir uns kennen gelernt, er kam lachend Abends in mein Zimmer gestolpert (Lebe in ner Art WG) und aus den "15min Fick", wie wir ab und zu witzeln,wurde ne Beziehung. Auch wenn er es höchstens ein paar mal kichernd so genannt hat.

Das er ungeoutet ist wusste ich aber das ich mich in ihn verliebe nicht^^. Er kann über sowas ja eh nicht bzw nur schwer reden das verstehe ich ja auch. Die schwule Seite von sich hat er ziemlich weg geschoben das dann sowas sehr schwierig ist. Trotzdem waren wir anfang November gemeinsam zwei Wochen in Urlaub gemeinsam und auch laut ihm war es sehr schön das ich mit war und wir hatten eine tolle Zeit.

Leider hab ich seit dem ersten Tag zurück Panikattacken wie ich sie früher schon mal hatte und bin aber diesmal festentschlossen sie anzugehn und habe Beratungs und Erstgespräche ohne Ende mit Therapeuten usw. Damit kann er glaube ich kaum umgehen da zZ mehrere Jahrestage von "Schicksaalschlägen" sind, er Streit mit der Familie hat und auf der Arbeit sehr viel Ärger. Also viel generelle Grundspannung.

Da ich schon länger von ihm aus einen Wohnungsschlüssel hab und er noch was erledigen musste bin ich zu ihm und habe uns was gekocht und dann lagen wir auf der Couch rum und haben etwas geredet. Da rückt er damit raus das er sich n Kopf macht wegen meinen PAs was er angerichtet habe. Ich habe ihm erklärt das es viele Altlasten sind mit denen ich im unreinen bin und mal aufräumen muss. Das er natürlich Teil des Problemfelds in meinem Kopf ist aber nicht im Negativen Sinne. Worauf hin er sich mal geöffnet hat das es bei ihm gerade an allen Fronten gefühlt brennt und er nicht weiss welches Feuer er zuerst austreten soll. Ich habe dann alle Fronten aufgezählt wie Arbeit, Family und mich eingeschlossen die er bestätigte. Die Formulierung fand Ich schon sehr krass aber okay wenigstens mal mitgeteilt was in ihm vorgeht.

Fakt is, Ich mache mir sehr grosse Sorgen das er nicht mal eine*n Freund*in hat mit der zumindest über uns reden kann. Ich will ihn ja nicht zwingen sich zu outen das liegt mir total fern da ja selbst was das fürn schritt ist und vorallem das er eigentlich nie vorbei is weil als LGBTI wirste dich dein ganzes Leben behaupten müssen. Aber ich glaube auch das dass was wir haben nicht nur friedefreude eierkuchen ist für sein seelenleben und nur mit mir sich darüber unterhalten kann auch keine lösung sein.

Was auch ein Problem ist das er ein Hobby hat in dem er viel Zeit verbringt was ihm auch viel Spass macht und ich auch eigentlich toll finde aber die Leute mit denen er da zu tun hat so wie ich das verstehe leider reaktionär bis offen homophob sind so allgemein gesehn. Das er da Angst hat kann ich nachvollziehn... aber bei manchen erzählungen kann ich mir nicht vorstellen das ihn die Leute die ihn seit 10-15 Jahren kennen nur wegen sowas als Mensch aufs Abstellgleis schieben so beliebt wie er als Mensch und Charakter ist.

Puh sry für diese wirre Wall of Text aber ich weiss grad nich mehr weiter. Dachte hier passts ja halbwegs wegen schwul undso auch wenn ich schon ausm Schrank bin. Wenn wer n Tip odern Rat hat auch gerne per PM. Ich will ihm ja helfen irgendwie ohne ihn vor den Kopf zu stossen oder unter druck zu setzten :/ da fehlen gerade viele Kleinigkeiten aber den alltag zu strukturierten ist ziemlich schwierig. Danke für eure Aufmerksamkeit.

Hallo accakut,

Ich hoffe, ich habe alles in deinem Post mit der komplizierten Gemengelage richtig verstanden. Mir kamen beim Lesen ein paar Gedanken und Fragen.
Grundsätzlich muss dein Freund entscheiden, wie und wann er sich Outen möchte. Da du mit betroffen bist, müsst ihr aber einen Weg finden damit zurecht zukommen, wenn es eure Beziehung tangiert. Hier ist Vertrauen wahnsinnig wichtig.
Kümmere du dich um deine Panikattacken. Ich drücke dir die Daumen, dass du sie überwindest. Schau, wie weit der Schrank-Zustand deines Freundes in deine Attacken herein spielt und wie du damit umgehen kannst.

Für mich ist fürs Outing Sicherheit sehr wichtig. Selbst wenn es schief geht, habe ich auf der anderen Seite so viel, dass es mich auffängt. Habe ich einen Freund, der die Kraft hat mir beizustehen? Habe ich einen Freundeskreis, der verlorene Freundschaften auf der anderen Seite abfangen kann?
Wenn es auf allen Seiten brennt, dann würde mir diese Sicherheit fehlen. Meine Angst wäre viel zu groß noch einen weiteren Brand zu entfachen, zumindest wenn die Brände nicht durch Verstecken der Homosexualität entstehen. Vielleicht hilft es eure Beziehung zu festigen. Beim Sprung ins kalte Wasser fühlt er die Geborgenheit, dass da jemand ist, der ihn auffängt und mit ihm ans andere Ufer schwimmt. Mit einer Beziehung verlieren Aktivitäten wie Hobbys oft an Priorität.
Hast du einen (schwulen) Freundeskreis? Vielleicht könnt ihr zusammen was mit deinen Freunden unternehmen, so dass er andere Leute kennenlernt und vielleicht so jemanden findet, mit dem er sich unterhalten kann. Auch kann man in Gruppen gehen. Es gibt für fasst alle Freizeitaktivitäten schwule Gruppen, wo man ungezwungen Spaß am Hobby haben kann und Kontakte knüpft. Seit mobil. Manchmal braucht es mindestens 100km Abstand zur Heimat um sich frei zu fühlen. Probiert verschiedenes aus. Da man über Freunde wieder andere kennenlernt, kann man leicht ein soziales Netz aufbauen, sobald man die ersten Schritte gegangen ist und offen ist.
Ich fühlte mich als ich andere Schwule kennenlernte und auch die schwule Welt kennenlernte wie eine Pflanze in der Wüste, die plötzlich Wasser bekam. Das geht auch ohne sich in der bisherigen Umgebung zu outen. das kann dann der nächste Schritt sein.

Ich drücke euch die Daumen!

LG
Perseus