Hallo Sally,
es ist absolut in Ordnung, dass Du einfach drauf los geschrieben hast. Wenn dabei in anderen etwas ausgelöst wird oder hochkommt, dann ist auch das in Ordnung, weil es sich jetzt zeigen darf.
Ich war 46 als ich mir über meine sexuelle Orientierung bewusst wurde. Rückblickend gab es andere - immer nur Männer - die es bei mir schon lange vorher gesehen haben. Die Aura von Homosexuellen ist eine andere wie bei Heteros. Manche Menschen können das wahrnehmen, doch scheint mir das eher selten der Fall zu sein. Ich stehe absolut zu meiner sexuellen Orientierung und habe grundsätzlich auch kein Problem es anderen zu sagen, allerdings ohne mir quasi ein Schild um den Hals zu hängen. Allerdings war es für mich oft sehr anstrengend hin und her gerissen zu sein, ohne das leben zu können was ich wollte. Einfach nur Sex haben und es zu geniessen ging für mich so nie.
Es zu bereuen ist wohl der falsche Ausdruck. Wie kann man etwas bereuen, womit man geboren wurde. Es ist nur so, dass es frustriert, wenn man das, was man möchte nie leben kann. Wenn man alles mögliche versucht um zu Freundschaften und einer Beziehung zu kommen immer nur scheitert.
Ich habe bei keinem Geschlecht gefunden, was ich wollte, denn es gab nie eine Beziehung. Wenn mir jemand gefallen hat, hatte der kein Interesse an mir und anders herum war es ebenso. Es müssen eben beide dasselbe wollen, damit man zusammen kommen kann.
Soweit ich es sehen kann, sind die Eltern selten in der Lage, ihren Kindern eine Führung zu geben oder sie gar sexuell aufzuklären und das ist bis heute so geblieben. Da ist immer noch soviel Tabu, immer noch so viel Scham. Das zeigen auch sehr deutlich aktuelle Statistiken, durch Umfragen bei Jugendlichen. Die sexuelle Aufklärung - wenn überhaupt - findet meistens in den Schulen statt. Mit Lehrern, die dafür keine Ausbildung und keine echte Qualifikation haben, insbesondere auch im Bereich Homosexualität, was sie selbst bemängeln.
Die Berührungen und was dabei im eigenen Körper passiert, sind aus meiner Sicht sehr wichtig. Ich habe einige Zeit vor allem schwule Männer massiert und weiss daher sehr gut, wie das ist. Es ist sehr selten, dass ich bei einer Berührung etwas empfinde. Bei den wenigen, die mich berührt haben kam nix rüber. Diese Schmetterlinge im Bauch - hatte ich nie - oder das elektrisiert sein, ist denke ich der wichtige Faktor.
Für mich ist es schlimm, dass immer nur der Sex im Vordergrund steht. Für mich ist einen kennen lernen wichtig. Gefühle und Zärtlichkeit, sowie ein langes Vorspiel sind für mich erst die Grundlage um überhaupt zum Sex zu kommen. Genau das wird mir immer verweigert und stattdessen will man nur den Sex. Ich bin eben die Frau im Mann und das zerreisst mich fast. Sex hat für mich eine spirituelle, transzendente Komponente, wie sie im Tantra praktiziert wird. Multiple Orgasmen, Injakulation und eine aufsteigende Kundalini, nur mit wem soll man solche Erfahrungen auch im Bereich der Beziehung/Partnerschaft machen. Mit mir selbst hatte ich diese Erfahrungen alle schon. Das was die meisten machen ist für mich oberflächlich.
Vieles können wir nur in uns selbst finden. Sei es die Liebe zu uns selbst, die Verschmelzung unsere weiblichen und männlichen Seite, die Rückkehr zur Quelle in uns selbst und somit die Aufhebung der Trennung, in der wir uns erleben. Sex ist der Versuch einer Verschmelzung - meist nur auf der körperlichen Ebene - obwohl auch eine seelische und geistige dabei sein sollte.
Ich wünsche Dir, dass Du mit der Frau auf See, das erleben und erfahren kannst, wonach Du Dich sehnst. Allerdings scheint diese Ferne auch dazu zu führen, dass Du intensiver mit Dir selbst in Berührung kommst.
Hilf dir selbst, sonst hilft dir niemand.
Die Veränderung beginnt bei mir selbst.
Liebe ist meine Rebellion.