Hallo Wiederda,
finde es mutig, das so alles aufzuschreiben.
Allerdings ist es erschreckend, wie lange Du Dich und ihr Euch gequält habt.
Quote
wiederda
Ich fühle mich abgelegt, weggeworfen, nachdem ich meinen schwulen gefühlen nie raum gab. Habe mich vor einem jahr in einen Mann verliebt aber dem nie nachgegeben. Es war ein innerer unendlich harter Kampf. Aber ich wollte diese Ehe und gemeinsam mit ihr alt werden.
Ich bin nicht bekannt für sanfte und beschönigende Worte ...
Wenn ich das recht lese, wusstet ihr beide über Euch bescheid (sie lesbisch, du schwul) ... und ihr habt es entweder nicht wahr haben wollen, oder gedacht, "das mit Familie", das kriegen wir auch so hin ... bist das uns "irgendwas scheidet".
Du hast einem inneren Gefühl (Verliebt in einen Mann) nicht nachgegeben, und bist jetzt "betrübt" darüber, dass Deine Frau (lesbisch) einer Verliebtheit mit einem "Mädel" nachgibt.
Nun ... wie ich das öfter schon mal geschrieben habe, Du bekommst leider keinen Orden, dass Du dich zurückgehalten hast, dass Du das "standard Familienidyll" aufrechterhalten wolltest. Du hast dich gequält ... und bums ... die Trennung geht von jemand anderem aus ... völlig wurscht, was Du dir dabei gedacht hast ... (es gibt keine Medallie ... höchsten einen größeren Scherbenhaufen).
Aus meiner Sicht wird es (...) Zeit, dass Du und Sie ein glückliches Privatleben (mit getrennten Schlafzimmern) führen lernt.
Die Ehe als Zweckgemeinschaft, Versorgungsgemeinschaft, Aufzuchtgemeinschaft für Kinder ... eben Familie kann durchaus weiter bestehen ... man muss nur die Schuldzuweisungen aufgeben ("ich hab den Kerl weggeschickt, ... und nun machst Du mit der Frau rum" ... nein das ist falsch!)
Ich habe selbst lange damit gerungen, wie es weitergehen könnte, aber ich konnte meinen "Trieb" einen Mann anzufassen, mich in einen Mann zu verlieben, nicht länger unterdrücken ... und da habe ich es gesagt ... erst IHR (meiner Frau).
Aus der Erfahrung weiß ich, dass, wenn die Grundlagen stimmen, die Freundschaft und Partnerschaft zwischen Eheleuten weiter bestehen kann, auch wenn ein paar andere Personen in die Familie eintreten (Freund, Freundin) ... für mich ist das Patchwork oder Regenbogen pur.
Für Kinder ist es wichtig, dass sie die Betrübnis der Eltern nicht auf sich beziehen, sondern den Grund dafür kennen ... das Papa schwul ist und nen Freund hat ... dass Mama nen Freund oder Freundin hat ... ist denen eigentlich egal, solange das Familienleben einigermaßen läuft ...
Raff dich auf, erkenne, dass du und Ihr einem Wunsch nachgehangen habt, der verständlich ist, aber für Euch auf diese beschränkte Weise nicht lebbar ist.
Ich denke, mit Achtung und platonischer Liebe sollte eine neue Phase im Familienleben beginnen können, ohne alles zu Scherben zu schlagen.
Denk an Dich.
Liebe Grüße
Victor