Hi,
nun ist das Wochenende also vorbei, vor dem ich soviel „Angst“ hatte. Und was soll ich sagen, es ging viel zu schnell vorbei und die „Angst“ hat sich gewandelt......
Aber von vorne:
Ich würde diesem Bericht gerne einen Titel geben:
"Endlich durch diese Tür gegangen"Ich lese in diesem Forum schon seit gut einem Jahr mit und habe, als es mir schlecht ging, oft Kraft daraus tanken können, obwohl ich nicht angemeldet bzw. registriert war.
Aber am Dienstag (16.10.2012) war dann der Zeitpunkt gekommen. Ich las im Forum, dass ein Usertreffen von CO 30 in Saarbrücken geplant war und ich wollte unbedingt dabei sein.
Ich registrierte mich also und fragte mal nach ob ich überhaupt kommen könne, da ich ja ein absoluter „Neuling“ bin. Am nächsten Tag hatte ich schon eine Antwort von Maks der mir mitteilte, dass er sich sehr darüber freuen würde wenn ich bei dem Treffen dabei wäre.
Wow, ich durfte kommen und freute mich wirklich riesig darüber.
Je näher allerdings der Tag des Treffens kam, desto unsicherer wurde ich mir. Die anfängliche Freude wich in Nervosität, Angst und fast schon Panik. Auf einmal war ich mir nicht mehr sicher ob das Treffen eine gute Idee ist.
Was ist wenn mich jemend erkennt? Was wenn jemand unsere Gespräche mitbekommt?
Ich fühlte mich richtig schlecht und war kurz davor nicht hinzugehen. Im Forum wurde ich allerdings durch Perseus und Mickey2 ermutigt hinzugehen und die mir im Forum schrieben, daß ja diese Treffen gerade für „Neulinge“ wie mich gedacht wären (vielen Dank dafür).
Also verabredete ich mich mit Maks um 17.30 Uhr vor einer Pizzeria. Er sagte mir, dass ich ihn an seinen roten Schuhen erkennen könne. Und schon hatte ich ein Bild von roten Schuhen im Kopf und zwar von roten Lackschuhen . Es mussten rote Lackeschuhe sein. Was denn sonst? (schönes Klischeedenken oder? ). Ich stellte mein Auto im Parkhaus ab und ging in Richtung der Pizzeria. Ich kann allerdings gar nicht mehr sagen wie oft ich umdrehen und wieder ins Auto steigen wollte. Aber ich ging nicht zurück sondern ging um die Ecke zum Restaurant.
Und da stand jemand mit roten Schuhen, allerdings waren es keine Lackschuhe und mein erster Gedanke war: Das kann er nicht sein! Aber er war es und wir stellten uns einander vor. Wir setzten uns an einen Tisch und haben angefangen zu reden. Und es tat so gut! Ich konnte endlich mit jemandem reden, der wußte worum es geht. Ich habe zum ersten mal seit ich 16 Jahre alt bin mit jemandem über meine Homosexualität gesprochen.
Und ich hatte mit Maks einen tollen Zuhörer und habe mir viele Dinge von der Seele geredet. Endlich konnte ich mal erzählen wie es mir geht, was ich denke und was ich fühle. Aber meine Nervosität war noch nicht ganz verflogen, denn immer wenn neue Gäste in das Restaurant kamen und sich in unsere Nähe setzten, kamen wieder die Gedanken in mir hoch. Hoffentlich kennt mich niemand und hoffentlich bekommen sie nichts von unseren Gesprächen mit.
Nach fast 1,5 Stunden quatschen und sinkender Nervosität haben wir bezahlt und uns auf den Weg gemacht. Wir wollten ja noch zu Jan Ranft, der an diesem Abend aus seinem neuen Buch vorlas. Wir gingen also Richtung „Checkpoint“, dem Beratungszentrum des LSVD Saar sowie Treffpunkt für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Freunde im Saarland.
Der berühmte Checkpoint dachte ich mir, ich weiß nicht wie oft ich in den letzten Jahren an diesem Gebäude und an dieser Tür vorbeigelaufen bin. Wie oft habe ich mir gewünscht ganz selbstverständlich durch diese Tür zu gehen und zu meiner Homosexualität zu stehen. Ich habe es nie geschafft und ging immer vorbei. An diesem Abend war es anders, an diesem Abend ging ich endlich durch diese Tür.
Eigentlich ist es nur eine Tür, für mich war es der erste Schritt in die richtige Richtung, der erste Schritt in ein neues Leben.
Nun stand ich also mit Maks im Checkpoint und es fühlte sich gut und richtig an. Wir unterhielten uns weiter bis die Lesung begann. Wir setzten uns auf eine Couch und Jan fing an aus seinem Buch vorzulesen. Ich hörte einfach nur zu, meine Nervosität war vollkommen weg, ich fühlte mich wohl, ich fühlte mich sicher und ich genoss die Geschichten und ich dachte nur: Hier gehöre ich hin.
Nach der Lesung verabredeten wir uns noch auf ein Bier mit dem Autor und einigen anderen Gästen der Lesung. Da ich noch zur Bank musste fragte ich in welche Kneipe wir denn gehen würden, damit ich nachkommen kann.
Und auf einmal war sie wieder da, meine Nervosität! Wir gingen nämlich ins Madame. Aber was hatte ich erwartet, ich war gerade im Checkpoint und hörte mir Geschichten über das Leben von Schwulen und Lesben an. Natürlich war es eine Schwulenkneipe. Ich fuhr also zur Bank und dachte kurz darüber nach Heim zu fahren, aber wirklich nur kurz.
Danach dachte ich daran was ich bis jetzt erlebt hatte und wie toll dieser Abend bis jetzt verlief. Nein ich wollte nicht nach Hause, ich wollte auch durch diese Tür. Ich ging zum zweiten mal an diesem Abend durch eine Tür, die in den letzten Jahren für mich immer verschlossen war und es fühlte sich wie im Checkpoint einfach nur gut und richtig an.
Ich genoss den Augenblick, das Flair, die Leute und die weiteren Unterhaltungen. Nach einiger Zeit verabschiedete ich mich, denn ich wollte diesen Abend und die vielen Eindrücke noch alleine etwas auf mich wirken lassen. Auf dem Weg zum Auto schossen mir viele Gedanken durch den Kopf, aber ich war glücklich. Es war der erste Schritt in die richtige Richtung.
Am nächsten Tag war ich um 11.00 Uhr mit Maks, Jan und noch einem „Neuling“ vor dem Checkpoint verabredet. Wir gingen zusammen zum Brunch und führten unsere Gespräche fort. Auch an diesem Morgen genoss ich einfach jede Minute und wieder kam dieses Gefühl der Richtigkeit in mir hoch und das dies mein Weg sein wird. Wie schnell ich diesen Weg gehen werde weiß ich noch nicht, aber ich werde ihn gehen.
Maks ich danke Dir für dieses tolle Wochenende, für die tollen Gespräche und vor allem für dein Zuhören. Dadurch habe ich es geschafft durch diese Türen zu gehen, die solange für mich verschlossen waren. Ich stehe noch ganz am Anfang, aber endlich kenne ich jetzt genau die Richtung, die ich gehen möchte.
P.S. Ich hoffe dass alle, die hier passiv mitlesen irgendwann den Mut finden ihre Geschichte aufzuschreiben oder auch zu einen Treffen zu gehen. Es lohnt sich…., ich werde auf jedenfall wieder zu einem Treffen kommen und ich hoffe noch einige mehr aus diesem Forum kennen zu lernen.
Gruß
Idaho
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 29.10.12 13:25.