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Dann doch nicht so einfachconfused smiley

geschrieben von queer2CGN 
Dann doch nicht so einfachconfused smiley
03. Juli 2013 02:30
Von den drei Fragen die dieses Forum einleiten trifft die erste bei mir voll und ganz zu. Es ist wie gesagt die Angst davor wie die Anderen reagieren wenn ich mich oute. Die Fragen wann ich mir sicher bin und wann der richtige Zeitpunkt ist habe ich für mich schon lange beantwortet und frage mich nicht erst seit heute warum ich mich zu sehr mit der Angst vor der Reaktion anderer befasse. Kann jemand aus eigenen Erfahrungen schildern wie man dies bewältigt, damit umgehen kann?

Mögliche Reaktionen am Arbeitsplatz sind für mich zur Zeit nicht relevant.

Was für mich relevant ist sind meine sozialen Kontakte nebst dem Wohnumfeld. In der Partei wo ich Mitglied bin mache ich mir keine Gedanken. Diese setzt sich für die Rechte von Lesben und Schwulen ein und man ist dort auch sinngemäß tolerant.

In meinem Wohnumfeld, ich nenne es mal eine größere WG, ist es nicht so einfach. Ich wohne noch nicht so lange hier und kenne die Leute noch nicht so gut. Einige sind schwer einzuschätzen, andere haben eine leicht homophobe Einstellungen und es gibt solche denen es egal ist, solange wie man ihnen nicht an das Hinterteil will.
Re: Dann doch nicht so einfachconfused smiley
03. Juli 2013 07:36
Hey CGN,

ich glaube da gibt es kein Patentrezept! Ich habe ja so ein outing auf Raten vollzogen ( in progress) und das im engsten Freundeskreis begonnen. Bei Menschen, wo ich schon vorher Ihre Einstellung kannte und mir sicher war, denen bin ich wichtig, egal wie oder was ich bin! Das Gefühl hat mich dann auch bestärkt, bei Menschen das Thema anzusprechen, wo ich mir nicht so sicher war, z.B. Familie. Im Job o.ä bin ich ungeoutet, steht ier aber auch nicht zur Diskussion. Aber Angst es z.B. auch neuen Kontakten oder ggf in einem neuen beruflichn Umfeld zu sagen ( wenn man denn gefragt werden würde)..hmm tja da bin ich auch noch dran. Wenn man Rückhalt hat und Menschen hat die definitiv zu einem halten, ist es sicherlich sehr " kräftigend" Authentisch zu sein, wirkt dann zusätzlich nochmal stärkend. Aber Du musst einen Anfang machen. Bisher kann ich jetzt noch von keinen Katastrophen berichten!

Gruss
Re: Dann doch nicht so einfachconfused smiley
03. Juli 2013 07:46
Hi,

natürlich ist es immer sehr schwer einzuschätzen, wie wer wohl reagiert. Aber in aller Regel ist es so, daß die Leute besser oder zumindest neutraler reagieren, als man anfangs befürchtet.

Oft ist es so, daß die Leute sich eigentlich gar nicht soooo viele Gedanken über Schwule gemacht haben, vielleicht waren sie noch nie "betroffen" und kenne keine Homosexuellen. Das finde ich ganz normal, denn ich kenne mich ja auch nicht bei allen Formen der Mitmenschen aus.
Das ist nun ein völlig blödes Beispiel, aber vielleicht verstehst Du dann, was ich meine: Meine Schwester war spastisch gelähmt, ich wuchs damit auf, daß sie im Rollstuhl saß und sich kaum bewegen konnte. Auf der Straße aber bekamen wir oft seltsame Reaktionen. Leute setzten sich im Café vom Nebentisch weg, weil sie damit überfordert waren. Und Bekannte, die sie zum ersten Mal sahen, konnten auch oft mit ihr nicht umgehen. Wenn sie meine Schwester aber öfters sahen, begannen sie ganz normal mit ihr zu reden. Es war eine Art Irritation, Unwissenheit, keine prinzipielle Abneigung, was ihre ersten Reaktionen auslöste.

Nun sind wir ja nicht behindert, deshalb hinkt der Vergleich natürlich. Aber ich will damit sagen, daß das Thema "Homosexualität" in Deinem nahen Umfeld bislang vielleicht noch gar nicht wirklich "vorkam". Überinterpretiere irgendwelche Witze nicht, die sie vielleicht völlig unbefangen und - bedacht äußern. Ich habe auch vor meinem Coming Out immer die Ohren gespitzt, wie sich wer über Schwule und Lesben äußert. Nach meinem CO bemerkte ich, daß das keine grundsätzlichen Bedenken waren, sondern einfach dahingesagte Kommentare ohne große Bedeutung. Du scherzt vielleicht auch mal über Menschen, die Du einfach nicht kennst und meinst es gar nicht so tiefgreifend.

Ich würde mich aber auf jeden Fall erst einmal bei jemanden outen, dem Du vertraust. Hast Du mal ein oder zwei Verbündete, können die Dir auch helfen und miteinschätzen, wie dieser oder jener reagieren könnte - vielleicht auch mal vortasten? Lass es also langsam angehen und bedacht, wenn Du Dich da sehr sorgst. Manche Bekanntschaften werden auch enger, wenn Du Dich mit sowas an sie wendet. Es muss nicht unbedingt blöd ausgehen.

Bei mir lief das alles - trotz extremer Bedenken (!) - sehr gut, keine/r reagierte negativ, ganz im Gegenteil.

Ich wünsche Dir ganz viel Glück und Erfolg,

liebe Grüße,
Mickey2 :-)
Re: Dann doch nicht so einfachconfused smiley
03. Juli 2013 12:42
Hallo CGN,

schön das Du Dich hier gemeldet hast. Dir etwas zu raten ist immer schwer. Ich kann Dir nur meine Erfahrungen mitteilen.

Überlege bitte gut, wem Du es sagen willst. Wer ist Dir wichtig, hast Du gute Freunde, denen Du es sagen möchtest? So habe ich es gemacht. Meinem ältesten Schulfreund, einem besonders guten Kumpel aus dem Verein, beiden habe ich es gesagt und eine völlig neutrale Reaktion bekommen. Im Ergebnis hat mir dann einer im Gegenzug von seinen Eheproblemen erzählt und der andere hat mir eingestanden, dass es ihm wie mir geht, er aber keinen Ausweg sieht.

Ich bin auch politisch organisiert und habe es meinem Ortsvereinsvorsitzenden und dem Kassier gesagt, beide auch privat gute Freunde: kein Problem.

Am schwersten war es bei meiner Frau und später bei meinen beiden Töchtern. Aber akzeptiert haben es alle, nur ich habe mich schwer getan. Vielleicht wirst Du einmal merken, dass es Dir ähnlich geht, wenn Du jemanden aus der Familie ins Vertrauen ziehen möchtest.

Darüber hinaus weiß es noch niemand. Es muss es aus meiner Sicht auch niemand wissen. Das ist etwas, was Du selbst herausfinden musst. Wer muss es überhaupt wissen? Besonders Dein Wohnumfeld kann ich nicht einschätzen. Wie würden die denn reagieren, wenn morgens ein zusätzlicher Besucher am Frühstückstisch säße? Ich habe als Student auch in einer WG gewohnt und wer da Nachts bei wem in welchen Zimmern war, war zum Teil total unübersichtlich und hat auch keinen gekümmert.

Schöne Grüße

Volker
Re: Dann doch nicht so einfachconfused smiley
03. Juli 2013 19:19
Hallo CGN,

wenn du schon weißt, dass Arbeit und Partei nicht das Problem sind, dass du bereit bist hier zu schreiben, dann kommt der Rest. Vielleicht nicht von alleine, aber die Schwerkraft lässt sich nicht auf Dauer hinhalten :-)

Meine Erfahrung: Keine schlechten Reaktionen im Freundeskreis und Familie (abgesehen von Ehefrau und Eltern - aber das hat damit zu tun, dass sie diese Ehe unbedingt halten wollen).

Auch wenn es blöd klingt - such dir ein größeres Problem :-) Für mich ist das viel größere Problem, wie ich mit meiner Frau klar komme. Daneben war das Outen vergleichsweise einfach.

Ach ja, heute habe ich in der neuen "Brigitte" das Dossier gesehen: einen Tag drüber schlafen, aber nicht mehr! Sonst würde man in der Wartezone versauern :-)

In diesem Sinne alles Gute, du packst das!

LG
Zeev
Re: Dann doch nicht so einfachconfused smiley
03. Juli 2013 19:21
@ Zeev: besser hätte man es nicht schreiben können !

@ CNG: Zeev hat in allem Recht (ausser dem Teil mit der Brigitte; ich habe den Artikel nicht gelesen) ;-)

LG
Kay
Re: Dann doch nicht so einfachconfused smiley
04. Juli 2013 13:37
Hallo,

du wohnst noch nicht lange in der WG und kennst die Leute noch nicht so gut. Die Frage ist, ich geh mal aufgrund deines Namens davon aus, du wohnst in Köln, ob es deine Mitbewohner überhaupt interessiert ob du schwul bist. Die Reaktion hatte ich auch schon, vllt. liegt es auch daran, dass es zwischenzeitlich so einen "Schwulenhype" gab, dass viele sich überhaupt nicht mehr dafür interessieren. Sie sehen den Menschen und denen ist egal ob er hetero, homo, bi ... etc. ist.

Als ich mich damals geoutet habe war das noch ein Tabuthema auf dem Land und plötzlich war ich der Mittelpunkt auf jeder Party, weil ich halt "anders" war wie andere. Irgendwann ging mir das auch aufn Sack. Doch da merkte man schon, dass das Interesse immer weniger wurde und nun ist es "normal" und ich werde gar nicht mehr darauf angesprochen. Vor 2 Jahren wurde ich nochmal gratuliert, dass ich mich das getraut habe winking smiley

Ob und wie und wann, da gibt es kein Patentrezept für und bei wem alles muss auch jeder für sich selber entscheiden.

Du schreibst aber nichts von Freunden und Familie. Weil Freunde waren für mich die erste Anlaufstation, dann kam direkt danach die Familie.

Meine Meinung ist, dass ein Outing heut zu Tage für denjenigen der sich outet zwar noch genauso schwer ist wie ich sag mal vor 20 Jahren, aber weitem nicht mehr solche extremen Reaktionen hervorruft wie damals. Die meisten die ich kenne, die sich in den letzten Jahren geoutet haben, hatten überhaupt keine Probleme, weder in der Familie noch im Freundeskreis. Das war vor 20 Jahren noch anders. Hier merkt man, dass die öffentliche Aufklärung und Akzeptanz viel dazu beigetragen hat es allen Beteiligten leichter zu machen, damit umzugehen.

Wünsch dir alles Gute.

LG

Ralf
Re: Dann doch nicht so einfachconfused smiley
04. Juli 2013 23:12
Hallo,

das wichtigste und schwerste Coming-Out ist meistens das "vor sich selbst" ... in den Spiegel sehen und sagen: "Hey, ich bin schwul!" ... uuups

Anderen Leuten braucht und muss man es garnicht sagen.

Vielleicht ist es geschickt und wichtig, es nahen Angehörigen und Freunden selbst zu sagen, bevor sie hinter Deinem Rücken angequatscht werden: "Ey, ich glaube ... der ist schwul ... hat mir der und der erzählt, habe ihn da und da gesehen ..." *huch*

Heteros outen sich jeden Tag, in dem sie von Freundin, Frau und Kindern erzählen ...

Du kannst das steuern, je nachdem, wie Du es formulierst, bekommen sie es mehr oder weniger oder garnicht mit.

Und sei versichert, es interessiert sie brennend, aber es ist ihnen sowas von Egal ...

lg.

Victor



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 04.07.13 23:12.
Re: Dann doch nicht so einfachconfused smiley
24. Mai 2014 19:26
Wenn auch nach langer Zeit, noch mals Danke für eure Tipps und Ratschläge.

Die Situation hat sich zwischenzeitlich so geändert, dass ich im rechtsrheinischen in Köln meine Bleibe habe, noch nicht geoutet bin aber ein Stückchen offener mit meiner sexuellen Identität umgehe als ich dies vorher getan habe und, ich habe festgestellt es geht mir besser.

So ganz zufrieden bin ich mit der Situation immer noch nicht, aber wie gesagt, es stellt für mich kein größeres Problem mehr da.

In kleinen Schritten, mit Zwischenzielen kann man eben auch das große erreichen.
Re: Dann doch nicht so einfachconfused smiley
02. Mai 2015 22:31
Ich bin zwar nachwievor nicht geoutet, viele meiner Bekannten haben sich aber zwischenzeitlich ihren Teil dazu gedacht und akzeptieren es auch. Es kommen dann schon mal Späße, die ich ebenso witzig erwidere. Es gibt aber auch jemanden der wohl eins an der Waffel hat und immer unpassende Kommentare von sich gibt wenn paar Leute und ich zusammenstehe. Dem ich dann immer zu Antwort gebe dass ich im Gegensatz zu ihm kein Problem mit meiner sexuellen Identität habe. Wie ich also in meinem vorletzten Eintrag erwähnt habe, nach und nach geht es voran.
Re: Dann doch nicht so einfachconfused smiley
10. Juni 2015 22:21
Ich denke dass für mich der Punkt gekommen ist, wo ich sagen kann dass ich mit der jetzigen Situation zufrieden bin. Die meisten wo ich kenne wissen mittlerweilen dass ich schwul bin, allerdings nicht weil ich mich geoutet oder sich jemand verplappert hat, sondern vielmehr weil sie nicht auf den Kopf gefallen sind und eins und eins zusammenzählen.
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