Hallo,
wo fange ich am besten an.
Ich bin 38, Familienvater mit einem vierjährigen Sohn und seit 15 Jahren mit meiner Frau zusammen, davon über zehn Jahre verheiratet.
Meine Bisexualität habe ich früh als Teenager mit 15 entdeckt und auch mit einem Gleichaltrigen geheim ohne Zwang ausgelebt. Wenn wir jeweils Freundinnen hatten, haben wir "pausiert". Nach ein paar Jahren aber, so um die 18, haben wir es generell eingestellt. Jeder ging seine Wege.
Da war für mich das Thema erledigt und ich wollte auch keinerlei weiteren Gedanken an meine homosexuelle Seite mehr verschwenden und nichts mehr davon wissen. Verleugnen triffts ganz gut.
Mit 24 kam der Gedanke zwischendurch auf, aber hab ihn verdrängt. Über die Jahre habe ich heimlich auf dem Notebook und später Smartphone Pornographie jeglicher Couleur konsumiert.
Seit dem ich Mitte dreißig in einer Erschöpfungsdepression kam, habe ich einen Psychotherapeuten aufgesucht und seit drei Jahren gehe ich dort regelmäßig hin. Im Laufe der Gespräche kam es dann, dass es mich unglaublich heruntergezogen hat, dass ich mir selbst meine Bisexualität nicht eingestehen wollte.
Vor zwei, drei Monaten habe ich mir innerlich gestanden, dass ich nun mal ein "Allesfresser" bin.
Ich will keinen anderen Mann kennenlernen oder meine Sexualität ausleben.
Ich liebte und liebe auch Frauen, sowie mir auch eben mein eigenes Geschlecht mir zusagt.
In den Spiegel möchte ich sehen und mir eingestehen, wer ich bin. Wars mir doch durch eine strenge katholischen Mutter strengstens sowas untersagt.
Für mich, da habe ich es vollbracht, ich weiß, was ich bin. Aber die wichtigste Person in meinem Leben, meiner Frau habe ich mich diese Woche beim Abendessen geoutet.
Vorgeschichte, sie hat mich mit 26 erwischt beim Pornokonsum eines Films mit Transsexuellen. Damals hat sie nur gesagt, sie will nie wieder was davon hören. War für mich ein Signal, dass sie der Sache nicht sehr positiv gegenüber war. Das war 2009.
Diese Woche habe ich es ohne Vorwarnung beim Abendessen mitgeteilt, worauf sie null eingestellt war.
Sie ist anschließend quasi in ein seelisches Loch gefallen, was mir unglaublich leid tut. Es tut mir sehr weh, dass sie leidet und ich kann ihr nicht helfen.
Mir selbst hat es anfangs sehr gut getan, da ich keine Lüge mehr rumschleppen muss. Aber ich bin hilflos, weil ich ihr nicht helfen kann. Vorwürfe mache ich mir, ich hätte es ihr auch anders, schonender, beibringen können. Ich hab halt null drüber nachgedacht.
Nun, jetzt ists halt raus. Auch weiterhin will ich meiner Partnerin treu sein. Aber sie fühlt sich betrogen und verletzt.
Ach, irgendwie seltsam alles. Ich hoffe, sie will keine Trennung, da ich sie liebe und auch unseren gemeinsamen Sohn.