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Gefühle holen mich ein

geschrieben von Alexus 
Gefühle holen mich ein
05. Oktober 2020 09:27
Hallo an Euch Alle,

als ich 12 Jahre alt war hatte ich mich zum ersten Mal mastrubiert und die von da an sehr häufig, oft mehrmals täglich getan, schon damal dachte ich dabei fast nur an Jungs. Ich dachte mir damals aber nichts besonderes, es wahr auch eine tiefe Sehnsucht nacht Familie, also Frau und Kinder. Doch bei Liebesszenen, interessierte mich eher der Mann, ohne das ich es ganz bewusst bermerkt hättte. Als sich dies im Laufe der Jahre änderte und ich mir überlegte, eventuell schwul oder bi zu sein habe ich dies weggeschoben und die Gedanken waren wieder weit weg. Dies veränderte sich im Oktober 1994 ich war inzwichen 20. Ich sah einen Film mit schwulem Inhalt, schon während dem Film wurde mir klar schwul zu sein. Damals hatte ich noch keine Internet, Medien waren Fernsehr und Telefon, so suchte ich nach schwulen Filmen und schaute mir wann es die Mögtlichkeit gabe diese an, auch begann ich Telefonsexnummern zu wählen und schaffte es damals eine Telefonrechnung von 70 € zu produzieren. Von zuhause aus hatte ich eine christliche Erziehung und Homosexualtität war eigentlich von daheim aus keine Option, auch mir selber war und ist der Glaube sehr wichtig, was für mich zu einer inneren Zerreißprobe wurde. Im August 1999 ging ich in ein Pornokino mit dem Ziel mit einem Mann Sex zu haben, es kam auch dazu das sich ein älterer Herr neben mich setzte und auf sein Drängen hin mastrubierten wir uns gegenseitig, was mir zunächts gefiel, dann aber Angst machte und immer ungangenehmer wurde, vor allem weil er sehr domiant war, daher löste ich mich von ihm und lief weg. Ich dachte danach doch nicht schwul zu sein und schaute mir Kontaktanzeigen von Frauen an und hätte mich auch beinahe bei einer Anzeige gemeldet. Doch dann kam doch wieder die Lust auf Männer. Irgendwann tauschte ich mich telefonisch mit anderen Männern aus und ein paar Mal traf ich mich mit einem gleichaltrigen Mann, wir unterhielten uns sehr intensiv, es kam aber nie zu sexuellen Handlungen. Als ich Zugang zum Internet hatte, begann ich homosexuelle Seiten zu suchen und schaute Pornos. Mit 26 Jahren lernte ich eine Frau kennen mit der ich mich extrem gut verstanden habe, die aber sehr Ablehnend gegen Homosexualtität war, ich outete mich nicht vor ihr und versuchte vom Thema ab zu lenken, es war auch mehr freundschaftlicher Kontakt. Einige Jahre hatten wir weniger Kontakt, doch dann offenbarte sie mir eines Tages ihre Gefühle für mich, ich beschloss ihr unter grösster Diskretion reinen Wein ein zu schenken, doch wenn ich drauf und dran war, brachte ich kein Wort heraus oder die Situation war so das ich es nicht sagen konnte, kurz um fehlte mir der letzte Mut. Auch in entwickelte immer mehr Gefühle für sie und eigentlich zum erstenmal in meinem Leben empfand ich auch sexuelle Lust auf eine Frau, die damals sogar sehr stark war. Trotzdem war die Lust auf Männer nicht weg, im Laufe der Zeit habe ich auch immer wieder das Pornokino in unserer Stadt aufgesucht und zweimal kam es auch zu sexuellen Handlungen, die ich aber nicht mehr unangenehm entfand, eher im Gegenteil, aber ein schlechtes Gewissen belastete mich. Während der Beziehung zu meiner Freundin flachte dann mit der Zeit das Interesse an Männern doch ab und ich dachte, viellicht bi oder doch hetero zu sein, ich dachte es war vielleicht nur eine intensive Phase die nun vorbei ist, auch hörte ich von Homoheilungen und dachte warum soll das nicht auch bei mir so sein. Und es schien auch so zu sein, es genügte mir mit der Zeit mit meiner Freundin zusammen zu sein und ich hatte starkes Verlangen ach ihr in jeder Beziehung, ich hatte kein Verlangen mehr nach Männern, es schien weg zu sein. Wenn ich aber heute zurück schaue, denke ich wenn ich mich damals in eine Mann verliebt hatte oder mich ein Mann total verführt hätte, wäre ich vielleicht schwach geworden, dies war aber beides nicht der Fall, jedoch war meine Homosexualiät wohl nie ganz weg, auch wenn ich es damals und viele Jahre hindurch fast geglaubt habe. Daher haben wir uns, ich war inzwischen 32 dazu entschlossen zu heiraten, kurz davor kamen mir nochmal Zweifel und überlegte ihr doch noch reinen Wein ein zu schenken, doch leider tat ich es auch in dem Moment nicht und heiratete meine Freundin. Dies schien auch alles gut zu gehen. Wir hatten ein erfülltes Sexleben und viele gute Zeiten miteinander. Mir mussten auch schwere Schickschalsschläge bestehen was und bis heute noch tiefer zusammengeschweisst hat.
Nach sechs Jahren bemerkte ich wie ich wieder mehr begann, Männern hinterher zu schauen, versuchte dann dies bewusst nicht zu tun, vor allem im Sommer wurde dieses unterfangen aber immer schwieriger und gab diesem Drang dann doch nacht. Nach knapp sieben Jahre Ehe, ich war inzwichen 39 war die Sehnsucht nach Männern wieder da, zumindest so das ich sie wieder wahr nahm und nach fast siebenjähriger Abstinenz mastubierte ich erstmals wieder, die Jahr zuvor hatte mir der Sex mit meiner Frau vollkommen ausgereicht und mir fehlte auch nichts, diese Phase dauerte etwa einen Monat, danach schien wieder alles gut zu sein. Doch ein Jahr später waren die Gefühle wieder da und ich begann heimlich Gaypornos zu konsumieren, was sich mit der Zeit steigerte. Ich war immer noch überzeugt und das über Jahre, das dies alles wieder vorbei geht und ich zu den goldenen sieben Jahren zurückkehre. Dies gelang auch immer wieder, doch die Homophasen wurden länger und intensiver, und die sogenanten Heterophasen kürzer, auch der Sex mit meiner Frau fand immer weniger statt, die Initiative ginng fast nur noch von ihr aus, in den lezten 6 Jahren nur ein einziges Mal von mir. Der Sex mit meiner Frau wurde auch immer schlechter und immer öfter bekam ich keine Erektion mehr, wo sie aber sehr verständnisvoll reagierte.
Nun bin ich 46 und meine Gefühle für Männer haben mich wieder voll eingeholt wie in meinen Zwanzigern, allein in den letzten drei Monaten ist der Drang nach einem Mann enorm gestiegen, ich konsumiere öfters Gaypornos und mastrubiere oft. Sex mit meiner Frau findet seit Monaten gar nicht mehr statt. Trotzdem liebe ich meine Frau immer noch und das gemeinsam erlebte sitzt sehr tief, vor allem die gemeinsam durchlebten Schicksalschläge. Sie weiss von nichts und ich schaffe es auch nicht ihr diesen Schock zuzumuten. Aber ich weiss auch nicht wie ich mit einem immer größeren Verlangen noch länger umgehen kann. Ich befinde mich in der Sackgasse, wenn ich klar Schiff mache, könnte ich eine Beziehung mit einem Mann eingehen, aber ich würde fast alles in meinem bisherigen Leben verlieren, ich stünde vor deinem Scheiterhaufen, weil ich damals nich klar Farbe bekannt habe. Doch wenn ich so weiter mache wie derzeit und die Entwicklung so weiter geht, werde ich es irgendwann nicht mehr schafften. Trotzdem bringe ich es derzeit nicht fertig alles über Bord zu werfen.

Viele Grüße Alexus



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 05.10.20 10:42.
Re: Gefühle holen mich ein
05. Oktober 2020 20:43
Hallo Alexus,

danke für deinen Bericht.

Es wirkte, als habest du in einem Fluss geschrieben, wolltest möglichst schnell alles los werden, ehe dich der Mut verliert - nein doch nicht, ich kam zum ersten Absatz smiling smiley.

Wie dem auch sei, ich kenne dich nicht, aber ich weiß, dass du Mut hast. Sonst wärst du nicht ins Pornokino gegangen, sonst hättest du nicht hier geschrieben.

Du hast Angst, alles zu verlieren. Scheiterhaufen. Das war meine Angst vor 10 Jahren und es hat einige Jahre gebraucht, mein Leben umzubauen.
Vor allem war mir wichtig, wieder authentisch leben zu können, nicht weiter im falschen Film unterwegs zu sein. - heißt, ich habe mich bei meiner Frau geoutet, für die dann eine Welt zusammen gebrochen ist.

Aber auch heute noch würde ich sagen, dass es für mich keine andere Möglichkeit gab. Auch wenn viele meinen könnten, es wäre nur egoistisch um mich gegangen, um meinen Wunsch nach einer Partnerschaft mit einem Mann.

Es ging auch um das Leben meiner Frau, die nur eine Chance bekommen konnte, wenn sie Bescheid weiß. Die so eine selbstbewusste eigene Entscheidung treffen konnte - für ein Leben fern von mir oder für die Fortführung einer Beziehung mit mir, falls ich es gewollt hätte.

Ja, ich kenne Fälle, in denen Mann und Frau zusammen bleiben als offene Beziehung, Fälle des Rosenkrieges, aber auch die gütliche Trennung und man bleibt befreundet, vergisst nicht, dass es gute gemeinsame Zeiten gab smiling smiley.

Alexus, mit der ganzen Energie, die oben in deinen Text eingeflossen ist, hast du Mumm. Ich denke, es wird der richtige Zeitpunkt kommen, dir und deiner Frau eine Chance zu geben.

Alles Gute und liebe Grüße
Zeev
Re: Gefühle holen mich ein
06. Oktober 2020 15:24
Hallo Zeev,

Danke für Deine Rückmeldung und Deine ermutigenden Aussagen.
Es war sehr mutig von Dir reinen Tisch zu machen, doch genau hier fehlt mir noch jeder Mut, das wäre für mich derzeit wie aus dem Fenster springen zu müssen. Doch ich weiss das es vielleicht keinen anderen Ausgang mehr gibt, wenn in einigen Monaten mein derzeitiges Hetroleben eingeraucht ist und nur noch die Flucht durch das Fenster möglich ist, ob ich dann im weichen Sprungtuch lande oder hart aufkomme steht noch in den Sternen.

Ich bin gerade in dem Prozess zu begreifen, das wahrscheinlich kein zurück geben kann in die Zeit wo ich geglaubt habe meine Homosexualität hinter mich gelassen zu haben, das ich in Wahrheit mich immer nach Männern gesehnt habe, obwohl ich mit meiner Frau echte Lust verspürt und auch erlebt habe. Wenn ich die letzten 7 Jahre zurück denke, habe ich ständig gehofft es ginge zurück in meine besten Ehejahre, doch die Hetrozeiten wurden immer kürzer, die Homophasen immer länger und der Wunsch mich mit einem Mann ganz zu vereinigen immer intensiver.
Doch noch haben mich Rauch und Flammen nicht soweit erreicht das ich springe, das heisst ich bin noch nicht so weit, vielleicht werden es viele als großen Fehler ansehen, aber ein Outing würde mich trotzt meiner Sehnsüchte derzeit total überfordern.
Dazu kommt das ich meine Frau immer noch sehr liebe und ich mit ihr viel erlebt habe, davon mich zu lösen scheint mir fast unmöglich auch wenn ich uns beide damit frei geben würde, sie für einen echten Hetero, mich für einen Mann.

Auch die Konsequenzen in meinem ganzen Umfeld schaffe ich derzeit noch nicht zu tragen, ich denke wenn ich es eines Tages tun sollte, dann muss ich auch klar merken jetzt
ist es richtig so.

Ganz liebe Grüße
von Alexus
Re: Gefühle holen mich ein
08. Oktober 2020 11:25
Mir geht es sehr ähnlich wie Dir, Alexus. Auch ich habe geglaubt, dass es irgendwann weggeht. Das tut es aber nicht. Das Verlangen kommt immer wieder.
Re: Gefühle holen mich ein
12. Oktober 2020 21:06
Hallo Alexus und Achim,

"Das Verlangen kommt immer wieder." - ja klar, das ist gesund so, die Evolution lässt grüßen smiling smiley

Jeder hat sein Tempo. Irgendwann gab es bei mir Punkte, da musste ich einen Pfahl einschlagen, Bauch und Kopf waren im Einklang - Outen Ehefrau, ein Jahr später bei den halbwüchsigen Kindern, irgendwann Geschwister, Eltern, dazwischen Freunde, die mir wichtig waren ... und erst Jahre später auch bei wenigen Arbeitskollegen bis ich auf meiner Arbeitsstelle von einem Kollegen, der mich mit meinem Mann im Urlaub gesehen hatte, zwangsgeoutet wurde - aber das war mir dann egal, sollten sie ihren Tratsch haben.

Für das eigene Leben, das eigene Glück muss jeder selbst seinen Weg suchen. Ich denke, dabei kann helfen, wenn ich mit meiner Umgebung in verständnisvollen, manchmal liebevollem Kontakt stehe, wenn sich alle ernst genommen fühlen.

Es ist eine Gratwanderung. Wann bin ich stabil genug, um die Reaktion meiner Umgebung aushalten zu können? Wann kenne ich mich selbst so gut, dass ich mich meiner selbst sicher fühle?
Meiner Frau hat mein Outing den Boden unter den Füßen weggezogen, so dass sie mir lange umfassenden Betrug vorgeworfen hat - ich hätte ihr schließlich die lebenslängliche Ehe versprochen (vor dem Outen hatte ich nichts mit einem Mann, so dass ich keinen Betrug empfunden habe).

Wir sind Menschen und können keine lebenslänglichen Garantien für Gefühle geben und aus meiner Sicht macht es krank, gegen die eigene sexuelle Orientierung zu leben.
Ein über 80jähriger Mann hat mir erzählt, dass er glücklich mit einem Mann zusammen ist, seit seine Frau vor zwei Jahren gestorben ist. Er und seine Frau hätten sich inniglich platonisch geliebt (sie hat einmal einschlägige Bilder auf seinem PC gefunden, aber sie hätte nie darüber gesprochen) ... hm, ich bezweifle, dass das für beide ein glückliches Leben war, auch wenn man nicht urteilen sollte. Schließlich hatte er noch die Zeit der strafrechtlichen Verfolgung schwuler Männer erlebt.

Ich kenne auch eine Frau, die ihren Freund verlassen hat, als sie knapp 40 Jahre alt war, sie hatte herausgefunden, dass er mit Männern zugange war. Sie sagte mir, sie hätte sich früher gewünscht Bescheid zu wissen, so hat sie keinen neuen Freund gefunden, mit dem sie hätte Kinder bekommen können, erst ein paar Jahre später ein Mann, mit dem sie sich glücklich fühlt.

Jeder braucht seine Chance. Lasst eure Chancen nicht verstreichen, heute oder in ein paar Jahren, irgendwann sind sie da smiling smiley

Ganz liebe Grüße

Zeev
Re: Gefühle holen mich ein
26. August 2022 15:27
Hallo an Euch alle,

seit meiner Geschichte sind fast 2 Jahre vergangen.
Inzwischen hat sich die Lage bei mich zugespitzt, Sex mit meiner Frau gab es nicht mehr, auch keine Begehren nach dem weiblichen Geschlecht.
Die Lust nach Männern hat sich noch mehr gesteigert und es fällt mir brutal schwer homosexuellen Sex zu verzichten.
Nur die Angst vor einem Outing, was passieren wird, vor dem verletzten der Frau ist unverändert groß, ich schaffe es immer noch nicht diese Mauer zu überwinden.

Der Drang nach Sex nimmt inzwischen einen großen Teil meines alltäglichen Lebens ein und ich weiss nicht wie lange ich noch so weiter machen kann, vielleicht ist das aber ja der Prozess den ich durchmachen muss um irgendwann an das Ziel zu kommen. Ein Coming out scheint aber trotz allem sehr weit weg zu sein.

Gruß Alexus
Re: Gefühle holen mich ein
26. August 2022 17:14
Wir machen gleich den Chat auf - wenn Du reden möchtest komm gerne dazu!

Fall Du noch nicht für den Chat registriert bist, wäre es hilfreich, wenn Du das vorher erledigst um alle Funktionen nutzen zu können.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 26.08.22 17:15.
Re: Gefühle holen mich ein
27. August 2022 09:56
Hallo Alexus,
kleine Schritte (Worte) können die (deine Welt) verändern. Lasse in dem Satz "ich schaffe es Immmer noch nicht" das "immer" weg und lege die Betonung auf "noch nicht" . Und dein coming out steht (n o c h nicht) an.

GLG Maks



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 28.08.22 19:39.
Re: Gefühle holen mich ein
28. August 2022 04:43
Hallo Alexus,
das mit dem gesteigerten Verlangen nach Sex kenne ich sehr gut und ich habe da auch erschreckende Erfahrungen gemacht. Ich war auf dem besten Weg, eine regelrechte Sexsucht zu entwickeln, aber nach Sex mit Männern. Mit meiner Frau wurde der Sex immer weniger und die Erektionsprobleme immer größer. Gegen diese konnte man mit Tabletten was tun, aber gegen diese Sucht schien ich machtlos zu sein. Meine Frau weiß ja von Anfang an von meiner Bisexualität und wir hatten uns einmal, nachdem wir aufgrund einer Affäre, bei der ich mich in einen jungen Mann verknallt hatte, fast in eine Sackgasse manövriert hatten, eher gezwungenermaßen darauf verständigt, dass ich meine zweite Seite „verantwortungsvoll“ leben kann, ohne das dann zu thematisieren. Wir haben uns bis dahin nämlich immer offen über meine Gefühle und Sehnsüchte, aber auch unsere gemeinsame Beziehung ausgetauscht. Das hatte durch meine kurze Affäre dann gelitten, da ich damit meine Frau, im Rückblick völlig verständlich, verletzt hatte, was dann zwar wieder „vernarbte“, aber in manchen Situationen wieder aufbrach. Diese mehr unfreiwillige Vereinbarung führte dann aber dazu, dass ich zunehmend Männerkontakte suchte, bei denen ich auch darauf bedacht war, zwar Sex zu erleben, aber keine „Beziehungskiste“ mehr. So entwickelten sich Wünsche und wenn die erfüllt waren, kamen neue, gesteigerte und dieses Rad drehte sich immer schneller. Ich fing an, mich fast zu hassen und schlecht zu fühlen, mir gegenüber und noch mehr, meiner Frau gegenüber. Ihr „Beitrag“ zu unserer ansonsten sehr tiefen Beziehung und recht harmonischen Ehe war deutlich größer, als meiner. Sie trat damals, wie vom Schicksal vorgesehen in mein Leben, als ich an einem Scheidepunkt war. Vor zweieinhalb Jahren war ich das wieder, als ich eben auf dem Weg in eine Sexsucht war. Inzwischen waren wir drei Bimänner (2 verh., 1 gesch.), die sich zum Dreier trafen und ich hatte mir für das nächste Treffen schon wieder eine Steigerung ausgedacht. Aufgrund einer Blutung im Darm am Tag unseres vereinbarten Treffens und einer Infektion wollte ich bis zur Klärung der Ursache kein Treffen. Es verging einige Zeit und ich fragte mich selbst, ob ich das wirklich wollte und wie ich aus dieser Spirale herauskäme. Ich war ratlos und fühlte eine schreckliche innere Unruhe. Da lernte ich über ein gayportal einen jungen verheirateten Mann kennen. Er ist Ausländer und er beklagte sich darüber, wie er in Deutschland teilweise behandelt würde. Wir trafen uns und ich wollte ihm zeigen, dass er auch Freunde und Hilfe finden kann. Wir wurden wirklich gute Freunde, die in einer kleinen eigenen Welt auch eine gefühlvolle und respektvolle Sexualität pflegten, ohne sich gegenseitig vereinnahmen oder eine gemeinsame Beziehung aufbauen zu wollen. Ich konnte plötzlich mein bisheriges Treiben hinter mir lassen, ich fand eine innere Ruhe, was meine Frau auch spürte. Wir haben uns wieder intensiv über die Thematik völlig offen und verständnisvoll ausgetauscht. Dadurch haben sich nach und nach so manche Probleme gelöst oder minimiert, z.B. Erektionsstörung, die sich durch den vorherigen psychischen Druck aufgebaut hatten. Meine Frau und ich haben wieder eine sehr enge Verbindung gefunden.
Aus vielen Begegnungen mit verheirateten Bimännern weiß ich, dass diese Konstellation, die sich viele Männer mit ihrer immer noch geliebten Frau wünschen, sehr selten ist und die Entscheidung nach dem Outing von der Frau getroffen wird, die sich plötzlich „verraten und betrogen“ fühlt. Die Entscheidung aber nicht zur angemessenen Zeit selbst zu treffen und dann die schmerzliche Zerrissenheit und vielleicht auch eine Spirale der ausufernden Sexualität zu erleben ist auch keine wünschenswerte und dauerhafte Alternative.
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