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Inneres co mit 40

geschrieben von balo 
Inneres co mit 40
20. März 2013 20:45
Hallo zusammen,
ich bin 40 Jahre alt, und vor ca 6 Wochen ist mir aufgefallen, dass ich höchstwahrscheinlich Schwul bin. Vor dieser Zeit habe ich gedacht, dass ich zu 100% Hetero bin. Das einzige Anzeichen was es
schon immer gab, war dass mich der Sex mit Frauen irgentwie nicht so richtig anmacht. Ich hatte
dies aber nie darauf zurückgeführt, dass ich schwul sein könnte.
In meinem bisherigen Leben hatte ich auch noch nichts mit einem Mann, aber ich stelle mehr und mehr fest, dass ich Männer attracktiver finde. Schwule in meinem Bekanntenkreis existieren auch
nicht. In der ersten Woche wo es
mir aufgefallen ist, dass ich höchstwahrscheinlich Schwul bin, war es für mich erstmal wie ein Schock.
Dieser Schock ist zwar mittlerweile um, aber trotzdem liegt noch eine schwere psychiche Last auf mir, denn ich weiss dass dies Mein Leben verändern wird, und zwar in eine Richtung, die ich mir vorher nicht so vorgestellt hätte. In unserer Gesellschaft ist es zwar heutzutage nicht mehr schlimm Schwul zu sein, aber es ist auch noch lang nicht egal.
In meinem Umfeld bin ich noch absolut ungeoutet, ich beabsichtige es aber demnächst zu tun, wenn
ich mir noch sicherer geworden bin. Mit dem sich sicherer Werden, das ist wahrscheinlich auch so eine Sache, denn wenn man es sich nicht eingestehen Will, findet man möglicherweise immer einen
Weg sich selbst zu belügen.
Meine Frage an euch ist, wie man diese psychiche Belastung d.h. die eigenen Gedanken, die sich
als um die gleiche Sache drehen, los wird. Hilft da ein äusseres commin out?

viele Grüße balo
Re: Inneres co mit 40
20. März 2013 21:54
Hallo Balo,

Coming-out bedeutet doch, dass Du Dir wichtigen Menschen, also Familienangehörigen, Freunden etc. mitteilst, dass Du schwul bist. Für diesen Schritt solltest Du Dir sicher sein und das bist Du meiner Ansicht noch nicht.

Ich konnte beispielsweise bei mir beobachten, dass sich mein Interesse an pornographischen Darstellungen sehr schnell und sehr stark Richtung schwul verschob. Ich fand auch Männer deutlich attraktiver als Frauen. Es gibt Beratungsangebote, die Dir Orientierungshilfe geben können, aber da habe ich keine Erfahrungen. Sicher werden sich hier noch andere äußern, wie sie die Verränderung bei sich wahr genommen haben.

Natürlich drehen sich deine Gedanken darum, das ist ganz normal. Aber Du solltest Dir aus meiner Sicht die Zeit nehmen, sicher zu gehen und keine vorschnellen Schritte unternehmen.

Schöne Grüße

Volker
Re: Inneres co mit 40
20. März 2013 22:59
Lieber Balo,

zunächst einmal ein herzliches Willkommen hier. Schön, daß Du es hier in dieses Forum gefunden hast.

Da läuft ja bei Dir sicher sehr viel gerade Innerlich, wenn Du gerade kurz vor Deinem Coming bist. Wie kam es denn, daß es Dir JETZT gerade so deutlich klar geworden ist? Aber auf jeden Fall ist es nichts Ungewöhnliches, daß einem das erst so "spät" klar wird, da gibt es viele Fälle. Mir war es zwar schon "immer" bei mir bewußt, aber es hat erst sehr spät dazu geführt, daß ich mich nach außen outete.

Wobei das auch der Punkt ist bei Dir: werde Dir erst einmal selbst ganz sicher, was mit Dir los ist und überstürze nichts. Heißt nicht, daß Du einem solchen Schub in Dir nicht auch ein Stück weit nachgeben solltest, aber pass auf, daß Du Dich auch nicht überforderst. Und bevor Du Dich dann Deinen Freunden und/oder Deiner Familie anvertraust, solltest Du Dir selbst darüber bewußt sein, wohin die Reise denn so ungefähr gehen soll. Du allein gibst da das Tempo vor.
D.h. ich würde Dir dringend raten, erst daß innere CO, dann erst das äußere. Und auch da nimm Dir Zeit, um Dich den Menschen, die Dir wichtig sind, richtig anzuvertrauen.
Ob sich danach so extrem viel verändert, hängt zum größten Teil auch von Dir ab. Ich habe bei mir das Gefühl gehabt, daß ich mich nicht um 180 Grad geändert habe, sondern daß ein "neuer" Aspekt an mir hinzukam. Meine Homosexualität war eine Ergänzung, nicht ein Erdbeben, daß alles Vorherige zerstörte.
Das kann man also so oder so handhaben. Wenn Du Dich also dazu entschließt, Dich zu outen (auch nach außen), hast Du auch eine Stück weit die Möglickeit, alles weitere zu gestalten. Du kannst der alte Balo bleiben mit einer neuen Facette, Du kannst aber natürlich auch einen etwas neuen Balo gestalten. Ich für meine Person habe eher den ersten Weg gewählt und habe nie die Brücke zu meinem "alten" bisherigen Leben abgebrochen - und für mich war das auch richtig.

Das so ein paar erste Gedanken zu Deinem Beitrag. Wenn Du uns noch mehr mitteilen und berichten möchtest, bist Du herzlich dazu eingeladen. Du kannst auch gerne privat schreiben. Manchmal hilft es einem, wenn man seine Gedanken etwas sortiert niederschreibt.

Und vielleicht kriegst Du ja noch mehr Gedanken hier mitgeteilt, andere Ideen und Modelle. Lies Dir alle durch und nimm Dir stets nur das jeweils mit, was FÜR DICH auch RICHTIG ist.

Ich drücke Dir die Daumen und wünsche Dir ganz viel Glück, Erfolg und Kraft,

liebe Grüße,
sagt der
Mickey2 :-)
Re: Inneres co mit 40
21. März 2013 10:11
Hallo Balo,
schön von Dir zu lesen ...

Irgendwann liegt es einem glasklar vor Augen, es fehlt nur noch der Schritt, es SELBST zu begreifen und zu akzeptieren.

Ich hatte mal gelesen, man stellt sich vor den Spiegel, und sagt es sich selbst ins Gesicht: "Ich bin Schwul". (Ich habe das gemacht, es war soooo wahnsinnig schwer, ich habe dabei und danach Rotz und Wasser geheult ...)

Danach ist man erstmal umgekrempelt, denn einiges, was man sich bisher nicht "erlaubt" hatte, hängt mit dem bisherigen Umgang mit sich selbst zusammen. Jetzt, wo man sich aktzeptiert, kann man andere Dinge machen, ohne sich dabei schlecht oder komisch zu fühlen.

Das äußere Coming-Out war bei mir auch so ein Ding, am liebsten hätte ich es aller Welt gesagt, es rausgeschrien, mich vor die gesamte Mannschaft gestellt und gesagt "hey Leute, ich bin schwul" ...

Aber in wirklichkeit interessiet das niemanden. ... (das musste ich mir von meiner Frau sagen lassen ... die damals auch noch Bammel davor hatte, dass es jemand erfährt ... aber im Prinzip hatte sie vollkommen recht).

Meiner Frau sagte ich es zuerst, dann meiner Schwester und einem sehr guten Jugendfreund, den ich wieder gefunden hatte.

Ansonsten besteht eigentlich überhaupt keine Notwendigkeit es jemandem zu sagen.

Allerdings habe ich angefangen "es zu leben". Ich ging in Clubs, Kneipen, Bars, Diskos etc. und es war mir egal, ob mich dort jemand sehen würde oder erkennen würde. Ich habe mich bei GR angemeldet, MIT BILD, denn wer dort rumsurft, und mich sehen sollte, der ist selber schwul, also, was solls.

Nachbarn und Bekannte im Ort werden gemerkt haben, dass bei mir öfter der gleiche Mann auftaucht ... egal, entweder sie denken sich was, oder eben nicht ...

Oft wird beiläufig über Wochenendaktivitäten berichtet. Dabei "outen" sich die meisten ja als Hetero, wenn sie von Unternehmungen mit Frau und Kindern erzählen ... nun ja, da kann man fallenlassen, dass man mit seinem Freund ... ok, muss auch nicht unbedingt sein,

Von daher besteht kein Grund zu einem vorschnellen äußeren Outing. Und im Beruf gilt sowieso, Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps ... es geht niemanden im Business was an, was hinter der Schlafzimmertüre passiert ...

Wünsche Dir viel Glück mit Deinem neuen SELBST!
lg.
Victor
Re: Inneres co mit 40
21. März 2013 11:00
Lieber Balo,

Victor hat natürlich recht: man MUSS sich bei niemanden outen, das entscheidest alleine DU.
Aber ich für meinen Teil muss sagen, daß es mir geholfen hat, es meinen engsten Freunden zu sagen. Ich habe Freundschaften, bei denen man sich viel bis alles sagt, und das taten meine (Hetero)Freunde stets auch bei mir. Und teilweise erfuhr ich exklusiv von ihnen Details aus ihrem Leben, die sie anderen nicht mitteilten.
Ich muss gestehen, daß ich mich oft schlecht gefühlt habe, mich - wenn sie so viel Vertrauen in mich setzen - so zu verstecken. Und ein Stück weit war es auch dieses Gefühl, daß ich mich vor meinen engsten Freunden nicht immer verstellen muss, mit-ausschlaggebend für mein Coming Out. Freundschaften bestehen auch aus Vertrauen. Ein Freund kann mir viel Schlechtes antuen durch Launen etc., aber ich halte zu ihm, aber Vertrauen muss jederzeit vorherrschen. Ohne das geht es nicht.
Es tat mir dann bei meinem Coming Out sehr gut und es war die beste Phase meines Lebens, meine Freunde "in's Vertrauen" zu ziehen und endlich mit ihnen "auf Augenhöhe" zu sein.

Ich wollte "meinen Wegen" auch stets MIT den Leuten gehen, die mir wichtig sind, und daß waren und sind meine Freunde, egal welche sexuelle Orientierung sie haben - also auch Heteros logischerweise. Und wenn sie gute Freunde sind, stehen sie zu Dir, unterstützen Dich und - das wird schnell geschehen - irgendwann ist es eh egal, weil es für sie vielleicht gar nicht sooooo wichtig ist, daß Du schwul bist. Du bist "Balo", und das wird zählen.

Ich schreibe Dir das, weil ich mit diesem Weg gute Erfahrungen gemacht habe und ich nicht meine ersten dreißig Jahre mit meinem Coming Out wegwerfen wollte. Die gehörten und gehören zu mir wie die Zeit nach meinem Coming Out. Im nachhinein würde ich wohl das Meiste wieder genauso machen. Vielleicht hätte ich mich einen Tick eher geoutet, hätte ich gewußt, wie gut das Gefühl ist, wenn man sich nicht mehr verstecken muss. Aber ich bereue auch nichts.

Nochmal: nur Gedanken von mir, wähle DU DEINEN Weg. Du bist der Regisseur.

Liebe Grüße,
sendet der
Mickey2.
Re: Inneres co mit 40
21. März 2013 11:22
Hallo balo,

ich kann Deine Gefühlslage gut verstehen. Mir ging es genauso, insbesondere der Schock, das zum ersten Mal wahrzunehmen (oder nicht länger unterbewusst wegschieben zu können), war für mich enorm. Das war bei mir vor ca. 5 Jahren, und habe damals - gefühlt - mein gesamtes Weltbild, was richtig und falsch ist, verloren bzw. ich habe inzwischen erkannt, das es gar nicht meins war und auch nicht zu mir passte.

Ich habe mir das Recht genommen, in meinem Tempo voranzuschreiten, und auch zwischendurch mal anzuhalten.
Ich habe bei mir gemerkt, das die Ablehnung meines Schwulseins ziemlich tief in mir verankert war und es vieler Schritte und Erfahrungen bedurfte, dies im GUTEN für mich anzunehmen.

Deine Frage, ob ein äußeres CO hilft, kann ich nur für mich beantworten (ich habe das äußere vor dem inneren
erlebt): JA, aber höre gut auf Dich. Du hast Dir über viele Jahre irgendwie Gewalt angetan (unbewusst, durch Verleugnen etc.) und jetzt darfst Du für Dich einen FÜR DICH stimmigen Weg finden, mit den Schritten, die Victor hier immer so blumig beschreibt: Ausprobieren, Genießen, Rückschläge erleben, Zweifel und Ängste angehen, Weitergehen).

Und noch etwas: die hier im Forum manchmal negativ dargestellte Unterstützung durch Therapie habe ich als äußerst wichtig und gut erlebt und würde dies hier empfehlen, da vielleicht auch das Verdrängen von eigenen Bedürfnissen eine lange Tradition bei Dir hat. Die anderen Gruppen und Möglichkeiten findest Du ja auch hier ausführlich beschrieben.

Der Weg ist manchmal ziemlich schwer und auch nicht sehr gerade, manchmal tut es weh, aber Du gehst Ihn nicht alleine, und es lohnt sich so sehr!

Ich wünsche Dir Kraft, Mut und Geduld. Das Du dich hier mitteilst finde ich toll und mutig von Dir.

Viele Grüße
Norman
Re: Inneres co mit 40
21. März 2013 21:31
Hallo Zusammen,

vielen Dank für eure Antworten, durch die ich mich sehr gut verstanden gefühlt habe. Alleine durch das Lesen der Antworten fühle ich mich schon etwas befreiter.
Natürlich werde ich wie Folk0207 mir es empfohlen hat, noch ein weilchen warten und die Situation
noch genauer überprüfen, denn ich bin mir ja wirklich noch nicht so sicher .
Ich sehe das im moment eigentlich sehr ähnlich wie Mickey2, denn durch dieses "Geheimnis" isoliert
man sich selbst, und ist mit seinen Gedanken allein. Aber wahrscheinlich ist es erstmal noch ein
weiter Weg dahin, bis man selbst dazu stehen kann. Auf die Frage von dir Mickey2, wie es mir den
aufgefallen ist, das ich schwul sein könnte, kann ich dir folgendes erzählen.
Vor ca 1 Jahr, bekamen wir einen neuen Mitarbeiter in unsere Arbeitsgruppe, der dann zu mir ins
Büro kam. Seitdem teilen wir ein Büro miteinander, und verstehen uns auch sehr gut. Er hat mir
schon am Anfang mitgeteilt, dass er Schwul ist, womit ich auch kein Problem hatte. Ich hatte es auch
sehr schnell wieder vergessen. Ich hatte mich die ganze Zeit sehr gut mit ihm verstanden, so
auf Kumpelebene. Aber seit einigen Wochen, hat sich da bei mir etwas deutlich geändert. Mir war
eigentlich sofort klar was los ist. Diese Art von Gefühlen, für das gleiche Geschlecht waren mir
bis dahin noch absolut unbekannt, was zur Folge hat, das ich sie auch jetzt noch versuche zu
verdrängen. Aber keine Chance, die Gefühle sind da.
norman hat die Sache sehr gut getroffen, wo er meinte, ich habe mir viele Jahre selbst Gewalt
damit angetan, dass ich meine eigenen Wünsche verdrängte. Das ist wahrscheinlich auch der
Grund, warum jetzt bei mir (mit 40) mein mögliches Schwulsein so ins Bewusstsein geknallt ist.
Ich habe zwar im Moment mit meinen Gedanken zu kämpfen, aber irgenwie habe ich kein
schlechtes Gefühl bei dem was da auf mich zukommt (Der Geist ist willig aber das Fleisch ist schwach.).
Wenn ich mir dann mal sicherer sein sollte mit meinem möglichen schwulsein, mache ich es wie Victor, und schreie es aller Welt ins Gesicht, denn ich musste es auch lange genug verdrängen.


Viele Grüße balo
Re: Inneres co mit 40
21. März 2013 22:35
Oh balo,
genauso ist mir das auch passiert ... da kommt ein Kerl in Dein Leben ... einfach so "nebenbei" (ok der ist schwul) .,. und dann kriegt das Unterbewusstsein ENDLICH "grünes Licht" (hey, endlich was, was ich wirklich geil finde, und falls ich mich verlieben sollte, der Kerl ist sowieso schwul ... macht also nix ...)

Ok, mickey2 beschreibt, dass man sich "outet" bei Bekannten bzw. Freunden, WEIL man auch immer so viel erzählt bekommt und weil man (immer noch) dazugehören möchte ...

Nein, das sehe ich nicht so und bleibe dabei, man muss es (fast) NIEMANDEM erzählen. Viel wichtiger ist, ES EINFACH ZU LEBEN. Da kann es schon mal vorkommen, dass man mit einem Mann irgendwo zusammen gesehen wird (und falls man drauf angesprochen wird könnte man immer noch was dazu sagen, muss man aber nicht).
Allerdings kann man(n) vom Wochenende erzählen ... "war mit einem Bekannten auf einer Fahrradtour" ... oder "war mit meinem Freund auf Sylt/Ibiza/GranCanaria" ... das strahlt für mich eine fast schon "entwaffnende" Realität aus, die jegliche zweifelnde oder ablehnende Frage oder Statmen überflüssig macht.

Ich z.B. habe in meiner Kindheit, Jugend und fast meinem ganzen Leben so gut wie niemals körperlicher Zärtlichkeit erfahren (bis auf ein Jahr, das ich in einer Clique verbrachte, die sich "ständig umarmte", wobei ich das zu Anfang blöd fand, dann genoss, und nach Ende der Zeit sehr schmerzlich vermisste). Jetzt genieße ich es, dass "Schwule" sich gerne umarmen mit Bussi links und rechts ... und ich mache das auch einfach bei Heteros, die ich gerne mag. (Zum Schreck aller, habe ich Mutter und Tante meines Freundes auch so geschnappt und bebusserlt ... )

Hey, ich darf das, ich bin schließlich schwul

*grins*

lg.
Victor
Re: Inneres co mit 40
21. März 2013 23:11
Lieber Balo,

danke für die erklärenden Worte, das kann ich gut nachvollziehen. Und ich finde es gut, daß Du die richtigen Schlüsse ziehst. Du scheinst Dir sehr sicher zu sein und es ist offenbar für Dich nun auch kein Beinbruch. Alles echt gute Voraussetzungen, nach und nach nun in Deinem Tempo die weiteren Schritte zu tun. Ich habe den Eindruck, das wird Dir auch nach und anch gelingen. Und daß Du dann, wenn Du soweit bist, auch diese Seite ausleben möchtest, ist nur recht und billig. Ich wünsche Dir alles Glück der Welt, daß das alles gut hinhaut :-)

@Victor: Hm, ich glaube, daß Du meine Worte falsch oder nur bedingt richtig interpretiert hast. Es klingt für mich der Aspekt zu stark, daß ich mich aus "Verpflichtungen" heraus bei meinen Freunden heraus geoutet habe. Das stimmt natürlich zum Teil und ich habe ja beschrieben, warum mir das u.a. ein Bedürfnis war. Aber der Hauptgrund ist, daß ich natürlich meine engsten Freunde in irgendeiner Form sehr mag und liebe, und das hat ja nichts damit zu tun, welche sexuelle Orientierung sie haben. Sie sind z.T. "meine Familie", mein Rückgrad und meine Stütze, sie sind z.T. seit mehreren Jahrzehnten für mich da, gingen mit mir durch dick und dünn und werden das hoffentlich solange tun, solange es sie oder mich noch gibt. Punkt.
D.h. nicht, daß ich nun eben nicht auch "neue Freunde oder Bekannte" habe. Den größte Teil meiner Freizeit verbringe ich derzeit mit ihnen, aber ich werte da nicht etwa Heterofreunde als weniger wichtig als schwule Freunde. Es sind Freunde, wir mögen uns und das finde ich gut. Und so wie Du weiter zu Deiner Frau stehst, stehe ich zu ihnen, das ist meine Natur. Und deswegen kenne ich Kategorien wie "das geht sie doch gar nichts an" gar nicht. Ich rede hier aber nicht von Arbeitskollegen, Nachbarn usw. sondern von Herzensfreunden, und soooo viele sind es natürlich nicht.
Ich mag auch nicht mein altes Leben entwerten und sagen: so, erst jetzt fange ich so richtig an. Wie armseelig wäre das denn? Dann hätte ich ja 30 Jahre falsch gelebt. Habe ich aber nicht, und ich habe immer so gelebt, daß der Augenblick für mich o.k. war und ist. Das ist so mein Motto, wenngleich ich den Begriff "Carpe diem" allmählich abgegriffen finde. Es interessiert mich nur bedingt, was in einigen Jahren sein wird (natürlich stimmt das nicht in allemn Bereichen), sondern wie ich mein Leben jetzt gerade gestalte.
Derzeit bin ich in einer Clique jüngerer Bekannten und Freunde und hole ein wenig das Partyleben nach, daß mich früher nicht so interessiert hat. Ich arbeite an diversen Projekten und das erfüllt mich. Aber ich freue mich auch auf einen netten Bierabend mit einem (Hetero)Freund. Warum entweder/oder? Es geht doch beides, wenn man ehrlich zu sich und anderen ist.
Und alles Neue ist ja nicht immer gut. Ich habe auch "neue Freunde" seit meinem Coming Out kennengelernt, von denen ich dachte, sie seien es wert, daß man ihnen vertraut. Und was wurde ich maßlos enttäuscht und verletzt, musste erkennen, daß manche eigentlich Psychos sind. Von einigen ließ ich mir fünf Jahre vorspielen, daß sie mein Freund seien. Wie froh bin ich dann in solchen Momenten, in meinen "alten" Kreis zurückzukehren, wo ich mich ein wenig von solchen Enttäuschungen erholen kann.
Abschließend möchte ich betonen, daß es sich lohnen kann, seine bisherigen Weggefährten - wenn man eben gute hat - mitzunehmen, sie in's Vertrauen ziehen sollte, denn man bekommt ggf. dadurch viel Stütze, Hilfe und gute, stärkende Stunden. Das heißt nicht, daß man deshalb nicht auch seine neue Seite ausprobiert und schaut, was da alles auf einen zukommt. Aber viele dieser neuen Freunde müssen sich ggf. erst noch bewähren, und es ist im Enttäuschungsfall immer gut, nicht sämtliche Brücken abgebrochen zu haben.

Naja, ist eigentlich eine Mini-Botschaft, dennoch viele Worte von mir. Muss ja auch nicht für alle richtig sein. Aber ich wollte diesen Asdpekt auf jeden Fall nochmal unterstreichen.

Liebe Grüße Euch Beiden,
Mickey2 :-)



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 22.03.13 16:47.
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