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Auch Lesben hier?

geschrieben von Ogre 
Auch Lesben hier?
03. April 2013 12:32
Hallo zusammen,

ich habe über google das Forum hier gefunden und finde es wirklich super und informativ. In der Hauptsache finde ich Lebensgeschichten von schwulen Männern hier.
Ich bin in einer völlig anderen Situation und Position und suche den Austausch mit anderen Frauen, die vor allem auch nach einem späten co das Thema Kinder und Familie ordnen und sortieren mussten.
Re: Auch Lesben hier?
08. April 2013 18:19
Hallo Ogre,
herzlich willkommen! Ja, leider sind die Frauen ein bisschen unterrepräsentiert im Forum, aber hier ist auch eine Frau mit (einigermaßen) spätem CO. Magst du vielleicht ein bisschen genauer schreiben, was dich beschäftigt?

Liebe Grüße,
e:fi
Re: Auch Lesben hier?
17. April 2013 22:06
Hallo Ogre!

Auch ich habe den Tipp bekommen, mal auf dieser Site vorbeizuschauen – mit dem Hinweis, „vielleicht findest du dich da mit deinen Gedanken und Sorgen wieder“. Und so lese ich eure Geschichten schon eine Weile mit. Ich finde es erleichternd, dass ich offensichtlich nicht die einzige bin, die solche Gedanken, Gefühle und damit auch Sorgen mit sich herumträgt. Allerdings traue ich mich jetzt erst meine Gedanken in Worte zu fassen.

Zu meiner Geschichte:
Ich bin verheiratet und habe einen Sohn (12 Jahre). Allerdings, schon so lange ich denken kann, habe ich mich zu Frauen hingezogen gefühlt. Beziehungen oder auch Affären hatte ich dann jedoch immer mit Männern. Es war halt immer einfacher und sie waren leichter „verfügbar“. Man musste sich nie erklären oder rechtfertigen. Angebote von Frauen dagegen gab es hauptsächlich im beruflichen Umfeld. Den eindeutigen Angeboten habe ich (aus heutiger Sicht - leider) nie nachgegeben. Ich konnte doch kein Verhältnis mit Kolleginnen eingehen und mich in einer deutlich Männer dominierten Branche outen. Meine berufliche Position hätte ich mit einem Schlag begraben können. So dachte ich damals. Heute würde ich auf das alles pfeifen und nicht den Verstand alles regeln lassen.

So kam es, dass ich geheiratet habe, auch weil ich ja schon 31 Jahre alt war und der Meinung war, das Leben läuft mir davon. Ich wollte eine Familie und ein ganz normales Leben führen. Mit Beruf, Haus und Kindern. Wenn ich erst mal im „normalen Leben“ stecke, dann wird sich schon alles regeln und dieses endlose Verlangen nach Frauen hört auf – so dachte ich. Aber Pustekuchen! Vielleicht waren es die Hormone nach der Schwangerschaft oder was auch immer, das Verlangen nach Frauen war immer noch da und sogar noch stärker. Bis heute habe ich das alles unterdrückt und verdrängt. Weggeräumt und Weggeschlossen.

Aber, z.Z. findet in meinem Leben eine Zäsur statt. Alles ändert sich, oder besser gesagt der Blick auf die Dinge ändert sich. Meine Mutter ist an Krebs erkrankt und hat nur noch eine begrenzte Zeit. Wir nutzen beide die noch verbleibende und reden viel miteinander. Dinge die nie ausgesprochen wurden, werden plötzlich mit einer Selbstverständlichkeit beredet.

Vor kurzem sagte sie mir: „Du hast einen wundervollen Sohn und er ist dir das Liebste auf der Welt. Aber du hast einen Fehler gemacht. Du hättest ……….. niemals heiraten dürfen. Du bist nicht glücklich. Du bist zufrieden und hast dich im Leben eingerichtet – aber du bist nicht wirklich glücklich. Dein Leben erstickt dich.“

Wow – das hat gesessen. Das ist genau das, was ich die ganze Zeit so mit mir rumtrage. Aber wenn es dann ausgesprochen wird, haut es einen erst einmal um. Ich dachte, ich kann es ganz gut verstecken. Aber offensichtlich haben Mütter einen Draht für den Zustand ihrer Kinder. Dennoch getraue ich mich nicht zu sagen, dass es kein Eheproblem ist, sondern einzig und allein an mir liegt und an der Tatsache, dass ich mich zu Frauen hingezogen fühle. Und diese Gedanken inzwischen einen großen Raum einnehmen.

Und so sitze ich heute da, und frage mich, inzwischen schon in den 40er Jahren, wie lange will ich eigentlich noch warten, bis mein eigenes selbstbestimmtes Leben beginnt.

Das ist allerdings nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist meine Familie, Freunde, Beruf etc. Ich habe mich eben vor Jahren für diesen Weg entschieden. Und ich habe damit Verantwortung übernommen. Ich kann doch nicht alles liegen und stehen lassen, meinen Mann verletzten indem ich ihm sage, es war alles ein großer Irrtum, meinen Sohn in ein Chaos stürzen, meine engen Freunde und Bekannte vor den Kopf stoßen, Haus und Lebensniveau wegwerfen. Ich kann ja nicht einmal mit meinem Mann darüber reden. Er ist der verständnisvollste Mensch auf der Welt. Aber er ist leider auch völlig „verkopft“. Gefühle versucht er akademisch aufzuarbeiten, da sie ihm in dieser Intensität fremd sind. Vom 6 mit meinem Mann brauchen wir gar nicht reden. Dieses Thema alleine würde schon eine Seite füllen (nur so viel sei gesagt – langweilig, langweilig, langweilig – und nochmals langweilig).

Aber diese Zerrissenheit im Kopf macht mich momentan fast wahnsinnig. Leider oder auch Gott sei Dank habe ich noch keinen näheren Kontakt zu anderen Frauen. Aber ich merke, dass ich mich langsam aber sicher aus meinem „normalen Leben“ entferne. Und das macht mir zum einen eine heiden Angst. Zum anderen aber fühle ich wie jeder Schritt (auch dieser Beitrag) eine Erleichterung ist. Kleine Gesteinsbrocken fangen an mir von den Schultern zu fallen. Und das fühlt sich verdammt gut an.

Ich weiß nicht wohin mich der Weg führt. Vielleicht in einen radikalen Neubeginn. Vielleicht aber auch nur zu der Erkenntnis, dass man sich nicht aus seiner Verantwortung stehlen kann. Aber egal wohin es auch geht. Ich habe begonnen MEINEN Weg zu gehen.

Wie ich meine aus deinen Zeilen zu lesen, hast du diesen Weg schon hinter dir, oder steckst sogar noch mitten drin - Familie, Kinder und Alltag zu handeln. Wenn du magst, Lust und Zeit hast würde ich mich freuen, wenn du ein paar Zeilen schreiben würdest.

Aber auch die Frage an die anderen. Was erwartet mich? Ablehnung? Unverständnis? Oder eher Zustimmung? Wie hat euer Umfeld reagiert? Was sagt die liebe Familie dazu?
Bitte schreibt mir doch mal eure Erfahrungen und Gedanken. Ich würde mich wirklich freuen.
Danke und Liebe Grüße
Gritt
Re: Auch Lesben hier?
18. April 2013 08:39
Liebe Gritt,

als Mann habe ich zunächst gezögert, mich hier überhaupt zu äußern. Aber was Du beschreibst, könnte ohne weiteres ein Teil meiner eigenen Geschichte sein oder eines der zahlreichen anderen, die sich hier zu Wort gemeldet haben.

Du hast die ersten Schritte getan. In meiner eigenen Erfahrung war es sehr wichtig, mich hier im Forum schriftlich zu äußern, weil damit eine Art Eingeständnis verbunden war, vor mir selbst und vor einer freundlichen, verständnisvollen Öffentlichkeit im Forum: seht her, so bin ich!

Ich bin dann sehr schnell den nächsten Schritt gegangen und habe mich meiner Frau mitgeteilt. Da ist jede/r anders gestrickt. Ich kann Dir da keinen Rat geben. Ich habe meiner Frau vertraut, einfach weil das ja auch bisher die Basis unserer Ehe war. Und das Vertrauen hat gehalten. Mein persönlicher Vorteil war dabei, vorher nicht frend gegangen zu sein. Dadurch konnte kein Gefühl des Betrogenwordenseins aufkommen.

Ob Du Dich Deinem Mann mitteilen kannst, ist schwer zu beurteilen. Ich bin selbst Akademiker und sicher einigermaßen "verkopft". In der umgekehrten Situation, wenn meine Frau zu mir gekommen wäre um mir zu sagen, dass sie sich eigentlich zu anderen Frauen hingezogen fühlt (tut sie aber nicht) hätte ich sicher gelassen reagiert. Kopfmenschen verlangen sich solche Reaktionen oft selbst ab, sie entsprechen ihrem Selbstbild.

Wenn der Sex schon langweilig geworden ist (nur für Dich oder für ihn auch?) hat er seine Wirkung als Bindekraft einer Beziehung verloren. Da gibt es dann andere Werte, gegenseitige Achtung und Respekt für die persönlichen Bedürfnisse, die Freude am Gespräch miteinander, gemeinsame Interessen, die gemeinsame Verantwortung für die Kinder, die wirtschaftliche Situation, welche den Leim darstellen, der das ganze zusammen hält.

Was den Sex angeht, hat unser Forumsmitglied Victor hier mal geschrieben, dass es ja nicht überraschend ist, wenn der nachläßt, weil ja ein Partner im Grunde kein Interesse mehr daran hat und der/die andere bekommt das nonverbal mit und verhält sich entsprechend. Langweiliger Sex bedeutet für mich, dass ER sich keine Mühe mehr gibt, weil er erkannt hat, dass es Dir nichts bedeutet. Ob die Erkenntnis bewußt bei ihm angekommen ist, sei dahin gestellt. Wenn der Sex mit ihm also langweilig ist, vielleicht geht er ja dann bereits seit längerem seinen "ehelichen Pflichten" nur noch pro forma nach? Auch Kopfmenschen haben gelegentlich das Bedürfnis, die Zentrale oben abzuschalten und sich ihrer Triebhaftigkeit zu überlassen. Ich weiß das nur zu gut! Vielleicht holt er sich das längst woanders?

Deshalb denke darüber nach, was Du ihm anbieten kannst. Victor hat mich auf die Idee gebracht und ich habe meine Frau "freigegeben". In dieser Zeit der Gleichberechtigung von Mann und Frau eigentlich ein selbstverständlicher Vorgang, und dennoch nicht selbstverständlich. Sie ist darauf eingegangen und hat mir ebenfalls die Freiheit gegeben, meine Neigungen auszuleben, bei einem Minimum an gegenseitiger Rücksichtnahme und Diskretion.

Ich denke, Du hast in Deiner Mutter eine großartige Ratgeberin. Vielleicht solltest Du Dich ihr weiter öffnen. Das scheint mir bisher nicht so zu sein. Gib ihr eine Chance, Dir ein letztes Mal zu helfen.

Was die Umgebung angeht, muss man sowas ja nun nicht heraustrompeten. Ich habe mir meinen Freundeskreis angeschaut und neu bewertet, nach der Frage: wer muss es wissen, wer soll es wissen, wer darf es wissen, wen kann ich im Unklaren lassen? Das ergibt eine interessante neue Perspektive. Und alle, die es bisher erfahren haben, haben es fast mit einem Achselzucken aufgenommen. Dabei ist Schwulsein heute immer noch viel stärker mit Vorurteilen belastet, als Lesbisch. Keinerlei negative Reaktion, ich erwarte auch keine mehr. Für mich bedeutet das aber, dass es jetzt einen wachsenden Kreis von Leuten gibt, vor denen ich keine Maske mehr tragen muss. Das tut mir sehr wohl.

Wenn sich heute die Frage nach meiner Orientierung ergäbe, würde ich offen dazu stehen. Warum? Weil meine ersten sexuellen Kontakte mit dem eigenen Geschlecht, die sich immer noch entwickeln, sich so gut und so richtig angefühlt haben. Ich bin endlich angekommen.

Schöne Grüße

Volker
Re: Auch Lesben hier?
11. Juni 2013 12:57
Hallo,

Gritts und Volkers Antworten haben mich gerade sehr berührt, sie spiegeln mir so viel von meinen Gedanken und meiner Zerrissenheit. Ein guter Grund, mich heute hier anzumelden.

Gritt schreibt: "Allerdings, schon so lange ich denken kann, habe ich mich zu Frauen hingezogen gefühlt. Beziehungen oder auch Affären hatte ich dann jedoch immer mit Männern. Es war halt immer einfacher und sie waren leichter „verfügbar“. Man musste sich nie erklären oder rechtfertigen."
Das hätte von mir sein können.

Eigentlich liebe ich mein Leben, so wie es ist, meine Familie, so wie sie ist. Ich möchte davon nichts missen. Dennoch spüre ich jetzt wieder und immer wieder in Wellen, dass mir etwas fehlt. Mal liegen Monate dazwischen, mal Jahre. In letzter Zeit aber eher nur Wochen. Und zur Zeit nimmt die Sehnsucht nach Frauen wieder mein ganzes Herz ein.

Nun habe ich Text geschrieben, das meiste wieder gelöscht, neu geschrieben, wieder gelöscht. Die Zeilen sind so wirr, wie ich mich fühle. "Seelische Geburtswehen" kommt mir in den Sinn. Mir geht so viel Unvereinbares durch den Kopf wie, alles lassen wollen wie es ist, einfach weiter wie bisher... Ich möchte darüber reden, aber eigentlich lieber schweigen. Unterm Strich habe ich gerade einfach unglaubliche Angst. Gritt, Du hast so wunderbar natürliche Worte für Deine Zerrissenheit gefunden, Worte, die mir im Moment noch fehlen. Ich habe mich darin wiedergefunden.

Ich bin also auf dem Weg, wie es aussieht.

Liebe Grüße,
Henni
Re: Auch Lesben hier?
13. Juni 2013 21:11
Auch ich teile eure Erfahrungen - Beziehungen und Affären immer mit Männern, obwohl mir seit ich zwölf oder dreizehn war, klar war, dass ich mich auch von Frauen angezogen fühle. Nach meiner letzten Trennung war ich irgendwann soweit, den Schritt zu wagen und mich mit Frauen zu treffen. Ich habe viele nette Kontakte geknüpft, manchmal blieb es nur bei einem Abend in der Kneipe, weil es nicht funkte, manchmal beschränkte es sich auf intensiven Austausch von Mails. Aber in einem Fall wurde aus einem ersten Treffen im Café ganz schnell ein zweites, dann ein drittes und irgendwann saßen wir knutschend bei ihr zuhause auf der Couch. ;-) Inzwischen sind wir schon eine ganze Weile zusammen (mich erstaunt immer wieder, wie viel Zeit schon vergangen ist) und es fühlt sich immer noch genau richtig an. Ich bin irgendwie bei mir angekommen, finde, dass die Beziehung zu einer Frau viel mehr meinen Bedürfnissen und meiner Person entspricht - schwer in Worte zu fassen, es fühlt sich einfach "rund" an. Seit ich damals anfing, Frauen zu daten, hat sich meine Wahrnehmung völlig verändert. Ich sehe Frauen auf der Straße ganz anders an - ich gestatte mir jetzt auch den Gedanken, eine Frau, die ich sehe, sexuell attraktiv zu finden. Tatsächlich stelle ich mir heute die Frage, ob ich nicht viel eher lesbisch mit leichter Bi-Tendenz bin als hetero mit Bi-Tendenz (wovon ich vorher mal ausging)...
Meine Freundin und ich, für die ich auch die erste feste weibliche Partnerin bin, haben unsere Erfahrungen der Anfangszeit oft mit einer zweiten Pubertät verglichen. Sowohl in Hinblick auf den inneren Prozess der Anerkennung bzw. Akzeptanz dessen, wer man ist, als auch in Hinblick auf die ersten sexuellen bzw. Beziehungserfahrungen mit dem gleichen Geschlecht (wobei man gar nicht erst so weit gehen muss, auch das allererste Date mit einer Frau ist schon sehr spannend ;-)).
In einer Beziehung zu sein und diesen Prozess durchzumachen, stelle ich mir sehr nervenaufreibend und anstrengend vor. Ich habe diese Erfahrung nicht gemacht, kann daher nur auf Vergleiche zurückgreifen. In meiner letzten Beziehung mit einem Mann verliebte ich mich nach einigen Jahren dermaßen heftig fremd, dass ich schließlich die Beziehung beenden musste. Aber bis dies geschah, bis ich mir selbst eingestehen konnte, dass die einzige mögliche Konsequenz dieser Verliebtheit für mich die Trennung war, vergingen einige Monate. Hat man Kinder, ist dies sicher noch einmal ein schwierigerer Prozess. Aber es lohnt sich, mutig zu sein. Ich könnte mir mein Leben heute nicht mehr anders vorstellen.
Ich wünsche euch, dass ihr euch einen Freiraum zum Denken und zum Erforschen eurer Gefühlswelt schaffen könnt - wie auch immer der geartet sein mag: eine Reise alleine, der Besuch einer Lesbenparty, die Anmeldung bei einer Kontaktseite für Lesben etc...
Re: Auch Lesben hier?
01. August 2015 20:57
Ihr sprecht mir absolut aus der Seele
O
Mein Leben ist eine einzige Achterbahn seit ich mich in eine Frau verliebt habe.
sie erwidert es nicht, das gab mir den Rest. Und ich bin verheiratet seit über zwanzig Jahren, habe zwei prima Töchter ein neu gebautes Haus und ein zerrissenes Herz

War noch nie vorher so durch den Wind, und weiß irgendwie auch nicht recht weiter
immer zum Schutz der Familie und des Mannes seine Identität verleugnen
habe schlimme Depressionen und nach dem was ich hier so lese, wächst in mir immer mehr der Gedanke, wie es gehen könnte, neu an zu fangen. Bzw. Einen gangbaren weg zu finden
wo mein mann nicht unnötig verletzt wird, ich jedoch das ausleben kann. Was ich denke, was sehr wichtig wäre. Ich liebe meinen Mann, er ist der beste Mensch dem man sich vorstellen kann. Aber begehren ist halt was anderes.

So lange habe ich all das unter den Teppich gekehrt, aber jetzt wird die Sehnsucht danach immer größer. Ich würde mich wahnsinnig gerne mit jemand der oder dem es ähnlich ergeht austauschen.
Re: Auch Lesben hier?
05. August 2015 00:00
Hier ist noch eine, aus deren Seele ihr sprecht. Auch ich weiß (weiß ist vielleicht zu viel gesagt) eigentlich schon seit meiner Kindheit, dass ich mich zu Frauen hingezogen fühle. Am Anfang (wir sprechen von der Grundschule!) waren es Lehrerinnen, dann die beste Freundin, mit der es auch Knutschereien gab. Damals habe ich mich (mit 15) sehr erschrocken, weil ich so erregt war dabei, und habe das Thema weggeschoben. Dann folgten weitere Male, in denen ich sehr von Frauen angezogen war, aber es geschah nie wieder etwas. Ich habe dann immer wieder Beziehungen zu Männern gehabt, sexuell meist nur zu Beginn etwas (ja etwas) befriedigend. In manche war ich sehr verliebt, einige habe ich auch wirklich geliebt. Irgendwann habe ich dann geheiratet. Und so ist es auch heute noch.

Jetzt bin ich seit fünf (fünf!!!) Jahren sehr in eine Frau verliebt. Wie noch nie zuvor. Sie hat es zu Beginn erwiedert, ich war unglaublich hin und her gerissen, habe letztlich eigentlich nichts gemacht und bin bei meinem Mann geblieben. Der wusste und weiß von der Geschichte, war zu Beginn sehr eifersüchtig und hat mir wirklich die Hölle heiß gemacht. Von Gläser und Pfannen werfen (ich) war wirklich alles dabei. Jetzt schämt er sich dafür, aber das hilft ja auch nichts. Dass ich mich nicht gut fühle mit all dem, brauche ich glaube ich nicht extra zu betonen. Denn ich habe nun nach zwei Seiten ein schlechtes Gewissen.

Jetzt - liebe ich die Frau immer noch. Wir sehen uns so zwei drei Mal im Jahr oder auch seltener (aus beruflichen Anlässen), und kommen immer schwerer zueinander. Sprechen auch nicht wirklich, so dass ich nur vermuten kann, dass sie mir meine allzu lang andauernde Passivität sehr übel nimmt. Zu Recht. Zu Hause wird es natürlich nicht mehr besser, außer dass es jetzt friedlicher ist (derzeit redet der Gatte allerdings seit einer Woche nicht mehr mit mir, ich bin nämlich wegen Urlaub zu Hause).

Ja. Und das Leben verrinnt so (ich bin jetzt 51!). Die Aussicht, nie mehr einen liebenden Körper zu spüren ist nicht schön. Hätte ich es anders machen können? Wohl nicht, sonst hätte ich es getan. Aber lebendig fühle ich mich mit all dem nicht.

Meine Mutter ist im Übrigen die Einzige aus meiner Familie die Bescheid weiß. Und versteht, weil sie auch schon in eine Frau verliebt war als ich noch ein sehr kleines Kind war. Sie ist - ja klar - immer noch verheiratet und hat nie etwas aus ihrer Neigung gemacht.

Ich lese schon sehr lange hier im Forum mit, und warum ich gerade heute endlich schreibe weiß ich auch nicht so genau. Ich denke, ich habe schmerzhaft erfahren, dass ich so nicht weiter komme, nicht mehr mit mir in Verbindung kommen kann. Das ist zwar nicht mehr die helle Verzweiflung, die lange Zeit war, aber das Schlimmere ist so ein graues Versickern im Uneigentlichen, um es mal im Existenzialistenjargon auszudrücken.

Danke fürs Zuhören.

Frances
Re: Auch Lesben hier?
07. August 2015 00:23
Hallo Frances,

Quote
Frances
Und das Leben verrinnt so (ich bin jetzt 51!). Die Aussicht, nie mehr einen liebenden Körper zu spüren ist nicht schön. Hätte ich es anders machen können? Wohl nicht, sonst hätte ich es getan. Aber lebendig fühle ich mich mit all dem nicht.

so ähnlich habe ich mich auch gefühlt mit 47... schon über 10 Jahre keinen Sex mehr ... Körperliche Berührungen ebenfalls Mangelware ... und dann ein Kerl, in den ich mich verliebte.

Und dann die Erkenntnis, wenn ich Pech habe, noch 50 weitere triste, zärtlichkeitsfreie Jahre ...

... da entschloss ich mich, reinen Tisch zu machen.

Die einzige Chance, halbwegs glücklich zu werden, war das Coming Out gegenüber meiner Partnerin.

(alles andere war mir wurscht ... selbst wenn es schief gegangen wäre ... ich wäre "abgehauen", hätte woanders gelebt und gearbeitet und ein paar Euro nach Hause geschickt, für die Kinder ...)

Ich denke, man muss zuerst Rücksicht auf sich selbst nehmen, denn wer kann schon für andere da sein und für sie sorgen, wenn es ihm selbst nicht gut geht (... nein, das geht nicht lange wirklich gut).

Denk mal drüber nach, wie es möglich wäre, und was passieren muss, damit Du Deine Bedürfnisse und Gefühle ausleben kannst. Manchmal ist der "Worst-Case" kaum schlechter, als der vermeintliche "Best Case" ... :-o

Alles Gute für Dich ... und Deine zweite Lebenshälfte.

Liebe Grüße
Victor
Re: Auch Lesben hier?
16. August 2015 10:13
Hallo ich bin auch wegen meiner Frauenliebe hier,
vor ca 6 Jahren hat mir eine Bekannte die Augen geöffnet mit dem Satz:" Kann es sein dass Du auf Frauen stehst?" Sie selbst frauenliebend hat mich auch ohne Outing "erkannt". Wenn ich das jetzt so Revue passieren lasse habe ich mich schon immer ziemlich männlich angezogen, trage Schmuck wie er meistens in der Szene getragen wird, habe eine typische Frauenliebende Frisur.

Ich habe früher auch nie für Boygroups geschwärmt, wenn mir mal einer gefiel dann hatte er meist weibliche Züge. Ich hätte es schon viel eher merken können, und ich dachte immer entweder ich bin das von klein auf oder nicht. Das ich erst spät dazustehe kam mir nicht in den Sinn.

Jetzt bin ich hier, lese schon länger mit, habe eine feste Freundin für die ich der erste bin, sie ist für mich die zweite, lebe mit meinem Mann unter einem Dach, er ist beruflich und privat sehr engagiert, ich war schon immer viel alleine, aber nicht einsam.

Ich sehe meine Freundin so alle viertel Jahr, entweder fahre ich zu ihr oder sie lebt bei uns mit. Wie es sich gerade terminlich ergibt und ihr Urlaub fällt. Ich bin selbstständig und habe deshalb unregelmäßig frei.
Während sie hier bei uns lebt frägt keiner nach wieso sie schon wieder hier ist, wir unternehmen sehr viel in der Zeit, und wenn ich zu ihr fahre frägt auch keiner nach wann ich wieder komme. Es wird zur Kenntnis genommen und gut ist es. Ich denke meine Familie ahnt es das ich für sie mehr empfinde als Freundschaft, zu mal meine Literatur auch schon viel aussagt, aber ich denke mein Mann ist deshalb so still denn so lange ich hier wohne mache ich die Arbeit, er geht außer Haus arbeiten, er kann mit ruhigem Gewissen seinem Hobby nachgehen, hat zu essen und saubere Wäsche. Ansonsten macht jede(r) sein Ding.

Aber ich trage mich immer mehr mit dem Gedanken dass das nicht ewig so weiter gehen soll. Ein befreundetes Pärchen, wir kennen uns aus einem anderen Forum, lebt mittlerweile zusammen, zwar kehrt dort auch der Alltag ein, aber trotzdem denke ich das ist etwas anderes wie sie es leben.

Und was noch dazu kommt, ist der Umstand das ich immer mehr Schicksale von mir bekannten Menschen mitbekomme die ihr Leben in der Lebensmitte verloren haben durch Krankheit oder Unfall. Das läßt mich viel über meinen weiteren Lebensweg nachdenken, "das kann doch nicht alles gewesen sein", man lebt nur einmal, ich vergeude meine Lebensenergie in eine Beziehung die keine mehr ist, bzw. war sie das jemals?? Oder ist das die Midlife Crises? Ich weiss es nicht, vielleicht geht es mir zu gut? Ich kenne keine Not, keine Gewalt.
Mein Mann war schon immer Versorger, kein Vater, kein Partner. Aber so habe ich ihn kennengelernt. Er hat sich nicht verändert, aber ich mich. Vielleicht ist die Idee eines Lebensabschnittpartners gar nicht so schlecht, oder befürworte ich das nur weil es mir gelegen käme?

Mein Mann redet sehr wenig, wir streiten nie, es gab noch nie eine Auseinandersetzung, und deshalb fällt es mir schwer ihm zu sagen wie es in mir aussieht und warum ich nicht mehr mit ihm leben möchte. Können tue ich es schon, bin leidensfähig, und geduldig, aber ich gehe dabei langsam kaputt. Ich kann auch keine Nähe mehr ertragen von ihm, obwohl ich sie vermisse.

Manchmal kommen diese Gedanken sehr stark zum Vorschein, und dann verblassen sie wieder, aber die Abstände werden kürzer. Ich war schon in allem eine Spätzünderin, warum nicht auch hier. sad smiley

Einen schönen Sonntag und
"es sind auch Lesben hier! "

Babyboomer1964thumbs up




3-mal bearbeitet. Zuletzt am 22.08.15 09:52.
Re: Auch Lesben hier?
16. August 2015 15:58
Hallo,
bin neu hier und habe zum ersten mal, nach langer suche,daß gefühl hier richtig zu sein.die gedanken und gefühle die ihr beschreibt gehen mir auch durch den kopf.bin selbst 50 jahre alt,30 jahre verheiratet,2 töchter.die letzten 5 jahre unsere ehe laufen schon schlecht,mein mann hat depressionen,mir geht es beschi..en,habe immer das gefühl mir fehlt etwas ganz wesentliches ohne dies genauer benennen zu können.
während der pubertät habe ich erste sexuelle erfahrungen mit jungs gemacht,aber auch mit 2 mädchen.kann heute nicht mehr sagen was mir besser gefallen hat,habe immer gedacht das es mir in erster linie um den menschen geht und es egal ist welchem geschlecht er angehört.habe dann meinen mann kennengelernt und bin ihm auch immer treu gewesen,habe einfach keinen gedanken daran verschwendet,daß ich frauen sexuell attraktiv finden könnte,ist mir nicht aufgefallen.(kann das jetzt selber nicht mehr verstehen)habe mich letztes jahr in eine frau verknallt die ich aus dem sportverein kenne,habe ich auch erst gar nicht kapiert was das eigentlich für ein gefühl ist,das ich ihr gegenüber habe.hat mich dann aber richtig aus den socken gehauen.warum?wieso?wie kann das überhaupt sein?die phase des verliebtseins hat nicht lange gedauert,hat aber irgendwie alles verändert.ja,ich bin homosexuell,auf einmal,für mich ohne jede vorwahrnung.wo war das vorher?kann jetzt nicht mehr mit meinem mann schlafen,geht ganz einfach nicht,verstehe es nicht,wir sind seit über 30 jahren zusammen
stattdessen finde ich auf einmal frauen in sexueller hinsicht total anziehend und männer gehn mir am a.sch vorbei
habe vor 4 wochen mit meinem mann darüber gesprochen,hat es erst überhaupt nicht registriert,mußte paar tage später einen 2 anlauf machen.kann mit der ganzen situation überhaupt nicht umgehen(ich ja auch nicht)sagt nur immer wieder ich hätte alles kaputt gemacht,ist aus seiner sicht sicher auch zu verstehen.sucht gerade eine wohnung ,ich werde erstmal mit den kindern in unserem haus bleiben,im moment ist ein zusammenleben nicht möglich.er ist zur zeit bei uns im keller (einliegerwohnung)brauchen beide erstmal richtig luft,streiten bei jedem zusammentreffen.keine ahnung wie das alles weitergehen kann/soll.eines weiß ich aber ganz sicher,so wie es war kann ich nicht weiterleben,habe keine wahl,gehe dabei kaputt.verstehen tu ich es aber trotzdem nicht.
danke fürs zuhören,würde mich über gedankenaustausch freuen.

Daniela
Re: Auch Lesben hier?
16. August 2015 23:47
Der Weg, den wir zu gehen haben, um endlich das Leben zu leben, wie wir annehmen, dass es aushaltbarer, ja sogar erfuellend waere ist echt steinig.

Gerade mit Familie im Hintergrund bedeutet es noch mal mehr Überwindung bzw. Mut, den neuen Weg einzuschlagen. Warum faellt es nur so schwer, sich aus der (schliesslich nicht erfuellenden) Komfortzone rauszubewegen? Ist es nicht genau das Leben, was einen bereits krank gemacht hat? Eine Beziehung zu leben, in der so viele Sehnsüchte draussen bleiben mussten?

Mein Pendel schwankt wild hin und her. Kaum bin ich sicher, es waere die einzig richtige Entscheidung, zu mir zu stehen, den Weg dafuer frei raeumen, um mir den Wunsch, mit einer Frau zu leben zu ermoeglichen, verlaesst mich auch schon wieder der Mut. Saemtliche Zweifel klopfen dann an, Angst es nicht zu schaffen, Angst vor der falschen Entscheidung, meinen Mann zu verletzen, ihm Unrecht zu tun. Die Schuldgefuehle sind so erdrueckend, wieder mal zu wenig Anlauf genommen, und gescheitert vor der Huerde.

Dann wieder die Erkenntnis, dass ich wenn ich so weitermache, auch zugrunde gehe, langsam aber sicher.



Wenn dann die Not wieder zu schmerzhaft wird, das Gefühl dass wieder nix weiter geht, sich so ja nichts veraendern kann, fange ich von vorne an. Zuspruch ist rar, und leider mache ich mich davon immer wieder abhaengig. Ich kann es einfach noch nicht ausreichend genug, zu mir zu stehen.

Immerhin bin ich offen ins Gespraech gegangen, habe Bedenkzeit erbeten und ihm klar gemacht, wo ich stehe und dass mir nach wie vor Ehrlichkeit und Transparenz wichtig sind. Ich wissen muss, wie weit er eingebunden werden will in meine "Entscheidungsfindung".
Er will dass ich ausziehe, weil er die Situation nur schwer ertragen kann.
Ich hingegen kann mir das aber auch nicht vorstellen, die Kinder....wohin überhaupt....schwupp halt ich wieder am Materiellen fest, klammere mich an unser Haus.

Dann stelle ich wieder alles komplett in Frage, rede mir ein ob ich nicht einfach nur chronisch ueberlastet bin. Schliesslich habe ich die Pflegschaft meiner Eltern uebernommen, und das ist sehr sehr anstrengend, im Grunde war diese Entscheidung der größte Fehler. Ich habe damit so viel Verantwortung
uebernommen, dann unser Haus, an dem wir zwei Jahre gebaut haben.

Und jetzt, wo es einfacher werden koennte, muss ich mich total unglücklich verlieben. Woraufhin ich ein Fass der Pandora geoeffnet habe.
Mein Mann leidet, bleibt zwar stets offen fuers Gespraech, distanziert sich aber von mir zusehends. (Wohl als Schutz, ist ja wahrscheinlich ein kaum aushaltbarer Schwebezustand der Unsicherheit)


Ich dreh mich im Kreis, ein auf und ab wie in der Achterbahn. Als ob ich Zahnschmerzen haette, und gar nicht mehr lokalisieren kann, von welchem Zahn der Schmerz ausgeht, weil bereits das gesamte Kiefer hoellisch tobt.
Re: Auch Lesben hier?
17. August 2015 17:24
Oh ja,
wie gut kann ich das nachvollziehen.
Geht mir fast genauso!
Werde auch hin und her gerissen.Ich denke, sein Leben zu verändern wird mit zunehmendem Alter immer schwieriger,man hat ja schon eine Wegstrecke im Leben hinter sich gebracht!Denkt nach Hausbau,Kindererziehung etc.kann man sich endlich mal zurücklehnen und (wohlverdient) auch mal das Leben genießen.
Und dann ist auf einmal doch wieder alles anders als man gedacht hat.Alles wird in Frage gestellt.Man hat das Gefühl nicht vorwärts zu können, weil man die Menschen die man liebt verletzen würde,zurück geht aber auch nicht dann leidet man selber zu sehr.
Komme mir fast so dumm und unerfahren wie in der Pubertät vor(hab ich grade meine beiden Kinder durch,bescheuert oder?)Ich muß einfach blöd sein jetzt alles hinzuschmeißen,ich kann aber nicht anders,hat nix mit wollen zu tun!
Kann von daher ja auch meinen Mann verstehen,auf der Vernunftsebene hat er ja vollkommen recht!Ich bin aber nicht vernünftig!WARUM NUR????

Daniela
Re: Auch Lesben hier?
17. August 2015 18:35
Man ist blockiert, weil man das wohl der anderen höher stellt als sein eigenes wohl. Dadurch, dass man angst hat, sie zu verletzen tut man aber genau dies seiner eigenen Person an

das muss man sich mal zergehen lassen auf der Zunge
Gut. Eine Portion Bequemlichkeit ist sicher auch dabei. Denn raus aus der Komfort Zone ist schon mal ein grosser schritt.

Dabei sollte man sich doch selber am wichtigsten sein. Sonst tut dies doch keiner


ich habe ja so eine vage Hoffnung, mein Mann könnte zu dem Punkt kommen, mir zu wünschen, glücklich zu werden. Wenigstens wieder neuen Lebensmut zu finden und keine Depressionen mehr zu haben.

Schon so lange kämpfe ich dagegen an,
Arbeite hart an mir.
Und mir schwant langsam, was der Auslöser dafür sein könnte.

Warum du nicht vernünftig bist, Daniela?

vielleicht weil du es über einen sehr langen Zeitraum warst, und du gemerkt hast, es War nicht gut für dich

seine Neigung zu unterdrücken kann nur krank machen
klar, der Umstand, der macht vielleicht eine Beziehung kaputt, von der es sehr fraglich ist
ob sie dir in letzter zeit überhaupt gut getan hat

aber du bist es nicht, die schuld hat. Ohnehin hast du viel zu lange ausgehalten, unterdrückt. Deine Sehnsüchte nicht zugelassen bzw. Noch nicht einmal erkannt.

Ich weiß nicht wie lange so eine Wut Phase eines ver Partners anhält,
ob dann irgendwann wieder die "Vernunft" einsetzt.
Wenigstens ein minimal Maß an verständnis.

Und wir nehmen unseren Partnern ja auch jede Menge weg, indem wir sie nicht mehr oder überhaupt nie so besonders begehrt haben. Ihnen wird das ja quasi vorenthalten, bliebe man "vernünftig"
Re: Auch Lesben hier?
18. August 2015 18:27
Hallo zusammen !

Habe mir heute mal auf der Arbeit so meine Gedanken zu uns Frauen gemacht!
Ich muß als Frau und Mutter doch einfach nur doof sein! Habe wohl in den Jahren nach der Geburt unserer Töchter total das Gefühl dafür verloren,zu sehen was mir gut tut. Man nimmt sich schon sehr zurück, die Kinder gehen eigentlich immer vor und den Mann will man ja schließlich auch nicht zu sehr beanspruchen,bringt ja schließlich die Knete heim! Man verlernt auf eigene Bedürfnisse zu achten,nimmt sowieso keiner wahr und die Arbeit muß ja gemacht werden,fragt keiner ob du das willst und wies dir dabei geht.Krankfeiern? Kann dein Mann,du stehst auch mit ner kaputten Bandscheibe oder ner Mittelohrentzündung am Wickeltisch.Hauptsache Kinder sind zufrieden und satt. Einmal die Woche dann noch Pflichtprogramm im Ehebett(spreche jetzt nur für mich)dann ist wenigstens wieder mal paar Tage Ruhe.War ja oft auch ganz schön,aber der Burner wars eigentlich nie.Warum tu ich mir also so schwer und will ihn nicht verletzen?Ich würde mir wünschen,daß er wenigstens versucht zu verstehen das es mir so schlecht geht ,daß ich einfach nicht anders handeln kann.Stattdessen sieht er nur den Verlust den er dabei erleidet.Habe ich nach 30 Jahren nicht ein bischen mehr Verständnis verdient?Versuche ja auch seine Seite zu verstehen und wenn er mir das nicht entgegenbringen kann ,warum habe ich so ein verdammt schlechtes Gewissen?
WEIL ICH SCHULD BIN,hätte ja so weitergehen können!Da haben wirs dann wieder,ich bin blöd!
Habe ich ihn unbewußt ,wirklich ohne jede Absicht, evtl.wirklich die letzten Jahre angelogen und ausgenutzt um mir den Wunsch nach Reproduktion zu erfüllen,in einem gesellschaftlich anerkannten Rahmen und finanzieller Sicherheit ? Bin ich wirklich so mies und habe deshalb meine Neigung echt nicht bemerken wollen,oder ist das doch anders.VERDAMMT ich weiß einfach nicht,ich weiß gar
nichts mehr.

Daniela
Re: Auch Lesben hier?
18. August 2015 22:28
Liebe Daniela,
leider bemessen wir Frauen unseren wert oft an falscher stelle. Jedenfalls aber zu weit unten, denn erziehen und Haushalt ist sehr wohl eine anspruchsvolle Aufgabe. Und nur weil uns immer wieder suggeriert wird
nur bezahlte Arbeit hat einen Wert, machen wir uns klein

jahrelang nehmen wir uns oft zurück, zugunsten der Kinder, des Friedens und das schleift sich dann ein

Bedürfnisse und Sehnsüchte bleiben unerfüllt
wir fordern zu wenig ein. Und irgendwann sind wir am Punkt, wo wir entweder krank sind oder reif genug, um genau hin zu sehen, was los sein könnte

ich denke schon, dass es viel damit zu tun hat, wie die Qualität der Beziehung ist, wie nah man sich ist, um beantwortet zu werden in seinem sein. Und im schauen beide, auch der partner, dass es Frau auch gut geht
spiegelt sich ja dann auch im Sex wieder

wenn es auf längere zeit nur noch ein Augen zu und durch ist
kann das ja für beide nicht befriedigend sein.
mann sollte ja irgendwie schon so aufmerksam sein, da hellhörig zu werden
sich selber auch mal hinterfragen

Gehören ja immer zwei dazu. Die die es zulässt, und der, der nicht bemerkt. Oder bemerkt, es aber hinnimmt.


ich denke unsere Schuld Gefühle basieren auch darauf, dass wir immer automatisch viel auf uns nehmen,
so dass es halt schon ziemlich eingeschliffen ist, sich zurück zu nehmen

kommt dann jemand, der oder auch DIE besser versteht, dich abholt da wo du stehst, zuhört, tröstet, vor allem versteht ohne viel Erklärung, weil sie einfach ähnlich fühlt, vielleicht empathischer ist dann sind ja Tür und Tor geöffnet, dass Gefühle wach gerufen werden

und dann projiziert man auf diese Person schnell mal alles mögliche. Und interpretiert noch eine Menge hinein was die Person vielleicht gar nicht erfüllt, jedoch schön wäre es schon

und wenn es sich dabei um eine Frau handelt
hat man zudem noch die Hürde, falls es auf gegenseitig keit beruht, das Problem der stigmatisierug

Scham, angst vor der Reaktion im Umfeld
Homophobie

eigentlich ein Kampf gegen Windmühlen.

Und es macht ja auch traurig, so wenig Verständnis zu erhalten
denn im Prinzip könnte dein mann wenigstens vom Kopf her einräumen, dass du deinen Weg gehen sollst
dass er schockiert ist, evtl. Wut, angst etc. Kommt ist ja mehr als verständlich
trotz, Rache Gefühle keine Ahnung was da alles kommen kann

Aber irgendwann müsste das dann auch wieder gut sein. Falls er in der Lage ist, sich in dich hinein zu versetzen
Re: Auch Lesben hier?
19. August 2015 13:27
Hallo Mira73, hallo Daniela,
Eure Fragen stelle ich mir auch oft.
Konnte ich es nicht vorher erkennen was mit mir los ist?
Habe ich mich und ihn in der ganzen Zeit, es sind Jahrzehnte, belogen?
Wie wäre mein Leben verlaufen wenn ich es früher erkannt hätte?
Hätte ich dann den Mut gehabt zu gehen?

Ich weiss es nicht einmal. Ich kann für mich sagen dass ich erst durch die Heirat, einen Umzug, einer langen Phase der leichten Depression und viel lesen mich von zu Hause abgenabelt habe.
Ich denke manchmal das ich den Weg der Bequemlichkeit noch ein Stück weiter gegangen wäre. Nur durch die oben genannten Umstände wurde ich erst einmal sehr krank und habe dann nach vorne gesehen. Die Spitze der frauenliebe war noch weit entfernt.

Ich habe mich schon so oft gefügt, war bei den Kindern zu Hause, war mit ihnen sehr viel alleine auf uns gestellt und jetzt wo alle ausgezogen sind kriege ich wieder die Panik ob ich das packe. Das ist doch verrückt. Jetzt habe ich keinen mehr der mich wirklich braucht und ich stehe wieder nicht zu mir. Wenn nicht jetzt wann dann???
Muß ich erneut krank werden um weiter zu kommen? Wieviel Zeit habe ich noch oder sterbe ich "ungelebt"?

Es fällt mir sehr schwer mit meinem Mann ins Gespräch zu kommen da er noch nie viel geredet hat und dann die Tatsache das ich mich zu Frauen hingezogen fühle mit ihm besprechen?
Bei allen Versuchen ihm das Thema etwas näher zu bringen wirft er mir vor das ich etwas gegen sein Hobby habe, und schon verschließe ich mich und rede nicht weiter. Es ist sein Totschlagargument. Aber es stimmt nicht.

Außen herum um mich passiert so viel, und ich bin wieder mal nur Statistin und Zuschauerin. Das war ich lange genug und ich war auch schon in der Rolle der Akteurin, aber es geht mir zu langsam und dann denke ich wieder es muß erst alles geregelt sein bevor ich mich in etwas neues stürze, und ich sehe auch das meine Freundin noch ihr Kind zu Hause hat, und nicht so kann wie sie will.

Im Moment fühle ich mich wie auf einer Drehscheibe
LG Babyboomer
Re: Auch Lesben hier?
19. August 2015 20:36
Hallo Mira,hallo Babyboomer,

wie alt seid ihr beiden denn? Nehme an Mira ist 73 geboren und Babyboomer 64,wie stehts denn mit eurern finanziellen Unabhängigkeit,ist ja auch noch mal so ein wichtiger Punkt.Gerade wenn man noch Kinder im Haushalt hat.
Wollt ihr euch von eurem Mann trennen ,oder strebt ihr eine "Vernunftslösung" an?
Wem zuliebe?Meine Entscheidung steht ,ich werde definitiv nicht mit meinem Mann zusammenbleiben,ich werde für mich selbst, wenn hier endlich mal Ruhe eingekehrt ist auch mal schauen müssen ob ich überhaupt homosexuell oder bisexuell bin,kann das im Moment nicht klar entscheiden.
Wie ist das bei euch,wie sicher seid ihr da?
Habt ihr Interesse privat zu schreiben,müssen dann hier nicht alles übers Forum machen.
Mache meine E-Mail Adresse öffentlich,könnt ihr euch ja dann mal überlegen.Man kann ja trotzdem hier weiter schreiben,aber vielleicht hat man ja auch mal was ganz privates zu sagen!
Würde mich auch interessieren wo ihr ungefähr zuhause seid.Könnte sich bei gutem Verstehen ja auch mal zum persönlichen Gespräch treffen.Ist doch auch noch mal was anderes und vielleicht würde man noch andere Gleichgesinnte ausfindig machen können.Finde es schön mit seinen Gedanken nicht so allein zu sein!

LG Daniela
Re: Auch Lesben hier?
19. August 2015 21:51
Hallo ihr ;-)

es ist sehr bewegend, zu lesen, was mit euch passiert.
Einige haben schon was dazu geschrieben.

Ich habe das alles vor 6 Jahren auch durchgemacht.
Wichtig war, zu erkennen, dass man nur für andere sorgen und da sein kann, wenn es einem gut geht. Selbstaufgabe und vorgeschobenen Pflichterfüllung sind nicht
zielführend.

Die Partner müssen garnichts ... nicht Verständnis haben, nicht sich öffnen, nicht ht sonstwas ... garnix ... die haben alles Recht erstmal aus ihrer Sicht sauer zu sein.

Sollte dann nach ca. 1/2 Jahr noch was von der ursprünglichen ggf. platonischen Liebe und Partnerschaft übrig sein, könne sich das ganze beruhigen.

Wichtig sind getrennte Schlafzimmer bzw. Privatsphäre ... man muss nicht mit jemandem im Bett oder Zimmer schlafen, mit dem man nix anfangen will bzw. wo es beendet ist, und man sauer aufeinander ist.
(Einliegerwohnung ist das Zauberwort, so war es auch bei mir)

Andere Angehörige oder Freunde und Ratgeber haben kein Recht, das ihre Wünsche und Empfehlungen erhöhrt werden ...

Werde später vielleicht noch was dazu schreiben.

Von daher würde ich es schön finden, wenn es weitgehend öffentlich bleibt.

Viele Grüße
Victor
Re: Auch Lesben hier?
20. August 2015 07:20
Hallo Daniela,
Klar können wir uns auch mal über Mail austauschen, es geht ja doch um ein sehr intimes Thema, jedenfalls in teil Bereichen. Muss ja nicht heißen, dass wir hier nicht mehr schreiben. Vielleicht gibt es hier ja auch die Möglichkeit eines geschützten Bereichs, auf den dann nur bestimmte zugreifen können.
Meine Hoffnung war ja eigentlich, verschiedene Meinungen bzw Erfahrungen zu lesen und vor allem halt auch Feedback zu kriegen.
Aber irgendwie gibt es sie hier nur sehr spärlich. entweder schreiben die Frauen dann alle privat,
Oder wo sind sie denn alle?
Jede schon glücklich getrennt, neu verliebt und alles harmonisch? Wohl kaum. Hmmmm

Ich bin 42 und wohne südlich von München. (Land!)
Meine Töchter sind 13 und 17 also noch nicht ganz flügge.
Ich hoffe, mein Mann kann es ertragen, dass ich wohnen bleibe ohne dass es ihm zu sehr weh tut.
Er würde mir lieber heute als morgen eine Wohnung mieten, ich kann aber hier noch nicht loslassen.
Die Kinder. Und ich will ihm helfen, das Haus noch fertig zu machen, und so jetzt nicht einfach abhauen, ihn in
Stich lassen, denn genau so würde es sich für mich anfühlen.
Und wenn es nicht für unsere gemeinsame Zukunft ist, dann für die Kinder.



Ob du jetzt lesbisch bist oder bi, ist eine gute frage.
Das weiß ich auch nicht, aber eher letzteres.
Und das ist wohl dann mit ein Grund, warum ich noch nicht ganz aufgegeben habe.

Ich würde mir echt wünschen, Erfahrungsberichte zu hören.
Re: Auch Lesben hier?
20. August 2015 08:21
Hallo Viktor,
Ja da gebe ich dir recht. Wenn es einem nicht gut geht, kann man niemand anderem helfen.
Ist aber leider Theorie.
Ich zum beispiel habe meine Eltern an der backe,
Was mir viel kraft raubt. Ich kann delegieren, aber nicht alles. So habe ich an jedem Montag das Vergnügen.
Langsam dämmert es mir, dass das so sehr an meine Substanz geht, was in keiner relation steht, denn die Belastung schlägt sich ja auch auf Beziehung nieder.

Nein, kein partner muss was.
Und klar darf er sauer sein. Und enttäuscht.
Und wahrscheinlich muss er dann auch nicht reden, wenn er das nicht will.
Auch wenn ich das noch so wünsche. Zu wissen, wie es ihm geht. Um ihn besser abholen zu können.
Aber ich muss halt auch kapieren dass man aus einem Moslem, dazu Kurde, keinen freigeisttlichen hippie macht. Und genau das bilde ich mir manchmal ein. O mann.

An Respekt zu ihm fehlt es mir. Ich bekämpfe stets seinen Glauben.
Will ihn weg haben.

Getrennte Betten ja das haben wir bereits. Es tut mir weh. Dabei bin ich es doch, die sich mit Gedanken trägt,
Mit einer Frau würde es ...
Selbst das will ich untergraben, es müsste mir doch klar sein, dass er meine Nähe jetzt nicht unbedingt schätzt. Und genau das kann ich dann doch wieder nicht aushalten.

Ich verlange unmögliches von ihm.
Warum ticken wir Frauen so kompliziert?

Viktor, vielen dank für deine Antwort. Ich finde es sehr wertvoll, von jemand der das schon hinter sich hat, Feedback zu kriegen.
Auch wenn du ein mann bist...frech grins!
Re: Auch Lesben hier?
20. August 2015 08:39
Hallo Mira73,
ich bin ja schon ein bisschen dabei und muss sagen dass im Moment viel hier von Frauen geschrieben wird. Ich bin auch in einem Forum in dem sich nur Frauen austauschen und daher wird der Anteil der Frauen die hier aufkreuzen ziemlich gering sein.
Ich bin gerne dabei wenn wir uns über PN austauschen und uns etwas aus dem öffentlichen zurückziehen. Geschützten Bereich gibt es hier meines wissens nicht.

@Daniela,
ich bin wie Du richtige geahnt hast Jahrgang 64. Wohnhaft bin ich in Bayern.
Kinder sind keine mehr im Haus, nur als Gäste, was aber auch ok ist. Finanziell bin ich von meiner Arbeit hier abhängig, bin ortsgebunden, das Unternehmen gehört meinem Mann, wir haben eine Kasse. Sprich wenn ich hier weg gehe bin ich arbeitslos.

Alles weitere gerne per PN.
Babybommer1964




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 21.08.15 19:59.
Re: Auch Lesben hier?
20. August 2015 08:53
Hallo Mira,
sind schwule Männer nicht auch ein wenig Frau *sfg*

In jedem Flieger steht, bitte erst selbst die Maske aufsetzen und dann erst anderen helfen.

Von daher ist es keine Theorie, sondern bitterste Wahrheit.
Du kannst erst mir voller Kraft für deine Eltern sorgen, wenn du mit dir klar bist
(zum Thema Eltern versorgen kannst du mich privat fragen ... wenn du willst)

Meiner Mutter habe ich es zuletzt gesagt ... von allen, denen ich es selbst gesagt habe.

Sie "liebt" mich noch immer genauso wie früher (... ).

Von daher ... warten auf später bringt nichts ... man muss es nicht überstürzen, aber mehr als 1/2 bis 1 Jahr hält man es sowieso nicht durch, die bewusste Lügerei und Verstellung ...

lieben Gruß
Victor
Re: Auch Lesben hier?
20. August 2015 09:51
Hallo Viktor,

ja klar seid ihr den Frauen gewissermaßen ähnlich. Ich mag schwule Männer immer schon, habe da auch nie einen Hehl daraus gemacht.
So haben wir auch oft Diskussionen am frühstück Tisch, du würdest dich kugeln. Oder auch schreiend davon laufen.
Mein Schwager denkt ja homosexuellzu sein wäre eine Krankheit, und allein von seiner Religion nicht tragbar.

Was meine sympathie für ihn nicht unbedingt stärkt

zum Glück nimmt ihn mein mann nicht allzu ernst.

Mein Mann ist sicherlich schon genug im Zwiespalt. Da muss er sich durch dieses Geschwätz nicht auch noch verunsichern lassen.

das mit dem sich um sich kümmern, stimme ich dir absolut zu. Mit Theorie meinte ich
dass ich es vom Kopf her zwar weiß
aber nicht weiß wie ich es umsetzen kann.

Vielleicht würde mir ein Auszug ja tatsächlich gut tun
paar tage zumindest. Um nur für mich zum da sein.

Bei mir sind so viele schuldGefühle da. Dabei funktioniere ich ja ohnehin schon lange nicht mehr.
Abstrus echt. Ich gehe nicht weg, weil ich ihn nicht im Stich lassen will
ihm würde es aber ohne meine permanente Anwesenheit besser gehen.
Re: Auch Lesben hier?
21. August 2015 17:39
Hallo zusammen,besonders Victor!

finde es gut auch mal nen Mann mit dabei zu haben,hat man vielleicht auch noch mal einen anderen Blickwinkel.
Habe gemeint,daß man sich mal privat schreiben kann(gibt ja auch ganz intime Dinge über die ich nicht hier öffentlich diskutieren möchte.) Den generellen Austausch hier im Forum würde ich auch gerne ausbauen,tut sich ja jetzt hier bischen was.
Auf jeden Fall stimme ich euch zu,daß man nur für andere da sein kann,wenn es einem selber emotional auch gut genug dafür geht.Ist so ähnlich für mich wie mit einer Autobatterie,Motor kann nur anspringen wenn man genug "Saft" hat,sonst braucht man selber immer wieder Starthilfe und irgendwann geht halt gar nix mehr.Hat der Partner dann auch nix mehr von,zumindest nicht wirklich.Im normalen Alltag geht das aber wahrscheinlich erstmal unter,wird gar nicht so richtig drüber nachgedacht.Die Arbeit,kinder, Pflege der Eltern,Mann (meiner hat seit Jahren Burnout,muss man sich vielleicht auch mal fragen warum),da hat doch anscheinend jeder von uns viel zu spät überhaupt gemerkt,wie schlecht es ihm geht,oder war das bei euch anders?
Da hat man mal ´nen schlechten Tag,´ne schlechte Woche,´nen schlechtes Jahr..........schleicht sich halt langsam so ein und mir ist erst spät aufgefallen,wie besch...en bei uns alles läuft.Denke um nicht wirklich was ändern zu müssen belügt man sich auch erst mal eine ganze Weile.ich glaube aber auch,das ich mich nicht in eine Frau verliebt hätte,wenn ich mit meiner Ehe so glücklich gewesen wäre,weil da hab´ ich mich ja früher auch nicht umgeschaut(Gelegenheit wäre sicher reichlich vorhanden gewesen) Warum jetzt eine Frau ,wo kommt das auf einmal her? Dachte immer entweder man ist homosexuell oder eben nicht,war mir nicht so richtig bewußt wie wandelbar die eigene Sexualität sein kann,fühle mich damit sehr verunsichert!Wie ist das bei euch?Komme mir fast vor wie ein anderer Mensch,der Horizont hat sich irgendwie verschoben.

LG euch allen Daniela
Re: Auch Lesben hier?
21. August 2015 19:48
Hallo Daniela,

Männer, Frauen ... ich denke WIR haben alle den gleichen Werdegang ... als Hetero geparkt, Partner, Familie etc. und dann bricht es sich Bahn.

Quote
Daniela
ich glaube aber auch,das ich mich nicht in eine Frau verliebt hätte,wenn ich mit meiner Ehe so glücklich gewesen wäre,weil da hab´ ich mich ja früher auch nicht umgeschaut(Gelegenheit wäre sicher reichlich vorhanden gewesen) Warum jetzt eine Frau ,wo kommt das auf einmal her? Dachte immer entweder man ist homosexuell oder eben nicht,war mir nicht so richtig bewußt wie wandelbar die eigene Sexualität sein kann,fühle mich damit sehr verunsichert!

Ich glaube, Homosexuell war man immer schon, ich z.B. habe immer nur Jungs nachgeschaut, ihr wisst schon ... der Hingucker ... von Links nach Rechts, nur Augen für Ihn ... Bei Mädels habe ich diese Faszination niemals gespürt. (Aber leider war es zu der Zeit üblich, für "innigere Freundschaften" nach dem anderen Geschlecht zu schauen, um Zärtlichkeit oder sogar Sex zu bekommen)
Nein, ich war bis 28 unberührt ... bis ich dann doch noch ne Freundin bekam ... und die musste mich erst verführen, bzw. erklären, animieren, beibringen, was Sex ist, und wie das geht.
Toll, von Null auf 100 dachte ich, endlich!! (dass das bloß von Null auf 5 war, wusste ich ja nicht).

Mit der Zeit ging die sexuelle Aktivität zurück, bis zum Erliegen (nach dem ersten Kind noch 2 Mal ... zum Üben und für das 2. Kind) ... über 10 Jahre nichts mehr.

Intensive Zärtlichkeit, Kuscheln, Küssen, Umarmen, das hat es so zwischen mir und meiner Frau nicht gegeben, mal Drücken oder Hand in Hand, ja sicherlich, und wir waren immer "Schatzilein" ... das Vorbild für alle Familien ... quasi heilig.

Trotzdem ging das gemeinsame Leben irgendwie den Bach runter ... wir sehen das mittlerweile so, dass fehlende Zärtlichkeit und Zuwendung dazu führt, dass Kleinigkeiten die Oberhand gewinnen ... und damit mittelfristig die Gemeinsamkeit und die Partnerschaft zerstören.

Von daher gehe ich davon aus, dass die Partnerschaft mit Deinem Mann zwangsläufig "kaputtgehen" musste ... Du hast keinen Bock auf Sex mit Ihm ... wie soll man da zufrieden sein. Und dann kommt da diese "Frau" ... (bei mir war es ein Mann) ... den man anschwärmen kann ... und und und.

Bei mir hat es sich gezeigt, dass nach ca. 1/2 Jahr des Kämpfens, der Trauer, des Wiederaufstehens, und des nicht locker lassens, die ursprüngliche Partnerschaft gesiegt hat und bestehen geblieben ist.
Wenn sich ein homosexueller Mensch mit einem heterosexuellen Partner zusammenfindet, dann muss da ganz ganz viel Liebe und Verständnis sein (platonisch versteht sich), sonst hätte das niemals funktioniert.

Wo steht geschrieben, dass das alles kaputt gehen muss, bloß weil man jetzt Zärtlichkeiten mit jemand anderem austauscht ... bloß weil jetzt eine Lücke ausgefüllt ist, die sowieso bestand, und zum Zerwürfnis geführt hat.

Bei uns hat sich gezeigt, dass im Herz viel mehr Platz ist, als für den EINEN Partner, der "üblicherweise" vorgesehen ist (...) Meine Frau und ich haben immer noch unser Haus, unsere Familie, aber wir beide haben jemanden, den wir auch noch lieben, mit dem wir das erleben können, was zwischen uns nicht so funktioniert hat. Wir gönnen es uns gegenseitig ... und wir freuen uns, wenn wir einfach mal wieder so zusammen sein können, wie wir das schon immer waren ... als Partner, als platonisch Liebende ... es kann wirklich schön sein.

Sorry, musste mal sein ... denn nirgendwo steht geschrieben, dass ALLES kaputtgehen muss, wenn man endlich zu sich selbst findet.

Alles Liebe
Victor
Re: Auch Lesben hier?
22. August 2015 13:12
Hallo,

habe ich dich richtig verstanden Victor ,wenn du schreibst, das du noch mit deiner Frau auf platonischer Basis zusammenlebst im gemeinsamen Haus ,ihr euch gegenseitig liebt und respektiert? Die Wünsche und Bedürfnisse auf sexueller Basis aber außerhalb eurer Ehe? von beiden Partnern gedeckt werden können? Finde ich eine super Lösung! Denke das kann aber nur funktionieren ,wenn dabei niemand zu viele Kompromisse machen muß. Mein Mann hat z.B. schon Schwierigkeiten Homosexualität zu akzeptieren ,sieht es als widernatürlich an.Wenn man sich s mal aus rein biologischer Sicht betrachtet ist ja auch der Sinn einer "Paarung" Reproduktion. Sämtliche Lebewesen auf der Erde würden aussterben.
Insofern hat er finde ich ja schon irgendwo recht,was für einen Sinn erfüllt dein Leben letztendlich wenn du keine Nachkommen hast? Wofür bist du dann hier? In der Natur sind oft kranke oder schwache Tiere nicht fortpflanzungsfähig ,letztlich sind wir doch auch nur Säugetiere,oder nicht?
Wie denkt dein Mann darüber Mira? Könnte mir vorstellen,daß es in dieselbe Richtung geht.
Wie kann eine sexuelle Ausrichtung denn "richtig " sein ,wenn ihr in letzter Konsequenz der Sinn fehlt?
Ich mach mir ja selber darüber Gedanken,gibts eigentlich nichts zu rütteln dran ,oder?
Tue mir bestimmt auch deshalb schwer es für mich selber als o.k. zu aktzeptieren.
Der Wunsch nach eigenen Kindern zum Erfüllen des Lebenssinnes war bei mir schon immer so klar vorhanden,welchen Zweck hat das Leben sonst? Arbeiten?,Geld verdienen?Erfolg?Besitz? Kann es doch irgendwie alles nicht sein!
Wie denkt ihr denn darüber?

LG Vera
Re: Auch Lesben hier?
22. August 2015 14:23
Hi Vera,
ja, Du hast mich richtig verstanden.
(mein Coming Out ist leider bei der Umstellung des Forums verloren gegangen ... eine Woche ... Drehbuch ... leiden, zweifeln ... dann doch machen ... und trotzdem weiterleben ...)

Wenn Dein Mann Schwierigkeiten mit "homosexuell" an sich hat, dann fehlt leider schon ein wenig von der gemeinsamen Weltanschauung, die ein Paar oder die "Partner" haben sollten.

Meine Frau hatte viele Schwule in ihrem Bekanntenkreis, sie wusste immer schon früh, dass und wer schwul ist (z.B. der Schuldirektor) ... ich habe das nie bemerkt.

Auch homosexuelle Lebewesen haben eine Daseinsberechtigung. Im Tierreich gibt es viele Individuen, die sich nicht vorrangig selbst vermehren (Arbeiterinnen bei Bienen, Wespen und Ameisen), selbst in Schwärmen von Delphinen und Walen gibt es Männchen, die meistens nur dem "Leitbullen" bei der Paarung helfen (und dann ggf. zum Zuge kommen, wenn das überhaupt nix wurde ...). Blöderweise haben gerade Männchen in manchen Arten eine sehr kurze Lebensdauer (eben genau bis nach dem Paarungsakt ... ob das erstrebenswert ist ...???)

Soweit ich weiß, haben Gruppen von Idividuen größere Überlebensschancen, wenn es ein paar "schwule Onkels" gibt, die sich auch z.B. um Kinder und um das Gemeinwohl kümmern (gilt natürlich auch für lesbische Tanten.)
In Südamerika bei den Indios war es "common sense", dass es in einer Familie immer mal wieder einen Mann gibt, der "anders" ist. Statt Weibern und Wild hinterherzujagen, bleibt er zu Hause, kümmert sich um die alternden Eltern, sagt das Wetter vorher, und heilt ... (Medizinmann nenne ich ihn, es gibt genauso auch die Medizinfrau).

In unserer Gesellschaft war Schwulsein lange verpönt ... und so landeten viele Homosexuelle TROTZDEM in heterosexuellen Partnschaften und bekamen Kinder. (Ich wollte immer genau zwei ... und das geht nur und ging damals nur mit ner Frau ... also ...)
Wenn man sich anschaut, dass Homosexuelle oft in Erziehungsberufen arbeiten, kann man verstehen, wie groß der Wunsch ist, sich um Kinder zu kümmern und selbst welche zu haben. Der homosexuelle Schuldirektor meiner Kinder sagte mir, er beneide mich nicht um meine Situation, aber um meine eigenen Kinder.

Mir hat mal ein süßer 22-Jähriger gesagt, dass er seine WG-Partnerin heiraten wird, nur damit sie ein oder zwei Kinder bekommen können ... trotz dass er schwul ist ... von daher werden biologisch Schwule (und Lesben) niemals aussterben (sonst gäbe es sie längst nicht mehr).

In Mexiko gibt es ein Dorf bzw. eine Gegend in der Homosexualität vordergründig bei Männern sehr viel häufiger auftritt als woanders. Diese "Muxe", wie sie genannt werden, sind Männer, die sich wie Frauen benehmen, und auch deren Berufe und Tätigkeiten ausüben. Sie können sowohl mit einer Frau, als auch mit einem Mann verheiratet sein, keiner der anderen Partner gilt als "anders" oder homosexuell ... (wahnsinnig praktisch !!)

Von daher haben homosexuelle Ausrichtungen durchaus ihren Sinn und ihre Berechtigung.

Die heterosexuelle Einehe ist nach meiner Kenntnis eine Erfindung der Kirche (im frühen Mittelalter), damit die damals herrschenden "Unsitten" erstmal ein Ende bekamen ... (und die Ehe an sich war eher eine Versorgungs-, Lebens- und Vermehrungsgemeinschaft ... Erotik, Sex etc. holte man sich dann schon mal gerne woanders ... und auch damals konnte nicht jeder Kinder bekommen ... Knechte und Mägde waren mehr oder weniger außen vor ... trotz Heterosexualität)

Das mal als Abstecher in ein anderes Weltbild.

Liebe Grüße
Victor
Re: Auch Lesben hier?
22. August 2015 22:18
Hallo,

ja sicher hast du mit allem was du schreibst recht Victor (bist übrigens ein sehr interessanter Gesprächspartner) Habe selber Hunde und mich deshalb auch mit deren Rudelstruktur genauer beschäftigt. Auch im Wolfsrudel dürfen sich nur die ranghöchsten Tiere paaren ,"Onkel und Tanten"
helfen aber sehr bei der Jungenaufzucht mit,ich denke im Tierreich hat dies wirklich nur "evolutionäre"
Gründe,ob und warum sich die Leittiere vermehren dürfen.Wer sagt denn ,das die "schwulen"Tiere dies nicht aus Mangel an anderen Möglichkeiten werden (denk mal an homosexualität z.B. im Gefängnis)
Soviel zu deinen Beispielen aus dem Tierreich.
In Bezug auf menschliche Verhaltensweisen spielt immer irgendwo der Verstand mit.Ist ja nicht nur "Triebsteuerung".,bei einigen Verhaltensweisen geht es ja auch eher um das "Rollenverhalten" (Gender
und nicht um die reine sexuelle Ausrichtung.
Der Mann in einem Erziehungsberuf entspricht ja nicht dem klassischen Rollenbild in unserer Gesellschaft,ebensowenig die Frau als Mechanikerin (ist übrigens mein Beruf)
Das hat aber doch nichts mit der sexuellen Orientierung zu tun,für mich sind das 2 paar Schuhe.Insofern ist doch der von dir angeführte Medizinmann nicht zwangsläufig Schwul.Habe mit dieser Sichtweise ein Problem.Das ich mich schon immer für technische Dinge interessiert habe und nicht mit Puppen gespielt habe macht die Wahrscheinlichkeit sich zum selben Geschlecht hingezogen zu fühlen doch nicht wahrscheinlicher,oder?
Zumindest wäre mir das ja dann wohl viele Jahre nicht aufgefallen.
Denke eher darüber nach ,ob es nicht möglich ist sich selber (und seinen Partner) so zu "belügen" in bezug auf die sexuelle Orientierung,weil sonst Kinder in "normalen,geordneten" Verhältnissen nicht ,oder nur viel schwerer zu realisieren gewesen wären.Kann man das im Unterbewußtsein evt. so steuern ohne sich dessen bewußt zu sein ?Mit böser Absicht habe ich meinem Mann sicher nix vorgemacht,war mir ja dessen selber nicht bewußt! Aber welche "Schuld" hätte ich mir da aufgeladen? Mache mir diese Gedanken weil ich einfach nicht glauben kann/will ,daß ich nie vorher etwas "gemerkt" habe. Ist das so oder hab ich das geschickt verdrängt und meinen Mann um ein Leben mit einer anderen Frau "betrogen".Er hat ja dann die Mogelpackung bekommen.Eine Partnerin mit der er kein erfülltes Sexualleben haben konnte,weils einfach nie der "Burner" war.Wieviel Frust und Enttäuschung hätte ich ihm da ersparen können/müssen?

LG Daniela
Re: Auch Lesben hier?
22. August 2015 23:38
Danke ;-)

Aber ich glaube doch, dass Interessen und sexueller Orientierung was miteinander zu tun haben ...

Das mit dem Medizinmann habe ich nicht erfunden, sondern irgendwo gelesen ... und rein statistisch ist bei 4 -8 Kindern eines homosexuell.

Ich selbst habe als Kind schon bei meiner Mutter in der Küche gesessen und mit "Spielwasser" gekocht.

Ich hatte weder Lust zu Raufen noch Lust auf Fußball ... aber ich wollte eine Puppe ... und die bekam ich sogar, nämlich als meine jüngere Schwester so eine bekam, dir die schon hatte. Allerdings wollte ich, dass es ein Junge war ;-)

Ja, ich hatte meine Orientierung total verdrängt ... und damit auch meine Frau um ein erfülltes und tolles Sexualleben gebracht ... unbeabsichtigt.
Auch diese Erkenntnis war ein Grund mit für das Coming Out ... denn ein Leben ohne tollen Sex wünsche ich niemanden ... schon garnicht meiner Frau, denn die habe ich doch lieb ("ich liebe dich" ... konnte ich nie zu ihr sagen)

Jetzt genießt sie die Zuwendung und den Sex mit ihrem Freund ... und ich gönne ihr das von Herzen ...

Alles, was in der Natur überlebt, macht irgendwie Sinn ... von daher hat auch Homosexualität ihren Sinn ... und ist der Arterhaltung zumindest nicht abträglich ;-)

Viele von uns "Späten" müssen die Entscheidung treffen, wie sie die zweite Hälfte des Lebens verbringen wollen. Ich denke, das Leben ist zu schade und zu schön, für eine Lebenslüge und Entsagung die einem hinterher niemand dankt (Ich glaube an ewigen Frieden, Liebe und Vergebung, aber nicht an ein paar Bonbons oder Incetives für "pseudo Wohlverhalten" ... ich pfeif auf 40 oder 70 Jungfrauen oder Jungmänner ...)

Für mich galt: Besser spät als nie die richtige Ausfahrt nehmen, statt ewig im Kreis zu fahren.

Jetzt kann ich für meine Lieben da sein, als Sohn, Vater, Onkel, mit Vollgas, statt schaumgebremst oder ständig eine beruflich längere Besprechung vortäuschen zu müssen (Nein, ich sage offen, dass ich auf Party oder in die Sauna gehe oder ein Date habe ... oder jetzt zu meinem Freund fliege ... und gut ist ... Patchworkfamilienleben hat so seine Vorteile ...)

Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit auch sich selbst gegenüber und gegenüber Anderen hat bei mit höchste Priorität.

Dein Mann hat es verdient, eine Frau kennenzulernen. die sich freut, ihn im Arm, in ihrem Bett und in sich drin zu haben ... das muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass eure (platonische) Zeit und Liebe vollkommen zu Ende ist.

Es gibt mehr Möglichkeiten, als man dachte ;-)

bin gespannt!

liebe Grüße
Victor
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