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Selbstmörder und Vermeidungssex

geschrieben von zeev 
Selbstmörder und Vermeidungssex
02. April 2012 21:33
Hi ihr da draußen unter den gleichen Sternen wie ich,

vielleicht hätte ich mir die Cappuccino Lounge aussuchen sollen, aber an sich geht es um ein coming out - die Notwendigkeit zu einem coming out.

Heute hörte ich hier, dass sich eine Frau, die zu Hause ein fünfjährige Kind hat, von einem Turm gestürzt hat. Und ein Mann von 35 Jahren hat sich von einer Brücke gestürzt. Ich lebe auf dem Land - da hat die Welt noch in Ordnung zu sein.

Angeblich soll doch die Selbstmordrate unter Schwulen höher sein als im Durchschnitt (unter Lesben auch?). Seit ewigen Jahren denke ich, dass ich zumindest für andere Menschen leben muss, es immer jemanden und etwas gibt, wo man helfen kann. Wenn es keinen anderen Grund gibt, kein anderes Ziel, dann zumindest das.
Und dann kommt immer wieder dieser Bauch und treibt mich die Wände hoch, lässt mich draußen wühlen ... gerade habe ich wieder ein Möbelstück gebaut. Wenn er lange genug rumort, fällt das denken immer schwerer. Ich kann es mir nicht wirklich vorstellen, aber ich verstehe diese Frau, diesen Mann.

Der Bauch, wie ich immer sage, braucht sein Recht. Er gehört zu uns, auch wenn ich nicht weiß, wie ich das in meinem Leben hinbekomme.

Jetzt springe ich ein bisschen, aber Gefühle müssen sich nicht an Logik halten. Ebenfalls heute habe ich von Vermeidungssex gelesen. Witzig und doch so ernst.
Angeblich kommt der Mensch nicht aus ohne Nähe zu anderen Menschen, ohne das Eingeständnis, dass er diese Nähe braucht. Nur in dieser Nähe soll Sex wirklich erfüllend sein. Da bin ich wieder bei meinem Bauch.

Tja, und wer zuviel Angst vor der Nähe hat, dieses Bedürfnis nicht wahr haben will, der verlegt sich angeblich auf Vermeidungssex. Kurz, schnell und möglichst oft 5 Sekunden Befriedigung in denen man Nähe spürt. Dann ist es vorbei, Partner oder Partnerin geht wieder auf Abstand und man muss erneut suchen.
Ich kann nicht mitreden, oder vielleicht doch. Schließlich spüre ich genau, dass Selbstbefriedigung höchstens 5 Sekunden keine Nähe gibt. Auf ein neues - der Bauch braucht sein Recht.
Schlechtes Gewissen hin oder her, mit meiner Frau will und kann ich diese Nähe nicht mehr spüren - war sie überhaupt jemals da?

Kein coming out, was soll der Bauch davon halten. Was halte ich von jemandem, der mich überhaupt nicht ernst nimmt. Ich lasse ihn links liegen, soll er doch von der Brücke springen.

Seufz, was für Gedanken. Die Sterne sind so schön und verheißungsvoll.

LG
Zeev
Re: Selbstmörder und Vermeidungssex
03. April 2012 19:35
Hallo Zeev,
ein paar Gedanken die mir zu deinem Block einfallen.

Seit ewigen Jahren denke ich, dass ich zumindest für andere Menschen leben m u s s , es immer jemanden und etwas gibt, wo man helfen kann

Wer bestimmt das m u s s. Sind es innerer Zwänge oder Äußere ?
Anderen Menschen zur Seite stehen, helfen,.... kann glücklich machen. Es kann aber auch unglücklich machen, wenn es nicht mehr wirklich von Herzen kommt.

In einer Therapie wurde mir folgende Hilfestellung angeboten:

Wem oder was diene ich?
Diene ich mir oder jemand anderem.

Wenn ich jemand anderen diene fühlt es sich noch gut an.
Wenn nein - wie fühlt es sich an, wenn ich mir sage - ich diene dir nicht mehr !

oder
ich diene dir noch einmal , und dann nicht mehr.

In Gedanken habe ich dieses mehrmals in beängstigen Situationen durchgespielt. Und seit dem ich dadurch loslassen kann, fällt es mir leichter Entscheidungen zu treffen.

Ich verstehe diese Frau und den Mann auch. Habe früh genug den "Ausweg" gefunden - obwohl ich es sogar als Hilferuf schon mal eingesetzt habe. Mir wurde es als "Drohung" ausgelegt. Half somit auch nicht wirklich weiter - im Gegenteil, es verstärkte den "Wunsch" es den anderen zu zeigen. Ganz nach dem Motte - hoffentlich habt ihr jetzt ein schlechtes Gewissen, das ihr meinen Hilferuf nicht gehört habt.
Somit würde ich genau das einsetzen, was ich von anderen nicht mehr möchte. Fremdbestimmung.

Die eigenen Zwänge und Gewohnheiten zu ändern, ist dann der Königsweg.

Und alte Gewohnheiten, lassen sich nur durch neue ersetzten. Und das heißt - üben - üben - üben , mit viel Geduld. Ich übe noch täglich.

Das Leben, mein Leben kann nur ich ändern.

In diesem Sinne - Maks
Re: Selbstmörder und Vermeidungssex
05. April 2012 14:18
Hi maks,

nett, dass du geschrieben hast.
Klar bin ich es selbst, der dieses Leben bestimmt. Ich habe immer verschiedene Möglichkeiten zu reagieren, so auch jetzt, wo meine Frau wieder ihre Familie zum Fest eingeladen hat - 'böse Miene zum guten Spiel' ist meine Entscheidung :-)

Ich hatte nur ein bisschen laut gedacht und mir mal wieder richtig bewußt gemacht, dass ich für mich wichtig bin, es geht einfach nicht anders.
Ab und zu sprühen zwar die Funken in der Verbindung zwischen Kopf und Bauch, aber gut, dass es überhaupt eine Verbindung gibt. Jede Seite kann die Signale der anderen mitbekommen und manchmal auch berücksichtigen :-)

So, dir und allen, die hier lesen wünsche ich schöne Feiertage.

LG
Zeev
Re: Selbstmörder und Vermeidungssex
07. April 2012 00:01
Hi,

klar kann ich gut verstehen, dass man durch ein verdraengtes CO in bloede und schwierige Lagen kommen kann, und dann ist esschwer, dass wieder geordnet zu bekommen. Es ist aber auch ein Stueck weit eine Verlagerung des Problems. Diejenigen, die sich frueh klar darueber werden, dass sie schwul sind, machen eine extrem schwere Phase durch, weil sie eben auf eine Bindung (zu einer Frau) verzichten. Aber sie gehen deswegen vielleicht auch keine Bindung zu einem Mann ein, leben also ganz ohne Partner. Das ist auch schwer, und wie gerne waere ich phasenweise meinem Wunsch nachgekommen, einen "normalen Mann" zu spielen, eine gute Freundin als Frau zu nehmen, Kinder zu bekommen etc. Aber ich wusste, dass waere halt der Frau und auch der Kinder gegenueber ein grosses Stueck weit unfair und ich testete nicht diesen Weg. Daswar schwer, meine Selbstmordgedanken hatte ich damals. UND ich wurde auch noch von Bekannten runtergezogen, die damals eben DOCH heirateten und die dann spaeter erst bekannt gaben, dass sie nun doch schwul seien. Die gingen damals den vermeintlich einfacheren Weg, aber nun, nachdem alles doch nicht geklappt hat, sind sie in der Krise, die ich damals hatte. Und es hat mehr Konsequenzen, da andere Leute mit reingezogen wurden.
Ich kann das verstehen, aber ich weiss auch, dass ich eben damals den schweren Weg gegangen bin, aber zum Glueck ohne grosses Hineinziehen anderer. Dass dies nicht jeder gerne macht, das ist klar, aber es war mal eine mehr oder weniger bewusste Entscheidung.
Diese Gedanken gehen mir beim Lesen der obigen Zeilen durch den Kopf, weniger um irgendwie zu urteilen, aber vielleicht, um zu relativieren.

Selbstmord ist aber ein schlechter Ausweg. Dass man als Mann Maenner liebt, sollte nicht als Fluch, sondern als Geschenk oder zumindest als einfache Eigenschaft, als Teil meines Selbst gesehen werden. Man muss nicht nur seinen Trieben folgen, sondern man liebt einfach Maenner, und das kann, wenn man ehrlich zu sich und seiner Umwelt ist, auch was sehr schoenes sein. Ich liebe Maenner, weil ich sie als Gesamtkunstwerk liebe. Klar gehoert auch der Trieb dazu, aber auch das Herz, der bauch und ueberhaupt. Ich mag nicht nur meinen Trieb nachkommen, nein, ich will nach meiner Veranlagung leben. Das ist keine Strafe, sondern mein Weg zum Gluecklichsein. Daher sollte man es als etwas Gutes ansehen, auch wenn man erst einmal schauen muss, wie man das verwirklicht.

Klar, bei mir ist das auch ein Stueckweit Theorie, da ich noch nicht den Mann habe, den ich mir wuenschen wuerde, da das mit der Beziehung dann auch wieder kompliziert sein kann. Aber zumindest waere es nun moeglich. Das war nicht leicht, fiel mir nicht in den Schoss und es brauchte viele schlaflose Naechte, Monate und Jahre. Das war richtige Arbeit, kostete Traenen und Nerven, auch manches Gespraech mit anderen, aber der Stress war o.k.

Selbstmord - das waere vielleicht ein Weg, wuerde ich etwas wahnsinnig Schlimmes in mir tragen, waere ich ein Triebtaeter, ein Moerder oder sonstwas. Das bin ich aber nicht, ich liebe nur andere Menschen, in meinem Fall eben Maenner. Und ich kann mein Leben mehr gestalten, als ich vielleicht in der ersten Angst denke.

Ist keine Antwort und keine Loesung, aber vielleicht ein paar Gedanken zum Thema.

Alles Liebe,
Mickey2.
Re: Selbstmörder und Vermeidungssex
07. April 2012 10:22
Hi Mickey2,

schön geschrieben von dir, das mit dem Männer lieben als Weg zum Glücklichsein. smiling smiley
Ich finde es toll, wie positiv du dein Leben und deine Möglichkeiten siehst.

Wenn es bei Selbstmord nicht um eine krankheitsbedingte Ursache geht, würde ich sie mehr oder weniger alle über einen Kamm scheren. Ob es nun um Beziehungsprobleme, finanzielle Katastrophen, Existenzängste oder die scheinbar unüberwindlichen Hürden zu einem glücklichen Leben als Schwuler geht - man wähnt sich den vermeintlich extrem steinigen Wegen nicht gewachsen, hat keinen Blick mehr für die schönsten Blumen, die im verborgen am Wegrand blühen und lässt sich in die erstbeste Schlucht fallen.

Darum geht es aber auch, wenn ich hier verschiedentlich schon Lebenserfahrung ins Spiel gebracht habe. Vielleicht bin ich jetzt an einem Punkt, den andere bereits mit 15, 20 oder 30 Jahren passiert haben. Mit meinen 46 habe ich aber mehr Erfahrung um in diesen Wirrungen stehen zu bleiben.
Möglicherweise war ich auch damals zu schwach und habe instinktiv den Weg ausgesucht, den ich in meinem Umfeld bewältigen konnte.

Ja, jetzt habe ich andere mit hinein gezogen. Aber unsere Unerfahrenheit mit Anfang 20 würde ich jetzt nicht verurteilen. Vor Ehe und Kindern habe ich zu meiner Frau mal gesagt, dass ich Männer schön finde ohne, dass ich das mit Schwulsein gleich gesetzt hätte. Sie wollte darüber nicht reden, wollte mich trotzdem haben - es war unsere beider Entscheidung und wir hatten gute Jahre.

Wie das Leben so spielt. Es geht hier nicht um Schuld, sondern um Möglichkeiten und Schritte vorwärts. Auch wenn ich kein weites Tal mit der herrlichsten Blumemwiese vor mir habe, irgendwo blühen immer welche.smiling smiley

Liebe Grüße und frohe Ostertage
Zeev

PS: Ich habe jetzt gehört, 15 % der versteckten Ostereier würden jedes Jahr nicht gefunden. Also fleißig suchen! (Und beim Finden erst mal auf das Verfallsdatum gucken).
Re: Selbstmörder und Vermeidungssex
09. April 2012 00:09
Lieber Zeev,

nein, natuerlich geht es hier nicht um Schuld. Und jeder hat wohl SEINE Zeit, sich zu outen etc. Mancher braucht laenger, ein anderer nicht. Wichtig ist, dass man versucht, nach und nach zu sich selber zu stehen. Und zu erkennen, dass der Preis nicht eine Niete ist, sondern eben ein Leben, so wie es einem bestimmt ist.
Ich lese so oft, wie Viele nicht zu sich selber stehen und dann Maenner nur als "notwendiges Uebel" ansehen, mit denen man mal seine Triebe befriedigt und dann rettet man sich wieder in das (ich sage es mal hart) "falsche Scheinleben" (dass sich auch viel hat). Man ist nun mal eigentlich schwul, weil man Maenner liebt, interessant findet, gerne mit ihnen zusammen ist, mit ihnen quatscht, was unternimmt und - ja! - natuerlich weil man ihnen auch koerperlich gerne nahe ist. Aber letzteres sollte in meinen Augen nicht der einzige Grund sein und ist es ja in der Regel auch nicht, auch wenn manche Teile der "Szene" dies so vermitteln.
Ich denke, es ist auch wichtig sich klarzumachen, dass man um etwas Gutes kaempft und nicht um ein schlechteres Leben, denn nur dann lohnt es sich.
Dass der Weg steinig ist dorthin, dass ist oft klar, ich war damals auch kurz vor dem Selbstmord und voellig am Ende, litt lange etc. Und es ist auch schwer, in einem etwas fortgeschrittenen Alter erst sein CO zu haben, lange nach der Pubertaet und als sexuell eher "Unaktiver". Ploetzlich muss man sich mit Dingen herumschlagen, die andere schon lange geschafft haben, und das mit einem Hirn, dass nicht mehr im Teenager-Alter ist.

Wichtig ist dennoch: es lohnt sich :-)

Liebe Gruesse,
Mickey2.
Re: Selbstmörder und Vermeidungssex
10. April 2012 10:16
Lieber Mickey2,

danke, dass du nochmal darauf eingegangen bist.
Du hast völlig Recht mit 'zu sich selbst stehen' und 'um etwas Gutes kämpfen'.
Wenn uns aber die Hürde zu hoch erscheint, finden wir immer eine Ausrede smiling smiley (vielleicht spreche ich gerade von mir selbst?).

Bei mir ist es am häufigsten der Gedanke, dass es mir wirtschaftlich besser geht, als wahrscheinlich 80 % der Weltbevölkerung oder so und es mir nicht wirklich zusteht, mich zu beschweren ...
Aber der Punkt ist, dass ich unabhängig von allen Umständen unzufrieden bin, eine zerstörerische Unzufriedenheit, der ich ein positives Ziel geben muss, damit etwas Produktives daraus wird, ein besseres Leben für mich und für andere.

Von daher, ich werde mal wieder ins andersroom nach Siegen fahren, überschaubar und nicht so weit.
Ach ja, hier ist vielleicht mal ein dickes Lob passend: ich finde es z. B. toll mit deinen Hinweisen auf die schwule Filmwoche in Freiburg oder die Einladung von queermann nach Bremen oder hier, wie sich Martin, finn und maks für co30 ins Zeug legen.
Wenn ich darüber nachdenke, stelle ich fest, dass ich mir hier zu Hause scheinbar extrem stabile Fesseln und Anker geschaffen habe. Ich kann mir meine Wut gut erklären. Ich bin am rütteln, am strampeln und es bewegt sich kaum etwas. Nun denn, Schritt für Schritt, die Knoten vorsichtig lösen.

Letztes Jahr dachte ich schon bei Freiburg und Bremen, vielleicht nächstes Jahr? Und jetzt - hat sich kaum etwas geändert. Ob es nun der Mut ist, der Aufwand, die Entfernung oder was auch immer, ich finde eine Ausrede smiling smiley
Letztendlich wäre es nur für mich selbst. Habe ich nicht so viel Egoismus? Hm, ist es nicht auch eine Art von Egoismus, wenn ich mir statt dessen herausnehme, schlecht gelaunt oder wütend zu sein? Da wäre die Alternative mehr Zeit für mich bestimmt besser.

Liebe Grüße
Zeev
Re: Selbstmörder und Vermeidungssex
10. April 2012 20:55
Hi Zeev,

ich glaube du machst es dir wirklich selbst sehr schwer. Die Fesseln kannst nur du selbst lösen und du weisst selbst am besten, wie du die Knoten auf bekommst ... du hast sie nämlich selbst einmal geknotet.
Es ist jetzt ziemlich genau drei Monate her, dass ich mich bei meiner Frau geoutet habe, und inzwischen auch bei einer Reihe von sehr guten Freunden, und ich bin erstaunt über mich selbst, wie ich konsequent einen Schritt nach dem anderen gehe, nicht stehenbleibe und einen Knoten nach dem anderen löse.
Ich nehme mir das Recht, zu entscheiden wann und mit wem ich mich treffe, und zwar ohne Diskussionen wie früher ... als ich mich eingesperrt fühlte und jeden Schritt rechtfertigen musste. Ich bin vor kurzem zum ersten Mal in eine Gaydisco gegangen und habe die ganze Nacht getanzt und mich gut dabei gefühlt .... endlich ich selbst sein !!
Demnächst geht es in Urlaub ... alleine, ohne meine Frau und ohne schlechtes Gewissen. Ich befinde mich auf einer emotionalen Achterbahnfahrt (immer noch), von der ich nicht weiss, wo sie endet und wo sie mich hinführt, aber ich weiss, dass ich jetzt und hier meine Ruhe brauche, Abstand, Distanz, innere und äussere Freiheit ... und die bekomme ich nicht wenn ich frage und immer wieder nur Rücksicht nehme auf alle anderen, aber nicht auf mich selbst.
Ich weiss, das mag egoistisch klingen und vielleicht auch sein, aber es ist mein Leben und ich habe nur dieses eine ... und ich möchte glücklich sein, nicht nur materiell zufrieden .... den Unterschied spüre ich gerade ganz enorm.

Ich wünsche dir, dass du ein wenig dieses Egoismus für dich entdeckst und anfängst, den Anker und die Fesseln zu lösen.

Alles Liebe,

Secretgay
Re: Selbstmörder und Vermeidungssex
11. April 2012 13:20
Lieber zeev,

vielleicht erwartest Du oft zuviel, und dass macht es Dir so schwer? Zum einen: was möchtest Du bzw. was erwartest Du? Wohin soll der Weg führen?

Nimm Dir doch gar nicht so viel vor? Wenn Du irgendwo hin gehst, vielleicht ist es schon toll, wenn Du mal in einer Umgebung bist, in der auch andere Schwule sind, sei es nun die Filmwoche, sei es ein CO30-Treffen, sei es ein nettes Café oder sonstwas. Erwarte nicht das volle Programm, erwarte nicht, daß ein Dream-Man kommt und Dich entführt. Erwarte nicht so viel Großes, sondern nähere Dich nur mal an. Quatsche (weiter) mit Leuten, trinke mit ihnen einen Kaffee oder ein Bier. Mehr muss es doch erstmal gar nicht sein.

Und halt Dich - im besten Sinne - nicht für allzu wichtig (meine ich nett!). Wenn Du irgendwo in einem Kaffee sitzt oder zu einem CO30-Treffen gehtst, ist das völlig harmlos. Keine Presse-Fotografen sind da, niemand wird auffallen, dass Du dorthin gehst und keiner verfolgt Dich, wenn Du es nicht willst. Gehe zu einer Filmwoche, schaue Dir einen Film an, und dann gehe wieder. Mehr nicht. Nimm die Anspannung da heraus.
Wenn Du das alles etwas normaler siehst, dann kannst Du darauf aufbauen, dann wird es vielleicht auch mal mehr. Aber erst einmal: nimm weder Dich noch die ganze Angelegenheit zu wichtig. Ich habe schon oft bei Angeboten eines Dates gehört: Ich kann Dich aber nicht in einer Kneipe treffen, denn ich bin nicht geoutet. --- Na und? Ich treffe sooooo viele Heteros, gehe mit ihnen was trinken etc. Und ich treffe Schwule. Und wenn ich mit ihnen in einer normalen Kneipe sitze, wird niemand merken, dass ich schwul bin, außer ich wollte das so. Die Umwelt ist weniger an mir interessiert, als ich es manchmal denke.

Verstehe mich nicht falsch: nimm Dich schon auch wichtig und denke an zeev, aber nimm Dich nicht so wichtig, dass Du Dir so viel versperrst. Erwarte einfach weniger und dann bist Du sicher bald auch positiv überrascht, wie weit Du plötzlich bist.

Liebe Grüße,
sagt
Mickey2 :-)
Re: Selbstmörder und Vermeidungssex
12. April 2012 10:41
Hi bzw. lieber secretgay und lieber Mickey2,

danke für eure Rückmeldungen.

@secretgay: klar hast du recht. Bei deinem Erstaunen über die Konsequenz deiner Schritte musste ich schmunzeln. Ich habe mich selbst mal mit einer Dampfwalze verglichen, die langsam aber stetig vorwärtsrollt. Zur Zeit bin ich halt in ein Sandfeld geraten, da wird mehr gemahlen als gefahren.
Immerhin, sie bewegt sich noch smiling smiley
Es hat mich gefreut zu lesen, dass es bei dir gut läuft, der Weg eine eindeutige Richtung hat. Dir einen schönen Urlaub!

@Mickey2: Witzig, immer wieder versuche ich mir klar zu machen, dass ich selbst auch wichtig bin und dann kommst du ... ja ich weiß, wie du es meinst, ich bin gerade am lächeln.
Dass man als normaler Mensch unterwegs ist, alles nicht überbewerten sollte und auf normale Menschen trifft, ist klar. Ein paar nette, harmlose Sätze an der Theke wechseln finde ich im Moment durchaus passend und ausreichend.
Interessanterweise habe ich das Gefühl, dass es mir am meisten ausmachen würde, wenn ich meine Geschwister oder Eltern treffen würde, wenn ich unter Schwulen unterwegs bin. Der Freundeskreis weiß zwar auch nichts, aber da sehe ich viel weniger Probleme.
Demnächst steht wieder ein Männerausflug an und ich dachte schon mal im Hinterkopf, ob ich nicht etwas sagen sollte. Aber die würden es dann ihren Frauen erzählen, alles Freundinnen meiner Frau. Meine Frau weiß zwar Bescheid, aber hätte dadurch das Gefühl, ihren Rückhalt zu verlieren.

Oh je, da waren etwas viele 'aber' in den Sätzen Es wird mal wieder Zeit daran zu denken, wie alt ich bin. smiling smiley

Ich werde jetzt noch ein bisschen Frühling bei Gartenarbeit genießen.

Liebe Grüße
Zeev
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