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Liebevoller Mensch zu verlieren

geschrieben von Gretsche 
Liebevoller Mensch zu verlieren
03. Juli 2013 19:10
Hallo ihr Lieben,

vielen Dank das ihr diese Seite und das Forum hier aufgebaut habt ich habe so ein Bedürfniss mein Gedanken hier reinzuschreiben und nicht mehr alleine zu sein.

Ich bin 74 er Jahrgang und seit 5 Jahren mit einer Frau verheiratet ohne Kinder! Ich hatte in der Teenager Zeit einige wenige sexuelle Erfahrungen mit anderen Männern, diese aber eigentlich als Expermentierphase angesehen...

Seit ich ca. 16 Jahre alt war hatte ich mehr oder weniger durchgehend eine Beziehung mit einer Frau...doch immer wieder kamen auch Gedanken hoch das mich auch Männer ansprechen...

Ich bin Total durcheinander, ich bin mit einer sehr liebevollen Mutter und einem sehr dominantem Vater aufgewachsen den ich nie entäuschen wollte (also z.B. Schwul sein)nun ist der innere Druck so groß und ich lasse das innere Coming Out jetzt zu...

Meine Frau ist sehr liebevoll und der beste Mensch den ich bis Heute kennenlernen durfte..ich möchte sie ungern enttäuschen und ich weiß gerade nicht wo ich stehe...
Ich habe auch Angst es ihr zu sagen und dann vielleicht festzustellen das es nur eine Laune war...

Irgendwie fühlt es sich gerade an als hätte ich 2 Persönlichkeiten den alten Gretsche und den der sich gerade neu entdeckt bzw. sich selbst zulässt.

Könnt ihr mir helfen....
Re: Liebevoller Mensch zu verlieren
03. Juli 2013 19:16
Hej :-)

könnte mein Leben sein. Bei mir war es ähnlich.

Gretsche, ich glaube, Du musst Dich davon lösen, dass es nicht sein darf, anderen Menschen weh zu tun. Sonst tust Du nur und ausschließlich Dir weh ......... so soll Dein Leben doch nciht aussehen oder ?

LG
Kay
Re: Liebevoller Mensch zu verlieren
03. Juli 2013 20:27
Hallo Gretsche,

Gratulation, dass Du den Schritt nach vorne gewagt hast und willkommen bei uns. Ich bin auch verheiratet und habe sogar meine Silberhochzeit hinter mir. Gerade heute war ich bei einem guten Freund. Er ist einer der wenigen, die in meiner Erfahrung richtig bisexuell sind. Das heißt in meiner Interpretation, dass er sowohl mit seiner Frau normale sexuelle Beziehungen hat als auch welche mit Männern unterhält.

Daraus ergibt sich meine Frage: Wie ist das bei Dir und Deiner Frau? Klappt es im Bett und macht auch richtig Spass? Oder fehlt da was und es wird langsam weniger? Bei mir traf die zweite Beschreibung zu, Sex mit meiner Frau hatte im Rückblick nie richtiges Feuer und wurde spätestens nach der Geburt unserer zweiten Tochter zuerst zu einer Pflichtübung und hörte dann irgendwann ganz auf. Du wirst hier in den verschiedenen Geschichten verheirateter Männer dieses Thema immer wieder finden.

Ich kann mir gut vorstellen, dass Du ein ausbalancierter Typ bist, der es mit beiden Geschlechtern kann und es auch ab und zu (oder auch regelmäßig) braucht.

Ich kann mir genauso gut vorstellen, dass Du eine typische Erziehung zum Hetero hinter dir hast, die Dir geholfen hat, alle Gedanken an Männer erfolgreich bei Seite zu schieben, bis sie jetzt halt doch an die Oberfläche kommen. Ich selbst hatte frühe Kontakte, die ich so wie Du als Orientierungsphase verniedlicht habe.

Du schreibst, Du habest als Teenager sexuelle Kontakte mit Männern gehabt. Vielleicht ergibt sich die Gelegenheit (oder Du führst sie herbei), solche "Jugendsünden" mit Deiner Frau zu thematisieren? Ich rate Dir dringend, mit ihr zu reden, bevor Du Dich jetzt erneut mit Männern einläßt. Ich selbst war meiner Frau treu, bis zu meinem Coming Out. Wäre ich es nicht gewesen oder gar ertappt worden, es hätte das unmittelbare Ende unserer Beziehung bedeutet. So aber hat sie darüber nachgedacht und mir zugestanden, dass ich diese Facette meiner Sexualität wohl werde ausleben müssen. Näheres siehe meine eigene Geschichte.
Natürlich mag Deine Frau ganz anders reagieren. Ich kann Dir nichts versprechen. Ich hatte auch enorme Ängste und es meiner Frau zu sagen, war eines der härtesten Gespräche, die ich jemals geführt habe. Aber unsere gemeinsame Vergangenheit und der Respekt voreinander haben zu einem guten Ende geführt.

Schöne Grüße

Volker
Re: Liebevoller Mensch zu verlieren
03. Juli 2013 20:48
Hallo Volker,

vielen Dank für deine Mail!

Leider kann ich jetzt nicht so viel schreiben..
Mit dem Sex ist es wie bei dir....wir haben noch welchen alle 1-2 wochen aber er ist ziemlich kurz angebunden

Meine Frau und ich haben schwule Freunde für ein Wochenende besucht und ich fand das diese Art des zummenlebens mir sehr entsprach, das war letztes Jahr und sicher auch der Anstoss für den jetzigen Prozess...

Ich bin, denke ich zunmindest eher der Typ für eine feste Beziehung.....ein leben zwischen den Elementen kann ich mir gar nicht vorstellen...

Entschuldige die Retschreibung...

Danke und lieben Gruß
Re: Liebevoller Mensch zu verlieren
03. Juli 2013 22:18
Lieber Gretsche,

herzlich willkommen hier bei uns :-)

Daß Du Dich hin und her gerissen fühlst, verstehe ich. Und daß Du Deiner Frau vertraust und sie auch liebst und ehrst, ist doch völlig normal. Du bist mit ihr so lange zusammen und Ihr teilt sehr viel miteinander. Daß Du (wohl) schwul bist heißt ja nicht, daß Du keine Frau mögen darfst. Hetero-Männer können auch andere Hetero-Männer sehr mögen bis - in einer bestimmten Form - lieben. Und wenn DU mit Deiner Frau zusammen bist, dann bist Du ja in den Augen Deines Umfeldes noch nicht mal auffällig, sondern Du lebst scheinbar "normal". Nur daß es für Dich eigentlich nicht so "normal" ist.

Wie schön mag es ja ein Stück weit sein, ein unauffälliges "normales" Leben zu leben. Manchmal habe ich mich auch danach gesehnt, nur daß ich dem zum Glück nie erlegen bin.

Du bist nicht zwei Gretsche, sondern Du bist einer, der nur die Schwerpunkte seines Leben derzeit nicht "artgemäß" aufgeteilt hat und so langsam wird das ein Problem. Daß Du diese Schwerpunkte anfangs anders sehen wolltest und auch vielleicht sahst, daß ist halt so. Wichtig ist, was Du nun tust, da Du mehr weißt. Gerade weil Deine Frau Dir so wichtig ist, ist es auch IHR Recht, zu wissen, was mit Dir los ist. Nur so behandelst Du sie mit dem ihr gebührenden Respekt und Umsicht.

Und Du solltest auch ein Interesse haben, Dein Leben in der Form zu leben, wie es für DICH richtig ist. Wie das dann genau aussieht, das wird man noch sehen. Aber besser nun etwas korrigieren, als Dich und andere noch länger zum Leiden zu verdammen ;-)

Du kannst sicher Deiner Frau auch gerade Deinen Weg bislang schildern und daß Du eben so lange unsicher warst. Klar, das wird heftig und Du musst ihr Zeit geben, damit umzugehen. Aber wenn Ihr Euch so gut versteht, werdet Ihr sicher auch einen Weg finden, wie es für jeden von Euch so gut wie möglich weitergeht.

Dies ein paar erste Gedanken zu Deinem Beitrag.

Liebe Grüße und lass uns gerne wissen, wie es weitergeht,

Mickey2.
Re: Liebevoller Mensch zu verlieren
04. Juli 2013 13:18
Hallo Gretsche,

ich bin auch 74er Jahrgang, habe auch eine sehr liebevolle Mutter und hatte einen sehr dominanten Vater (mittlerweile verstorben) und kann dir aus meiner Erfahrung folgendes berichten:

Ich hatte als Teenager auch sexuellen Kontakt aber nur zu einem Mann über längere Zeit und tat dies auch als Spielerei ab, weil ich kannte nur Mann und Frau, mehr war mir zum damaligen Zeitpunkt nicht bekannt. Ich weiß noch das erste Mal wo ich gesehen habe wie 2 Frauen sich küssen, ich war nicht geschockt, aber überrascht, dass es sowas gibt und dann auch noch in der Öffentlichkeit. Meine Klassenkameradin damals drauf angesprochen sagte die nur "Na und?", da war die Sache für mich auch erledigt. Das ich aber selber auf Männer stehe, war mir da auch noch nicht bewusst.

Ich war dann 6 Jahre mit einer Frau zusammen und merkte natürlich, dass da sexuell was überhaupt nicht stimmte, machte mir aber nicht viele Gedanken darüber, da ja der Rest super lief.

Was mir letztendlich geholfen hatte mit 24 Jahren waren Coming Out Filme. Da lernte ich erstmal kennen, was es noch so für Möglichkeiten gibt und merkte schnell, dass was da in den Filmen drin vorkommt betrifft zu 100% mich. Nach dem ersten Coming out Film hab ich mit meiner Freundin direkt Schluss gemacht, ich weiß, dass ist die sehr rabiate Version die ich jetzt nicht unbedingt weiterempfehlen möchte (doch ich dachte in dem Moment nur, Scheiße, was tust du ihr an) und nach dem 2. Coming Out Film ein halbes Jahr später habe ich ihr dann gesagt, dass ich Schwul bin. Letztendlich waren wir sehr lange noch super befreundet und hatten viel miteinander zu tun, ich habe sie nicht verloren. Das wir mittlerweile nichts mehr miteinander zu tun haben liegt ganz an mir. Sie hat geheiratet, hat Kinder, das war dann nicht mehr meine Welt. Andere Interessen und so verläuft es sich dann mit der Zeit.

Und nach dem Outing bei meiner Freundin war ich auch kurze Zeit später bereit mich im Freundeskreis und dann auch bei meiner Familie zu outen. Mein Freundeskreis hatte überhaupt keine Probleme damit, weil im Prinzip änderte sich ja nix. Ich war ja immer noch der Gleiche wie vorher. Meine Mutter kam da auch ohne Probleme mit klar. Sie kam nur ca. 1 Jahr später zu mir und meinte "Ich habe im Fernseh gehört, Schwul ist ja gar keine Krankheit" da musste ich schmunzeln, muss dazu sagen, bin ein Nachkömmling, meine Mutter ist mittlerweile fast 80 Jahre alt. Hauptsache ich bin glücklich, dann ist sie auch glücklich. Ihre Reaktion damals werde ich nie vergessen sie sagte: "Jeder so wie er mag". Mit meinem Vater hatte ich mich 1 Jahr vor meinem Outing schon dermaßen gezofft, dass ich seit dem Zeitpunkt keinen Kontakt mehr mit ihm hatte, von daher kann ich dir hier nicht sagen, wie er reagiert hat / hätte.

Wie du siehst, bei jedem läuft es augenscheinlich gleich, aber doch immer individuell anders. Von daher gibt es kein Patentrezept dafür. Nur meiner Meinung nach solltest du dir vorher aber im klaren darüber sein, wie es wirklich um dich steht. Hier der Tipp, bei mir haben Coming out Filme sehr geholfen herauszufinden wer ich wirklich bin und was ich wirklich will und nicht was von mir von der Gesellschaft damals erwartet wurde.

Ich drück dir die Daumen, wie auch immer du dich entscheidest, aber eins noch zum Schluss: Ich sehe es hier wie "Nordsee", ich habe auch immer gedacht, ich will anderen nicht weh tun, aber letztendlich tut man sich selber viel mehr weh und die anderen kommen schneller drüber weg als du jetzt denken magst.

LG

Rafi



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 04.07.13 13:42.
Re: Liebevoller Mensch zu verlieren
06. Juli 2013 07:03
Hallo ihr Lieben,

leider kann ich nicht immer direkt Antworten!

Von euren Geschichten und eurem Verständnis bin ich sehr gerührt, unglaublich das man in diesem Forum soviel in so kurzer über sich Selbst erfahren kann.

Wie in meinem ersten Block geschrieben ist es zur Zeit extrem verwirrend (aber damit bin ich ja nicht allein) ich schaue gerne dem weiblichen Körpern hinterher und finde sie auch attraktiv...aber meine sexuellen Fantasien gehen voll auf einen gleichgeschlechtlichen Austausch... Wie passt das zusammen? Frauen attraktiv finden aber im Kopf mit Männern.... Sind das anerzogene Gewohnheiten (abgeguckt beim Papa?)

Geht es euch auch so oder ging es euch vor dem Co auch so? Deshalb habe ich auch geschrieben das es sich wie zwei Personen von Gretsche anfühlt.

Ich freue mich auf eure Antworten! Ihr seid, obwohl ich euch (noch) nicht persönlich kenne jetzt schon gute Freunde für mich, Dank euch!!!
Re: Liebevoller Mensch zu verlieren
06. Juli 2013 07:21
Lieber Gretsche,

daß Du auch Frauen nachschaust, kann viele Gründe haben. Gut, ich war "schon immer" schwul, habe mich aber dennoch erst mit etwa 30 dann geoutet.
Davor gabe es durchaus Phasen, in denen ich mich ein Stück weit ein wenig "zwang", Frauen auch bewußt nachzuschauen, vielleicht auch mit der Hoffnung liebäugelte, es könnte bei mir doch alles ganz "normal" sein. Und ich fand auch tatsächlich "meinen Frauentyp", d.h. ich bemerkte, welche Frauen ich attraktiver finde als andere und es gab auch Grenzfälle, wo ich mir durchaus auch hätte mit Frauen was vorstellen können. Das war aber nie sehr stark ausgeprägt und es kam auch nie dazu.

Und auch heute vermag ich eine schöne Frau zu erkennen. Zwar könnte ich wohl nie mit einer Frau was in Richtung Sex anfangen, denke ich. Aber wenn eine sehr schöne Frau an mir vorbeigeht, blicke ich ihr schon auch mal nach. Aber sicher sehr viel weniger intensiv, als ich es bei Männern tue.

Ich denke auch, daß ich mir phasenweise antrainiert habe, Frauen nachzuschauen. Zu Zeiten, bevor ich mich outete und in denen ich mich noch versteckte, zwang ich mich manchmal auch vor meinen Freunden, einer Frau nachzuschauen, weil sie es auch taten. Und ich - viel schlimmer - trainerte mir an, Männern nicht nachzuschauen. Das ist für mich heute ein Problem, weil ich bis heute bei Männern oft wegschaue, wenn ich sie in der Öffentlichkeit attraktiv finde und mich dann erst zwingen muss, noch ein zweites Mal hinzuschauen. Ich glaube, hier habe ich mir wohl einst was angetan, was ich jetzt erst wieder mühsam rückgängig machen muss.

Natürlich sind das alles keine großen Gesten. Was ich beschrieb, sind Tendenzen und Nuancen, die mich aber durchaus täglich begleiten. Deshalb fällt mir auch bis heute Flirten schwer. Ein Hetero (!) - Freund will mich schon zu einer Flirtschule für Schwule schicken. Das soll ja was heißen ;-)

Keine Ahnung, ob Dir diese Erfahrungen weiterhelfen? Ich dachte, ich schreibe sie Dir mal.

Liebe Grüße,
Mickey2.
Re: Liebevoller Mensch zu verlieren
06. Juli 2013 10:07
Hallo Gretsche,

mir kommt das wie Schubladendenken vor: was bin ich denn jetzt, hetero oder schwul?

Aber warum muss es denn entweder so oder so sein? Ja sicher, wir alle haben es gerne, uns klar einordnen zu können. Das ist gut für die Selbstsicherheit.

Kannst Du nicht akzeptieren, dass Du beides kannst, Frauen attraktiv finden und von Männern dich Sexfantasien hinzugeben? Und beides dann auch auszuleben?

Es gibt doch mehrere Perspektiven auf Deine Frage: Die eine sagt, was bin ich den nun, schwul oder doch nicht?
Und die andere Perspektive, die sagt: ich kann es mit beiden Seiten und ich finde das toll!
Und die Dritte, dass Du Dich in einem Findungsprozess gefindest, bei dem Du erst am Ende Klarheit haben wirst.
Und wer weiß was noch ...

Dass Du den Frauen offen hinterher schaust, dich mit Männern aber eher im Kopf beschäftigst, mag ja schlicht Deiner Erziehung als Hetero geschuldet sein. Du schreibst ja selbst von den Erwartungen Deiner Eltern. Wenn Du die Männer endlich aus dem Kopf und in die Wirklichkeit bringst, wird sich ja zeigen, ob es da eine bevorzugte Seite gibt.

Wenn es die aber nicht gäbe, wäre das denn schlimm?

Schöne Grüße

Volker
Re: Liebevoller Mensch zu verlieren
08. Juli 2013 21:38
Hallo Zusammen,

ich hatte nun einige Zeit das bisher geschriebene sacken zu lassen.

Volker du bringst die Sachen wirklich sehr gut auf den Punkt und bringst mich in der richtigen Weise zum nachdenken. Man kann deine Lebenserfahrung wirklich spüren und ich Danke dir dafür!

Ich bin mir jetzt ziemlich sicher das ich schwul bin, den meine innere Veränderung spiegelt mir jetzt eine andere äußere Welt und Männer werden immer anziehender für mich...
Frauen sind für mich zwar immer noch attraktiv aber eher im Sinne einer schönen Skulptur in der Kunst vergleichbar und so war es wohl schon immer nur meine Heteroerziehung hat mich glauben lassen das musst du haben um allen gerecht zu werden.

Jetzt wird der nächste Schritt sein mit meiner Frau zu reden, schluck....

Vielleicht könnt Ihr mir noch weiter Wind unter die Flügel pusten um auch Diesen nächsten Schritt zu meistern...



Ich Danke euch schon jetzt und hoffe einige von Euch mal kenne zu lernen.

Lieber Gruß

Maik
Re: Liebevoller Mensch zu verlieren
09. Juli 2013 07:28
Hallo zusammen, Hallo Gretsche,

zunächst wünsche ich Dir von ganzem Herzen, dass die Gepräche mit Deiner Frau "gut"werden im Sinne von, Sie versucht es zu akzeptieren. Wichtig ist glaube ich zu erkennen, Du wirst es niemals allen Recht machen können. Immer mit dem Anspruch zu leben, niemanden zu verletzen und "der Gute" zu sein, das frisst Dich auf! Hört sich leichter an, als es getan ist, aber soweit nin ich mittlerweile auch. Wichtig ist aufrichtig und authentisch zu sein. Und auch das Gefühl möglicherweise einen lieben Menschen passager verletzt zu haben, lässt sich durchaus " na sagen wir mal ertragen " wenn man aufrichtig war!
Viel interesanter finde ich die Tatsache, wie wir alle doch anscheinend versuchen uns glasklar in eine Kategorie einzuordnen. Schwul / hetero..Ich ahbe einen Bi Bekannten, der lebt beides mit Leidenschaft aus, damit können viele aber wieder gar nicht umgehen. Ich fin ja auch so "konditioniert" worden, das ich Frauen toll fand, wobei das so nicht stimmt, ich mag Frauen, finde sie auch attraktiv und schaue Ihnen hinterher....aber nicht weil mich das so dermassen"anmacht". Anscheinend hatten sich auch vor meinem co im engsten Freundeskreis einige Gedanken gemacht i.S von....aber er schaut doch auch immer Frauen hinterher.....
Jeder muss seinen Weg finden und der kann so individuell sein, wie es die Menschen sind:-)

Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft! Ich kann nur sagen, dass ich in der kurzen Zeit, in der ich hier nun dabei bin Mut und Kraft getankt habe.

Gruss
Aviator
Re: Liebevoller Mensch zu verlieren
09. Juli 2013 08:01
Hallo Aviator

vielen Fank für deine geschriebenen Worte!

Ich habe intensiv darüber nachgedacht ob ich vielleicht BI bin, das kann ich für mich verneinen (Dafür auch Danke an Volker).

Da ich ja nun auf die 40 zugehe hatte ich in den letzten 2 Jahrzehnten öfter Phasen in den meine gleichgeschlechtliche Neigung durchkam (nur gedanklich) und mich beschäftigt hat. Diese Phasen habe ich bis Jetzt immer wieder unterdrückt und sie hörten dann auch wieder auf und rutschten ins Unterbewusstsein zurück.

Meine Frau merkt von dem Prozess überhaupt nichts, ganz im Gegenteil habe ich den Eindruck sie rückt näher an mich heran was alles nicht Leichter macht...Fremd gegangen bin ich Ihr nie und werde das ohne CO auch nicht tun....

Morgen habe ich mehr Zeit was zu schreiben und freu mich bis dahin auf eure Antworten!

Liebe Grüße Maik



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 09.07.13 13:41.
Re: Liebevoller Mensch zu verlieren
12. Juli 2013 15:12
Hallo Gretsche,
Quote

seit ich im CO-Prozess bin, rückt meine Frau "näher an mich heran"
ich werde auf keinen Fall fremdgehen ohne CO

nun, jetzt wo Du Dich im CO-Prozess befindest, wird sich Deine Persönlichkeit ändern. Wahrscheinlich fallen so nach und nach alle möglichen "Belastungen" von Dir ab, Du wirst Dir klar, was Du bist, was Du willst, was Du brauchst ... das wird sich auf jeden Fall positiv auf Deine Persönlichkeit auswirken.

Kenn das ... man wird sich klar, es dreht sich, und man weiß ganz genau, an welcher Stelle das Karusell stoppn wird, es gibt keinen Zweifel ... leider haben die Umstehende Leute nicht den Schimmer einer Ahnung, was da gerade im Verborgenen passiert.

Wenn Du es ihr sagst, wirst Du ein paar Wochen (Monate) Vorsprung haben ... vielleicht kannst Du darauf Rücksicht nehmen, zumindest, wenn es um Verständnis für ihre Reaktionen geht.
Du kannst nichts dafür, dass Du so fühlst ... sie kann nichts dafür, dass es jetzt rauskommt, und vielleicht der Traum vom gemeinsamen Altersruhesizt im Grünen zerplatzt ...
(obwohl er das nicht unbedingt muss ...)
Ich finde es sehr sehr wichtig, dass Du ihr reinen Wein einschenkst, bevor Du die Männer ausprobierst ... für mich und für meine Frau war und ist das eines der Schlüsselgeheimnisse.

(ich bin ein paar Tage/Wochen nach meinem CO bei meiner Frau tatsächlich ausgegangen und habe ES probiert ... es war für mich KEIN Fremdgehen, denn wird hatten darüber gesprochen und es war klar, dass kein Weg mehr ins Bett meiner Frau zurückführte ...)

Wünsche Dir Kraft, Geduld, Verständnis und eine Portion Glück für das Gespräch mit Deiner Frau ;-)

lg.
Victor
Re: Liebevoller Mensch zu verlieren
13. Juli 2013 21:37
Hallo Victor,

vielen Dank für Deine Zeilen!

Du hast Recht ich kann nichts gegen die Gefühle tun und ich habe es mir auch nicht ausgesucht obwohl ich immer dachte ich hätte eine Wahl und könnte das Selbst bestimmen ob ich Hetero oder Schwul bin... aber die Jahre belehren mich jetzt eines besseren...und ich Glaube das es vielen so geht das sie denken sie könnten es sich aussuchen....wenn man aber erhlich zu sich selbst wird und die Gefühle zulässt hat man keine Wahl mehr...

Allein der Zeipunkt bereitet mir Kopfzerbrechen...anfang August fahren wir 2 Wochen in den Urlaub und hätten Zeit zum reden...auf der anderen Seite halte ich es kaum noch aus und der innere Druck steigt und steigt..

Ja innerlich fühle ich mich sehr befreit und genieße jeden Tag mehr dieses Gefühl aber es muss raus...auch meiner Frau zuliebe...

Ich Danke euch für jede Zeile und jeden Beitrag, es ist jedes mal wie eine Befreiung bitte helft weiter, ich werde weiter Berichten...und hoffe auch das es anderen die in der gleichen Situation sind helfen kann....


Liebe Grüße an euch alle, MAIK



3-mal bearbeitet. Zuletzt am 13.07.13 21:53.
Re: Liebevoller Mensch zu verlieren
14. Juli 2013 07:47
Hallo Maik,

du solltest dir überlegen, ob der Urlaub überhaupt der richtige Zeitpunkt ist. Natürlich ist Zeit zum reden, auf der anderen Seite hockt ihr zwei Wochen aufeinander und habt nicht die Chance wie zu Hause euch auch mal aus dem Weg zu gehen oder Gesprächspartner aus eurem Freundes- und Familienkreis zu suchen.
Vielleicht würde passen, dass du jetzt schon mit ihr sprichst. Du riskierst dabei, dass der Urlaub ins Wasser fällt. Auf der anderen Seite könnt ihr dann im Urlaub in Ruhe eure Beziehung aufarbeiten. Deine Frau hat im Vorfeld die Entscheidungsmöglichkeit.
Das sind meine Gedanken dazu. Es hängt natürlich alles auch von eurem Reiseziel und der Urlaubsart ab.

LG
Perseus
Re: Liebevoller Mensch zu verlieren
14. Juli 2013 10:45
Lieber Maik,

ich kann die Gedanken von Perseus dazu gut nachvollziehen, auf der anderen Seite kann ein "neutraler "Rahmen auch Schutz bieten. Natürlich ist es in solchen Situationen aber auch wichtig sich zurückziehen zu können und einem vertraute Personen aufsuchen zu können. Letztlich musst Du diese Entscheidung aber alleine treffen. Und egal was Du tust, wann Du es sagst, es ist eigentlich immer der falsche Moment und trotzden das Beste was Du tun kannst. Du schaffst das, ganz sicher. Du wirst die Reaktion Deiner Frau akzeptieren müssen, egal wie es kommt, aber immer mit der Gewissheit in dem Moment auch sehr sehr ehrlich und authentisch zu sein. Durch die Offenbarung Deiner Gefühle bringst Du Deiner Frau ein Höchstmass an Wertschätzung entgegen, da Du ja nichts verheimlichst, oder ein "Doppelleben" führst.

Alles Gute

Aviator
Re: Liebevoller Mensch zu verlieren
14. Juli 2013 12:20
hallo maik,
ich bin betroffene exfrau eines inzwischen schwul lebenden mannes. und es geht mir wieder sehr gut!!!

die Tatsache, dass du den Urlaub in betracht ziehst, um dich zu offenbaren, würde ich als frau nicht gerne so sehen. du nimmst damit deiner frau jede möglichkleit, sich einer Person ihres vertrauens anzuvertrauen. ihr habt dann nur euch...das kann gut sein...für mich wäre es eine Katastrophe gewesen. gut, ich gehöre wohl zu den Frauen, die sofort ihrer besten Freundin alles erzählen musste...aber ich musste das, da ich sonst geplatzt wäre.

nun weiß ich nicht, wie deine frau ist, daher auch nur meine Skepsis. entscheiden musst du selber, wann du meinst den "richtigen" Zeitpunkt zu finden, den es aber sicher eh niemals geben kann....

ein plus mag die Tatsache sein, dass du noch nicht fremd gegangen bist...ich finde, dass macht es ein wenig leichter. was ich aber nicht unterstreichen kann, ist aviators meineung, du führest kein Doppelleben...
vielleicht nicht körperlich...aber in deinem kopf führst du das schon sehr lange...das wird deine frau auch erkennen. du hast einen vorsprung von ich weiß nicht welcher zeit...denn du hast ja nicht gestern erkannt dass du schwul bist, sondert trägst das schon viele jahre mit dir rum. ich nenne es verdrängen einer Persönlichkeit....verstehe das zwar sehr gut...doch diese Erkenntnis tut unheimlich weh....ihr, und auch dir.
ich hoffe sehr für euch, dass ihr einen guten weg finden werdet...wo er hinführt kann zum jetzigen Zeitpunkt noch keiner sagen.
wenn deine frau hilfe benötigt, erzähl ihr, dass sie nicht alleine ist auf dieser welt...es gibt gruppen, wo sie gleichgesinnte treffen kann, wenn sie dazu bereit ist.
glg eni
Re: Liebevoller Mensch zu verlieren
14. Juli 2013 15:51
Hallo,
das mit dem Urlaub ist so eine Sache.

Macht man es nach dem Urlaub, ist es so, als wäre der Urlaub die "letzte große Lüge" gewesen, und das Urlaubs-Feeling ist ziemlich zügig futsch.

Macht man es viel später nach dem Urlaub, quält man sich noch länger... und irgendwann kommt die Frage: "ey, Du hast das doch schon VOR dem Urlaub gewusst oder ???"

Macht man es vor dem Urlaub, tja, ist es zuuu kurz vor dem Urlaub, kann es sein, dass er ins Wasser fällt. Ist noch ein wenig Zeit, können sich die ersten Wolken legen, und man kann trotzdem einen Urlaub verbringen ... genauso WIE IMMER, denn mir kann niemand erzählen, dass nicht die letzten Urlaube schon ein wenig "nebeneinander" her gelaufen sind.

Mein CO war damals im März, und wir haben den Familienurlaub "verkleinert" und sind zur Schwiegermutter meiner Schwester auf den Bauernhof gefahren ... ok, da hatte meine Frau auf jeden Fall meine Schwester zum Reden (ansonsten gibt es ja Telefon ... weg mit den paar Euro!!)

Letztes Jahr UND dieses Jahr (mein CO ist jetzt 4 Jahre her), haben wir den traditionellen Familienurlaub wieder aufleben lassen ... für die Leute im Hotel sieht es aus wie eine normale Familie, was wir ja auch sind. Und wir liegen und schlafen im gleichen französischen Bett, unter der gleichen Decke ... nebeneinander, wie Bruder und Schwester, wie wir das die letzten 12 Jahre auch schon gemacht haben ...

... und wir und die Kinder haben viel Spaß miteinander ... wie immer.

Keine Ahnung, wie Dein Zeitplan aussieht ... ich tendiere aber zu "vorher", damit "das Spiel" ein Ende hat. sowieso!

lg.
Victor
Re: Liebevoller Mensch zu verlieren
15. Juli 2013 14:13
Hallo Maik,

schön, dass Du jetzt einen Vornamen hast. Das ist auch Teil eines Prozesses, in dem Du Dich mit Deiner Veranlagung identifizierst und sie mit Deinem Namen verbindest.

Ich stimme meinen Vorrednern zu. Nimm es nicht mit in den Urlaub. Wenn der innere Druck bei Dir so groß ist, wirst Du es sowieso nicht so lange aushalten. Nachdem ich hier meine Geschichte aufgeschrieben hatte, habe ich es gerade noch zwei Tage ausgehalten.

Meine Frau und ich gehen am Wochenende gerne zusammen aus, wir haben einen Stammitaliener, wo wir oft sind. Das habe ich genutzt. Nach dem ersten Glas Wein hatte ich Mut genug, es ihr zu sagen. So wie Du war ich bis zu diesem Zeitpunkt treu. Das ist wichtig. Du bist nicht fremdgegangen, allenfalls in Gedanken (wer tut das nicht, ab und zu?). Aber Du willst auch nicht für den Rest Deines Lebens mit einer Lüge leben. Und Du bist nach dem Gespräch der Gleiche wie vorher, nur der Informationsstand Deiner Frau hat sich geändert.

Versuche nicht, zuviel in dieses erste Gespräch zu packen. Die bare Tatsache, dass Du Männer bevorzugst, dass Deine Frau ihren Reiz für Dich verloren hat, ist schwer genug zu verdauen. CO geschieht nicht in einem Gespräch, wie ich mittlerweile sehr gut weiß eye rolling smiley sondern in immer weiteren Gesprächen, in denen man selbst, aber auch der Partner, der Sache weiter auf den Grund geht. Das heißt, ihr werdet beide Zeit brauchen, um das Thema sacken zu lassen, um Fragen zu stellen, um überhaupt auf alle Fragen zu kommen, die sich da dann stellen! Vielleicht ist dafür dann ein gemeinsamer Urlaub ja der richtige Ort. Ich drücke die Daumen!

Schöne Grüße

Volker
Re: Liebevoller Mensch zu verlieren
16. Juli 2013 15:06
Hallo,

wir SIND gerade im Urlaub, die Kinder haben es sich gewünscht ... nochmal so "wie immer", nur wir vier.

Meine Frau ist von den 11 Tagen 7 mitgekommen und gerade haben wir sie ins Taxi gesetzt, zum Flughafen, ab nach Hause.

Es war ein sehr sehr schöner Urlaub.
(meine Frau und ich haben nebeneinander unter der "französischen Decke" geschlafen ... wie immer ...)

Sie hat mir gesagt: "Schön, dass wir zusammen sind, mit wem sollte ich sonst am Strand spazieren gehen" (denn ihr Freund mag das nicht ...) ... Wir gehören doch irgendwie zusammen ... auf unsere Weise ... auf eine Weise, die wohl auch in Richtung "platonische" Freundschaft oder Liebe tendiert ...

Als ich wieder auf dem Zimmer war, musste ich tatsächlich heulen ... nein, diesen liebevollen Menschen möchte ich nicht verlieren ... auch wenn uns sexuelle Vorlieben trennen ...

Diese Frau habe ich mir ausgesucht, und mit dem Schwur "fürs Leben" habe ich es damals ernst gemeint.
Ich merke, das ich das immer noch ernst meine, das ist MEINE Frau, und MEINE Familie ... und MEIN Leben.

(allerdings brauche ich auch mal wieder Zärtlichkeiten und Sex, ... da freue ich mich auf meinen Freund, der uns vom Flughafen abholen wird ... während meine Frau noch bei ihrem Freund ist ...)

Achtung, das Leben kann komplizierter werden, aber auch viel viel interessanter und vielseitiger.

---

Dass Dein Urlaub (sollte er nach Deinem CO stattfinden) wohl nicht der prickelndste und beste Urlaub wird, kann ich mir vorstellen ... ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass man die Zeit, wenn die Kids beim Sport oder im MiniClub sind ... zum Reden verwenden kann.

Mach, wie es Dir einfällt ... so richtig falsch kannst Du es nicht machen ...

Ganz liebe Grüße
Victor
Re: Liebevoller Mensch zu verlieren
16. Juli 2013 17:13
Hallo Maik,

auch auf die Gefahr hin, dass dein Urlaub ins Wasser fallen könnte, würde ich es vor dem Urlaub machen und nicht 2 Tage vorher sondern jetzt. Ich denke dann besteht sogar die Möglichkeit, dass deine Frau vllt. trotzdem mit dir in Urlaub fährt.

Im Urlaub wie "einefrau" schon schrieb auf gar keinem Fall, weil deine Frau dann nicht nur die Möglichkeit genommen wird mit evtl. ihrer besten Freundin oder sonstwem zu reden, sondern auch das aufeinandergehocke unterträglich werden kann.

Nach dem Urlaub wäre auch eine Möglichkeit aber auch hier nicht direkt danach. Weil sonst könnte sich deine Frau wirklich "verarscht" vorkommen und das willst du ja auch nicht. Hier würde ich 1 - 2 Monate später empfehlen. Sollte doch die Frage kommen, ob du dass nicht schon im Urlaub wusstest, immer ehrlich bleiben. Sag ihr, dass du das da schon wusstest, auch vorher, aber du nicht wusstest wie du es hättest machen sollen.

Wünsche dir viel Glück und drücke dir die Daumen. Sollte deine Frau so reagieren mit meine langjährige Freundin damals wird alles gut.

LG

Rafi
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