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Meine Lebensgeschichte

geschrieben von Anonymer Teilnehmer 
Anonymer Teilnehmer
Meine Lebensgeschichte
09. September 2018 20:31
Nun, ich versuche einmal zusammenzufassen, was mein Leben in 55 Jahren ausgemacht hat.

Ich bin 55 und ein von Anfang an unglücklicher Mensch. Meine Eltern ließén sich scheiden, da war ich 2 . Ich wurde hin und her gereicht von Grosseltern väter- und mütterlicherseits. Von Vater und Mutter. Im nachhinein wurde klar, mich wollte keiner. Die Ehe meiner Eltern war früh gescheitert, Vater Alkoholiker und krankhaft eifersüchtig. Mutter zu jung und narzistisch veranlagt. Und ich war das Produkt, eine bereits gescheiterte Ehe zu kitten. Schliesslich kam ich nach einem Jahr zu meiner Mutter, die sich durch die gegen fickte, um Liebe zu finden und Ausnutzung erhielt. Platz war nicht für mich. Als ich 7 war fuhr ich jeden, wirklich jeden Freitag fürs Wochenende zu meinem Grosseltern, meine Eltern waren geschieden. Beide Grosselternpaare wohnten keine hundert Meter auseinander und waren spinnefeind und ich musste bereits in diesem Alter sehr darauf achten meine Symphatien nicht einseitig zu verteilen, weil sonst die einen oder die anderen Grosseltern sauer waren. Im nachhinein fühlte ich mich immer zwischen den Stühlen. Als ich 8 war und jetzt wird es diffus, weil meine Erinnerung hier aussetzt, hat mich mein Vater wohl sexuell attackiert. Ich weiss, das er erregt war und mich angefasst hat. Und bis zu seinem Tod immer als Argument brachte, er hätte das nicht gemacht, wenn ich es nicht gewollt hätte. Lange habe ich mir gesagt, da ich ja schwul bin,muss es so gewesen sein.
Meine Mutter meinte, als ich es mit 30 erzählte, ich solle aufhören zu lügen.
Als ich 9 war , auch hier bleibt es diffus, tat das gleiche ein Cousin der fast 20 war. Die einzige Erinnerung die ich habe, ist der Geruch eines ungewaschenen Penis und das ich viel geweint habe.
Schliesslich wurde ich aufmüpfig. Und beschloss mein Leben zu leben. Ungeliebt wo ich auch nur hinkam verliebte ich mich in meine erste Freundin. Ein Jahr hielt es und ich erlebte die einzigen glücklichen 9 Monate meines Lebens. 3 Monate dieser Beziehung, die letzten, waren der Horror. Meine Mutter wurde auf mein Glück eifersüchtig und versuchte es zu verhindern. Ich kämpfte um diese Liebe.Und verlor. Der Druck wurde immer grösser und als meine Freundin, die kaum noch Kraft etwas sagte, was verletzend war, rutschte mir die Hand aus (das einzige Mal in meinem Leben, das ich einen Menschen körperlich schlug). Als meine Freundin die Beziehung beendete, veränderte sich was in mir. Das letzte Gefühl von Liebe erlosch. Und so bin ich bis heute geblieben. Anderen Menschen kann ich Liebe und Gefühl entgegenbringen. Mir nicht.
Die Beziehung endete als ich 17 war. Ich lernte sofort darauf eine Frau kennen, die 26 war. Spannend war die Sexualität, Liebe war es nicht. Sie betrog mich, wir wurden schwanger, meine Mutter glaubte wieder nicht was ich erzählte und anstatt die Beziehung zu beenden, heirateten wir. Ein Jahr später die Trennung und weil ich so ein schlechtes Gewissen meiner Tochter gegenüber hatte, übernahm ich die Schulden meiner Exfrau. Mehr als 100.000 DM. Ich kämpfte fünf Jahre um meine Tochter sie zu mir zu bekommen und als ich mit 25 fertig war mit dem Leben, gab ich auf. Wir haben heute keinen Kontakt mehr. Ich brauchte bis ich 30 war um alle Schulden abzubezahlen. Ich arbeitete Tag und Nacht. Und schliesslich war ich frei und lernte meine zweite Frau kennen.
Diffus hatte ich immer die Lust auf einen lieben Mann. Meine zweite Frau brachte mir aber die Möglichkeit, wieder nicht über mein Leben nachzudenken. Kein schwulsein. Sexualität mit ihr, die mir ekeln einbrachte. Schnelles duschen danach. Ich respektierte sie und mochte sie sehr. Das erste was sie tat, meine Gefühle zu zerstören in dem sie mich betrog. Wir wurden schwanger, meine Tochter wurde in der Schwangerschaft krank. Meine Frau zog 8 Mal in der Schwangerschaft ein und aus.Beim neunten Mal stellte ich ihre Koffer vor die Tür und am gleichen Abend ging ich auf einer Telefonhotline (sowas war damals in) auf die gayvariante und traf mich mit Sascha. Er war 20 . Ich 32.............wir redeten und redeten und redeten und schliesslich verliebte ich mich und er sich in mich. Und wir gingen händchenhaltend ins Kino............was mir auch heute bescheinigt, dass ich mit dem Schwulsein keine Probleme habe. Nach 8 Wochen ehrlicher Liebe, platonisch und nur küssen, kam ein Anruf auf den Anrufbeantworter. Meine Frau teilte mir mit, dass wir wohl ein behindertes Kind kriegen. Was sollte ich machen? Meine Liebe opfern? Zu meiner Frau zurück? Ich entschied mich für meine Tochter und ging zurück zu meiner Frau. Die Liebe zu Sascha zerstörte ich innerlich und mich mit.
Wir bekamen zwei Kinder..........ALs wir uns ein Jahr kannten machte ich mich selbständig......um es kurz zu machen brauchte ich meine Frau um eine Finanzierung durchzukriegen. Als wir gemeinsam bei der Bank waren, teilte mir der Bankberater mit, dass meine Frau erstmal Ihre Schulden begleichen müsse.........Ich dachte bei diesem Termin, dass wir die paar hundert DM wohl aufbringen können. Als er mir mitteilte das es mehr als 150.000 DM waren, klappte ich innerlich zusammen. Ich beendete meine Selbständigkeit und meinen Traum sofort und begann wieder, bis zu unserer Trennung nach 22 Jahren, Tag und Nacht zu arbeiten. Unsere beiden Töchter empfanden mich immer angespannt und nervös und.....das war ich wohl auch. Trotz der Schulden hatten wir finanziell dank meiner RundumdieUhrArbeit ein erträgliches Auskommen. Aber immer wieder mal eine finanzielle Krise, wenn was Unvorhersehbares eintrat. Aber ich schaffte es immer wieder. Der Kampf mit Ihrer und meiner Familie soll hier unerwähnt bleiben, kostete aber immer Kraft.
Insgesamt bin ich 36 mal umgezogen. Ich machte Karriere, das Einzige was mir blieb und meine Töchter und ich haben und hatten ein tolles Verhältnis. Ich versuchte ein toller Vater zu sein und immer für sie da zu sein .
Der Liedermacher Reinhard May schreibt in einem Lied, das "Altes Kind" heisst, einen für mich tollen Satz,,und ich mach mit Liebe alles falsch so gut ich kann".
Glücklich war unsere Ehe nicht. Meine Frau nahm ihre Rolle in dieser Ehe nie an. Den Haushalt führte ich am Wochenende, weil sie Haushalt ablehnte. Warum ich blieb? Weil ich meinen Kindern eine Familie bieten wollte.
Springen wir in die Endphase vor 2 1/2 Jahren schliesslich, nach vielen weiteren Tiefschlägen, brachte meine Frau eine Arbeitskollegin mit nach Hause. Ich kannte diese Frau vorher nicht. Sie sagte "HALLO" und mein erster Gedanke war, dass meine Ehe zu Ende ist. Diesen verwarf ich aber gleich wieder. Schliesslich betrog sie mich mit ihr und zog vor nunmehr 2 Jahren aus, ohne Kontakt zu den Kindern zu halten, die Restschulden von ihr mir zu überlassen.
Und seitdem versuchte ich , alles zu bearbeiten und mein schwulsein zu leben. Aber die schwule Welt ist für mich zu hart und gefühllos und ich empfinde es manchmal als Strafe, schwul zu sein. Meine Kinder und ich, meine 17 jährige lebt bei mir, wir lieben uns und sind eine eingeschworene Familie. Ich weiss, das ich mehr habe als viele andere. Aber ich hatte mir für mich auch mal einen Menschen gewünscht, bei dem ich die MAuern fallen lassen kann und so sein kann wie ich bin. Und wenn ich mal von mir erzähle, dann schaffen es diese Menschen nicht, meine Erzählungen zu ertragen, weil sie kaum fassbar und ertragbar sind. Ich habe hier viel ausgelassen, weil mich die Gedanken daran so schmerzen, dass ich nichts mehr fühle. Nachtrag vom 13.9.2018: UND DANN TREFFE ICH HIER IN DIESEM MEDIUM WIEDER EINEN MENSCHEN DEN ICH EINST SEHR MOCHTE UND DACHTE ICH WAERE DAMALS SEHR FÜR IHN DAGEWESEN. SEINE ERSTE REAKTION WAR,,SCHÖN DAS DU WIEDER DA BIST ICH MELD MICH WENN MEINE FRAU AUSSER HAUS IST. wann wird es mal auch für mich einen Menschen geben, der bedingungslos so wie ich für meine Freunde, auch für mich da ist. wenn die Frau ausser Haus ist, ist auch Platz für mich. dazwischen geschoben zu werden ist Scheisse.

Ich habe vor 5 Jahren meine Managerkarriere mangels Kraft in den Sand gesetzt und zu allem noch einen beruflichen Vollcrash hingelegt. Aber ich wusste das das passieren musste, weil meine Kraft nicht unerschöpflich ist.
Und was bleibt am Ende, ein schwuler, alter, dicker Mann, der alleine ist und wahrscheinlich alleine sterben wird. Und sich sagen kann, ich habe für andere immer versucht, ein optimaler liebevoller Mensch zu sein.
Mich habe ich vor 45 Jahren verloren.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 13.09.18 16:40.
Re: Meine Lebensgeschichte
09. September 2018 22:21
Hey Joachim,

puh das ist schon ein Brett, dass Du da präsentierst.

Also Dir muss mal klar sein, keiner von uns kann Dir helfen, dass kannst nur Du selbst hinbekommen, mit dem ersten Schritt in die richtige Richtung. Diese musst Du halt für Dich ausmachen und definieren. Wer außer Dir könnte das tun?

Wir können nur zuhören und eventuell mal einen anderen Blickwinkel präsentieren. Entscheiden musst letztlich Du!


Ich muss das erstmal verdauen, hab da noch keine wirkliche Antwort drauf.

LG
te'oma



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 09.09.18 22:21.
Anonymer Teilnehmer
Re: Meine Lebensgeschichte
09. September 2018 22:53
Hi Te'oma,
das ist die gleiche Reaktion dich immer ernte. Die Menschen grenzen sich ab, und gefühlt fühle ich mich dadurch alleine.
Aber danke das Du darüber nachdenkst.
Alles Liebe für Dich
Joachim
Re: Meine Lebensgeschichte
11. September 2018 09:20
findemeinenwegnicht schrieb:
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> Hi Te'oma,
> das ist die gleiche Reaktion dich immer ernte. Die
> Menschen grenzen sich ab, und gefühlt fühle ich
> mich dadurch alleine.
> Aber danke das Du darüber nachdenkst.
> Alles Liebe für Dich
> Joachim


Lieber Joachim,

zuerst einmal, ja, kann ich mir durchaus vorstellen, das auch dies keinen besonders tollen Positiv-Effekt bei Dir hinterlässt.
Aber bedeutet es irgendeine Wertigkeit? Bzw. stellt dies überhaupt eine Bewertung Deiner Person oder Geschichte dar, wenn Du von den Menschen, denen Du das erzählst, solch eine Reaktion bekommst? Nein!

Du hast so viel geschrieben und an dieser Stelle meinen Glückwunsch, dass Du überhaupt den Mut gefunden hast, Dich zu öffnen.
Ich musste erstmal meine Gedanken sortieren, bevor ich Dir meinen Blickwinkel mitteile.

Natürlich sind das einschneidende Erlebnisse in Deinem Leben, welche ganz sicher nicht spurlos an einem vorbeigehen.
Aber willst Du trotz dieser, die Flinte ins Korn schmeißen und Dich für immer damit herum grämen?
Du hast das schon so lange in Dir, Du denkst halt, nur weil Du bisher keine Lösung für den Umgang damit gefunden hast, das diese nie kommt und alles keinen Sinn hat. Irgendwo hast Du Dich auch mit dem ganzen Scheiß, welcher Dir passiert ist, eingerichtet,

Vergewaltigung ist halt nichts, was spurlos an einem vorbei geht. Was soll ich dazu sagen? Was könnte ich jemals dazu sagen, was Dir gerecht wird?
Ich musste dieses traumatische Erlebnis, welches für mich den Einschneidenden Richtungsgeber in Deinem Leben darstellt, glücklicherweise nie erleben. Für mich als Außenstehenden, ist dies das Ur-Problem, welches Dich bedrückt, Dich immer in die falsche Spur hat abbiegen lassen.
Mit 8 und 9 ist man ja noch in der Prägungsphase und vor allem anderen ein Kind! Und wenn Du da niemanden hast, der Dir beisteht, der Dich beschützt, dann musst Du in diesem Alter alleine mit diesem grauenvollen Erlebnis zurecht kommen und es bewältigen. Das dies nicht funktionieren kann und wird, ist doch vorprogrammiert.
Darüber hinaus die eigene Familie.
Darüber hinaus ein Junge.
Was das Ganze noch ne Nuance prekärer macht. Meine mich zu erinnern, das Jungs deutlich gößere Scham haben, dies zu melden. Und wenn Du nicht mal in der eigenen Familie jemanden hast, dem Du dieses Vertrauen gegenüber aufbringen kannst und es erzählst und wenn dann doch einmal und es wird Dir dann nicht geglaubt, wie kann man das dann nur einem fremden mitteilen?

Du brauchst hier psychologischen Beistand und zwar von nem Profi, oder einer Selbsthilfegruppe. Wenn Du völlig isoliert lebst, wie Du sagst, wüsste ich nicht wer Dir besser Halt geben könnte. Ein Partner, ja, aber den hast Du ja nicht. Und so negativ wie Du drauf bist, wird es halt nicht einfacher. Auch das weißt Du sicher selbst schon längst.

Also schlitterst Du Dein ganzes Leben, von einer Scheiße in die andere, weil Du immer im Leben jemanden suchst, der Dir den Halt gibt, welchen Du bisher niemals wirklich erfahren hast.
Und weil es nicht schon bescheiden genug ist, macht man dann halt auch noch Dummheitsfeler und übernimmt die Schulden von einer Person, die offensichtlich nicht ehrlich zu Dir war, von Anfang an. Die hättest Du zu dem Zeitpunkt, als ihr bei der Bank wart, direkt danach in die Wüste schicken sollen. (Und ich sag das jetzt freundschaftlich) Und Du Trottel übernimmst ihre Schulden auf Deinen Namen und ackerst Dir den Buckel ab um das abzuzahlen ....
Also da kannst Du leider nur Dir selbst die Schuld geben, dafür kannst niemanden verantwortlich machen, auch nicht das Leben. Du hast Dich freiwillig in die Sklaverei verkauft, nur weil Du was beweisen wolltest? Das Du in nem Ernstfall zu ihr stehst, nicht so wie es Dir widerfahren ist im Leben? Das ist ja auch alles schön, gut und richtig ... Aber ...
Sie hat das von Anfang an verheimlicht, lässt Dich zur Bank antanzen und Dich bis auf die Knochen blamieren und Du nimmst dieser Person auch noch die Schulden ab? Die wär am Abend noch ausgezogen bei mir. Offensichtlicher kann man dem Partner nicht zeigen, dass es von Anfang an in der Beziehung nur um das Ausnutzen des anderen ging.

Ich glaub das weißt Du auch selbst, dass es Dein eigener Fehler war und das nagt an Dir. Zumindest würde es mir so ergehen.

Aber dafür gibt es nun wirklich ne ganz einfache Lösung. Schulden?=Privatinsolvenz. 7 Dürre-Jahre und dann kannst das Leben wieder genießen. Und vor allem, ich sags Dir so wie es in der Welt läuft, niemand arbeitet seine Schulden ab! ... sei nicht so doof und geh noch nem Nebenjob nach. Das Geld, welches du da verdienst verpufft sowieso in den Schulden, welche Du eh nie anders als mit der Insolvenz abtragen kannst. Und wieso solltest Du in dieser Zeit keinen Spaß haben dürfen?
Nutze diese Zeit lieber für Dich. Entdecke Dich endlich selbst, finde heraus, wer Du bist und was Dich glücklich macht. Und dann lebe es. Es wird halt nicht besser, je länger Du wartest und zögerst. Jetzt ist der ideale Zeitpunkt.

Das war und ist für mich auch noch immer eine schwere Lektion jedesmal. Das Alte zurücklassen und zu begraben, abzuhaken und alles auf Null zu stellen. Kleine, realistisch gesteckte Ziele, führen zu großen. Ich kann das aus persönlicher Erfahrung nur bestätigen, ist halt ein langer und vor allem harter Prozess.



3-mal bearbeitet. Zuletzt am 11.09.18 09:27.
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