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Selbstfindung

geschrieben von WCY 
Selbstfindung
25. September 2018 20:54
Hallo zusammen!

Ich möchte jetzt einfach auch mal ein bißchen von mir erzählen...
Mein Name ist Tobi, ich bin 32 und mir erst seit kurzem bewußt, daß ich schwul bin.

Anders als die meisten anderen war ich schon immer. Aber nicht speziell hinsichtlich der Sexualität, sondern in jeglicher Hinsicht (Sport, Politik, Hobbys, ...). So hat es mich auch nie stutzig gemacht, daß mich die Frauen, die auf die meisten Männer total anziehend wirken, eben nicht interessieren. Ich war der Meinung, daß ich eben einen besonderen Geschmack hätte und die richtige schon irgendwann kommen würde. Mein Interesse an hübschen Männern hab ich für mich selbst damit begründet, eben schauen zu wollen, was die anderen haben, was ich nicht habe um bei der Frauenwelt attraktiver zu werden.

So vergingen die Jahre - ich hatte bis auf eine dreiwöchige Affäre mit einer Kollegin nie eine Beziehung - und ich habe mir nie großartig Gedanken zu dem Thema gemacht. Ich vermißte nichts und war auch nicht verbissen auf der Suche nach irgendwem. Ich hatte und habe meinen Freundeskreis mit dem ich unterwegs war ganz ohne irgendwelche konkreten sexuellen Hintergedanken.
Nun mit zunehmendem Alter wurde die Zeit meiner Kumpels immer knapper - jede/r hatte eine/n Partner/in... Ich blieb allein übrig. Also fing ich an, die klassischen Datingplattformen zu nutzen. Und ertappte mich dabei manchmal, auf die Ansicht "Männer" umzuschalten (natürlich nur, um zu sehen, was andere so attraktiv macht - ja ja). Nur irgendwie fand ich keine Frau, die mich wirklich ansprach. Die meisten klickte ich gleich weg, mit anderen begann ich zu schreiben, aber beendete die Gespräche recht schnell wieder. Keine Frau wirkte auf mich attraktiv.
Im Juli dieses Jahres hatte ich das erste Mal seit langem mal wieder einen richtigen Entspannungsurlaub und begann, darüber nachzudenken, warum es bei mir eigentlich so gar nicht klappen will mit den Frauen. Das Ergebnis ist, daß ich jetzt hier gelandet bin. :-)

Ich bin also schwul. Etwas komisch fühlt sich der Gedanke noch an, aber auch irgendwie gut, befreiend. Zumal ich nie irgendwelche Probleme mit offen schwulen Kumpels hatte - mein Motto "Jeder soll so glücklich werden, wie es für ihn am besten paßt".
Geoutet hab ich mich bislang noch nicht - auch nicht gegenüber meinen schwulen Kumpels. Ich wollte erst meine Selbstfindung abschließen. Es kostet mich zwar Überwindung, aber ich weiß gar nicht, warum. Meine Eltern sind sehr tolerant allem gegenüber und nachdem mein Freundeskreis sowieso "gemischt" ist und sich alle untereinander kennen, seh ich da auch keine Probleme... Trotzdem ist es irgendwie ein Schnitt. Ich will das Thema aber unbedingt in den nächsten Wochen angehen.

Natürlich bin ich nun auch auf Datingseiten für Schwule angemeldet und hatte hier und da schon einen netten Chat. Ein Treffen ergeben hat sich bislang aber noch nicht. Irgendwie hab ich den Eindruck, sehr viele sind nur darauf aus, schnellen Sex zu bekommen, egal mit wem. Ich sehne mich aber eher nach einer richtigen Beziehung mit dem richtigen Partner, wo man sich auch gegenseitig Kraft geben kann. Mal sehen, was die Zukunft hier noch so bringt.

Meine Geschichte mag zwar zwischen den anderen ziemlich langweilig erscheinen, weil ich glücklicherweise keine Steine im Weg und bislang außer mir selbst auch niemanden belogen habe. Dennoch bin ich dankbar dafür, hier mal alles niederschreiben zu können, weil ich noch mit keinem drüber sprechen konnte.

Viele Grüße

Tobi
Re: Selbstfindung
26. September 2018 21:32
Herzlich Willkommen Tobi,
schön das Du den Weg hieher gefunden hast. Danke auch für deinen "Bericht".
Das schwerste ist, sich selber einzugestehen das man schwul ist. Das ist der erste Schritt und den scheinst du ja nun gegangen zu sein.
Allein es hier mal "öffentlich" zu schreiben, hat schon vielen vor dir geholfen.
Wünsche Dir , hier bei co30 , einen regen Austausch. Vielleicht findet sich ja jemand, mit dem Du einfach mal losziehen kannst. Muss ja nicht direkt in deiner Nachbarschaft sein.

LG Maks
Re: Selbstfindung
27. September 2018 13:42
Hey Tobi,
willkommen an Board!
Wie maks schon geschrieben hat, bist du den wichtigsten Schritt bereits gegangen. Du hast dir selbst klar gemacht, dass du halt anders tickst.
Wenn du bereits schwule Freunde hast, nun, da dürfte dein erster Schritt doch eigentlich nicht so problematisch sein (aus meiner Sicht). Wenn du mit diesen (oder mit einem zu dem du das meiste Vertrauen hast) mal ein ernsthaftes Gespräch führst und ihm erzählst wie es in dir aussieht, sollte dein Weg zum CO doch eigentlich ein leichter sein, intolerant wird von denen zumindest keiner reagieren. Tolerante Eltern hört sich doch auch schon mal klasse an. Denen musst du das ja nicht als erstes erzählen. Finde dich doch erstmal in der "neuen" Welt zurecht. Lass dich doch mal von deinen schwulen Freunden in die neue Welt begleiten, das macht es viel einfacher, wenn man jemand hat, der einem das Händchen hält und wenn dass dann noch gute Freunde sind, mit denen du dich eh verstehst und die auch schwul sind, das klingt für mich wie ein 6er im Lotto. Letztlich brauchst nur den Mut, die Kraft dir selbst den Schubs zu geben und diese ansprechen. Und auch das ist so einfach, und wird im Grunde nur von dem Herzklopfen gehemmt, das man beim ersten mal hat es auszusprechen.
Mir hat maks, vor noch gar nicht all zu langer Zeit, seine private Zeit geopfert und mich mal mitgenommen in die schwule Welt. Seitdem erlebe ich täglich die Welt mit neuen Augen. Bin selbst so mutig geworden, dass ich niemanden mehr brauch, der mir die Hand hält, sei es beim weggehen oder anderen zu sagen, dass ich gay bin und ich habs mittlerweile so vielen gesagt. Außerdem (das denke ich halt noch immer) musst du ja auch nicht durch die Gassen im Regenbogen-Tütü rennen und lauthals schreien, dass du schwul bist. Wenn die Situation gegeben ist, kann man das ja ruhig erwähnen.
Ich kann dir aus meiner persönlichen Erfahrung nur sagen, nimm dir den Mut und rede mit den Freunden. Mach es zwar in deinem Tempo, aber mach es bald und halte dich nicht zu lange zurück, so wie ich (hab mein CO erst mit 46 und vieler verschlafener Jahre, voller Depression, nur weil ich nicht mutig genug war).
Letztlich ist es so einfach, und ja das ist es sehr wohl. Du musst einfach nur zu dir stehen. Der ganze negative Gedankenkram existiert nur in deinem Kopf! Die Welt da draußen interessiert es eigentlich überhaupt nicht, ob du gay bist oder nicht. Im Gegenteil, ich hab soviel tollen Zuspruch erhalten, ich hatte mir das niemals so vorgestellt.
Ich kann für mich sagen, ich habe seit dem Schritt mich zu öffnen, so viel Selbstsicherheit gefunden, ich hätte das nie für möglich gehalten. Es kommt mir vor als würde ich mich jetzt erst selbst richtig kennen lernen und vor allem lieben!
Trau dich!

PS, kannst ja auch mal in den CO-Chat kommen, wir sind alles ganz normale Menschen.
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