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Suche nach meinem Platz im Leben

geschrieben von Andy_1 
Suche nach meinem Platz im Leben
19. März 2016 15:24
Hallo,

ich habe dieses Forum beim Stöbern im Internet gefunden, traurigerweise mit den Stichpunkten Schwul + unglücklich. Mir gefällt das Forum sehr gut und ich habe auch schon gute Anregungen gefunden.

Zu meiner Geschichte:

Ich bin jetzt 40 Jahre alt, schwul und hatte noch nie einen Freund.
Ich bin sehr behütet in einem großen Dorf aufgewachsen und hatte immer viele Freunde. Ich hatte eine schöne Kindheit.
Zum ersten mal depressiv wurde ich in meiner Pubertät, so mit 13 Jahren. Dass muss man jetzt nicht überbewirten, da Jugendliche häufiger mal so eine Phase haben. Ich erwähne es trotzdem schon einmal, weil es für später noch wichtig sein kann.
Als meine Freunde dann anfingen, sich für Mädchen zu interessieren, da habe ich mir noch nichts bei gedacht. ‚Ich bin halt ein Spätzünder‘ dachte ich mir, dass wurde mir auch so von außen gesagt. Ich hatte damit auch kein Problem, denn Freunde hatte ich immer noch und in der Clique habe ich mich wohlgefühlt.
Ich hatte in den Grundschule zwar mal so was wie eine Freundin, aber das war natürlich nur Freundinnen, mit den man ‚gespielt‘ hat. (und jetzt bitte spielen nicht falsch verstehen, man hat sich früher halt zum Spielen verabredet.)
In der Pubertät ab 13 habe ich aber an fast nur noch mit anderen Jungs verabredet.

Ich fand starke Männer schon immer irgendwie fasziniert. Als ich das später analysiert habe, steckte das schon ewig in mir drin. Es hat mich fasziniert, wenn ein Mann stärker war als ein anderer.
Dann ging es so langsam los, dass mich Muskelmänner erregt haben. Ich hab das sehr lange nicht ernst genommen. Es war halt so. Die klassischen Herkules- und Sandalenfilme der 60 Jahre waren wie ein Porno für mich. Internet gab es noch nicht, also waren diese Sandalenfilme oder Bodybuilder-Zeitschriften meine einzige Quelle. Die Zeitschriften zu kaufen war ein Riesenakt für mich. Ich weiß heute gar nicht warum, aber ich hatte panische Angst, dass mich beim Kaufen der Zeitschriften jemand sehen könnte und das dann rumerzählt. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt (13, 14 15, Jahre) noch nicht, das sich schwul bin, aber mir war das trotzdem peinlich.

Ich sollte noch erwähnen, dass ich immer, und auch heute noch, sehr schüchtern war. Ich war immer akzeptiert und hatte Freunde, aber schüchtern. Ich habe mich z.B. alsKind und Jugendlicher nie geprügelt.

Mit 16/17 wurde ich dann depressiv und ich musste eine Klasse wiederholen. Mit 13 Jahren war ich auch schon einmal sehr down. Nur für eine kurze Phase, aber es war ein ähnliches Gefühl wie mit 16/17. Der Auslöser war kurioser Weise eine Zeichentrickserie, ich glaub ich hatte so etwas wie eine Identitätskrise. Ich wollte jemand sein aus dieser Serie. Das alles zu beschreiben würde jetzt den Rahmen sprengen, ich war kurz Therapie bei meinem Hausarzt.
Das alles hat mein späteres Leben dennoch sehr geprägt. Ich wollte schon immer gerne etwas mit Tieren machen, in der Serie gings auch um Tiere, also war mein Plan nach dem Abitur Zoologie zu studieren.

Nach dem Sitzenbleiben ging es mir dann bis zum Abitur und beim Zivildienst sehr gut. Ich habe dort Freunde fürs Leben getroffen, heisst, mit dreien habe ich immer noch regelmäßig Kontakt. Erzählt von meinen Neigungen habe ich denen aber nichts. Ich hab meine Freunde fasst täglich neben dem Zivildienst getroffen. Manchmal heute frage ich mich ob 10 Monate Bund nicht besser für mich gewesen wären, aber das nur am Rande erwähnt.
Vielleicht ging es mir auch nur gut, weil ich Freunde um mich hatte.

Ich bekam ein Studienplatz für Biologie in Frankfurt zugewiesen von der ZVS (Zentrale Vergabe von Studienplätzen). Ich war nicht begeistert, da mir Frankfurt nicht gefiel, bin trotzdem nach Frankfurt gezogen. Mir ging es dort nicht gut und ich habe schnell die Reißleine gezogen und schon nach einem Semester abgebrochen. Ich hatte schreckliches Heimweh nach meiner Heimat, Freunden und Familie. Auch das Studium gefiel mir nicht so gut.
Dann bin ich wieder bei meinen Eltern eingezogen und habe mich für ein Semester auf Lehramt eingeschrieben in einer Stadt nahebei. Mir gings richtig gut. Ich konnte jeden Tag zur Uni mit Auto fahren, nebenbei jobben und habe sehr oft meine Freunde getroffen.
Ich wollte aber kein Lehrer werden, dass war ja nicht mein Traum. Mein Traum war wilde Tiere zu erforschen. Und habe mich dann gleich wieder zum Wintersemester in einer größeren Stadt eingeschrieben. Ich habe das geschickt angestellt, und habe Biologie im Nebenfach gewählt. Als Hauptfach Asiatische Sprachen, dass hatte ein Grund, der aber jetzt nicht so wichtig ist.

Ich bin diesmal in eine WG gezogen und das hat besser geklappt. Die Uni war dicht genug an meiner Heimat, so dass ich ohne Probleme am Wochenende nach Hause fahren konnte. Nach meinen Grundstudium bin ich sogar 2 Semester im Ausland studiert, was mir gut getan hat, es war ein Abenteuer. Aber in der gesamten Zeit hatte ich nie einen sexuellen Kontakt zu Männern. An Frauen war ich ohnehin nicht interessiert.

Da mein Muskelfetisch sehr ausgeprägt ist, hatte ich sowieso Probleme, ein geeigneter Kandidat zu finden. Und selbst wenn, wäre ich viel zu feige gewesen, etwas zu unternehmen.

Bei meinen Freunden habe ich mich erst nach meinem Auslandsjahr geoutet und das hat ganz viel Überwindung gekostet. Bei meinen Eltern und Geschwistern erst Jahre später mit 30. Alle haben das sehr gut aufgefasst und unser Verhältnis nicht verändert.

Ich habe mein Studium dann auch abgeschlossen. Ich muss sagen, richtig gefallen hat es mir nie, aber ich wusste einfach nicht was ich sonst tun sollte. Das ist auch ein ganz großes Problem das ich heute habe. Ich weiß nicht, wo ich hingehöre, wo mein Platz ist und was ich mit meinem Leben anfangen soll. Am Ende meines Studiums habe ich mich zum ersten Mal mit anderen Schwulen getroffen. Es war zwar ganz okay, aber wohlgefühlt habe ich mich da auch nicht richtig. Wegen meines Fetischs war keiner der Männer für mich interessant, und für meine Interessen und Unternehmungen hattee ich ja meine Freunde. Was ich suchte war ein…was ich genau gesucht habe, weiß ich nicht. Ein Partner, ein Seelenverwandten.
Ich hab es auch über Gayromeo versucht, hat aber auch nicht funktioniert. Schwule Bodybuilder suchen meistens ihresgleichen und ich war damals zwar athletisch und habe viel Sport gemacht, aber kein Muskelpaket. Und selbst wenn ich ein attraktiven Bodybuilder gefunden hätte, es hätte mich eventuell sexuell befriedigt, aber was wäre mit dem Zwischenmenschlichen gewesen?

Und wenn ich mich mal mit einem ‚Normalsterblichen‘ über Gayromeo verabredet habe, wollte er gleich etwas von mir. Sehr schmeichelhaft winking smiley , aber das wollte ich eigentlich nicht. Ich wollte nur Freunde kennenlernen. Ich habe das dann eingestellt, weil ich immer gehofft habe, ich finde schon irgendwann jemanden. Beim Sport oder Arbeit, aber Pustekuchen.

Ich habe im Studium schon realisieren müssen, dass ich mein Ursprüngliches Ziel nicht mehr erreichen werde oder wollte, so dass ich nach meinem Studium große Probleme hatte, in Arbeit zu kommen. Ich hatte mich sogar noch bei der Polizei bei der Kripo beworben. Ich habe sogar alle Aufnahmetests bestanden und wurde angenommen. Ich hatte mich in mehreren Bundesländern beworben, in einem hat es geklappt. Ich hatte dann aber große Angst alleine in eine fremde Stadt zu ziehen. Dachte an Frankfurt. Ich habe auch heute noch, sehr große Angst alleine zu sein. Ich hatte dann auch plötzlich die Befürchtung, mein Leben wird ein Versteckspiel, wenn ich mich nicht trauen sollte, mich bei Kollegen zu outen. Ich hatte auch Angst, dass ich ewig in dem Bundesland bleiben müsse, wenn ich nach der Ausbildung keinen Tauschpartner für ein anderes Bundesland finde.
Ich habe mich dann dagegen entschieden. Ich frage mich dann und wann heute, ob das ein großer Fehler war.
Ich bin dann schließlich in der IT Branche gelandet und hatte Glück in meiner Heimat bleiben zu können. Der Beruf sollte nur ein Einstieg sein. Es war damals wichtig für mich, in Arbeit zu kommen.
Heute stecke ich immer noch in den gleichen langweiligen IT Job fest. Ich wollte immer etwas Besonderes machen, etwas Außergewöhnliches. Ich habe oft drüber nachgedacht mich weg zu bewerben, dass geht aber nicht, wenn man nicht weiß, worauf man sich bewerben soll.

In meinem Umfeld hat sich über die Jahre viel getan. Meine Freunde haben jetzt alles- bis auf einen - eine Familie gegründet und leben ihr Leben. Auch wenn wir weiterhin Kontakt haben, füllt mich das nicht aus. Ich wohne jetzt bei meinen Eltern, ausziehen traue ich mich nicht vor der Angst jeden Abend alleine nach Hause zu kommen. Ich hatte die ganzen Jahre immer noch einen guten Freund. (Alle meine Freunde waren immer hetero), mit dem ich viel unternommen habe, aber das wird jetzt leider immer weiniger, so dass ich mich zum ersten mal in meinem Leben das Gefühl habe, keine, bzw. nicht genug Freunde zu haben.

Alle paar Jahre, wie auch jetzt gerade fühle ich mich depressiv, dann geht’s wieder und ich lebe mein Leben weiter. In diesen Phasen nehme ich mir jedes Mal vor, etwas zu ändern. Wenns mir dann aber besser geht, sind die vielen gute Vorsätze vergessen. Diesmal nicht. Diesmal will ich was ändern!
Auslöser für diese temporären Depressionen sind fast immer Filme, bei denen es um Freundschaft, Abenteuer, Zusammenhalt und so weiter geht.

Ich weiß, dass mein Fetisch gar nicht so selten ist. Ich habe sehr viel im Internet nach Ursachen gesucht. Gefunden habe ich keine. Es trat so richtig in die Phase das Erwachsen wird auf. Vielleicht suche ich nur jemanden der mich beschützt. Ich weiß es nicht.

Ich habe das Gefühl, mein Leben verschwendet zu haben. Auch wenn ich mir immer wieder sage, dass 40 noch kein Alter ist und ich noch sehr viel tun kann.

Was ich jetzt vorhabe. Ich habe mir ein Coach gesucht, der mir hilft, beruflich auf die Sprünge zu kommen. Der Coach ist auch Psychologe und hat mir schon mal vor Jahren geholfen.
Ich werde mich mit anderen Schwulen treffen. Mal wieder in die Disco gehen, einfach was versuchen. Einfach nur, um neue Leute kennen zu lernen.

Ich habe auch schon über eine Therapie nachgedacht. Aber so richtig halte ich davon nichts ich habe auch ein wenig die Befürchtung, dass dies meine Situation verschlimmern könnte und versuche selber aus dieser Scheisse zu kommen. (Sorry für den Ausdruck)

Zusammengefasst. Ich bin 40 fühle mich einsam. Suche nach einem Seelenverwandten, suche nach einem Sinn im Leben, und ich würde gerne die Zeit zurückdrehen.

Entschuldige für diesen langen Post. Ich wollte mich eigentlich kurz zu fassen. Ist vielleicht nicht alles wichtig. Beim Schreiben erschein mir das aber eben wichtig.

Für Anregungen und Kommentare wäre ich euch sehr dankbar,
Re: Suche nach meinem Platz im Leben
21. März 2016 20:59
Hallo Andy,

"Ich habe das Gefühl, mein Leben verschwendet zu haben. Auch wenn ich mir immer wieder sage, dass 40 noch kein Alter ist und ich noch sehr viel tun kann."

Wie hätte es denn aussehen sollen, dass es nicht verschwendet gewesen wäre?

In einem Gespräch würde ich bei einigen Zwischenfragen jetzt so lange zuhören, bis du fertig gedacht und fertig erzählt hast. Das geht in einem Forumsbeitrag leider nicht. Deshalb überspringe ich das jetzt und komme zu dem Punkt, an dem du mir (=dir!) auf die Frage eine Antwort gegeben hast.

Jetzt meine nächste und wohl die wichtigere Frage ist:

Hätte dir das so gefallen?

Gruß

Mischa
Re: Suche nach meinem Platz im Leben
22. März 2016 18:56
Hallo Mischa,

zu deiner ersten Frage: "Wie hätte es denn aussehen sollen, dass es nicht verschwendet gewesen wäre?"
Die Frage oder eine ähnliche Frage habe ich mir auch schon gestellt.

Ich finde es schwer, die Frage zu beantworten. Heute würde ich viele Dinge anders machen, aber wohl auch nur mit dem Wissenstand von heute.

Ich hätte mir gewünscht, einfach mutiger, motivierter und selbstbewusster zu sein.
Ich hätte gerne einen anderen beruflichen Weg eingeschlagen.
Und das wohl wichtigste. Ich hätte gerne, einem Menschen (Partner, Freund, Lebensgefährte) an meiner Seite gehabt.

Das mit dem Leben verschwendet haben war schon etwas sehr krass ausgedrückt und umso länger ich über deine Fragen nachdenke, muss ich gestehen, dass das nicht stimmt.
Jahre verschwendet: Ja. Leben: Nein.

Zu deiner zweiten Frage: "Hätte dir das so gefallen?"
Das weiß ich nicht genau. Ich hätte mich gerade bei einem anderen beruflichen Weg wahrscheinlich auch mal gefragt, ob das alles so toll ist. Besser als jetzt mit Sicherheit, aber ob mir das so gefallen hätte, weiß ich nicht.

Zum privaten. Einen festen Freund zu haben über all die Jahre hätte mir aber wohl sehr gefallen. Da ich nie ein Partner hatte, kann ich das nicht genau sagen. In meiner Vorstellung ist das natürlich wunderbar, auch wenn ich Beziehungen von Bekannten kenne, die nicht so toll sind und auf die ich lieber verzichten würde.

Viele Grüße

Andy
Re: Suche nach meinem Platz im Leben
22. März 2016 22:09
Hallo Andy,

es gibt Momente, da grübelt man über die Vergangenheit nach ...

... aber mal ehrlich ... daran ist nichts zu ändern, egal ob mit oder ohne Wissen von heute, die Entscheidungen sind nicht mehr zu ändern.

Und in Wirklichkeit wird das leben von 1000 winzigen Entscheidungen geprägt, die wir alle paar Sekunden treffen ... jetzt aufs Klo ... oder erst im Büro ... linke Treppe zur U-Bahn oder rechte Treppe ... und und und.

Wichtig für diese winzigen Entscheidungen, ist, dass man weiß, WOHIN man will ... dann sorgt das Unterbewusstsein dafür, dass man schlussendlich dort landet.

Für DEIN Leben gebe ich den Tipp: Denke drüber nach, was du sein möchtest, was Du machen willst ... und dann lebe einfach weiter ... und lass "dich" die Entscheidungen in die Richtung treffen.

Ich dachte auch, mein Leben wäre vorbei ... vor dem Coming-Out erst recht ... es war aussichtslos ... wenn / wollte / durfte / hätte ... "Fahrradkette" ... es war wurscht, dass es nur noch eine Nacht gedauert hätte, bis ich meinen Zeltkameraden angefasst hätte, dass ich schon entschieden hatte "nächste Woche" die Schwulengruppe aufzusuchen, als meine Frau in mein Leben trat ... Bingo (doch hetero, dachte ich ... ups ... nur aufgeschoben, nicht aufgehoben).

Du bist einsam ... leider ... aber Wunschpartner kann man nicht von heute auf morgen finden (das ist eine Illusion, die spätestens nach ein paar Wochen zu Ende ist).

Ich bin natürlich nicht allein (Familie, Kinder) aber in Wirklichkeit bin ich auch ALLEIN (weil ich mir einen Freund/Partner habe).

Letztlich musst Du unter Leute gehen ... ganz langsam ... ganz behutsam ... hingehen, dabeisein ... schauen ... abgucken ...
... und ganz viel später ... mitmachen, dabei sein ... aber wichtig: "MACH WAS".

Fragen immer gerne hier.
Kontakt oder mal ausgehen auch immer gerne.

Liebe Grüße
Victor
Re: Suche nach meinem Platz im Leben
23. März 2016 22:35
Hallo Andy,

deine Überlegungen und Gedanken kommen mir sehr, sehr bekannt vor.

Zwischendurch habe ich auch gedacht, wie viele Jahre in Sachen Beziehungen "verloren" sind, aber rückblickend bin ich froh, denn ich wäre die Sache ungeschickt angegangen, sowohl was Geschlecht angeht, als auch was die Einstellung zu einer Partnerschaft allgemein angeht. Die vielen "verlorenen" Jahre sehe ich jetzt eher als eine Zeit, in der ich Gedanken und Einstellungen überprüfen und besser positionieren konnte.

Shit, mit den Sprüchen hätte ich in den 90ern in einem "Shaka!!!!!!"-Seminar auftreten können winking smiley

Nein: Ich habe ziemlich Scheiße gefressen, beruflich und innerlich, und das sogar ohne von außen übermäßig Stress zu kriegen. Depressionen, Therapie, neuer Job, neue Einstellung zum alten Privatleben.... oben steht nur eine Zusammenfassung des vorläufigen Ergebnisses dieses Prozesses. Ich bin mittendrin. CO im privaten Umfeld ist bei den mir wichtigen Menschen durch. Die schwule (neue) Welt sehe ich mir gerade jetzt an, ob sie mir gefällt, wie sie mir gefällt, was ich damit mache...

Schön, dass du deine Jahre doch nicht so "verloren" ansiehst smiling smiley Sind sie nämlich nicht.

Geh dein Tempo. Wenn du ein Jahr oder zwei stehenbleiben willst, so wie ich, ist das ok, wohlfühlen muss man sich. Aber Victor hat Recht: Seinem inneren Wesen muss man folgen, sonst geht es einem nicht gut.

"Wichtig für diese winzigen Entscheidungen, ist, dass man weiß, WOHIN man will ... dann sorgt das Unterbewusstsein dafür, dass man schlussendlich dort landet."

So rum ist es aber genau nicht richtig, Victor: Solange man sich Scheiße fühlt, erzählt einem das Unterbesusstsein, wohin man soll, selbst wenn man überhaupt nicht weiß, wohin man will winking smiley

Gruß

Mischa
Re: Suche nach meinem Platz im Leben
25. März 2016 12:36
Hallo Mischa, hallo Victor,

vielen Dank schon einmal für Eure Antworten und Ratschläge . Es tut mir richtig gut, darüber zu schreiben.

@Victor
Ein sehr großes Problem war bei mir immer, nicht genau zu wissen, wohin ich will. Ich habe da schon viel versucht, auch über das Ausschlußverfahren, also was ich nicht will, herauszufinden, was ich will. Mein Kopf und mein Herz spielen dann ständig Pingpong. Mein Herz sagt z.B. „mach das!“ . Mein Kopf sagt, „nein, dafür musst du ja deine Heimat verlassen und du hast doch schon so viele schlechte Erfahrungen damit gemacht, woanders zu sein, und dann geht es dir nachher nur noch schlechter, außerdem lässt du dich so schnell von Kleinigkeiten runterziehen usw.“

Ich habe trotzdem beschlossen, jetzt mit 40 einfach mal die Resettaste zu drücken und mein Leben weiter zu Leben, dazu muss ich jetzt viel Zeit investieren in das „Was will ich“

Das mit unter Leute gehen werde ich auch in Angriff nehmen. Disco war nie mein Ding, daher werde ich es zunächst einmal mit schwulen Vereinen, so wie Sportclubs versuchen.

Ich werde was machen! :-)

@Mischa
Ja, ich wäre die Sache früher ohne „die verlorenen Jahre“ vielleicht auch falsch angegangen. Es lässt mich noch nicht ganz los über die Zeit und übers Älterwerden nachzudenken. Ich hoffe, das gibt sich nochmal und wird nicht schlimmer, je älter ich werde ;-) .
Es ist nun mal eine Tatsache, dass ich nicht mehr Mitte 20 bin und ich muss mich damit abfinden. Mein Kopf weiß das auch, aber…

CO habe ich schon vor 10 Jahren bei mir wichtigen Menschen durch, aber bis auf ein paar Versuche vor vielen Jahren hatte ich keinen Kontakt zur ‚schwulen Welt‘ , ich werde sie mir jetzt aber auch noch einmal anschauen.

Und wie schon bei Victor erwähnt, ich werde jetzt viel Zeit investieren, in mich reinzuhorchen.
Mir geht’s genauso, wenn ich mich Scheiße fühle, erfahre ich deutlich mehr über mich, was ich eigentlich will, sobald es mir aber wieder besser geht, also die Sinnkrise überstanden ist, verfalle ich immer wieder schnell in mein alten Trott.

Liebe Grüße

Andy
Re: Suche nach meinem Platz im Leben
25. März 2016 22:41
Hi Andy,

im Prinzip muss man diese "geht nicht weil"-Gedanken über Bord schmeißen.
Echtes "Geht nicht" gibt es fast nicht ... ist fast immer "will nicht" ... weil zu bequem oder falsch verstandene Rücksicht.

Ich konnte mit Disko auch nichts anfangen ... früher ... kreischende Mädels, notgeile Jungs, die einen wegstecken wollten ... Mädels die zickten und das nicht wollten oder doch oder doch nicht ...

... und jetzt habe ich das alles nachgeholt, aber im schwulen Umfeld ... hach ... es tut gut, Junx beim Flirten zuzugucken und ggf. selbst mitzumachen. Die Atmosphäre ist ganz anders auf Gay-Veranstaltungen.

Von daher ... vergiss erstmal alles, was du denkst oder glaubst von Hörensagen zu wissen oder zu dürfen ... probieren mal ... lass dich mal mitnehmen ... ;-)))

liebe Grüße
Victor
Re: Suche nach meinem Platz im Leben
25. März 2016 23:36
Hi Andy, hi Victor,

ich bin auch nicht mehr Mitte 20, Gott sei Dank! Die Knie knirschen, die Augen können nicht mehr ohne zwei Brillen, und die äußere Fassade reicht auch nicht für einen Bademodenkatalog. Die Restlaufzeit liegt unter einem halben Jahrhundert und die Patientenverfügung liegt auch schon über ein Jahr ohne Unterschrift herum.

So what? So frei wie jetzt war ich noch nie in meinem Kopf! Und ich muss sagen, es gefällt mir. Selbst ohne noch irgendwas gemacht zu haben, genieße ich einfach die Freiheit im Kopf. Und die hätte ich ohne die ganzen Jahre im Hintergrund nicht gewinnen können.

Was Victors Partylaune angeht: Da machen wir, er und ich, glaube ich zwei Pole auf. Hau auf die Pauke, wenn's deiner inneren Natur und deinem inneren Empfinden und Drang entsprich, Andy. Dann kannst du's genießen wie Victor, und dir wird es genau so gut tun smiling smiley Ich genieße im Moment die Ruhe und das langsame gehen des Wegs. Wenn dir das mehr gefallen könnte... tu's. Beschleunigen kannst du dann immer noch. Genau wie umgekehrt: Schnell loslegen und dann bremsen geht natürlich auch!

Liebe Grüße

Mischa
Re: Suche nach meinem Platz im Leben
26. März 2016 00:02
Hi Mischa,
toll auf den Punkt gebracht.

Aber es ist nicht nur Laune auf Party und/oder Musik alleine.

Wir haben zusammen Leute geschaut ... ich habe dir gesagt, wer versuchte zu flirten, wir haben spekuliert, welcher Passant schwul sein könnte ...

Man muss sein Verständnis für Leute schulen und trainieren, das "Gaydar" schärfen ... und eine Idee bekommen, mit welchen Leuten man Kontakt aufnehmen möchte.

Das alles geht natürlich besser, je öfter man was macht ... aber OK ... 1x die Woche schwules "Hallen-Halma" ist ja auch schon ein Anfang ;-)

Ich geh meist alleine raus ... und oft muss ich mich selbst überreden ... nachher bin ich froh, gegangen zu sein.

Die Altersfrage stellt sich nicht ... es gibt Brillen und Kontaktlinsen ... und Sport und gesunde Ernährung.

Und pfiffige Klamotten gibt es auch .. für jeden.

Ich hatte auch das Hetero-Outfit ... eine Nummer zu groß ... etwas blass oder gleich grau/schwarz ...

Mein Tipp: Mal die Gesundheitsschuhe unter der Treppe lassen ... ein paar schicke Shirts, Sneaker und Klamotten besorgen.

Und Abstand zu ältlichen Verkäuferinnen und Verkäufern halten .
Wirklich geil sind schwule Verkäufer oder gleich ein schwuler Wäscheladen ... OK, es ist 3x so teuer, aber das ist es wert ... von jemandem bedient zu werden, der alles dran setzt, dass man so geil wie möglich aussieht ... das sollte man mal erlebt haben ...

Hey, lasst uns mal shoppen gehen :-)))
liebe Grüße
Victor
Re: Suche nach meinem Platz im Leben
01. April 2016 18:29
Hallo Victor, hallo Mischa,

hab eine stressige Woche hinter mir, sonst hätte ich schon früher zurückgeschrieben

@Victor
"Geht nicht gibt’s nicht" stimmt, meistens liegt es an einem selber, bei mir vor Allem an der Bequemlichkeit oder der Angst vor einer Veränderung oder der Angst woanders ganz allein zu sein.

"Mal zusammen Shoppen gehen", keine schlechte Idee winking smiley
Ich habe eigentlich nur Hetero-Outfit, bin auch eher der Hetero-Typ, wenn man das so sagen kann. Habe jetzt aber schon einiges geändert, mit der Frisur angefangen. Ich mag bei Klamotten nur das Tragen, was mir selber gut gefällt und bequem ist. Ich denke mir dann immer, vielleicht treffe ich gerade dadurch den Richtigen- ist wohl aber eher ein Trugschluss

@Mischa
Da möchte ich auch noch gerne hinkommen, zur Freiheit im Kopf.
Es ist auch eine schöne Art die Dinge zu sehen, also das alles was man gemacht hat, keine Lebenszeitverschwendung war, sondern zum eignen Prozess gehört.
Ganz so sehe ich das leider noch nicht, aber ich werde mal länger drüber nachgehen.

Ich werde es eher langsam angehen, sprich bei schwulen Sportvereinen mein Glück suchen, und wie du richtig sagst, Beschleunigen kann ich ja immer noch smiling smiley

Liebe Grüße
Andy
Re: Suche nach meinem Platz im Leben
07. April 2016 16:56
Hi,

oha, jetzt ein Thema, was Heteros nicht sooo sehr beschäftigt ... das Thema wie sehe ich aus, was ziehe ich an ... wie sehe ich DANN aus winking smiley

Nun, jeder sollte sich vor den Spiegel stellen, und er sollte sich gefallen. Natürlich müssen die Klamotten sich auch gut anfühlen und bequem sein.

Nein, niemand muss dass anziehen, was "ich" oder der Verkäufer an haben, sondern, dass, was ihm steht, und ihn "gut zur Geltung bringt".

Das einzige was nicht geht, sind echt Heteroklamotten (Gesundheitsschuhe, Hemd und Hose ne Nummer größer ... liebloses Karo ... Breitcord ... sad smiley )
Natürlich gibt es mal Effekte, wo ein bestimmtes Teil dieser Aufzählung wieder der Hingucker ist, aber das ist nichts für Anfänger grinning smiley

Man merkt selbst, wie der eigene Körper reagiert, wenn man in Klamotten einsteigt und vor dem Spiegel steht.

Das gleiche gilt für Brille oder Kontaktlinsen ... es gibt nichts, was es nicht gibt ...
(eins meiner Geheimnisse sind Einweglinsen, die ich dann trage, wenn ich weggehe ... pssst

Zum Glück hatte ich eine Frau, die auch bei Männern ein wenig auf was modisches Schickes achtet. Armreif ging auch noch, aber als ich Halsband, Halskette oder wirklich sexy Shirts oder Hosen mit nach Hause brachte, da hat es ne Weile Gedauert, bis man sich daran gewöhnt hatte ...

Lasst uns mal Shoppen gehen cool smiley

lg.
Victor

P.S. vielleicht mal in Köln ...
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