Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen

Erweiterte Suche

Ich weiß einfach nicht was ich bin

geschrieben von Mazo 
Ich weiß einfach nicht was ich bin
22. Februar 2016 16:30
Hallo,

ich bin neu hier und möchte gleich von mir erzählen. Ich hoffe, dass ich hier überhaupt richtig bin, denn ich bin noch unter 30J, ... 26J um genau zu sein. Trotzdem habe ich im Internet kein passenderes Forum für mich gefunden, als dieses. Im Prinzip bin ich schließlich jemand, der sich seiner Homo- oder Bisexualität erst sehr spät bewusst wird, im Gegensatz zu den meisten Schwulen, die es meist schon in der Pubertät eindeutig merken.

Ja eigentlich weiß es noch immer nicht wirklich wieviel homo in mir steckt. Und das ist auch der Grund, warum ich mich hier an euch wende. Ihr kennt schon den langsamen Prozess des Bewusstwerdens, ihr habt Erfahrung damit und könnt mir vielleicht mit eurer Meinung dabei helfen, meine Verwirrung ein wenig zu mildern.

Also nun zu den Anzeichen bei mir, die auf Homo-Tendenzen hindeuten:

1.) Liebe: Ich habe mich noch nie richtig verliebt, weder in Mann noch Frau. Manchmal denke ich es zu sein, doch das hat dann wenig mit dem normalen Bild des Verliebtseins zu tun. Ich finde Leute schön, mag ihre Art, ihre Stimme oder soetwas. Das können Frauen oder auch Männer sein. Jedoch passiert es mir nur bei Frauen - bei sehr wenigen Frauen - dass ich ständig an sie denken muss. Es ist wie ein Zwang, dieses Denken, weil ich mich nicht davon lösen kann. Und es ist auch nicht angenehm. Ich prüfe mich dann ständig selbst ob ich nun verliebt bin oder nicht. Ich versuche sogar mich in Gefühle für die gewisse Frau hineinzusteigern, was letztlich nur in Frustration endet und mir falsch vorkommt, so als würde ich mich selbst anlügen. Ich könnte noch viel mehr dazu schreiben, wie konfus alles in meinem Kopf zu dem Thema Liebe ist, aber ich möchte mich erstmal so kurz wie möglich fassen. Ich kann meine Gefühle auch einfach nicht differenziert wahrnehmen. Zum Schluss dieses Absatzes möchte ich noch sagen, dass ich mit Männern besser reden kann und auch entspannter bin, als mit Frauen. Ich denke sogar, dass mir mehr Männer als Frauen sympathisch sind, was vermutlich sogar auf Gegenseitigkeit beruht.

2.) Was sexuelle Anziehung betrifft: Nun das ist auch kompliziert. Zuerst ist zu sagen, dass ich eine verhältnismäßig geringe Libido habe. Ich reagiere nicht erregt, wenn ich nackte Körper sehe, egal ob Mann oder Frau, auch wenn sie noch so gute Figuren haben. Das einzige was mich erregt sind (hetero) Erotik-Filme, die den Sex zwischen Mann und Frau zeigen. Frauen zusammen, oder Männer zusammen beim Sex widerum bewirken nichts.

Das einzige beim Mann, was ich etwas erregend finde, ist das erigierte Glied. Aber schaue ich mir Szenen an mit nur diesem Inhalt, vergeht die Erregung wieder recht schnell. Bei der Frau können mich hübsche Busen oder Hintern auch leicht erregen. Wie gesagt all das erregt mich nur trivial.

3.) Attraktivität: Eine komische Sache ist, dass ich meist Frauen attraktiv finde die zierlich sind und mir in meinen Gesichtszügen vage ähneln. Das mit der Ähnlichkeit kommt mir sehr eigenartig vor, geradezu befremdlich, ich verstehe es nicht. Bei Männern hingegen spielt bei mir dieses Ähnlichkeits-Schema überhaupt keine Rolle, um sie als gutaussehend/(attraktiv) zu bezeichnen. Ich bin bei Männern weniger kritisch. Es kann sogar passieren, dass ich unsicher werde bei gutaussehenden Männern, weil ich Angst habe rot zu werden und man mir nachsagen könnte, ich sei schwul. Leider bin ich in der Hinsicht nicht ganz entspannt, was aber nicht an der Intoleranz meines Umfelds liegt, sondern eher mein eigenes Problem ist. Das Rotwerden kann mir bei Frauen auch passieren, nur da muss es mir ja nicht peinlich sein.

4.) Körperkontakt: Mit meinen 26J habe ich noch nie jemanden auf den Mund geküsst, alles was weiter geht, sowieso nicht, versteht sich. Ich glaub aber, dass ich es schön finden würde, mit der richtigen Person. Ich mag sowieso Körperkontakt, bei Menschen, die ich sympathisch finde. Allerdings beschränke ich es auf das allernötigste und suche nicht aktiv den Kontakt.

Das waren jetzt in "Kurzform" die wichtigsten Anzeichen der Homo-Seite an mir.

Ich habe dann noch ein paar Problemchen, die vielleicht auch einen Einfluss auf meine Einstellung zu Sex und Liebe haben: Ich habe wenig Selbstbewusstsein, bin beruflich nicht gefestigt, habe wenig Freunde und wenig Antrieb. Ich wäre garnicht in der Lage eine partnerschaftliche Beziehung aufzubauen, dafür habe ich zu viele Probleme mit mir selbst. Teilweise geht das schon in Richtung Selbsthass. Ich weiß eigentlich garnicht genau warum ich nichts auf die Reihe bringe. Mir ist nichts schlimmes wiederfahren oder habe ernste Probleme.

Vielleicht - wirklich nur VIELLEICHT - kommen meine vielen kleinen Probleme von meiner ungewissen Sexualität. Denn ich denke man braucht eine klares Bild von sich selbst, mit dem man sich identifizieren kann, um ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln zu können.

Ich hoffe ich konnte euch einen Eindruck vermitteln wie es in mir aussieht. Wenn jemand von euch bei sich Überschneidungen findet oder mir seine Meinung zu dem Ganzen mitteilen möchte, würde ich mich, über einen Kommentar freuen. Danke fürs Durchlesen ;-)
Re: Ich weiß einfach nicht was ich bin
23. Februar 2016 15:01
Lieber MAZO,

mich würde interessieren, ob du dich selbst befriedigst. Wenn ja, woran denkst du da?
Wenn nein, warum nicht? Hast du vielleicht gar kein sexuelles Verlangen?
Wenn du das nicht hast, dann könntest du eventuell asexuell sein, falls du das schon in Betracht gezogen hast.

Dass du so viele Probleme mit dir selbst hast...lässt mich fragen, wie/woher das kommt. Davon, dass du deine Identität nicht herausgefunden hast oder ist es die Folge einer nichtoptimalen Entwicklung seit deiner Kindheit zB. durch fehlende Basis (Elternliebe, Geborgenheit zu Hause, kein Grundvertrauen entwickelt, etc.)? Dann kannst du selbst nichts dafür, denn fast immer ist alles eine Folge von irgendwas. Sozusagen müsste bei dir der Knoten gelöst werden, der alles zum Erblühen, Entwickeln bringt. Fällt mir derzeit nur Therapie ein, wenn ich deinen Beitrag lese.

Ich bin der Meinung, du solltest erstmal nicht gleich an eine Partnerschaft denken (was ja eine hohe Erwartungshaltung ist), sondern zuerst ein Bild von dir haben wie du gerne leben würdest und dann Schritte setzen, die das gewünschte Bild von dir real werden lassen. Vielleicht probierst du einfach Möglichkeiten aus, auch sexuell. Partnerschaft heißt ja (für mich) ein in gewisser Form GEMEINSAMES Leben und wenn du mit deinem Leben nichts anzufangen weißt...kann dich gar niemand interessant finden. Heißt: wenig Freunde, wenig soziales Agieren, kaum neue Bekanntschaften und daher kaum eine Chance, auf jemanden zu treffen. Du stellst dir die SINNFRAGE und hast "auf nichts mehr Bock".

Ist deine sexuelle Interesselosigkeit wegen der unklaren Identität (z.B. weil du Asexualität etc. nicht In Betracht gezogen hast) vorhanden, oder wegen einer "psychisch bedingten Erkrankung" oder Ähnlichem, was dir vielleicht nicht bewusst ist. Da anzusetzen wäre dann möglicherweise ein erster Schritt, meine ich, falls ich dein Posting richtig verstanden habe.
Re: Ich weiß einfach nicht was ich bin
23. Februar 2016 21:21
Hallo Mazo,

"Ich weiß einfach nicht, WAS ich bin"... mein erster Gedanke war: Ein Mensch! Und zwar einer, der nicht weiß, WER er ist smiling smiley

Als selbst immer noch suchender, früher noch eher verwirrter Mensch in solchen Sachen kenne ich einige, allerdings nicht alle deine Fragen aus eigenem Erleben. Meine beruhigende Erfahrung damit: Auf viele dieser Fragen scheint es auch langfristig keine Antworten zu geben, und es ist scheißegal.

Dich erregen weder Männer noch Frauen? Na und? Kein Mensch sieht jede Samstagnacht Snooker im Fernsehen, und versucht sich zu zwingen herauszufinden, ob er diese Form von Billard nun toll findet oder nicht. Findet man's toll, sieht man sich's an. Wenn nicht dann nicht. Und wenn man sich nicht sicher ist, schaut man ab und zu mal rein und fragt sich ganz zwanglos: "Und?" Und wenn die Antwort ist, "Tja, ähhh....", dann halt wieder mal in drei Monaten reinschauen und zwischendurch was anderes machen.

Die Frage von mt2012, ob du dich selbst befriedigst und wenn ja, was du dir dabei vorstellst, halte ich zwar für etwas indiskret, aber genial. Uns geht das hier nicht unbedingt was an, aber gib dir selbst eine ehrliche Antwort darauf. Könnte weiterhelfen.

Und mit 26 noch keine "Erfahrungen", nicht mal "den ersten Kuss"? Mach dir keinen Kopf, da bist du mit vielen in bester Gesellschaft. Gruß vom 42-jährigen dazu. Der eine mag das für lächerlich halten, der andere für tragisch. Für mich ist es mittlerweile das, was es ist: Eine BISHER ausgelassene Lebenserfahrung. Kommt vielleicht noch. Muss aber nicht. Andere Lebenserfahrungen fehlen mir ja auch noch. Da machen ANDERE aber auch kein Gedöns drum.

Mir hat geholfen, auseinanderzudröseln, was meine eigenen Erwartungen sind, und was Erwartungen sind, von denen ich glaube (!) dass sie von außen kommen. Das ist schwer, das zu unterscheiden. Aber der Ansatz kann nützlich sein.

Beste Grüße

Mischa
Re: Ich weiß einfach nicht was ich bin
24. Februar 2016 01:20
@mt2012
Quote
mt2012
mich würde interessieren, ob du dich selbst befriedigst. Wenn ja, woran denkst du da?
Wenn nein, warum nicht? Hast du vielleicht gar kein sexuelles Verlangen?

Doch ich tue es schon, nur nicht so häufig. Wenn ich es länger nicht tue (ca. 1 Woche nicht), wird das Bedürfnis stärker und ich kann es nicht mehr ignorieren. Manchmal tue ich es nur, damit ich Ruhe hab und einschlafen kann, und manchmal auch um zu testen, ob es mir Spaß macht. Das letzte klingt vielleicht komisch. Es macht mir schon etwas Spaß, aber irgendwie ist das immer weniger geworden im Laufe der Jahre. Ich schätze ich bin weniger sensibel geworden. Ob das noch normal/gesund ist, kann ich nicht beurteilen. Schade ist es allerdings schon. Funktionieren tut der "Apparat" ansonsten schon, mit der Einschränkung, dass ich eine unterdurchschnittliche Ausdauer habe. Sehr wahrscheinlich eine angeborene Form des "Ejaculatio praecox". Ein bisschen Minderwertigkeitskomplexe deswegen habe ich schon. So weit zu gehen, und dies als den Grund für meine sonstigen Selbstzweifel zu bezeichnen, würde ich allerdings nicht.

"Asexuell" habe ich mal in Betracht gezogen, dann doch wieder verworfen, weil ich ja doch die Sehnsucht (oder die Neugier) habe mit einer Person intim zu werden. Wirklich praktizieren, würde ich es lieber mit einer Frau, weil ich das zuerst testen würde, bevor ich mich an Sex mit einem Mann wagen würde. Bei sehr wenigen Frauen verspüre ich manchmal/selten sexuelle Anziehung. Das schwankt aber so stark, dass ich dem nichts weiter beimesse. Es ist bestimmt auf was körperliches zurückzuführen. In solchen Momenten würde mich wahrscheinlich vieles erregen. An Männer denken in den Momenten funktioniert eher selten bis garnicht. Ich habe aber schon eine Erektion beim Lesen einer homo-erotischen Geschichte bekommen. Beim Masturbieren muss ich nicht an etwas bestimmtes Denken, um in Fahrt zu kommen. Meistens geht der Selbstbefriedigung aber voraus, dass ich (hetero) Erotikfilme anschaue. Teilweise hab ich das oben schon erwähnt.

Schwerwiegende psychische Probleme habe ich nicht, keine Traumata, keine Vernachlässigung in der Kindheit oder ähnliches. Es kann aber sein, dass ich schlichtweg "schlechte" Gene habe und manche Dinge, wie Unsicherheit, leichte Gefühlsblindheit oder generelles Misstrauen, so zu erklären sind. Eine richtige psychische Erkrankung habe ich wahrscheinlich nicht, darüber habe ich mich schon umfassend informiert. Eine Therapie würde ich mal ausprobieren, doch kann ich mir nicht vorstellen, was genau mir das nutzen würde. Ich leide nicht wirklich, ich bin nur unzufrieden, das ist alles.

Ja, Partnerschaft würde sicherlich nur unter ganz speziellen Umständen funktionieren, wenn überhaupt. Da muss ich noch an mir arbeiten und mich aus dem Sumpf der Interesselosigkeit ziehen. Ich denke, mehr Freunde zu finden hat erste Priorität, das scheint mir wichtiger. Mein Leben wird wieder besser, habe ich den Eindruck. Vieles hat sich getan in letzter Zeit und wenn nichts schief läuft, wird es weiter bergauf gehen. Ich bin optimistisch.
Re: Ich weiß einfach nicht was ich bin
24. Februar 2016 02:24
@Mischa73
Was du schreibst leuchtet mir ein. Manches lässt sich nicht beantworten, zumindest nicht von heute auf morgen. Warum ich mir immer wieder die selben Fragen stelle (WER! ;-) ich bin), ohne neue Erfahrungswerte zu haben, weiß ich nicht genau. Ich hoffe halt immerzu, dass ich alles durchdenken kann und so mit allem besser klarkomme. Ich kann mir vorstellen, dass die Frage so wichtig für mich ist, weil alle Welt es für sich weiß und glücklich damit wirkt. Es kann sein, dass ich nichts verpasse, aber im direkten Vergleich kommt es mir oft so vor.

Ich finde es erstaunlich, dass du mit 42 auch noch keine körperlichen Erfahrungen gemacht hast. So wie ich dich deute, hast du damit auch kein Problem. Das klingt ermunternd für mich. Es ist womöglich doch kein Muss. Aber das wird einem ständig von der Welt suggeriert. Vieles, ich würde sogar sagen, das Meiste was ich tue, mache ich bloß, weil es von mir erwartet wird. Da ich aber auch nicht genau weiß, was ich selber will, lasse ich mich von der Allgemeinheit leiten und entdecke dabei manchmal auch was für mich. Den Ansatz von dir, sich die Frage zu stellen, was die eigenen Erwartungen sind, klingt schwierig aber ist bestimmt hilfreich. Ich erwarte eigentlich vom Leben nur, dass ich Beruf, Freunde und Gesundheit hab, um es auf den Punkt zu bringen. Nur durch den Vergleich mit anderen, denke ich dass ich etwas verpasse, ansonsten bin ich recht zufrieden. Aber abschalten kann ich dieses Vergleichen bei mir leider nicht.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 24.02.16 02:29.
Re: Ich weiß einfach nicht was ich bin
24. Februar 2016 17:46
Hallo Mazo,

das Selbstbild des Mannes hat sich in den letzten Jahre verändert. Der äußere und innere Druck, wie man sich als Mann fühlt und was da unter anderem "schief" gelaufen ist.

In dem Buch von Ralf Bönt habe ich interessante Sichtwesen bekommen.

[www.amazon.de]

[www.goettinger-tageblatt.de]

Maks
Re: Ich weiß einfach nicht was ich bin
25. Februar 2016 18:35
Hallo Mazo.

So wie du es schreibst, hast du dein Leben generell nicht im Griff. Ich denke, du musst dir Helfen lassen! Es gibt so viele Ansprechpartner. Wir haben uns auch Hilfe gesucht. Pro Familia ist z. b. eine Anlaufstelle. Oder die Telefonseelsorge. Auch wenn sie dir in deinem Fall nicht direkt helfen können, so können sie dir doch noch andere, für dich passende Ansprechpartner vermitteln. Tu dies für dich.
Du hast nur ein Leben. Nutze es. Lebe es so wie du es leben möchtest.

Liebe Grüße
Armin
Re: Ich weiß einfach nicht was ich bin
26. Februar 2016 13:33
Hallo,

ich kann nur von mir aus berichten, dass ich bei der Selbstbefriedigung an niemanden denke, keine Pornos brauche ... sondern nur mich (klar kann ich auch anderen zusehen und dabei Spaß haben ... aber das ist was anderes).

Zur Spätentwicklung habe ich eine ganz platte Meinung: Die meisten "Spätentwickler" brüten etwas aus ... mit 26 noch niemanden angefasst, keinen Zungenkusse ... tsts ... hatte ich auch alles und war doch so dringend auf der Suche ... nach ... tja... was denn.

Dann war ich 28 ... und ein paar Tage, bevor ich den Mumm gehabt hätte zur schwulen Unigruppe zu gehen, traf ich eine Frau ... meine Frau ... mit der es irgendwie ging ... bis nach ein paar Jahren und 2 Kindern sexuell Schluss war.

Doch, körperliche Zärtlichkeit mit anderen ist ein "Muss" ... man braucht das irgendwie ... und wenn es nur die Umarmung und das Küsschen zur Begrüßung ist :-*

Vergleichen hin oder her ... das Unterbewusstsein weiß genau, was ihm fehlt, darum schaut es nach, wie es andere machen ... jetzt musst Du Dir nur noch erlauben, dort nachzuschauen, wo Du was lernen kannst ... schau Dich mal bei Schwulen Leuten um ... da siehst Du, wie es geht ... leben und Lieben :-)))

Liebe Grüße
Victor
Re: Ich weiß einfach nicht was ich bin
27. Februar 2016 15:22
@Victor
Klingt interessant was du schreibst. Meinst du mit: "Spätentwickler brüten was aus..", dass die meisten Spätentwickler wahrscheinlich homosexuell sind? Das würde zumindest einiges erklären.

Es war glaub ich intuitiv richtig von mir bisher nichts mit Frauen anzufangen. Bzw. ich frag mich grad ob ich wirklich die Wahl hatte. Ich war einfach nie richtig verliebt und so hab ich dann auch die nächsten Schritte nicht gewagt. Und bisher war keine Frau dabei, die mich genug gewollt hat, die meine Zurückhaltung überwinden konnte. Vielleicht besser so. Ich werde jedenfalls solange keine Bemühungen anstellen mit einer Frau zusammenzukommen, bis ich nicht entweder starke eindeutige Gefühle empfinde, oder ich bei mir Schwulsein ausschließen kann. Danke für deinen Tipp an der Stelle, Victor!

Jetzt ist bloß noch die Frage zu klären, wie ich ganz ungezwungen gleichaltrige Homosexuelle treffen kann, um mir ein Bild machen zu können. Es ist schwierig. Erstens möchte ich nur "normale" schwule Leute treffen, zweitens möchte ich nicht, dass Leute aus meinem Bekanntenkreis das mitkriegen, und drittens fürchte ich mich ein bisschen davor alles nicht unter Kontrolle zu haben.

Ich glaube, ich werde noch einige Zeit brauchen bis ich das mit mir geklärt habe, überhaupt einen Kontaktversuch zu wagen.

Mir fällt grad ein: von meinem besten Kumpel habe ich lange vermutet, er sei schwul. Da gab es so ein paar Anzeichen, auch mir gegenüber. Er sagte auch mal im Vertrauen, er sei sich nicht ganz sicher bei sich. Mittlerweile hat er aber eine feste Freundin und wirkt glücklich damit. Das muss noch nichts heißen, ich weiß. Aber mit ihm würde ich auch ohne die Tatsache, dass er eine Freundin hat, im Moment nichts ausprobieren. Ich vertraue ihm nicht ganz.

Manchmal merke ich, dass ich mich nach irgendwas sehne, aber was genau, da bin ich überfragt. Bestimmt ist es dieses Körperliche.

Jetzt mal was komisches: Bei manchen Dingen, bekomme ich ein angenehmes "Ziehen" im Bauch, wenn ich daran denke allein bleiben zu müssen. Das passiert nur, wenn ich mich in etwas reinsteigere und alles "ganz tragisch" sehe. Manchmal werde ich dann anschließend auch traurig. Was könnte das sein? Sehnsucht?

Was ich dich noch fragen wollte: Waren bei dir die Homo- Anzeichen in deinen 20ern auch nur subtil vorhanden? Und wie hat sich das dann bei dir geäußert?
Re: Ich weiß einfach nicht was ich bin
28. Februar 2016 15:42
Hallo Mazo,

wenn ich auf die Frage nach den Spätentwicklern einfach mit "Ja" antworten würde, wäre dieser Faden im Nu geschreddert, weil sich alle auf mich stürzen würden, meine Meinung und meine Ansichten zu korrigieren und zu ändern ...

Wenn ich bei einigen anderen Anzeichen noch höre, dass jemand mit 26 oder später seine ersten sexuellen Erfahrungen gemacht hat, dann gehe ich stark davon aus, dass er bis dahin noch nicht das "Richtige" gefunden hat, finden durfte oder finden wollte.

Ich habe gerne mit Mädchen gespielt, zusammengearbeitet, aber niemals sexuelle Gefühle für sie empfunden. Ein Mädel im Freundeskreis wurde als "Freundin" herumgereicht ... auch ich hatte sie ... nach meinem besten Freund ... und wir haben abends noch lange vor ihrer Haustüre gestanden ... Hand in Hand ... aber "sexuelles Feeling" hatte ich nicht.
(Damals dachte ich, das wäre unreif, gehört sich nicht, Frauen soll man sowieso nicht zu was zwingen, was sie nicht wollen, wer dan denkt, Frauen zu vergewaltigen "wie doof ist der denn, braucht man das ... wenn die sowieso nicht wollen, ist doch gut!" ... ok, ich wusste es nicht anders.

Damit wären wir auch schon bei den 18ern und 20ern ... ich ging nie in die Disko ... zum flirten oder so ... hmm ... wollte ich sowieso nicht ... und wenn mir Frauen Komplimente machten ... dann war mir das peinlich ... ich wollte das nicht.

Kerle hatte ich ausgeblendet aber sowas von komplett.

(den Rest schreibe ich später)

Liebe Grüße
Victor

Und irgendwann mit 28 kam dann diese Frau (von der es aus meiner Sicht für jeden schwulen eine gibt), mit der es dann doch noch passte ... Kumpel, Freundschaft, ein Herz und eine Seele ... und dann verzehrt sich der Körper nach Zärtlichkeit, Berührung und Sex, dass es auch mit einer, mit dieser Frau geht.

Ok, das geht eine Weile gut ... bis es aufhört ...
Re: Ich weiß einfach nicht was ich bin
28. Februar 2016 16:28
Wenn ich meinen Freundeskreis von damals ansehe, wir haben nicht gerauf, nicht Fußball gespielt ... wir haben Musik gemacht (klassisch), gekocht ("Kochen, Hobby der Männer ... 12 Junx, die im Abitur stehen, und 2 ältere Herren, und ein "Großküchenkoch" ... das war echt toll!!)

Ein Freund ist mittlerweile schwul verheiratet, hatte damals mit einem anderen Kerl aus der Truppe seine ersten Erfahrungen, ein anderer versucht zu zweiten Mal bei einem Mädel sein glück, ein weiterer sagte mir, als ich ihm berichtete, wie ich es meiner Frau gesagt habe: "Wenn ich sowas meiner Frau sage, dann hat sie das Messer schon gezückt ..." (ups ... es war wörtlich genauso, kein Konjunktiv nix ... ich habe dazu nichts mehr gesagt).
Von daher gehe ich stark davon aus, dass wir uns damals schon gefunden haben.

Danach hatte ich zwar in der Ausbildung Kontakt zu Mädels, war in eine auch etwas verknallt (aber die war sehr männlich, Sportlerin, Geräteturnen, ... Haare auf den Zähnen). Mit anderen dreien war ich eng befreundet, habe regelmäßig bei ihnen im Wohnheim übernachtet ... die anderen dachten wer weiß was ... und ich schlief auf der Luftmatratze.

Die Sportlerin habe ich mal zu Hause besucht, wir gingen streichelnd durch den Park und hatten abends auch Petting bei ihr im Zimmer ... ehrlich, ich wusste nicht, was sie wollte, ich wollte oder sollte ... glaube ich hatte einen Erguss in die Unterhose ... danach ging ich in den Keller zum Gästezimmer ... vor dem Zubettgehen legte ich mich auf den Hochfloorteppich im Flur vor dem Badezimmer und kümmerte mich noch ein wenig um mich selbst ... boahh ... geil ... und dann dachte ich ... "Oben sitzt ein Mädel und würde gerne mit Dir, und du liegst hier unten und machst es dir selbst" ... hmmm ... :-/ (Da war ich 25)

Auch im Studium wollte ich unbedingt eine Freundin haben ... habe mich echt bemüht ... es funktionierte nicht ... und ich hatte ein paar sehr enge Studienfreunde ... bei denen war ich zu Hause, wir lagen stundenlang auf dem Bett, hörten Musik, gingen zusammen Segeln, schliefen in einer Doppelkoje, mit einem habe ich gekocht, gebacken ... und und und, bis er wieder "nach Hause" zog und dort weiter Studierte. Ein anderer war tödlich beleidigt, als ich beim Segelkurs zu "kurz angebunden war" und ihn immer wieder korrigierte (denke ... da war auch heimliche Liebe im Spiel ... habe ich aber erst nachher rausgefunden).

Und da gabe es noch so ein oder zwei Kerle, die sah ich immer wieder, und schaute ihnen nach, und sie schauten mich an ... irgendwann spielte ich ernsthaft mit dem Gedanken, die schwule Unigruppe aufzusuchen ... ein paar Tage bevor ich es gemacht hätte ... traf ich das Mädel, das meine Freundin, Frau, Gefährtin und Partnerin wurde.

(Soweit zu dem Thema)

----

"Ungezwungen (gleichaltrige) Homosexuelle treffen" ... ja, dass solltest Du auf jeden Fall.

Vom Treffen oder "Outing" mit oder bei engen Freunden, für die Du ggf. was empfindest oder eine "Homo-Tendenz" vermutest, würde ich erstmal abraten.

Du gehst ganz ungezwungen in eine Kneipe, club oder Location, die als Schwul bekannt ist ... mach Dir keine Gedanken drüber, ob sie "normal" sind oder anders ... ehrlich sie sind sehr nett.
Das Gefühl, in eine schwule Location zu kommen ist, als wenn man ganz seicht aufgenomme umarmt und Willkommen geheißen wird ... da ist was in der Luft, auch wenn nichts passiert, außer, dass Du Getränk und Essen bekommst, zahlst und gehst.

Es gibt einschlägige Seiten im Internet ... ich hatte nur eine Heteropornoseite angesehen, es widerte mich an ... und da war unten rechts der Link zu einer Homo-Pornoseite ... mit zitterndem Finger drückte ich die Maus ... und ups ... jaaaaahhhh, das war ja was ganz anderes (aber durfte ich das ... ich war doch verheiratet ... ups) ...

Ich musste dann später, vor meinem CO keinen Mann mehr anfassen, ich war mir 100% sicher, was ich war, was ich wollte, und ich war verliebt ... in einen Mann (nachdem schon 10 Jahre mit meiner Frau nichts mehr gelaufen war ...)

Einfach mal in Dich reinhören ... ausprobieren ... es gibt auch Locations, wo man "mehr" machen kann ...

:-O

Liebe Grüße
Victor
Re: Ich weiß einfach nicht was ich bin
01. März 2016 18:56
"Du gehst ganz ungezwungen in eine Kneipe, club oder Location, die als Schwul bekannt ist ... mach Dir keine Gedanken drüber, ob sie "normal" sind oder anders ... ehrlich sie sind sehr nett.
Das Gefühl, in eine schwule Location zu kommen ist, als wenn man ganz seicht aufgenomme umarmt und Willkommen geheißen wird ... da ist was in der Luft, auch wenn nichts passiert, außer, dass Du Getränk und Essen bekommst, zahlst und gehst."

Hallo Victor,

das ist mir letzten Sommer durch Zufall in Rom passiert: Ich bin am Rand des Kneipenviertels Trastevere in ein Restaurant und WOW, eine total spezielle Atmosphäre! Das Restaurant steht nicht als "Gay Location" in irgendwelchen Führern, aber es ist eine. Der Kellner war die Krönung davon, ein Gesamtkunstwerk an Outfit und Auftreten, und das meine ich in keiner Weise ironisch. Da hätte ich schwach werden können... Deshalb weiß ich g
ziemlich gut, was du meinst.

Atmosphäre schnuppern ist ein guter "Einstieg", glaube ich. Deshalb probiere ich das jetzt auch.

Gruß
Mischa
Re: Ich weiß einfach nicht was ich bin
01. März 2016 20:04
Jetzt ist bloß noch die Frage zu klären, wie ich ganz ungezwungen gleichaltrige Homosexuelle treffen kann, um mir ein Bild machen zu können. Es ist schwierig. Erstens möchte ich nur "normale" schwule Leute treffen, zweitens möchte ich nicht, dass Leute aus meinem Bekanntenkreis das mitkriegen, und drittens fürchte ich mich ein bisschen davor alles nicht unter Kontrolle zu haben.

Hallo Mazo,
für unter 30 jährige gibt es verschiedenen Schwul- Lesbische Zentren, Gruppen in deiner Altersklasse. Ruhig mal einen Ausflug in eine andere Stadt wagen. Vielleicht begleitet dich ein anderen co30ler winking smiley

Ich bin damals mit einem co30ler losgezogen und wir haben Dortmund , Köln ,... erkundet.

Ich denke auch an die Treffen unterm Regenbogen zu den jeweiligen Kirchentagen.
Hier war ich zu einem co-workshop. Von 16-56 Jahre , alles dabei. Abends auf der Party, konnten wir locker uns unterhalten.

Allein das Gefühl mal unter Gleichgesinnten zu sein, tat mir so gut.

Nicht zu vergessen sind die co30 Treffen -
Ich habe mich nicht nur zu den "offiziellen co30 Treffen" verabredet, sondern auch zu private Treffen, zum Wandern, Kino, Theater,Freizeitpark, ....

Ich habe mir auch Gedanken da zu gemacht, wie denn die Altersstrucktur der Männer sein soll.Bin dann zu dem Entschluss gekommen, dass das erstmal egal ist. Falls ich eine Grenze ziehen würde, würde ich unter Umständen einen wichtigen Menschen "verpassen". Unsere "Probleme" sind am Anfang des Weges in vielen Punkten gleich.

Zum Thema Kontrolle war mich wichtig - kein Alkohol - keine Drogen

Ich wünsche Dir alles Gute auf deinem Weg - Maks
In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.

Klicke hier, um Dich einzuloggen