Liebe Camille,
schön, dass du geschrieben hast, zumal die weibliche Seite hier eher rar ist
Als Mann habe ich eine spiegelbildliche Geschichte, nur etwas langsamer. Ich musste Mitte 40 werden, um zu merken, dass es so unmöglich weiter gehen konnte.
Auch wenn heute alles einigermaßen gut geklärt ist, durch andere weiß ich, dass mein Vater immer noch meint, Homosexualität wäre eine bewusste Entscheidung. Wenn er mich ansprechen würde, könnte ich ihn fragen, ob er tatsächlich als heterosexueller Mann bewusst mit einem Mann zusammenleben könnte
Aber er traut sich nicht, mit mir zu reden.
Vor allem möchte ich dich bestärken! Nur wer etwas für sein Glück tut. kann Glück ausstrahlen, den Kindern gut tun, ein positives Vorbild sein.
Klar, dein Mann kann einem leid tun. Meine Frau war zutiefst verletzt, ich hätte sie um die versprochene Ehe bis zum Tod betrogen. Das tut mir auch leid, Schuldgefühle, doch irgendwann ist es gut. Genausowenig wie ich mit meinen Mitteln ein Leben in völligem Luxus bieten konnte, genausowenig kann ich heute ein Leben in einer heterosexuellen Beziehung bieten. Es geht einfach nicht und da braucht mir meine Frau nicht mehr mit Verantwortung zu kommen.
Vor vielen Jahren hatte ich meinen Eltern Vorwürfe gemacht, sie wären verantwortlich für Probleme in meinem Leben. Ich habe mir eine Gesprächstherapie gesucht und sehr positiv gelernt, dass nur ich selbst verantwortlich für mein Leben bin. Meine Eltern, meine Frau dürfen sein, wie sie wollen. Wenn mir etwas nicht passt, muss ich für mich etwas ändern.
Genauso muss heute meine Frau für sich ihr Leben gestalten, ich bin dafür nicht verantwortlich, solange ich ordentlich mit ihr umgehe.
Auch dein Mann muss sein Leben selbst in die Hand nehmen. Er kann seinen Kindern keinen größeren Gefallen tun, als selbst glücklich zu sein, ihnen kein schlechtes Gewissen zu machen. Das geht nicht sofort, aber die Sonne versteckt sich hinter jeder Wolke
Du hast Schritte getan, du bist stark, das wird.
Liebe Grüße
Zeev