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Das Leben nach dem Coming out

geschrieben von pinguin 
Das Leben nach dem Coming out
28. April 2020 04:27
Hallo Zusammen

Obwohl mein letzter Beitrag hier ewig her ist, kommt es mir so vor als ob es erst vor kurzem war.
Diese Seite war damals eine der vielen wichtigen Stützen auf meinem Weg. smiling smiley

Heute bin ich 37, in meinem engsten Umfeld geoutet und alle kommen damit gut klar. Es gab bis jetzt keine Probleme und ich kann auch jetzt selbstbewusster mit dem Thema umgehen für mich bzw. mich nach außen hin besser präsentieren. Es fällt mir auch kaum noch schwer mich beispielsweise zu outen wenn ich nach meinem Beziehungsleben von fremden gefragt werde. Hab nen neuen Job und da sagte ich es von Anfang an wenn mich jemand nach Frau und Kinder fragte. Es fühlt sich gut an und eigentlich lief es alles echt super.

Trotzdem stehe ich gerade vor einem für mich großen Konflikt mit mir selbst.
Ich bin immer noch mit meinem damaligen Freund zusammen doch ich merke gerade das ich mich immer mehr frage ob mir das reicht. Ich meine an Erfahrung. Er ist der erste Freund.

Wir haben natürlich zusammen so einiges durch in den 5 Jahren und er war ein wictiger Begleiter und letztendlich auch ein Auslöser des ganzen was mich und uns beide geprägt hat. Wie das aber bei den meisten Beziehungen so ist, schlich sich mit der Zeit der Alltag ein und die Beziehung wurde auch nicht mehr so gut von uns gepflegt sag ich mal.
Auch das sind alles Themen wo man nicht unbedingt gleich alles anzweifelt aber es ergab sich dann doch bei mir ein Kontakt mit einem anderen Mann (nur online und einmal Telefonat)

Ich habe meinen Freund nicht betrogen aber dennoch fühlte es sich so an.

Der fremde Mann hat mich angeschrieben und fand mich offensichtlich ganz toll. Auch ich fand ihn optisch was ich von den Bildern sah ganz ansprechend. Wie er so schrieb, fand ich auch ganz nett. Er war dann relativ doch schnell sehr offensiv und intressiert so dass ich ihm relativ schnell reinen Wein einschenkte und auch sagte das ich wenn, dann nur kontakte suche. (By the way, das mein ich ernst. Merke dass mir das schon irgendwie fehlt um mich auszutauschen da ich für mein Freund ja auch die erste Erfahrung bin)

Letztendlich hat er es dann doch geschafft mir den Kopf etwas zu verdrehen und wir haben dann nach ungefähr 4 tagen chatten 3 1/2 Stunden telefoniert und es fühlte sich so gut an. Er war mir seither noch viel sympathischer.
Gleichzeitig merkte ich dass etwas nicht stimmt. Ich hatte ein schlechtes Gewissen obwohl ich meinen Freund nicht richtig betrogen habe, fühlte es sich dennoch so an. Wir hatten in dem Gespräch beide einfach fest gestellt, dass es sehr harmonieren würde und wir uns sehr füreinander intressieren. Trotzdem hab ich ihm gesagt dass ich deshalb mich jetzt nicht mit ihm treffen würde und das ich auch ein schlechtes Gefühl habe. Hab ihm auch gesagt das ich das Bedürfnis habe mit meinem Freund zu reden darüber. Er sagte auch schon im Chat immer wieder das er sich eigentlich fragt was er hier macht und ich ja vergeben bin und da nicht für Unruhe sorgen will. Es war trotzdem bei beiden eine Anziehung da. Ich weiß auch das man ohne sich wenigstens getroffen zu haben nichts genaues sagen kann aber ich war danach echt durch...

Naja und dann hab ich es nach 2 Tagen meinem Freund erzählt. Ich hatte kein Ziel was ich damit bezwecken wollte außer Ehrlichkeit zu ihm weil er mir das wert ist und er es verdient sowas zu wissen.

Es war erstmal ein Drama und kurz vorm Rauswurf (er mich bei ihm zu Hause) aber haben danach echt viel und noch nie so offen miteinander geredet. Ich habe ihm versucht zu sagen was ich fühle. Ich glaube ich liebe ihn noch aber ich glaube auch das seine Gefühle stärker sind als meine. Wir geben uns noch ne Chance aber ich merke mit den Tagen das für mich das Thema nicht durch ist und hab auch den Verdacht, dass da mehr dahinter steckt. Das ich vielleicht Angst habe irgendwann noch 10 Jahre älter zu sein und etwas verpasst zu haben. Das mein Partner auch mal so denkt. Er ist 10 Jahre jünger wie ich, sagt er liebt mich abgöttisch. Es kann ja aber dennoch auch mal ihm passieren, was jetzt mir passiert ist.

Ich merke auch das mich das "schwule Leben" einfach auch sehr intressiert. War auch schon auf Partys/Veranstaltungen aber noch nie auf einem CSD. Würde einfach gern etwas mehr in die Szene eintauchen und habe gleichzeitig Angst wieder anfällig zu werden da ich ja offensichtlich anfällig bin.

Der Typ geht mir leider auch nicht richtig aus dem Kopf obwohl ich den Kontakt abgebrochen habe.

Wie gehe ich damit um bzw. habt ihr ähnliches erlebt?

Denke ich gehe ja schon bisher gut damit um aber manchmal hilft es mit Gleichgesinnten darüber zu reden.

Eines noch, Tipps für eine offene Beziehung hab ich schon durcheye popping smiley gibt da gerade keine Tendenz zu
Re: Das Leben nach dem Coming out
28. April 2020 05:56
Ich kenne das Problem. Das Gefühl, eigentlich wenig Erfahrungen mit homosexuellen Beziehungen gemacht zu haben. Ging mir ähnlich. Nach einigen sexuellen Abenteuern (fremdgehen), habe ich doch gemerkt, wieviel mir die langjährige Beziehung zu meinem ersten Freund bedeutet. Ich weiß nicht, ob es der richtige Weg ist. Für mich war es wichtig und richtig. Kam mir fast wie Midlife-Crisis vor.
Re: Das Leben nach dem Coming out
28. April 2020 10:21
Wie alt bist du dubby?

Ja, irgendwie fühlt es sich so an stimmt. Ich weiß nicht ob es nur allein an dem liegt. Habe die Beziehung schon auch für mich davor in Frage gestellt. Ich dachte schon bisher das ich eher der monogame Typ bin. Bin gerade nicht in meiner Mitte. Einerseits ein Gefühl wie Mitlife-crisis andererseits ein Gefühl wie ein kleiner Junge der gerade in die Pupertät kommt. Das ist dann wohl mein Preis fürs zu späte innere Outing...

Das Problem ist, ich mag meinen Freund sehr als Mensch, Person , Freund. Er ist auch kein schlechter Fang als Partner. Optisch Top, ehrlich, gutherzig. Trotzdem sind meine Gefühle nicht mehr so stark und es gibt auch Punkte wo ich bedenken habe ob es langfristig passt. Es ist nichts an dem Man nicht zusammen arbeiten kann und wir haben auch gegenseitig viel offen über unsere Themen geredet. Hab trotzdem den inneren Konflikt gerade.

Vielleicht auch einfach schiss ihn zu verletzen oder zu verlieren, was nicht fair wäre nur aus dem Grund nicht auf mich zu hören. Weiß gerade aber nicht ob Ich gut genug in mich hineinhöre. Kopf und Herz reden durcheinander so dass ich nichts verstehe....
Re: Das Leben nach dem Coming out
01. Mai 2020 22:28
Habe mich Leuten in meinem Umfeld anvertraut und das tat gut aber bin trotzdem noch mit mir am Hadern. Weiß auch nicht ob es daran liegt das mir Erfahrungen fehlen oder es doch direkter mit dem Typ zu tun hat? Also ich meine eine Verliebtheit. Kein Plan gerade. Das nervt gerade alles eye popping smiley
Re: Das Leben nach dem Coming out
02. Mai 2020 02:46
Kannst du dir denn ein Leben ohne deinen aktuellen Freund vorstellen?
Unabhängig von anderen Typen, denn jede Erfahrung und Liebschaft kann vergehen. Ich würde sogar behaupten, dass die meisten Erfahrungen eher von kurzer Dauer sind. Wenn du das alles einmal gedanklich streichst und dir ein Leben ohne deinen Freund vorstellst (ohne eine spannende Alternative im Hinterkopf), wie wäre das für dich?
Re: Das Leben nach dem Coming out
02. Mai 2020 13:11
Hallo Baujäger

Mit meinem Freund werde ich mich auf ewig irgendwie verbunden fühlen da es der erste Freund war und die erste schwule Liebe. Ich mag ihn sehr aber ich zweifle dennoch ob ich mir eine Zukunft vorstellen kann als Paar. Sollte es zu einer Trennung kommen wäre es mir ein Herzenswunsch mit ihm in Verbindung zu bleiben. Natürlich weiß ich, dass das sein kann das es nicht geht, er nicht will und wenn ja es anders sein wird und dazwischen Abstand sein müsste. Der Gedanke ihn nicht mehr im Leben zu haben schmerzt mich sehr ja. Dennoch geht es mir so gerade auch nicht gut und bin in der beschriebenen Lage. Ich werde mir Zeit nehmen um Klarheit zu schaffen, denke ich gehe es vom Grund auf richtig an...
Re: Das Leben nach dem Coming out
02. Mai 2020 22:03
Hallo Baujäger

Ja denke dass da jetzt eine spannende alternative war, hat es das jetzt alles ausgelöst und ich befürchte schon das es doch daran liegen könnte und nicht um nur Erfahrungen zu sammeln.

Es gab aber um ehrlich zu sein davor auch schonmal Momente in denen ich mich gefragt habe ob mein Freund und ich auf ewig zusammen sind. Es gab schon andere Reibungspunkte. Vieles hatten wir zusammen gelöst anderes schwebt noch im Raum oder wurde zu wenig bearbeitet oder schlicht nicht angesprochen. Jetzt nachdem wir viel geredet haben, hat sich schon auch das Ein oder Andere Thema heraus kristallisiert. Ein Problem ist glaub ich dass ich die Beziehung nicht auf Augenhöhe mit ihm sehe. Er ist in vielen Dingen sehr streng und hat ein festes Beziehungsbild wie eine Beziehung zu sein haben soll. Haus, Hund, Garten. Es gibt ein unterschiedliches Verständnis von Nähe und Distanz. Es gibt oft nur schwarz oder weiß bei ihm...es hat sich vieles auch gebessert und beide haben Kompromisse gemacht und an sich gearbeitet. Es war halt wie gesagt in letzter Zeit etwas eingeschlafen und jeder lebte nebeneinander her. Ein Thema ist die Kommunikation auch. Er frisst eher Sachen in sich hinein. Mag nicht gern über ernste Themen reden. Sieht es auch als Schwäche an wenn er über seine Gefühle/Ängste redet. Während ich da ganz anders bin und gerne auch mal tiefsinnige Gespräche führe.
Re: Das Leben nach dem Coming out
02. Mai 2020 22:47
Dann ist es natürlich etwas anderes. Ich habe gefragt, weil ich 2 Heteropaare kenne, die ihren ersten Partner geheiratet haben und eigentlich sehr glücklich miteinander waren. Aber es wegen der Sorge etwas zu verpassen in den Sand gesetzt haben. Beide Paare haben es später sehr bereut.

Aber wenn du sowieso schon länger spürst, dass die Beziehung vielleicht nicht für immer hält, ist das natürlich anders.
Das mit der fehlende Augenhöhe und dem Kommunikationsproblem kann ich sehr gut nachvollziehen, das ist bei mir auch so.
Re: Das Leben nach dem Coming out
06. Mai 2020 05:24
Die Zerrissenheit, auf der einen Seite einen Partner zu haben, der Dich gut versteht und Dir Stabilität gibt, auf der anderen Seite die Suche nach etwas neuen, macht es so schwierig. Vielleicht fehlt Dir und auch mir einfach die Erfahrung, wie mit solchen Krisen umzugehen ist. Schließlich ist es ja der erste Partner und soviele Trennungssituationen standen ja noch nicht an. Aber Deine Hoffnung, ist suche mir nun etwas Abwechslung und bleibe dann mit dem Ex gut in Kontakt, wird nicht unbedingt funktionieren. Trenne Dich, wenn Du glaubst, es lohnt sich und Du Dich dabei besser fühlst. Nur für etwas Spass und Abwechslung ist aber der Preis einer Trennung sehr hoch. Ich befürchte, dass hilft Dir nun auch nicht viel weiter, aber Du weißt selber, es gibt kein Patentrezept.
Re: Das Leben nach dem Coming out
06. Mai 2020 12:17
Hallo

]dubby schrieb:
-------------------------------------------------------
> Die Zerrissenheit, auf der einen Seite einen
> Partner zu haben, der Dich gut versteht und Dir
> Stabilität gibt, auf der anderen Seite die Suche
> nach etwas neuen, macht es so schwierig.

In diesem Satz entdecke ich leider eben 2 Gegebenheiten, die nicht so richtig erfüllt sind.
Das Verstanden werden und Stabilität.
Es gibt aufgrund des Altersunterschiedes (Reife) als mal andere Sichtweisen. Es gab natürlich viel schöne Zeiten mit ihm aber eben eine Zukunft vorstellen fällt mir schwer.


. Aber Deine Hoffnung, ist suche mir nun etwas
> Abwechslung und bleibe dann mit dem Ex gut in
> Kontakt, wird nicht unbedingt funktionieren.

Sehe ich auch so



> Trenne Dich, wenn Du glaubst, es lohnt sich und Du
> Dich dabei besser fühlst. Nur für etwas Spass
> und Abwechslung ist aber der Preis einer Trennung
> sehr hoch.

Ja das ist auch eigentlich nicht meine Einstellung. Es stand halt für mich mal die Frage im Raum ob ich eventuell nicht monogam bin aber um so mehr ich mich damit beschäftige, um so mehr glaub ich dass ich das doch bin.

Es kristalisiert sich gerade auch etwas mehr für mich heraus warum da jetzt Zweifel sind.
Ich frage mich ob mich die Beziehung glücklich macht da ich merke das ich ihm zu liebe oft meine Bedürfnisse hinten angestellt habe um ihn nicht zu verletzen oder Diskusionen aus dem Weg zu gehen (da es da mit der Kommunikation und Verständnis/andre Ansichten hakt)

Dafür mach ich das jetzt mehr und das ist für ihn auch neu. Auch bei ihm kommt gerade einiges ans Licht was er mir sagt wo ich sehr staune. Es geht um Sachen die ihm in seinem innersten beschäftigten und er sehr zu knabbern hatte. Er sagte er empfindet es als Schwäche darüber zu reden. Jetzt tut er es und ich bin etwas sauer darüber das er es früher nicht gemacht hat. Es sind vieles Dinge die für mich die bisherige Beziehung auch in ein anderes Licht rücken. Nichts dramatisches was mit mir zu tun hat aber wo ich schon als Partner erwartet hätte sich mir anzuvertrauen.
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