Hallo,
ich bin 34 und stellte vor ungefähr 3 Monaten für mich fest, dass ich schwul bin. Gerne würde ich davon erzählen.
Dass es so sein könnte, wusste ich schon immer. In meiner Jugend hatte ich die ein oder andere sexuelle Erfahrung mit Männern. Ich war aber auch durchaus in der Lage Beziehungen mit Frauen einzugehen und so war ich bis Anfang des Jahres mit meiner Frau zusammen.
Da ich aus einem streng katholischen Elternhaus komme, habe ich meine Neigungen nicht zugelassen und bis dato verdrängt. Mein eigener Glauben hat es u.a. nie zugelassen.
Ich heiratete meine Frau, weil es sich so gehörte und war mir bereits am Hochzeitstag bewusst, dass ich unglücklich werden würde, dass ich sie unglücklich mache. Sie wusste von meinen Neigungen und ignorierte es gekonnt, denn die Frau liebte mich wirklich. Ich liebe sie auch, aber nicht auf die Art und Weise wie sie es verdiente.
In den gemeinsamen Jahren mit meiner Frau spielte ich meine Rolle als heterosexueller Mann gut. Jeder sah in uns das "perfekte", attraktive Ehepaar. Wir hatten ein Haus, ein Kind war in Planung, beruflich hatte ich einen guten Stand, und ich passte mich den Vorstellungen meiner Familie an. Aber es fehlte mir stets etwas.
Ich bin ihr nie fremdgegangen, obwohl ich sexuell frustriert war und der Sex mich nie befriedigte. An andere Männer habe ich aber durchaus gedacht.
Vor einigen Jahren verknallte ich mich prompt in einen Freund von mir. Uns verband eine tiefe Freundschaft und wir verbrachten viel Zeit miteinander. Ich fand in ihm alles, was ich mit meiner Frau nicht hatte. Wir machten beide Musik, gingen auf etliche gemeinsame Rockkonzerte und verstanden uns blind. Eines Abends küsste er mich, als wir beide was getrunken hatten. Es löste mehr in mir aus als bei allem was ich je mit einer Frau hatte und ich verstand die Welt nicht mehr.
Er gestand mir seine Zuneigung und ich entwickelte Gefühle für ihn, die ich als verheirateter Mann nicht haben sollte. Ich war zudem Zeitpunkt aber noch nicht soweit, mir einzugestehen, dass ich eigentlich schwul bin und schon gar nicht war ich bereit, mich von meiner Frau zu trennen. Meiner heilen Familie. Nicht auszudenken, was es auf der Arbeit für Konsequenzen hätte.
An meinem Geburtstag im Juni, da waren meine Frau und ich bereits getrennte Wege gegangen, traf ich mich mit einem anderen Mann den ich online kennenlernte. In der Nacht hatte ich den leidenschaftlichsten und erfülltesten Sex seit Jahren. Der Mann rüttelte mich auf und ich begriff, ich bin schwul.
Es entwickelte sich in den letzten Monaten etwas zwischen ihm und mir, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich etwas verbindliches mit einem Mann eingehen kann. Ich weiß noch nicht was ich will und habe stetig das Gefühl, etwas nachholen zu müssen.
Gleichzeitig plagen mich Gewissensbisse, wegen meines katholischen Glaubens.
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 29.10.22 13:22.