Einfach nur müde...Selbstfindung

Ich dachte ich mache jetzt einfach mal ein eigenes Thema auf und schreibe was mich gerade bewegt.

Ich bin 32 Jahre alt und lebe in Brandenburg. Für meine Geschichte muss ich etwas weiter ausholen. Ich lebe mit meiner Mutter und meiner jüngeren Schwester (19) in einen Mehrgenerationenhaus. Jeder hat seine eigene Wohnung. Meine Schwester hat sich schon vor einigen Jahren als lesbisch geoutet und wurde voll akzeptiert. Nun zu meiner Geschichte. Ich war, so lange ich denken kann, anders als die anderen. Ich habe das schon in der Grundschule gemerkt. Ich wollte nichts mit den zackigen Mädchen zu tun haben, habe mich eher mit den Jungs angefreundet. Die einzige Ausnahme war meine beste Freundin. Sie war immer für mich da, wir waren wie Pech und Schwefel. Ich mochte sie wirklich sehr. Heute betrachtet würde ich sagen, das ich verliebt war. Sie hat damals mal zu mir gesagt: " Wenn du ein Junge wärst könntest du mein fester Freund sein." Das war in der 6. Klasse, wir wussten es nicht besser. Nach dem Wechsel in verschiedene Schulen haben wir uns leider auseinandergelebt.

Danach hatte ich noch mal einen crush auf eine Mitschülerin, aber es ist nie etwas gewesen. Ich habe natürlich auch dates mit Jungs bzw. Männern gehabt. Bei den meisten war es nur ein Date. Bei einem waren es 3 Dates und wir wurden auch intim (kein Sex) ich hatte aber das Gefühl das ich mich nicht fallen lassen konnte. Ich habe es wohl nur gemacht, weil ich schon so alt war und immer noch keinen Sex gehabt hatte. Wie gesagt kam es aber nicht dazu und so blieb es bis heute.

Nach dieser Erfahrung habe ich alles erst mal ruhen lassen. Seit dem CO meiner Schwester zermalme ich mir regelrecht das Hirn. Ich bin zu der Erkenntnis gekommen...ich bin queer. Ob nun bi oder lesbisch kann ich nicht sagen. Ich spüre das mich diese Gedanken regelrecht erschöpfen. Ich bin unheimlich müde. Halte mich lange wach und denke viel nach. Ich habe das Gefühl das ich zu nichts anderes mehr komme bzw. keinen Elan habe etwas zu tun.

Vor einigen Wochen habe ich eine Frau getroffen. Sie gehört zu unserer Hundetrainingsgruppe. Sie hat das bezauberndste Lächeln das ich je gesehen habe. Ich weiß aber nicht ob sie auf Frauen steht. Ich habe mich noch nicht getraut sie wegen diesem Thema anzusprechen. Im Moment schwärme ich einfach für sie und versuche erst mal eine Freundschaft aufzubauen. Die Angst vor Zurückweisung ist unheimlich groß. Die Wahrheit ist also...ich bin eine 32 Jährige, queere, übergewichtige Jungfrau. Ich hoffe das ich hier jemanden zum Austauschen finde.

Ja liebe Susuma,

dann hast du dich also in eine Frau verguckt.
Das passiert öfter als du denkst .

Die Gedanken erschöpfen vermutlich weil du indirekt dich ja viel damit beschäftigst wer und was du nun selber bist. Das ist schon ganz schön anstrengend . Da muss vieles neu in die Waagschale geworfen und überprüft werden . Manches wirst du über Bord werfen was dir bisher unverrückbar erschien , andere Dinge neu erleben und bewerten.
Das wird einige Zeit dauern und du solltest dich da gar nicht sooo unter Druck setzen , alles hat seine Zeit und alles braucht auch seine Zeit .

Ich habe lange gebraucht um für mich festzustellen als was ich mich denn nun bezeichnen will , irgendwie ist es auf dem Weg aber auch fast schon egal geworden ......weil es ja nur für mich selber wirklich wichtig ist . Klar muss man schon wissen wo man steht , aber mit dieser Erkenntnis ist man ja auf seinem Weg schon recht weit denke ich

Liebe Grüße , Daniela

Danke für deine Worte Daniela.

Ich traue mich auch nicht mit meiner Schwester darüber zu sprechen. Was ist wenn es doch nicht so ist? Was wenn ich mir das alles bloß einbilde? Ich habe Angst das sie mich ausversehen outet obwohl ich noch nicht soweit bin. Was wenn ich allein bleibe? Vllt bin ich für Beziehungen nicht gemacht.

Liebe Susuma,

hast du bedenken, dich deiner Schwester anzuvertrauen weil sie so jung ist, oder nur weil du dir selbst nicht sicher bist, wer oder was du bist? Welche Beziehung hast du zu deiner Schwester generell? Wenn sie sich geoutet hat, weißt sie vielleicht aus erster Hand, wie du dich fühlst. Es ist nichts verkehrt daran, nicht genau zu wissen, in welche Schublade man passt. Genau aus dem Grund gibt es den Überbegriff queer, hier finden alle ihren Platz. Ich kann verstehen, wie sehr dich diese Gedanken ermüden. Ich wusste selbst eine Weile nicht, als was ich mich bezeichnen soll. Es dauert vielleicht noch einige Zeit, aber du wirst früher oder später selbst rausfinden, wo du dich selbst am ehesten einordnen würdest. Mach dir nicht so viel Druck, du musst nicht jetzt sofort wissen, welcher Sexualität du dich genau zugehörig fühlst. Was das ansprechen von Frauen betrifft, kann ich deine Hemmungen sehr gut verstehen, allerdings denk mal drüber nach, was genau hast du zu verlieren? Ich nehme mal an, du würdest sowieso nicht plump fragen, ob sie lesbisch ist. Vielleicht kriegst du zuerst mal raus, ob sie in einer Beziehung steckt. Einen Korb zu kriegen ist immer doof, aber außer ein bisschen angekratztes Ego hast du eigentlich nichts zu verlieren, aber einiges zu gewinnen, oder? Vielleicht will sie mal mit dir ganz wertfrei auf einen Kaffee gehen - aus einem simplen Gespräch wird man oft schlauer.

Ganz liebe Grüße

Confused33x