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Gedanken zum Tage

geschrieben von Mickey2 
Gedanken zum Tage
29. November 2012 17:45
Nachdem ich gerade meinen beruflichen "Haupt-Mitbewerber" beerdigt habe (naja, zumindest war die Trauerfeier, er wird verbrannt), stellt sich echt die Frage: wozu eigentlich immer alles? Was bleibt von einem Menschen am Ende übrig? Eine - in dem Fall wirklich würdige - Trauerfeier! Da saßen alle Freunde aber auch viele Gegner in der Kirche, viele haben sich über den Verstorbenen in den letzten Jahren nur aufgeregt, vielen hat er auch geschadet. Gut, es saßen sicher auch viele Freund/innen da, Familie.
Der Pfarrer sprach von den großen Verdiensten: Aufbau mehrerer Firmen, engagierte Unterstützung eines Sportvereines, viele innovative Ideen - bis zuletzt. Die Stadt sei ihm sehr dankbar (erst kürzlich waren sie eher nich verärgert über ihn) etc. etc.
Was bleibt am Ende von einem Leben? Wo sind all' die Streitereien hin - man hat sie fast vergessen im Angesicht des Todes? Wie viele Jahre hat er mir das Leben schwer gemacht? Wie oft habe ich mich über ihn geärgert? Was wurde aus seinen Verdiensten? Was sind die Spuren (darauf ging der Pfarrer sogar ein)? Lohnt es, viele Jahrzehnte immer nur zu kämpfen, man kämpft um Kleinigkeiten, man wurschtelt ständig vor sich hin, aber was war dann im nachhinein wichtig?
Vielleicht sein Leben einfach zu leben und den Augenblick zu genießen? Vielleicht. Sagen ja auch immer viel: Carpe diem! Ist fast schon ausgelatscht, so oft hört man diese beiden Worte. Aber vielleicht stimmen sie ja auch? Denn was bleibt über den Tag hinaus? Eine Trauerfeier? Ein paar Erinnerungen, während das Leben für andere weiter geht? Und wie klein sind die alten Rivalitäten dann? Hm ... Solche Ereignisse machen einen (zumindest mich) nachdenklich. Was lohnt, was bleibt ...? Mein Mitbewerber war ein großer Gegner, aber in seinem Bereich auch ein einflussreicher Mann. Und nun liegt er da vorne vor dem Altar. Und er wirkt ganz unauffällig.

Merkwürdiger Tag ...

Sorry, ist ein wenig ein OFF-TOPIC - aber ist es das wirklich?
Sollen wir immer nur alles vor uns herschieben und irgendwann wird dann die rechte Zeit sein.

So, genug der nachdenklichen Worte ...

Liebe Grüße,
Mickey2.
Re: Gedanken zum Tage
30. November 2012 21:39
Lieber Mickey2,

von einem dörflichen Weihnachtsmarkt kommend habe ich noch kalte Finger und brech mir hier einen ab smiling smiley
Da lese ich etwas von bleiben. Was bleibt von einem Leben?
Klar, wenn ich mal nicht mehr bin, sollen alle sehen was von mir bleibt - Großes, Vieles, Tolles, Unvergessliches. Ja, solche Gedanken habe ich. (Vielleicht würden in diesem www ein paar Worte von mir noch ein paar Jahrzehnte herumgeistern?? smiling smiley

Aber wenn ich weiter denke, dann frage ich mich, warum muss etwas bleiben. Es mag Menschen geben, die sich an mich erinnern, so wie Du an den Mitbewerber, auch Menschen, die in Liebe an einen denken. Wenn diese Menschen nicht mehr sind, dann sind 99 % von mir weg (es sei denn ich bin Napoleon).

Vielleicht tun diese Erinnerungen an mich den Menschen gut, ihr Leben läuft dadurch etwas runder. Aber dann ist es für sie gut und nicht für mich.
Nein, ich würde wirklich sagen, trotz meiner Eitelkeit muss nichts bleiben.

Denn mein Leben findet jetzt statt, jetzt kann ich anderen und mir etwas geben, von mir aus auch der Welt etwas geben.
Nach mir entscheiden andere, welche, die damit klar kommen müssen, dass ich weg bin. Ich weiß, dass ich mich verbrennen würde und wo die Asche hinkäme. Andere brauchen das nicht zu wissen, sie müssen schließlich mit ihrem weiteren Leben klar kommen und sollen mit meinem Körper machen, was ihnen gut tut.

Soweit auch nur ein paar Gedanken zum Tage. Und nicht vergessen: heute hat die Sonne geschienen! smiling smiley smiling smiley smiling smiley

So, meine Finger sind etwas wärmer - Dein Mitbewerber war zu etwas gut smiling smiley

Liebe Grüße
Zeev

PS: Nimm bitte nicht alles ernst, was ich geschrieben habe, wenn Dir etwas davon aufstoßen sollte. Ich sage vielleicht schon mal sorry ...
Re: Gedanken zum Tage
01. Dezember 2012 09:21
Lieber Zeev,

vielen Dank für Deine lieben Worte und Gedanken. Natürlich (!) hast Du nichts gesagt, was mir aufstoßen könnte, ganz im Gegenteil :-)

Mich hat bei diesem Abschied von meinem beruflichen "Gegenspieler" (was nicht heißt, daß ich ihn menschlich nicht dennoch schätzte), der mir viel Ärger und viele schlaflose Nächte eingebracht hat, nur stark der Gedanke bewegt, wie sehr man sich im Leben mit Problem, Streitigkeiten, Unfrieden etc. aufhält, und dann - ZACK! - kommt der Tod und man hat fast vergessen, worum es all' die Jahre überhaupt ging. Es kommt einem so klein vor und ich wünschte mir nun eher, ich hätte mit meinem Mitbewerber lieber Mal ein Gläschen Wein getrunken und wir hätten über den Konkurrenzkampf herzlich gelacht ... Aber so ist es leider nicht gekommen ...

Vieles bauscht sich im Leben extrem auf, und hinterher denkt man: wieso eigentlich. Ich denke oft darüber nach, wie es zur Schulzeit war: was hatte man da Zeit und wie klein waren (so denke ich kurzfristig) damals die Probleme, da doch z.B. der Rahmen z.B. durch das Elternhaus gesetzt war, Unterstützung kam. Aber wäre ich nochmal Schüler, wären die jetzt gar nicht mehr so groß erscheinenden Probleme vielleicht plötzlich aus der anderen Perspektive doch wieder größer.
Was war mein Coming Out so viele Jahre so extrem undenkbar, und heute weiß ich (fast!) nicht mehr, weshalb ich damals solche Angst davor hatte. Nichts davon ist eingetroffen, was ich damals in vielen schlaflosen Nächten befürchtet hatte ...

Manchmal sollte man sein Leben und seine Probleme als viel weniger wichtig ansehen und vielleicht sogar darüber schmunzeln. Aber das gelingt dann eben doch nicht immer (obwohl ich ja schon versuche, Vieles mit Humor zu sehen). Lachen kann ich aber meist nur über mich selbst, nicht über Probleme ...

Naja, machen wir das beste aus unserem Leben, das ist wohl eine der wichtigsten Botschaften, die man aus solchen Gedanken ziehen kann ...

Liebe Grüße,
Mickey2.
Re: Gedanken zum Tage
01. Dezember 2012 17:20
Lieber Mickey2,

es freut mich, dass ich Dich nicht verletzt habe. Ich dachte es zwar auch nicht, aber bei dem, was bleibt, geht es für viele um religiöse Gefühle und das gilt es zu respektieren. Meine Eltern, Schwiegereltern und vor allem meine Frau sind sicher, dass es ein Leben nach dem Tod gibt und ich bin sicher, dass sie mich dort nicht wiederfinden werden. Von daher gehe ich manchmal zu flapsig mit dem Thema um.

So ärgert es mich jetzt schon, dass sich in 4 Milliarden Jahren all die Dinge, die mir wichtig sind (ich habe z. B. viel Klimbim, Möbel, Schriftstücke etc., die von meinen Vorfahren geblieben sind und die hoffentlich von mir bleiben), auf einer unbewohnbaren Erde in Asche aufgelöst haben werden smiling smiley

Deine Sätze zur Perspektive von Problemen stimmen voll und ganz. Ich knurpse hier über Monate / Jahre an einer Veränderung meiner Lebenssituation und im Nachhinein frage ich mich, was die Schritte so sehr hemmt. Meine Frau sieht unverändert die Welt am zusammen brechen, wenn ich mich noch weiter bewege. Ich bin sicher, dass es nicht passieren wird und dass es für uns alle Gutes geben kann.
Jetzt hat mir jemand gesagt, ich solle endlich von der Bremse runter gehen. Da dürfte etwas dran sein.

Lieber Mickey2, ob wir aus vollem Halse carpe diem rufen oder uns mit zusammen gepressten Lippen auf ein Nagelbrett setzen, weil wir wissen, dass man die Notwendigkeit, Aufzuspringen und unser Leben anzupacken, manchmal spüren muss - Du machst es richtig. Ich finde es toll, wie Du mit Radio und Film nicht in einer anderen Scheinwelt verschwindest, sondern vielmehr Dein Leben und das Leben anderer bereicherst.

Genieße die Adventszeit. In Deinem Städtchen dürfte für weihnachtliche Stimmung gesorgt sein smiling smiley

Liebe Grüße
Zeev
Re: Gedanken zum Tage
12. Dezember 2012 08:59
Ein, wie ich finde, interessanter Beitrag. Eine positive Eigentschaft von mir, worauf ich schon von vielen angesprochen wurde, ist der Umstand dass ich ein ruhiger Pol in unserer Familie, Verwandschaft bin. Auch ich habe mich oft mit dem Thema Tod und Trauer auseinandergesetzt, in unserem Ort, in der Verwandtschaft, in der Familie. Auf eine Art und Weise die manche Menschen aus deren Sicht als seltsam empfinden. Genauso wie ich respektiere dass andere ihre Art haben Trauer zu verarbeiten, habe ich eben meine nüchterne, vielleicht weil das Leben weiter geht, auch wenn es im konkreten Moment eine traurige Situation ist. Was ich in solchen Situationen immer zu schätzen wusste, was mir auf der einen Seite gefällt, was aber auf der anderen Seite bedauernswert ist, dass man gerade in solchen Momenten merkt welche wirklichen Freunde man hat.

Ich versuche, auch wenn es nicht immer leicht ist, mit einem positiven Auge durchs Leben zu gehen. Zu oft habe ich die Erfahrung gemacht dass es nichts bringt wenn man sich zu viel aufregt oder mit Dingen beschäftigt die einem selbst eigentlich gleichgültig sein müssen.
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