Meine Geschichte + Vorstellung

Liebe Mitglieder,

bevor ich meine Geschichte schildere möchte ich mich kurz vorstellen, für die Vorstellung habe ich keinen eigenen Baum gefunden, kein eigenes Forum.

Ich komme aus Gießen, bin 33 Jahre alt und studiere im vorletzten Semester an der JLU In Gießen Sportwissenschaft, Psychologie und Pädagogik.

Zu meiner Geschichte. Die erste Frau die mir irgendwo gefiel und was man so in dem Alter empfinden kann, war meine Kindergärtnerin, das war so mit vier oder etwa fünf. Das ich mich daran noch gut erinnern kann liegt daran das der Kindergarten bei mir in meiner Heimatstadt in sehr guter Sichtweite liegt.

Wenn ich von der Küche auf den Balkon trete, habe ich ihn direkt vor Augen, auch habe ich ein sehr gutes Gedächtnis finde ich. Das könnte ich als den ersten Baustein sehen, da die Forschung ja sagt die sexuelle Orientierung ist postnatal nicht veränderbar.

Auch hatte ich im Kindergarten zwei männliche Freunde oder Spielgefährten, ein Mädel war da nicht bei. Allerdings habe ich von einem meiner Freunde jeden Tag einen kleinen Kuss bekommen, immer versteckt hinter der Gardine. Ich kam dann in die Grundschule wo mir der Bruder einer meiner Klassenkamaradinnen gefiel dem ich immer einen Kuss geben wollte.

Mit neun Jahren trat dann die zweite Frau in mein Leben, das war meine Fussballtrainerin, groß, braune Augen, braune Haare und ein runde Brille. Irgendwas fand ich auch an dieser Frau aber in dem Alter kann man das halt noch nicht beurteilen, man merkt was aber was es ist ??

Den ersten Freund hatte ich dann mit 14 Jahren für sage und schreibe eine Woche, hatte aber doch mit ihm Sex wenn auch nur zweimal. Empfunden habe ich dabei allerdings nichts was mich nicht weiter gewundert hat, mit 14 ist das glaube ich üblich. Vier Monate nach diesen ersten versuchen ging ich mit dem Freund meiner besten Freundin fremd, auch mit diesem hatte ich Sex aber das gleiche Spiel tat sich, nix keine Empfindung, nicht beim Küssen, nicht beim Sex und da war sogar Oralsex bei.

Das war wie als ob der Stecker nicht in der Steckdose steckt oder Schalter nicht auf online geschaltet ist. Mit 15 jahren war ich mit diesem Jungen für vier Wochen zusammen, habe dann selber Schluss gemacht und war auch erleichtert. Ein paar Monate später lernte ich den Jungen kennen mit dem ich meinen ersten Gv hatte, rein mechanisch, ohne Gefühl und auch hier wieder beim OV nichts gefühlt.

Mit 16 habe ich dann mit meinen Exfreund mit dem ich für vier Wochen zusammen war geschlafen, war ja nett aber naja, es tat sich einfach nichts. Im November 2005 habe ich mich dann in einen Mann verliebt der viel jahre mein gefühlsleben bestimmt hat, so dachte ich.

Mittlerweile weiß ich das ich mich in ein Bild verliebt hatte und nicht in den Mann und wie er war. Ich fand immer wieder den einen oder anderen Mann hübsch aber unterhalb des Kopfes kam einfach kein Gefühl auf. Mit 16 oder 17 oder Anfang zwanzig machte ich mir keine Gedanken darüber.

Das bei mir schon immer etwas anders lief wusste ich, das erste Deo was mir meine Mutter mit 11 geschenkt hatte war ein deo mit einem männlichen Duft was ich damals ganz toll fand. Meine Kleidung habe ich immer in der Jungen oder Männerabteilung gekauft, mit weiblicher Kleidung konnte ich nie etwas anfangen und habe mich immer gefragt was ich damit soll, ich wäre mir verkleidet vorgekommen.

Auch habe ich es nie verstanden warum eine Frau so gerne shoppen geht, bei mir war es und ist es prakmatisch,ich weiß was ich brauche - T-Shirt, Hose oder Hemd wovon ich mehrere hatte - gehe in das entsprechende Geschäft, ziehe etwas an und kaufe es. Das dauert dann etwa eine Stunde. das gleiche bei schuhen, warum habe soviele Frauen soviel Schuhe, konnte ich nie verstehen.

Mit Puppen konnte ich nie etwas anfangen, ich habe sie angemalt oder ihnen die Haare abgeschnitten, Röcke fand ich immer grauenhaft, Autos fand ich toll, eben die ganz normalen Jungeninteressen.

Doch irgendwann stellte ich fest das ich mich einfach nicht mehr in einen Jungen verliebte, auch hatte ich nie Lust mit ihnen zu flirten, fand ich doof. Als meine Freundinnen ihre tollen Erfahrungen machten stand ich nur daneben und konnte nicht mitreden, ich wusste aber nicht warum.

Ich komme aus einer Stadt mit 55.000 Einwohnern, es gab keine Homosexualität, niemand in meiner Familie oder Bekanntschaft oder Verwandschaft oder irgendjemand war schwul oder lesbsich.

Mit 15 Jahren fand ich dann ein Mädchen aus meiner Nebenklasse toll, grüne Augen, blonde schulterlange Haare, zierlich und so hüsch. Ob ich mich da in ein Mädchen verliebt habe habe ich mich damals schon gefragt aber weiter beachtet oder mich als lesbisch wahrgenommen habe ich mich nicht.

Nun gut, da ich als Wassermann-dame eh sehr freiheitsliebend bin fand ich es nicht ungewöhnlich das ich keine beziehung suchte, alle versuche meiner Freundinnen mich an den Mann zu bringen scheiterten, das war einfach kein garnichts, keine Lust, kein nichts. ich bin in 33 Jahren nicht einmal bei einem Mann oder Jungen schwach geworden.

Was mir auch zu denken gibt und was ich erst jetzt richtig einschätzen kann ist folgendes. Wenn man seine Sexualität entdeckt schaut man sich irgendwann auch den einen oder anderen erotischeren Film an, das Wort was mit P. anfängt. Ich habe so einen Film das erste mal mit 15 geguckt und mir immer den Mann und den unteren Bereich angeschaut.

Das solche Filme Frauenfeindlich sind hat mich nie gestört, auch fand ich es imer uninteressant mich zu fragen was wohl die Frau empfindet. Heute weiß ich das ich mich mit dem Mann identifiziere der mit der Frau schäft und ich gerne die Rolle des Mannes übernehme würde, welche 15jährige weiß von Harness und Co?

Irgendwann habe ich mich gefragt was mit mir nicht stimmt, mich sogar schon als asexuell empfunden und mir witzigerweise auch die Frage scherzhaft gestellt ob ich vielleicht lesbsich bin. im letzten Jahr habe ich mich dann endlich in eine Frau verliebt :-) und fühle mich hiermit auch sehr wohl.

Wenn ich alle Bausteine zusammensetze kann ich eigentlich nur lesbisch sein obwohl ich immer noch den einen oder anderen Zweifel habe, so einfach ist das nicht 32 Jahre gedachte Heterosexualität abzulegen.

Einen schönen Abend

Hallo AfterEight, ja, gedachte Heterosexualität abzulegen ist - zumindest in einer heteronormativen Gesellschaft - sehr schwer. Mir ist erst in den letzten Monaten, die gleichzeitig die ersten Monate einer lesbischen Beziehung waren, klargeworden, dass ich möglicherweise doch nicht zu 80% auf Männer und zu 20% auf Frauen stehe. (Das war vorher meine Einschätzung, da ich mich viel seltener in Frauen verliebte als in Männer.) Sondern dass das Verhältnis vielleicht eher umgekehrt sein könnte. Und ehrlich gesagt macht es mir auch fast ein bisschen Angst. Ich kann gar nicht so genau beschreiben warum. Ich vermute, es liegt auch mit daran, dass mein gesamtes soziales Umfeld mich bis vor einem Jahr immer nur mit einem Mann als Partner kannte.
Ich habe mich immer viel mehr mit Frauen identifizier, enge Freundschaften hatte ich mit Männern bisher nur wenige. (Es ist wohl auch kein Zufall, dass mein bester Freund schwul ist...) Die meisten Männer sind mir in ihrem Wesen irgendwie fremd geblieben und ich fand Beziehungen mit ihnen schwierig. Ich fühlte mich in eine Rolle gedrängt, die ich nicht spielen wollte. Einerseits habe ich viele sehr weibliche Eigenschaften und Interessen, entspreche optisch auch eher dem Heteroklischee, andererseits gibt es Einiges an mir, was ich als eher androgyn oder männlich wahrnehme. (Kommunikationsmuster z.B., Probleme mit mir alleine ausmachen, etc) Und ich habe das Gefühl, dass ich alle diese Seiten in meiner jetzigen Beziehung viel besser ausleben kann.
Wohin die Reise geht, weiß ich noch nicht. Im Moment fühle ich mich wahnsinnig wohl und vielleicht sage ich in ein paar Jahren: Ja, offenbar bin ich tatsächlich lesbisch und habe es nur knapp 30 Jahre lang nicht gemerkt. ;-)

Liebe Grüße!