Hallo Chris!
Willkommen hier im Forum!
Chris schrieb:
> Im Studium bin ich dann wieder in einem
> schwierigen Umfeld gelandet (Studentenverbindung).
> Dort gab es viele, die sehr massive Probleme mit
> Homosexuellen hatten.
Ich bin auch in einer (nichtschlagenden) Studentenverbindung; vielleicht auch deshalb hatte ich meine Beziehung zu meinem Partner während unserer Studentenzeit noch verheimlicht. Aber seitdem wir (schon seit vielen Jahren) offen als Paar auftreten, stört es keinen, wahrscheinlich hätte es auch damals keinen gestört. Manchmal hat man Angst vor Vorbehalten, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt.
> So vor ungefähr fünf Jahren habe ich das erste
> Mal wirklich bewusst akzeptiert, dass ich nicht
> hetero sondern schwul bin.
Das ist doch schon der wichtigste erste Schritt.
> Ich war selber ziemlich
> überrascht, dass es zu dem Zeitpunkt recht
> einfach war, mit mir selber ins Reine zu kommen.
> Irgendwann war der Punkt da, an dem es sich gut
> angefühlt hat, zu mir selber zu sagen: Ich bin
> schwul.
Nachdem Du gemerkt hast, wie gut es Dir getan hat, mit Dir selbst ins Reine zu kommen, wirst Du auch den zweiten Schritt schaffen!
> Ich möchte offen mit dem
> Thema umgehen.
Dann tu es einfach!
>Allerdings komme ich in Gedanken
> immer wieder an den Punkt, dass ich dann auch mein
> Coming-Out als „Schwindler“ hätte. Es ist
> wahrscheinlich völlig irrational. Aber ich kriege
> das nicht aus dem Kopf. Und da besteht bei mir ne
> echte Blockade, den nächsten Schritt zu machen.
Wenn Du noch eine Blockade bei dem Gedanken hast, Dich Deiner Familie und Deinen Freunden anzuvertrauen, kannst Du ja auch erstmal in einem anderen Kreis offen als Schwuler auftreten. Du hast geschrieben, daß Du den Job gewechselt hast und in eine neue Stadt gezogen bist, also wirst Du dort neue Menschen kennengelernt haben, Kollegen z.B., die Dich nicht schon seit Jahren kennen, vielleicht fällt es Dir denen gegenüber leichter, offen zu sein. Oder Du besuchst mal einen schwulen Stammtisch, Sportverein oder etwas ähnliches - wenn Du feststellst, daß Schwulsein als etwas ganz normales akzeptiert wird, fällt es Dir vielleicht auch leichter, Dich bei Deiner Familie zu outen.
Deine Familie und Freunde, die Dich lange kennen, werden sich vermutlich ohnehin schon ihren Teil denken und warten vielleicht nur darauf, daß Du es endlich von Dir aus ansprichst - Du bist Mitte 30, unverheiratet, keine längere Beziehung mit einer Frau, da liegt die Möglichkeit, daß Du schwul sein könntest, ja nicht so fern.
Hier haben schon einige nach ihrem outing geschrieben, daß es sich Eltern oder Geschwister ohnehin schon gedacht haben.
> Da ich nicht verheiratet bin und keine Kinder
> habe, ist meiner Situation eigentlich noch recht
> unkompliziert.
Eben, hier sind einige, die verheiratet sind und Kinder haben und die es auch geschafft haben.
Ich weiß, es ist immer einfacher, anderen Ratschläge zu geben als selbst zu handeln, ich selbst bin ja auch nicht gerade ein Vorbild in Offenheit...
Trotzdem will ich Dir Mut machen für den zweiten Schritt.
Schau doch mal im Chat vorbei.
> Ich wünsche euch einen guten Start in die Woche.
>
> Chris
Dir auch!
Klaus