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Geht es ohne Katastrophe?

geschrieben von permanentsolution 
Geht es ohne Katastrophe?
09. Juni 2017 17:07
Hallo zusammen!

Es ist klasse, dass es im Internet offensichtlich zu jedem Problem eine eigene Community gibt. Sehr hilfreich! thumbs up

Ok, also hier ein paar Eckdaten zu meiner Geschichte. Mitte 30, seit ein paar Jahren verheiratet, Kind, Frau, Haus, Auto, Boot.

Dass ich in Wirklichkeit "mindestens" bisexuell, aber doch eher schwul bin, weiß ich letztlich schon seit meiner Pubertät. Habe dies jedoch letzlich immer unterdrückt, auch wenn ich ein paar homosexuelle Erfahrungen während und nach dieser Zeit sehr genossen habe.

Nun habe ich mich aber den heteronormativen Vorstellugen meiner Umwelt angepasst und stehe nun vor dem "Problem", mich vor kurzem Hals über Kopf in einen Mann verliebt zu haben. Und ich fürchte, dass meine Frau zumindest etwas ahnt, wenn nicht schon weiß.

Nach dem, was so im Internet zu finden sind, enden ein Drittel der Ehen sofort nach dem Outing des Mannes, ein weiteres Drittel in den Monaten danach. Klingt ja soweit schon mal schön besch****. Ich muss dazu sagen: ich liebe mein Kind über alles und liebe auch meine Frau! Nur sind meine sexuellen Vorstellugen nun leider mal auf das eigene Geschlecht ausgerichtet.

Gibt es Erfahrungen von jemanden, der zu dem nicht erwähnten Drittel gehört, bei dem die Familienstrukturen so ein Outing ausgehalten haben? Ich will meine Familie nicht zerstören, aber ich kann mich auch nicht länger verstecken. sad smiley

LG
Re: Geht es ohne Katastrophe?
11. Juni 2017 14:00
Hallo,Deinen Nicknamen lass ich mal weg,

Kurzsteckbrief:
- 30 Jahre Doppelleben
- kurz nach meinem 50 Lebensjahr ungewolltes Outing.
- Versprechen gegenüber meiner Frau "die Finger von Männern zu lassen"
- nochmal 5 Jahre Verdrängung
- die in einer Katastrophe endete in dem ich mich voll gegenüber meiner Frau outete.


Meine Frau hatte sich inzwischen mit Homosexualität und sexuellen Orientierungen befasst so dass sie Verständnis für meine Situation hatte. Wenn man überhaupt von Verständnis reden kann.
Aber wir waren beide zu diesem Zeitpunkt schon Mitte fünfzig.
Die Entscheidung lag zwischen einer Scheidung oder einem Zusammenleben dass sie mit dem Wissen lebt, dass es da noch einen Mann gibt.
Meine Frau hat sich für die zweite Variante entschieden

- Bedingung war, dass sie den Freund kennenlernt und dass ich kein promiskuitives Verhalten an den Tag lege und
- Bedingung, dass sie immer die Nummer 1 bleibt und ist.
- Inzwischen habe ich seit 6 Jahren den zweiten Freund, beide habe ich vorgestellt.
- Ich liebe meinen Freund und sie findet ihn auch sympatisch.

Nachteil ist
wir können uns Freunden gegenüber nicht outen, diese würden so ein polygames Verhältnis seltsam finden
Alle Termine und Kontakte mit meinen Freund müssen abgestimmt werden. Familie kommt zuerst

Fazit: wenn ich so alt wäre wie Du, würden wir uns, meine Frau und ich und auch mein Freund, scheiden lassen, denn ein bisexuelles Leben bzw. polygame Lebensweise ist unheimlich kompliziert und schwer.
Es erfordert vom Partner sehr viel Entgegenkommen, Toleranz und Rücksichtnahme.
Und von Deiner bzw. meiner Seite totale Offenheit. Meine Frau kennt alles, was sich in der schwulen Szene abspielt und weiss auch wann ich mit meinem Freund Sex hatte.

Ich kann Dir nur raten in die Offensive zu gehen. Ich habe etliche Schwule Bekannte, die meine Frau auch kennengelernt hat. Einige davon waren auch verheiratet nach der Scheidung haben sich zwischen den Partnern schöne Freundschaften entwickelt.

Vielleicht hilft Dir der eine oder andere HInweis
Mit lieben Gruss Rudolf
Re: Geht es ohne Katastrophe?
13. Juni 2017 13:21
Danke für den Zuspruch. Ich bin mir noch nicht sicher, wie ich weiter vorgehen werde.

Von einem rein "rationalen" Standpunkt aus gehe ich davon aus, dass meine Frau auch dieses Verständnis hätte. Nur wie es auf der emotionalen Seite aussieht, das kann ich absolut nicht einschätzen.

Und ich will die Familie nicht zerstören. Darauf wird es aber wohl am Ende hinauslaufen... Dass es nicht anders geht.
Re: Geht es ohne Katastrophe?
14. Juni 2017 16:49
Hallo permanentsolution,
erstmal herzlich willkommen hier im Club.

Hier nun meine Gedanken zu deiner Geschichte.

Das eine Ehe nicht "rund läuft" kommt halt öfters vor, als im allgemeinen gern geglaubt wird. Wichtig aus meiner Sicht ist es, das es "nur" um Beiteiligte handelt. Es solle nicht nach Schuld gefragt werden. Einfacher gesagt als getan, da halt Gefühle im Spiel sind
Du hast dich nun verliebt in einen anderen Menschen. Das es nun ein Mann ist, macht die "Erklärung" einem zusätzlich so schwer. Deine Frau hat da nichts gegen zu setzten, und kann nicht kämpfen. Wie die Frau reagiert, ist halt offen. Es gibt Frauen, die sind froh,das sie es nicht sind , die "schuld" an dem nichtfunktionieren der Ehe haben. Kommen mit der neuen Situation im großen und ganzen, nach dem ersten Kaos, damit klar. Wohnen zum Teil im gleichen Haus (Einliegerwohnung) weiter. Andere, von denem man es nicht erwartet haben, drehen voll am Rad.
Wichtig ist , das man mit allen Beteiigten spricht. Sowohl mit deinem möglichen Freund als auch mit deiner Frau. Sie hat ein Recht auf eigene Entscheidungen.
Ich finde es gut, das du vom Ende der Ehe schreibst und nicht vom Scheitern. Es ist neutraler, und das Schuldgefühl wie oben beschrieben, fällt weg. Baue mit deiner Frau ein neues Lebensmodel, auch im Sinne eures Kindes auf. Nur glückliche Eltern, auch wenn sie getrennte Wege gehen, können sich um ihr Kind bestmöglich kümmern.

Erfahrungen habe ich nur indirekt. Als meine Ehe zu Ende ging ,sind wir getrennte Wege gegangen. Ich hatte den "Vorteil" das meine Frau halt auch anderweitig Gefühle entdeckt hat, die sie so mit mir nicht erlebt hatte.
Bei meinem Freund - ebenfalls Familienvater - haben wir für eine begrenzte Zeit in einer Art WG gelebt. Kinder und Ehefrau im Erdgeschoss - mein Freund im Dachgeschoss - und in der Mitte halt der WG-Bereich mit Küche, Wohn- und Esszimmer. Nach einem Jahr funtionerte das aber nicht mehr. Die Frau und Kinder* sind ausgezogen .
*Nach gut einem halben Jahr ist der Sohn(9) wieder zurück zum Vater. Nun sind wir quasi eine 3-Männer-WG (Regenbogenfamilien)

Ich wünsche Dir alles Gute auf deinem/eurem neuen Weg
Maks
Re: Geht es ohne Katastrophe?
03. Juli 2017 15:28
Hallo,
ja, es geht ... zwar nicht ohne schwarzen Rauch und schmutzige Wäsche.

Meine Story ist leider futsch ... ich war 47 verheiratet 2 Kinder, seit 10 Jahren keinen Sex mehr, im Internet auf seiten mit Junx unterwegs ... und in einen Kerl verknallt. Peng.

Ich fand dieses Forum und erhielt Zuspruch ("ey, deine Wäsche kannst du auch selber waschen"winking smiley).

Dann habe ich es ihr gesagt ... aber auch nur, weil ich mich mit meinem vermeintlichen Worst Case abgefunden hatte (Trennung, Geld weg, Kinder bei ihr gut aufgehoben ...). Ich wäre mit einem Rucksack und mit ein paar Euro in den Zug gestiegen und verschwunden...

Lange Rede ... ich bin Out ... alle wissen Bescheid, sie hat einen Freund (ich hatte auch mal einen ...).
Wir sind getrennt, wohnen als WG in einem Haus (Ich hab die Kellerwohnung).

Wir mögen uns noch ... mal sehen, wie lange das noch so geht ;-)

Mein "Plus" war, dass ich niemals fremd gegangen bin ... das hat sie mir hoch angerechnet ... somit war die Vertrauensbasis noch gegeben.

Mein Fazit: Wenn es vorher sehr gut lief ... hat man eine Chance ...

liebe Grüse
Victor
Re: Geht es ohne Katastrophe?
29. Juli 2017 19:04
Nunja, irgendwie ähnelt sich alles schon. Deshalb kann ich hier nichts revolutionäres beisteuern. Abgesehen vom Ausgang. Wir schaffen nun die Silberne und das 10 Jahre nach dem Unvermeidlichen.
Nichts zu sagen funktioniert nicht. Irgendwann hat man (ungeoutet) das Gefühl innerlich zu verwesen.
Auch Affären über die Jahre helfen nicht. Im Gegenteil.
Nach vielen Jahren fällt es auf, wenn man immer mehr seltsame Rituale und Stimmungsdrinks braucht, damit im Bett irgendwas geht.
Es hat sehr heftig gescheppert. Das "Schwule Drecksau" haben auch die Nachbarn nicht überhören können. Immer wieder stundenlang Totenstille, viele viele Tränen. Insgesamt hat´s Wochen gedauert, bis halbwegs normale Worte möglich waren. Aber dann: Steil aufwärts.
Die getrennten Betten stören nicht mehr. Alles andere machen wir zusammen. Einige Monate später war dann ein echtes Paargefühl wieder da. Nur eben anders. Ohne Lügen, ohne Würgereize. Eine ganz neue Ebene, ohne esoterisch werden zu wollen.
Die Tochter möchte nicht so gern darüber sprechen. Das ist O.K. Wir schweigen. Gibt andere Themen. Dabei hatte ich sie für den leichteren Part gehalten, damals.
Ich bin seit 13 oder 14 (weiss nicht ganz genau) am anderen Ufer zu Hause. Zwei Jahrzehnte Qual haben ein Ende, nur durch so ein verflixtes CO.
Ich glaube nicht, dass man es wirklich einschätzen kann, ob eine Katastrophe droht oder nicht.
Man kann auch nichts vorbereiten oder eine Reaktion begünstigen. Was ich immer wieder getan habe ist, deutlich klarzustellen, dass ich nichts beenden will. Ich stehe auch weiterhin zu allem, was ich versprochen habe. Ehe, Partnerschaft und alle Pläne und Vorstellungen des anderen vernichten, weil meine sexuelle Orientierung so wichtig ist ?! Wenn man sich an nichts mehr halten muss, jedes Versprechen obsolet wird durch die eigene Befindlichkeit, dann verliert man am Ende mehr, als man gewinnen kann. Ist nur meine persönliche Meinung.
Ich muß damit leben, dass nur wenige gemeinsame Freunde (ihre beste Freundin z.B.) Bescheid wissen, denn selbst die fragte ganz unverblümt: Und was will der dann noch bei dir ?
Es wertet sie ab, wenn man den Eindruck gewinnen kann, dass dies eine Zweckgemeinschaft ist. Deshalb sieht das große Umfeld ein intaktes, gereiftes Paar mit vielen gemeinsamen Unternehmungen und auch einer adäquaten Nähe, die ich nicht mehr erzwingen muss. Geht alles viel leichter. Ich gebe zu, ganz ohne ein bißchen Sehnsucht nach Jungs geht´s nicht. Seit 10 Jahren aber bin ich fremdgehfrei und fühl mich gut dabei.

Es kann sehr gut laufen. Mit Zukunft und gemeinsam alt werden. Niemand bekommt im Leben alles, was er sich wünscht.
Re: Geht es ohne Katastrophe?
29. Juli 2017 20:07
Hi ...

sehe ich das richtig ... hetero verheiratet, schwul, coming out, jeder weiß bescheid, aber seit 10 Jahren sexfrei??
Re: Geht es ohne Katastrophe?
29. Juli 2017 20:29
Laß mich kurz nachdenken.....ja das passt. Gott...nicht auf´s Jahr genau. Muss selbst bei bei meinem Geburtsdatum dauernd nachrechnen.
Und jeder weiss Bescheid...Nein, ganz klar nicht. In der alten Umgebung ließ sich das nicht vermeiden. Meine Frau ist äußerst emotional, (verständlich) entsprechend laut und deutlich. Jeder Depp konnte das hören und mancher sogar die richtigen Schlüsse ziehen. Einem befreundeten Nachbarn hab ich etwas später reinen Wein eingeschenkt. Dem Rest nicht.
Eine berufliche Weiterbildung hab ich schon unter Gay-Vorzeichen begonnen. Gutes Gefühl, aber der Freundeskreis daraus löste sich allmählich auf. Alltag halt.
Das CO am Arbeitsplatz war nicht freiwillig. Hier und jetzt wollen wir ein normales Heterobild abgeben. Meine Frau besteht nicht in Worten darauf, aber sie leidet schrecklich darunter wenn man sie als unfähig, unattraktiv oder Notnagel betrachten könnte.
Alle relevanten Personen wissen Bescheid, unser direktes Umfeld nicht.
Die Verwandtschaft (meine Seite) war schlimm. Sehr unschöner Ablauf. Bin seit sehr langer Zeit nicht mehr dort gewesen.
Re: Geht es ohne Katastrophe?
29. Juli 2017 20:47
Ok,
aber meine Frage zielte schon nach Sex haben oder nicht.

Ich hatte 10 Jahre vor meinem CO keinen Sex mehr mit meiner Frau, trotz Libido ohne Ende.
Dann verknallte ich mich in einen Kerl ... wollte küssen, anfassen, Sex haben.

Mit meiner Frau lebe ich als WG und Partnerschaft zusammen, hatte Sex mit Männern, hatte 3 1/2 Jahre einen Freund, und gehe jetzt ab und zu mal auf ein Date ...

Hast Du Sex mit Männern ... oder überhaupt keinen??
Re: Geht es ohne Katastrophe?
29. Juli 2017 21:02
Also der Sex mit meiner Frau war nunmal schlicht eine Lüge. Nichts daran passte. Ich war dabei in aller Regel nicht nüchtern, was bedeutet, dass ich über Jahre hinweg Situationen ewig vorplante, damit ich zum passenden Zeitpunkt genug intus hatte. Das funktioniert aber auch nur sehr begrenzt. Ich habe regelrechte Rituale abgearbeitet um mich irgendwie einzustimmen, dann auch öfter mal Streit provoziert um drumrum zu kommen.
Später kam ein übelst schlechtes Gewissen hinzu. Schließlich hab ich ja gelogen, nicht sie.
Nach unserer "Aussprache" entfiel Sex. Für mich war es furchtbar zu begreifen, dass sie mir meine Lügen immer abgekauft hat.
Durch meine Arbeit kam ich fiel rum und konnte mir genug Sex holen. Bis zu diesem Zeitpunkt. Ich habe eine Entscheidung getroffen. Glaub nicht, das fiele immer leicht. Es gibt Zeiten, da würde ich gerne losziehen und mir einen heimlichen Freund suchen. Etwas Komplettes. Aber sowas kommt doch immer irgendwann raus. Und dann hätte ich doch noch mal ´ne kräftige Lüge nachgelegt. Das verdient niemand. Wir werden jetzt gemeinsam alt, so wie ich es vor Jahrzehnten versprochen habe. Es gibt Sehnsucht, aber nichts zu bereuen.
Re: Geht es ohne Katastrophe?
12. November 2017 12:20
Hallo permanent solution,

wie ist es denn bei Dir weitergegangen?

Ohne Katastrophe, hoffe ich?

LG

Klaus
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