Hallo,
wie mein Name schon sagt, bin ich eine Frau, die im Moment vor vielen Fragen in Bezug auf ihren Mann steht. Ich habe hier schon einige Berichte gelesen, würde aber gern mehr darüber erfahren (aus Sicht von Männern und Frauen), wie sich bei euch die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass ihr bzw. euer Mann schwul ist.
Bei mir ist die Situation jetzt so, dass wir seit 13 Jahren zusammen und seit 10 Jahren verheiratet sind. Wir haben ein 10-jähriges Kind.
Vor ungefähr 5 Jahren fand ich durch Zufall zwei Umzugskartons voll mit Damenstiefeln, einem Kleid, einer langhaarigen Perücke, Makeup usw. in unserem Haus. Für mich brach damals eine Welt zusammen. Der Mann, den ich geheiratet hatte, trat schließlich durchaus männlich auf: Handwerksmeister in einem typischen Männerberuf, Motorradfahrer, ...
Als ich ihm von meinem Fund berichtete, brach er weinend zusammen, sprach davon, dass alles nur aus einer früheren Episode stammte, bevor er mich kannte, und suchte sich einen Therapeuten, der aber letztlich keine Ahnung hatte, worum es eigentlich ging und ihn nach wenigen Sitzungen entließ mit dem Kommentar, er würde doch mit seinem beruflichen Stress schon viel besser klarkommen. Nach ca. zwei Jahren fand ich wieder mehrere Teile Damenwäsche in seinem Schrank. Ich gebe zu, dass ich zu dieser Zeit vermutete, dass er wieder enorm unter Druck stand, und habe gezielt gesucht. Wieder gab er mir das Versprechen, dass diese Episode seines Lebens jetzt beendet sei und ich nie wieder so etwas bei ihm finden würde. Inzwischen glaubte ich nicht mehr daran, dass es sich nur um eine Episode handelt. Daher war ich nicht überrascht, als wieder Unterwäsche auftauchte, die er täglich trug und die eindeutig nicht aus der Herrenabteilung stammte. Das Gleiche galt für Jeans und Schuhe. Lange habe ich überlegt, ob und wie ich es ansprechen soll.
Er war meine große Liebe und der einzige Mann, von dem ich gedacht habe, mit ihm möchte ich eine Familie gründen. Schon kurz nach dem Kennenlernen bei einem gemeinsamen Hobby sprach er von Kindern. Wir haben dann eine Wochenendbeziehung geführt, da wir beide unsere Arbeitsstelle nicht aufgeben konnten. Als ich dann aber geplant schwanger war, zog ich zu ihm und wir haben geheiratet. Die ersten Jahre unserer Ehe waren auch nicht immer einfach, aber die Liebe war groß genug und ich war mir sicher, dass ich mit seinen "Macken" leben könnte. Nach meinem ersten Fund hatte ich aber das Gefühl, einem Fremden gegenüber zu stehen. Seitdem habe ich immer wieder versucht, mich anzunähern, aber stattdessen wuchs jedes Mal die Distanz.
Vor einigen Wochen war es dann soweit, dass er unbedingt darüber reden wollte, warum unser Verhältnis mal wieder extrem abgekühlt ist. Da platzte alles aus mir heraus und ich habe unsere Beziehung für mich beendet. Seitdem überlege ich oft, was dahinter steckt und ob er schwul sein könnte. Er selbst streitet es vehement ab, aber ich weiß, dass ihm die Meinung seiner Umwelt sehr wichtig ist. Mal wieder versucht er jetzt, mit irgendwelchen Hauruck-Verfahren sein Inneres zu bekämpfen, weil "nicht sein kann, was nicht sein darf". Dabei wirkt er so verschlossen und unglücklich, auch wenn er das Gegenteil behauptet.
Ich weiß, dass er sehr leidet, denn sobald es für mich finanziell möglich ist, werde ich mit unserer Tochter aus unserem Haus ausziehen. Das weiß er auch, will es aber nicht wahr haben. Ich ertrage die Situation nur, weil ich inzwischen eine sehr große Distanz entwickelt habe. Dabei würde ich mich für ihn sehr freuen, wenn er irgendwann für sich selbst erkennt, womit er glücklich ist. Unsere Ehe ist es nämlich auf Dauer nicht, dessen bin ich mir inzwischen sicher. Ob es tatsächlich Homosexualität ist oder nicht, weiß ich natürlich auch nicht.
Vielleicht helfen einige eurer Kommentare mir, selbst etwas klarer zu sehen, und für den Fall, dass er sich eines Tages outet, so zu reagieren, dass die ganze Familie damit zurecht kommt.