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Verzweiflung: Comming-Out bei Kollegen

geschrieben von BiScorpioCosworth 
Verzweiflung: Comming-Out bei Kollegen
11. April 2012 07:47
Nachdem ich schon längere Zeit hier im Forum mitlese und auch schreibe, bin ich immer noch sehr am Verzweifeln.

Ich bin im Februar 52 Jahre alt geworden, leider durch Depressionen, etc. bin ich bei 188 cm auf 122 kg angelangt.

Ich habe lange keine Freundin gehabt bis 32 (1992), mit 17 und dann erst mit 27 Jahren (1987) habe ich meine Neigung zu Männer mit dem sehr gut gekannten Nachbarssohn vom Weekendhaus meiner Eltern entdeckt und auch bis Febr. 2004 im heimlichen ausgelebt, auch als ich von 1992 bis Dez. 2003 eine Freundin hatte.

Da ich glaubte, der eine oder andere Kolleg vom Alt-Opel- und Ford-Club sei auch Bisexuell oder Homosexuell, habe ich dann nach der Trennung von meiner Verlobten im Dez. 2003 per Brief meine Kollegen informiert, das leider dass Missfiel und seitdem meiden sie mich.

Ich verdrängte lange Zeit meine homosexuelle Neidung, war immer und immer auf der Suche nach einer Frau.
Im 2006 zügelte ich in eine kleinere Wohnung und da fand meine Mutter in der Nachttischschublade die
Bücher "Die Freuden der Schwulen" und meine Mutter wollte nichts mehr von mir wissen. Ich landete damals wegen Selbstmordabsichten in der psychiatrischen Klinik. Ich entsorgte die Homo-Video und Homo-Bücher bei der Polzei.
Ich verdrängte meine Neigung weiter, suchte immer wieder nach einer Frau, obwohl ich immer Enttäuschungen mit Frauen erleben mussten.
Ich fand dann per Zufall im April 2010 eine Frau auf Facebook und wir trafen uns am 2. 7. 2010 das 1. Mal und es hat sofort funktioniert.
Nachdem ich ihr gesagte hatte, ich wollte reinen Tisch einschecken, was ich früher erlebt habe funktionerte eigentlich bis Juli 2011 alles gut.
Leider gingen wir spazieren im Juli 2011 an einen Baggersee und da sahen wir 5 nackte Männer, seitdem kommt das ganze wieder hoch und ich möchte wieder etwas mit einem Mann.

Vor 2 - 3 Jahren habe ich meinen Oldtimer an einen Opel-Kollegen ausgeliehen, o je dieser wusste noch von dem Schreiben vom Dez. 2003 und sagte mir, ich hätte das nicht machen sollen.

Ich weiss wirklich nicht, wie ich die Kollegen beibringen soll, mich zu akzeptieren.

Gruss.
Jean-Pierre

Oldtimer, Youngtimer
DAB+-Autoradio-Begeisterter
Re: Verzweiflung: Comming-Out bei Kollegen
11. April 2012 09:14
guten Morgen Jean-Pierre...

...Du mußt Deinen Kollegen nicht "beibringen" Dich so zu akzeptieren. Das kannst Du garnicht. Sie wissen doch schon wie Du bist, und wenn sie damit nicht umgehen können, dann ist das so. Entweder sie halten weiterhin zu Dir, weil sie Dich schon seit langem so kennen wie Du bist (Du selber hast Dich ja ihnen gegenüber nicht verändert), oder es sind einfach intollerante Menschen und wollen mit Schwulen nichts zu tun haben. Dann ist es so, aber Du weißt es dann jetzt. Ein Coming-out zeigt einem auch, welche Menschen zu einem halten, egal wie oder was man ist. Hier wird die Spreu vom Weizen getrennt, wie man so schön sagt. Ich selber bin in zwei Vereinen, die schlechthin als sog. "Männerdomänen" bekannt sind: Feuerwehr und Schützenverein. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß man weiterhin zu mir hält, aber wenn man es nicht getan hätte, wäre meine Überlegung ganz klar gewesen, diese Vereine zu verlassen, weil ich mich da denn nicht mehr wohl gefühlt hätte.
Wenn es tatsächlich so ist, daß man Dich meidet, dann meide Du sie und gehe. Lass sie glücklich werden in ihrer "Intolleranz", und such Dir neue Kontakte, wo man Dich so akzeptiert wie Du bist.

Lieben Gruß

Martin
Re: Verzweiflung: Comming-Out bei Kollegen
11. April 2012 09:28
@fireman

Danke vielmals für Deine rasche Antwort.

Du sagst es genau wegen den Kollegen.

Noch was: Meine Mutter wollte ja meine jetzige Freundin informieren, dass ich gerne Männer habe.

Letzten Samstag war meine Freundin und ich bei meiner Eltern. Meine Mutter hat mit der Freundin geredet.

Meine Freundin hat das so zu mir gesagt. Meine Mutter hat meiner Freundin gesagt, es belaste sie noch was - - Meine Freundin sagte, sei es mit dem Verhältnis mit dem 8 Jahre älteren Nachbarssohn etc. meine Mutter war geschockt, dass sie das wusste.

Gruss
Jean-Pierre
Re: Verzweiflung: Comming-Out bei Kollegen
11. April 2012 10:04
...dann geht Deine Freundin da ja wohl verhältnismäßig gut mit um und Dich so nimmt wie Du bist. Und wenn Deine Mutter damit nicht umgehen kann, dann ist das deren Sache. Meine Mutter kann auch nicht damit umgehen, daß ich schwul bin. Es wird einfach nicht darüber gesprochen. Basta. Ich hab lange genug meiner Mutter alles recht machen wollen, ich bin daran zerbrochen und mußte mich Stück für Stück wieder "hocharbeiten". Dann muß meine Mutter das jetzt halt auch. Jeder ist seines Glückes eigener Schmied, auch wenn´s manchmal sehr schwer fällt, aber man kann nicht immer für andere leben. Wenn jeder an sich selber denkt, wird an jeden gedacht. Klingt egoistisch, ist aber wohl so.

Lieben Gruß

Martin
Re: Verzweiflung: Comming-Out bei Kollegen
11. April 2012 10:07
@fireman

Hallo Fireman,
Danke vielmals für Deine erneute Antwort. Das gibt mir Mut - ich hoffe sehr, das ich bis jetzt seit einigen Monaten Antidepressiva-Tabletten nehmen musste, dass ich diese auch bald absetzen kann.

Noch was: Leider fand meine Freundin beim aufräumen meiner Wohnung Schwulenhefte und Schwulen-Porno-Filme und das hat ihr gar nicht gefallen. Sie sagte zu mir - ob ich ehrlich zu ihr sei - ob ich doch eine Schwule Ader hätte.

Scheisse, scheisse.....

Gruss




fireman schrieb:
-------------------------------------------------------
> ...dann geht Deine Freundin da ja wohl
> verhältnismäßig gut mit um und Dich so nimmt
> wie Du bist. Und wenn Deine Mutter damit nicht
> umgehen kann, dann ist das deren Sache. Meine
> Mutter kann auch nicht damit umgehen, daß ich
> schwul bin. Es wird einfach nicht darüber
> gesprochen. Basta. Ich hab lange genug meiner
> Mutter alles recht machen wollen, ich bin daran
> zerbrochen und mußte mich Stück für Stück
> wieder "hocharbeiten". Dann muß meine Mutter das
> jetzt halt auch. Jeder ist seines Glückes eigener
> Schmied, auch wenn´s manchmal sehr schwer fällt,
> aber man kann nicht immer für andere leben. Wenn
> jeder an sich selber denkt, wird an jeden gedacht.
> Klingt egoistisch, ist aber wohl so.

Oldtimer, Youngtimer
DAB+-Autoradio-Begeisterter
Re: Verzweiflung: Comming-Out bei Kollegen
11. April 2012 10:20
verheimlichen geht auf Dauer nicht gut...da sprech ich aus Erfahrung. Wenn Du einen ständigen Partner hast, solltest Du ehrlich zu ihm sein, und entweder, ob Frau oder Mann, kann damit leben und akzeptiert es, oder Du mußt Dich entscheiden. Man(n) kann nicht alles haben...und das schon garnicht, wenn man in einer festen Beziehung lebt...

Lieben Gruß

Martin
Re: Verzweiflung: Comming-Out bei Kollegen
11. April 2012 10:26
@fireman

Danke vielmals für die rasche Antwort und Tipps.

Ich habe einfach durch mein Comming-Out viele Kollegen verloren und auch den Kollegen in der Westschweiz, mit dem wir es ja getrieben haben. Ich habe durch ihn auch einen netten Kollegen gefunden gehabt, für Oldtimer etc. leider, als dieser erfuhr, dass ich mit seinem Kollegen etwas hatte, wollte er nichts mehr von mir wissen.

ich bin traurig etc.

Gruss
Jean-Pierre


fireman schrieb:
-------------------------------------------------------
> verheimlichen geht auf Dauer nicht gut...da sprech
> ich aus Erfahrung. Wenn Du einen ständigen
> Partner hast, solltest Du ehrlich zu ihm sein, und
> entweder, ob Frau oder Mann, kann damit leben und
> akzeptiert es, oder Du mußt Dich entscheiden.
> Man(n) kann nicht alles haben...und das schon
> garnicht, wenn man in einer festen Beziehung
> lebt...

Oldtimer, Youngtimer
DAB+-Autoradio-Begeisterter
Re: Verzweiflung: Comming-Out bei Kollegen
11. April 2012 10:36
na ja...irgendwie weiß ich bei Dir auch nicht recht weiter. Ich hab irgendwann meine Frau und später meine gesamte Familie selber gesagt wie ich bin. Das macht schon einen großen Unterschied, ob man jemanden persönlich etwas sagt, oder ob dieser es heimlich herausfindet. Und zum anderen hab ich Sex und Freunde bzw. Vereinsfreunde immer getrennt gehalten. Ich hab ganz bewußt nie was mit einem Feuerwehrkamerad oder Schützenkollegen angefangen, weil sowas im unmittelbaren Umfeld wohl nie gut geht. Da bin ich lieber in die nächstgrößere Stadt gefahren und hab mir dort meinen Spaß gesucht.

Lieben Gruß

Martin
Re: Verzweiflung: Comming-Out bei Kollegen
11. April 2012 10:45
@fireman

Danke vielmals für Deine rasche Antwort, welche ich zu Herzen nehme.

Gruss

Jean-Pierre

Oldtimer, Youngtimer
DAB+-Autoradio-Begeisterter
Re: Verzweiflung: Comming-Out bei Kollegen
12. April 2012 10:57
Hallo Jean-Pierre,

dein Text hatte mich irritiert. Nach deinem Thema erwartete ich überwiegend Probleme mit den Kollegen, aber beim Lesen war mein Eindruck, dass du vor allem dein Identitätsproblem in den Vordergrund gestellt hast, der Wechsel zwischen schwulem und hetero Leben.

Vielleicht solltest du die Bereiche auch nacheinander sehen. Wenn es zuerst einmal dir selbst gut geht, du mit deinem Leben als Mann im Einklang bist, dann kannst du bei den Kollegen selbstbewusst auftreten. Vielleicht empfinden sie zur Zeit bei dir noch Probleme, Unsicherheiten und wollen damit nichts zu tun haben. Fremde Probleme können belasten ohne dass man den Menschen selbst ablehnt. Es muss garnicht ums Schwulsein gehen, sondern eine gewisse Uneindeutigekeit, die du ihnen vielleicht vermittelst, so dass sie nicht wissen, wo sie dran sind?

Mit 52 sind deine Eltern, ist deine Mutter nicht mehr die entscheidende Person in deinem Leben. Wenn sie dich nicht akzeptieren kann, dann ist das ihr eigenes Problem und sie muss sich um sich selbst kümmern. Oder empfindest du Verantwortung für ihr Wohlergehen? Das sollte nicht größer sein, als die Verantwortung, die sie als Mutter für dein Wohlergehen zeigt.

Wichtiger ist die Beziehung zu deiner Freundin. Ich vermute, dass sie auch keine 20 mehr ist und wissen müsste, dass du ihr als Frau nicht 100 % bietest. Schließlich hast du es ihr gesagt. Wenn sie sagt, ich bin mit 80 % zufrieden, dann muss sie dazu stehen. Genauso musst du versuchen dazu zu stehen, dass du dich für sie entschieden hast und damit nur 80 % von dem bekommst, was du willst. Du scheinst ja den Eindruck zu haben, dass du in der Beziehung mit einem Mann nur z. B. 30 % bekommen würdest und hast dich bewust für die Frau entschieden.

So, alles nur meine Meinung, mein Eindruck. Bitte nicht überbewerten, schließlich bekomme ich mein Leben auch nicht ganz auf die Reihe smiling smiley

Liebe Grüße
Zeev
Re: Verzweiflung: Comming-Out bei Kollegen
12. April 2012 11:08
@zeev.

Hallo

Soeben kurz vor der Mittagspause lase ich Deine Antwort./ Tipps.
Danke vielmals für Deine Antwort.

Meine Freundin ist 14 Monate älter als ich.

So ist es genau ....
Gruss
Jean-Pierre


zeev schrieb:
-------------------------------------------------------
> Hallo Jean-Pierre,
>
> dein Text hatte mich irritiert. Nach deinem Thema
> erwartete ich überwiegend Probleme mit den
> Kollegen, aber beim Lesen war mein Eindruck, dass
> du vor allem dein Identitätsproblem in den
> Vordergrund gestellt hast, der Wechsel zwischen
> schwulem und hetero Leben.
>
> Vielleicht solltest du die Bereiche auch
> nacheinander sehen. Wenn es zuerst einmal dir
> selbst gut geht, du mit deinem Leben als Mann im
> Einklang bist, dann kannst du bei den Kollegen
> selbstbewusst auftreten. Vielleicht empfinden sie
> zur Zeit bei dir noch Probleme, Unsicherheiten und
> wollen damit nichts zu tun haben. Fremde Probleme
> können belasten ohne dass man den Menschen selbst
> ablehnt. Es muss garnicht ums Schwulsein gehen,
> sondern eine gewisse Uneindeutigekeit, die du
> ihnen vielleicht vermittelst, so dass sie nicht
> wissen, wo sie dran sind?
>
> Mit 52 sind deine Eltern, ist deine Mutter nicht
> mehr die entscheidende Person in deinem Leben.
> Wenn sie dich nicht akzeptieren kann, dann ist das
> ihr eigenes Problem und sie muss sich um sich
> selbst kümmern. Oder empfindest du Verantwortung
> für ihr Wohlergehen? Das sollte nicht größer
> sein, als die Verantwortung, die sie als Mutter
> für dein Wohlergehen zeigt.
>
> Wichtiger ist die Beziehung zu deiner Freundin.
> Ich vermute, dass sie auch keine 20 mehr ist und
> wissen müsste, dass du ihr als Frau nicht 100 %
> bietest. Schließlich hast du es ihr gesagt. Wenn
> sie sagt, ich bin mit 80 % zufrieden, dann muss
> sie dazu stehen. Genauso musst du versuchen dazu
> zu stehen, dass du dich für sie entschieden hast
> und damit nur 80 % von dem bekommst, was du
> willst. Du scheinst ja den Eindruck zu haben, dass
> du in der Beziehung mit einem Mann nur z. B. 30 %
> bekommen würdest und hast dich bewust für die
> Frau entschieden.
>
> So, alles nur meine Meinung, mein Eindruck. Bitte
> nicht überbewerten, schließlich bekomme ich mein
> Leben auch nicht ganz auf die Reihe smiling smiley
>
> Liebe Grüße
> Zeev
Re: Verzweiflung: Comming-Out bei Kollegen
17. Mai 2012 15:06
Hallo Jean-Pierre,

ich möchte es mal in den Worten eines früheren Chefs von mir ausdrücken, der meinte dass es für die Firma und ihn als Chef gleich sei was man ist, welche Neigungen man hat, Hauptsache man war pünktlich und hat seine arbeit gemacht. Für die Kollegen, die sich nach deinem Coming Out von dir abgewendet haben, würde ich keine Träne vergießen. Du solltest stattdessen hingehen selbstbewusster aufzutreten und offener mit deiner sexuellen Identität umgehen.
Re: Verzweiflung: Comming-Out bei Kollegen
26. Juli 2020 13:55
@queer2CGN

Vorerst mit grosser Verspätung las ich Deine Antwort.

Danke vielmals

Mittlerweile bin ich am 19.02.2020 60 Jahre geworden und viel passiert im Leben.
Grzss


queer2CGN schrieb:
-------------------------------------------------------
> Hallo Jean-Pierre,
>
> ich möchte es mal in den Worten eines früheren
> Chefs von mir ausdrücken, der meinte dass es für
> die Firma und ihn als Chef gleich sei was man ist,
> welche Neigungen man hat, Hauptsache man war
> pünktlich und hat seine arbeit gemacht. Für die
> Kollegen, die sich nach deinem Coming Out von dir
> abgewendet haben, würde ich keine Träne
> vergießen. Du solltest stattdessen hingehen
> selbstbewusster aufzutreten und offener mit deiner
> sexuellen Identität umgehen.
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