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Irritierendes Leben

geschrieben von NeuerMorgenX 
Irritierendes Leben
12. Januar 2016 17:23
Hallo,

keine Ahnung, was mich letztlich geritten hat, Euch das hier zu schreiben. Eigentlich bin ich nicht der Typ für sowas.
Ich lese zwar gerne in Foren mit, beteilige mich aber in der Regel nicht sonderlich stark (schon gar nicht, wenn´s
um intimeres geht).
Aber was soll´s? Es gibt´ja nichts zu verlieren...

Ich habe irgendwann mit schätzungsweise vierzehn Jahren fast täglich mit meinem damaligen Kumpel rumgehangen. Vorzugsweise um irgendwelchen Unsinn anzustellen. In der Schule waren wir beide in der Lehrerschaft für schlechtes Benehmen und andere negative Verhaltensauffälligkeiten bekannt und berüchtigt - sowas verbindet :-)
Über anfängliche Pornoguckereien und derbe Gespräche ging dann wohl nach und nach die Scheu voreinander flöten. Das wir voreinander an uns selbst rumgespielt haben, war irgendwann völlig normal. Als er einmal abends bei mir übernachtet hat, ist es nach kräftigem Alkoholgenuss dann etwas ausgeartet: Er hat dann an mir rumgespiel und ich auch an ihm. Es kam sogar dazu, dass wir es uns gegenseitig mit dem Mund gemacht - die Idee kam seltsamerweise mir. Ein Problem damit hatten wir beide nicht, würde ich jetzt so sagen. Wir haben das sogar einige Male Wiederholt. Liebe oder ähnliches war nie mit im Spiel. Genau genommen war es noch nicht einmal eine besonders intensive oder emotionale Freundschaft. Nach ein paar Wochen haben wir es dann auch gelassen - keine Ahnung warum.

Ich fand´damals ausschließlich Frauen erotisch. Körperliche Zuwendung, Zärtlichkeiten usw. waren für mich lange Zeit auch nur mit Frauen denkbar. Genauso wie emotionaler Austausch, dafür fand´ich Männer immer irgendwie unpassend. Wenn sich männliche Freunde gefühlsmäßig (also mit öffnen und so :-) mit mir befassen wollten hat mich das eher verlegen gemacht. Männliche Freunde fand´ich viel passender für´s Computerspielen, Filme gucken, Sport und einen trinken zu gehen.

Das sexuelle Erlebnis mit meinem Kumpel ging mir aber nie ganz aus dem Kopf und war, anfangs nur gelegentlich, später aber regelmäßig, Bestandteil von erotischen Träumereien. An dieser Stelle sei vielleicht erwähnt, dass ich ein sehr buntes und lebhaftes Vorstellungsvermögen habe. Bunt genug, um mich sehr stark darauf zu konzentrieren, falls mir die Realität über einige Etappen zu langweilig war - was jetzt aber nicht heißen soll, dass ich mein Leben als Träumer verbracht habe.
Jedenfalls: Die erotischen Phantasien mit Männern waren anfangs in gewisser Weise immer sehr unpersönlich. Keine Gesichter und eigentlich auch keine klare Vorstellung vom restlichen Körper (vom "elementaren" Körperteil mal abgesehen :-) Frauen hingegen konnte ich mir immer sehr detailliert vorstellen.
Überhaupt empfand ich damals körperliche Nähe zwischen anderen Männern als sehr irritierend, fast schon ekelig. Nur um das klarzustellen: Ich hatte nie was gegen Schwule. Erstens geht´s mich ja eh nichts an, was andere in ihrem Bett treiben. Und zweitens habe ich nie etwas "schädliches" oder störendes darin gesehen. Über die Jahre hinweg hatte ich (z.B. auf Partys) immer mal wieder kurze zufällige Kontakte mit schwulen Männern eine Weile sogar mal einen schwulen WG-Partner. Komische Gefühle, Ängste oder ähnliches haben sich nie dabei eingestellt. Es waren zufällig auch alles sympathische Begegnungen. Aber zugegeben: Wenn die sich geknutscht haben oder ähnliches, habe ich meistens weggeguck :-)

Ich hatte über die Jahre hinweg ausschließlich Beziehungen zu Frauen. Der Sex war mal mehr, mal weniger ufregend.
Körperliche Zuwendung (also auch non-sexuelle) durch Frauen hat mir immer gefallen und gefällt mir auch immer noch.
Wenn´s nach mir ginge, könnte man mir den Rücken kraulen, bis die Finger abfallen :-)

Zwischenzeitig war ich einige Jahre in der Gothic-Szene unterwegs. Alles war etwas freizügiger, was mir auch gefiel.
Sich emotional auszutuaschen fiel dort auch leichter. Da habe ich auch das erste Mal zwei Typen beim rumknutschen
zugesehen, ohne mich wegzudrehen. Die beiden sahen zugegeben recht schick aus, mit bestimmt einem Kopf Größenunterschied, was der Sache irgendwie einen amüsanten Faktor verliehen hat. Die Situation war eigentlich nicht unbedingt erotisch oder geil - war auch kein "wildes Rumgeknutsche". Beeindruckt hat mich eher Zärtlichkeit und der Blickkontakt zwischen den beiden.
Der Freundeskreis, den ich zu der Zeit hatte, war eine Mischung aus kompliziert, verwirrend aber trotzdem sehr schön.
Offene Beziehungen und ähnliche Experimente wurden in diversen Konstellationen innerhalb der "Gruppe" ausgelebt -
und ich mittendrin :-) Einige wirklich große Momente und ganz viel Tiefsinnigkeit ganz knapp unter der Oberfläche -
man kann sich schon eine Menge einreden, habe ich damals gelernt. Eifersüchteleien waren ebenfalls an der Tagesordnung.
Mit einem Typ aus der Gruppe hat sich irgendwann eine seltsame zwischenmenschliche Beziehung ergeben, die sich wohl bestenfalls irgendwie als Hassliebe beschreiben lässt. Ich fand´ihn irgendwie cool und irgendwie stark (Stärke hat mich irgendwie angezogen). Sexuell habe ich aber nichts für ihn empfunden. Ich mocht ihn nur, wenn ich ihn nicht
gerade Scheiße fand´:-) Aus irgendeinem Grund (den ich bis heute nicht kenne) haben wir uns sogar angefangen, zur
Begrüßung und zur Verabschiedung auf die Lippen zu küssen. Wer damit angefangen hat, weiß ich nicht genau. Mir erschien es weder falsch noch ekelig. Und wenn´s ihm nicht gepasst hätte, wäre er stark genug gewesen, das zu unterbinden.
Das nur so ganz "kurz" zur "Gruppe". Ich bin irgendwann dort ausgeschieden, war auch gut so...

Jedenfalls gingen ungefähr auch ab da an Gespräche über intimes/emotionales mit männlichen Gesprächspartnern - ab circa 1 Promille Blutalkohol aufwärts, vorher eher nicht, aber man muss auch die kleinen Erfolge loben :-)
Aus sexuellen Phantasien waren Mitte/Ende20 die Frauen verbannt. Bei Pornos ist es komischweise komplett andersherum. Beides ist nach wie vor so. Die Phantasien wurden detaillierter, verspielter und intensiver - inzwischen mit zwar ständig wechselnder, aber doch klarer Vorstellung vom Phantasie-Partner.
Irgendwann habe ich, aus eher "technischem" Interesse mal darüber nachgedacht, wie wohl so eine Partnerschaft zwischen Männern funktioniert. Teilweise auch Geschichten oder Berichte darüber gelesen. Dann viel darüber nachgedacht und mir versucht, das genauer vorzustellen. Hat zu vielen nicht-sexuellen, aber doch sehr ausführlichen Träumereien geführt. Da das aber zum Teil reichlich schnulzig ist, will ich das hier lieber nicht ausführen :-) Auf jeden Fall begeistern mich die Eindrücke aus diesen Phantasien in letzter Zeit mehr, als die Realität die mich umgibt...

Um hier mal die Brücke zur Gegenwart zu schlagen:
Ich bin jetzt 37 (um der Anonymität wegen ein wenig (aber nicht mehr) gelogen - ich weiß, das ist albern :-)
Seit über 5 Jahren lebe ich in einer festen Beziehung mit meiner Freundin. Damit ist das übrigens auch die längste
Beziehung in meinem Leben überhaupt. Geplant ist, demnächst eine gemeinsame Wohnung zu suchen. Was übrigens das erste Mal wäre, dass ich mit jemandem zusammen wohne.
Die Beziehung ist nicht schlecht, denke ich. Wir streiten sehr wenig, Zickereien halten sich in Grenzen. Wir brauchen
beide einen gewissen Freiraum, den wir uns auch lassen. Ich bekomme viele Streicheleinheiten, was mir auch gefällt.
Sex im eigentlichen Sinne gibt es kaum. Sie selbst ist weniger motiviert. Mir selbst reicht quasi "Vorspiel bis zum
Höhepunkt", also nur Rumgetreichel ohne eigentlichen Akt - völlig entgegengesetzt zu den Phantasien, in denen ich mit
Männern zu Gange bin.
Die emotionale Zuwendung finde ich etwas enttäuschend. Sie bringt mir zwar oft was mit, ist besorgt über mein Wohlbefinden und denkt manchmal an meine alltäglichen Angelegenheiten, aber sie hört mir kaum zu. Wenn ich versucht habe, irgendetwas mitzuteilen, also z.B. Probleme usw., dann wartet sie meist die erste Atempause ab, um auf ihre Themen zu wechseln.
Mittlerweile rede ich kaum noch, eigentlich auch nicht in meinem restlichen Umfeld. Auf der Arbeit bin ich froh, wenn
ich in Ruhe gelassen werde. Beim Weihnachtsessen mit meiner Familie habe ich mich irgendwann nur noch gefragt, warum wir noch da sind, obwohl wir doch alle schon aufgegessen haben :-)
Mein Leben funktioniert und wäre wohl auch einfach so "weiterlebbar". Was mir genau fehlt, weiß ich nicht genau. Nur
fühlt es sich eben so an, als fehlte ganz sicher was. Ich selber habe Angst, dass ich mich in irgendwelchen Träumereien verrannt habe und mich davon zu Fehlentscheidungen hinreißen lasse, die ich später bereuen könnte.
Die Beziehungsprobleme und die Tatsache, dass mir mein Umfeld momentan etwas auf die Nerven geht, hat nichts mit meiner "sexuellen Desorientierung" zu tun, denke ich. Schlechte Zuhörer wird´s schließlich auch in schwul geben, oder :-)
Aber irgendwie ist und bleibt da einfach der hartnäckige Wunsch, nach irgendwas, das sich in Gedanken unglaublich gut anfühlt, aber letztlich eben doch nur Träumerei ist. Es bleibt eben einfach die Angst, das ich die gedankliche Spielerei über die Jahre einfach übertrieben habe und mehr als eine Spielerei ist es eben nicht, da mir jeder reale Bezug und jede Erfahrung dazu fehlt. Es ist quasi ja noch nicht mal vorgekommen, dass ich mich in irgendeinen Typen verliebt oder auch nur verguckt hätte. Zugegeben die Erste: Ich könnte/würde es auch immer unterbinden, mich in einen Typen zu verlieben, solange ich davon ausginge, dass derjenige nicht schwul wäre und ich hatte in letzter Zeit keinen Kontakt in die Richtung. Zugegeben die Zweite: Ich hatte zwar schon diverse Beziehungen, aber mit Verliebtheit habe ich mich immer schwer getan. Hauptsächlich war ich wohl verliebt in den Gedanken, einfach nicht alleine sein zu müssen.
Falls ich jetzt zu sehr als Depri-Emo rübergekommen bin :-) Ich habe mein Leben grundsätzlich im Griff, löse meine Probleme (bis auf das beschriebene) alleine, fühle mich nicht schwächlich und kann normal mit anderen Menschen interagieren, wenn ich will. Im entsprechendem Umfeld würde ich mich als locker, humorvoll und Kumpelhaft beschreiben.

Toll, mein erster Roman ist fertiggestellt :-)
Viel Spaß damit...
Re: Irritierendes Leben
21. Januar 2016 21:32
Hallo NeuerMorgenX,

erst mal vielen Dank für Deinen Roman. Wie kommst Du auf den Nick NeuerMorgenX? Es hört sich schon irgendwie nach einer Veränderung an. Dein Roman liest sich so, als ob von Zeit zu Zeit immer wieder etwas durchbrechen will. Als Depri-Emo kommst Du jedenfalls nicht rüber.

Ich selbst habe hier bisher auch noch nichts geschrieben, wohl aber gechattet und auch einige Leute geroffen. Wenn man Geschichten anderer liest erscheint eimem selbst oft Vieles viel klarer als wenn man selbst in der Situation steckt. Ich dachte ich schreib' nun auch mal einfach meinen Eindruck dazu. Weiß auch nicht genau warum. ;-)

Du schreibst von der Angst Dich in Deinen Träumereien zu verrennen und fühlst gleichzeitig, dass Dir etwas fehlt. Ich würde nicht davon ausgehen, dass die Träumereien verschwinden oder sich einfach unterdrücken lassen und sehe eher die Gefahr, dass man eine feste Beziehung eingeht um das Thema nun damit ein für alle mal fest zu machen. (So, ich bin jetzt Hetero...)
Ich fürchte das geht nicht.

Du schreibst doch schon recht offen und daher frage ich mich was Dich davon abhält, den „Träumereien“ nachzugehen und ein Stück weit Wirklichkeit werden zu lassen? Du bist ja nicht ein für alle mal auf einen Lebensweg festgelegt aber es wäre eine Fehlentscheidung das was in Dir ist einfach beiseite zu schieben.

Bisher hast Du es unter Alkohol zugelassen, was ja immer auch im Nachhinein die Möglichkeit gibt sich davon wieder zu distanzieren. Und Du schreibst „Ich könnte/würde es auch immer unterbinden, mich in einen Typen zu verlieben, ... “
Es hört sich danach an, dass Du Dich gut kontrollieren kannst aber wahrscheinlich verbaust Du Dir damit auch etwas. Wahrscheinlich ist Dir schon klar, dass Du nicht darum herum kommen wirst zu Dir zu stehen.

Vielleicht hilft Dir mein Eindruck ja etwas. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie der Roman weitergeht.

Viele Grüße
Wusel



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 21.01.16 21:33.
Re: Irritierendes Leben
24. Januar 2016 18:07
Hallo NeuerMorgen,

habe mit Spannung und Erschrecken deinen Bericht gelesen.

(Achtung, ich bin für meine direkte Art bekannt und gefürchtet).

Du hast Phantasien für Männer, bis ins Detail.

Du hast eine "nette" freundschaftliche Beziehung zu einer Frau und ihr wollt zusammen ziehen.
Sex gibt es sporadisch ... nach dem Vorspiel ist "Schuss" ... und das war es.

Offensichtlich seid ihr noch nicht verheiratet.

In einem anderen Thema wurde jemandem, der noch in diesem Jahr heiraten möchte geraten, auf die Hochzeit zu verzichten ...

Ich weiß nicht, ob die WG mit Deiner Freundin auf eine Hochzeit hinausläuft ... tatsächlich scheint sie aber der Beginn einer sehr "partnerbezogenen" Lebensweise zu sein.

Leider wirst Du dann kaum Gelegenheit haben, dich mit Männern zu beschäftigen ... oder es wird ein Gebäude aus Lügen und Heimlichkeiten.

Vielleicht wirst Du Dir darüber im Klaren, dass Du dieses Gefühl nicht unterdrücken kannst ... bis jetzt kenne ich niemanden, der es geschafft hat und dabei gesund und glücklich geworden und geblieben ist.

Vielleicht ist jetzt noch die Chance, Eure Freundschaft zu festigen ... ohne Sex und ohne Hochzeit ... und vielleicht ohne zusammen zu ziehen.

Noch bist Du nicht verheiratet, noch hast Du keine Kinder, Schwiegereltern etc, die damit fertig werden müssten.
Klar, es geht auch mit dem ganzen "Geraffel", aber dann ist es noch schwerer die Kurve zu bekommen.

Bieg ab, solange Du noch Cabrio fährst (mit LKW und Anhänger kriegt man die Kurve nicht sooo leicht)

Liebe Grüße
Victor
Re: Irritierendes Leben
25. Januar 2016 19:21
Hallo Wusel, hallo Victor,

vielen Dank für Eure sehr ausführlichen Antworten. Vieles, was Ihr geschrieben habt, hat mich zum
Nachdenken angeregt.

Ich werde einfach mal drauf losschreiben, was ich dazu denke:

Erstmal zu Wusel:
Bei Deiner Ausführung "So, ich bin jetzt Hetero" musste ich erst einmal grinsen. Das war eine Idee, die mir zwischendurch als "Hauruck-Komfort-Lösung" auch schon in den Sinn gekommen ist. So nach dem Motto "behalte das eine als nette Träumerei und lebe das andere". Natürlich nicht der Welt schönste Lösung, aber immer noch besser, als zwischen den Stühlen zu sitzen.

Zu "Träumereien nachgehen": Ich denke, in meinem "Roman" ist das Verhältnis zu meiner Freundin vielleicht etwas zu krass beschrieben. Auch wenn mir bestimmte Dinge fehlen und ich mir andere Sachen erträume, ist doch schon auf jeden Fall eine Menge Zuneigung im Spiel. Der Gedanke, sie derart vor den Kopf zu stoßen und die Enttäuschung in Ihren Augen zu sehen, bringt mich selbst fast zum Heulen. Meinen Träumereien innerhalb der noch bestehenden Beziehung nachzugehen käme für mich nie in Frage.

Ich habe leider keine Beiträge von Dir im Forum gefunden. Wann hattest Du Dein ComingOut?

Zu Victors Antwort:
Du hast geschrieben "nette, freundschaftliche Beziehung zu einer Frau". Was das angeht, habe ich mich ja schon in der Antwort für Wusel geäußert. Klar will ich etwas anderes. Nur keine Ahnung, ob ich das bekomme. Irgendwie habe ich zwischendurch manchmal gehofft, dass dieser Druck hinter dem Wunsch vielleicht ein bisschen nachlässt und ich dann einfach so weiter machen kann, wie bisher.
Auch wenn das, was ich jetzt habe, nicht alles ist, was ich gerne will, ist es doch auf jeden Fall nicht
unangenehm und hat viele schöne Momente. Ich habe Partnerschaften anderer Leute itbekommen, die vermutlich bei weitem weniger hergeben.

Ich habe übrigens mal Deine alten Beiträge durchgestöbert und den "zweiten Teil" gefunden. Da wird schon sehr klar, wie schwierig es doch erst mit Kindern sein muss.
Wie alt warst Du, als das bei Dir passiert ist?
Dann habe ich noch "Hi mal wieder" gefunden (Dein ältester Beitrag, der hier angezeigt wird) und musste erstmal grinsen. Es ging da unter anderem um zwei Spät-CO´ler, die Du betreust: "... der eine ist kurz davor, einen Mann anzufassen... der andere macht erste Erfahrungen zum Thema Kuscheln..." Das klang einerseits natürlich urkomisch. Wenn das jemand ohne den Spät-Co-Zusammenhang liest, würde er vermutlich denken, es geht um zwei 14jährige Jungs, die Erfahrungen mit ihrer ersten Freundin machen. Andererseits macht mir das tatsächlich Sorgen. Wenn man 20 Jahre mit Frauen zusammen gelebt hat, weiß man einigermaßen, wie das "funktioniert", was gewollt wird, erkennt Zeichen und Signale. Man weiß, wie sie sich anfühlen und wie es sich anfühlt, wenn man von ihnen angefasst wird. Und man weiß, wer morgens festsitzende Marmeladengläser aufschraubt und schwere Einkäufe trägt, genauso, wie man weiß, woher
man eine Portion Mitleid für irgendein kleines Wehwehchen bekommt ;-)
Irgendwie geistert da tatsächlich die Vorstellung im Kopf herum, wie ich vor einem Typen sitze, den ich mag und der mich mag und dann sage ich: "...aber morgen traue ich mich... morgen fasse ich Dich an... erstmal am Arm... trag´was langärmeliges... bis morgen dann!" .... und das mit kurz vor 40... :-)
Auch wenn die Vorstellung von körperlicher Nähe zu einem Mann mir angenehm erscheint, ist sie doch erst einmal irgendwie unrealistisch.
Und wie empfindet das ein eventueller Partner, der im ähnlichen Alter ist, aber schon seit seiner Jugend schwul ist?
Ich glaube, wenn ein heterosexueller Mann eine 40jährige Frau kennen lernen würde, die ihm beichtet, dass sie noch keinerlei Erfahrungen mit Männern hatte, wäre der Typ doch vermutlich schwer verstört...

So, das war erst einmal mein wirrer Gedankensalat dazu...

Würde mich freuen, wieder von Euch zu lesen.
Viele Grüße
Re: Irritierendes Leben
25. Januar 2016 22:19
Hallo NeuerMorgen,

Quote

einfach so weiter machen kann, wie bisher.
Auch wenn das, was ich jetzt habe, nicht alles ist, was ich gerne will, ist es doch auf jeden Fall nicht
unangenehm und hat viele schöne Momente. Ich habe Partnerschaften anderer Leute mitbekommen, die vermutlich bei weitem weniger hergeben.

tja, Du möchtest doch schon gerne "Hetero" sein ... wäre alles viel einfacher und nicht so schlimm :-/

Damit verdonnerst Deine Partnerin zu einem Leben, in dem Sex und körperliche Erfüllung eher hinten ansteht ... nur ein echter Hetero kann bei einer Frau das Gefühl auslösen, "sich begehrt zu fühlen" ... und das willst Du ihr für die nächsten 40 Jahre verwehren ... :-O (und Dir selbst auch!) Darf man so für einen anderen entscheiden ...

Quote

Da wird schon sehr klar, wie schwierig es doch erst mit Kindern sein muss.
Wie alt warst Du, als das bei Dir passiert ist?

Ich war kurz vor 50.
Aber von Problemen mit meinen Kindern habe ich nicht geschrieben ... klar mussten sie die Trennung der Eltern verkraften ... und dann noch "neue Partner" miterleben. Aber das ist relativ problemlos abgelaufen und schon seit längerem überhaupt kein Thema mehr. Ab und zu "beklagen" sie sich über ihren verrückten Papa ...

Quote

Wenn das jemand ohne den Spät-Co-Zusammenhang liest, würde er vermutlich denken, es geht um zwei 14jährige Jungs, die Erfahrungen mit ihrer ersten Freundin machen. Andererseits macht mir das tatsächlich Sorgen. Wenn man 20 Jahre mit Frauen zusammen gelebt hat, weiß man einigermaßen, wie das "funktioniert", was gewollt wird, erkennt Zeichen und Signale. Man weiß, wie sie sich anfühlen und wie es sich anfühlt, wenn man von ihnen angefasst wird. Und man weiß, wer morgens festsitzende Marmeladengläser aufschraubt und schwere Einkäufe trägt, genauso, wie man weiß, woher
man eine Portion Mitleid für irgendein kleines Wehwehchen bekommt ;-)

Ja, es ist wie Pubertät Nachholen ... so war es bei mir.
Nun, wenn Du nur mit Frauen intim oder zusammen warst, weißt Du nur wie "SCHWIRIG" das ist ... denn es fängt schon damit an, dass man morgens den Biomüll rausbringt, die Spülmaschine einräumt, Einkauft und Kerzen aufstellt, damit man abends vielleicht Sex hat ... und dann hat sie Kopfweh ... und man holt Decke, Socken, Tabletten und Wärmflasche ... und legt sich daneben und (...) schläft dann auch ein.

Bei Männern gibt es das nicht (und bei Heteros auch nicht) ... man hat Lust und Begehren ... und meisten gehen die Kopfschmerzen danach weg.

Quote

Irgendwie geistert da tatsächlich die Vorstellung im Kopf herum, wie ich vor einem Typen sitze, den ich mag und der mich mag und dann sage ich: "...aber morgen traue ich mich... morgen fasse ich Dich an... erstmal am Arm... trag´was langärmeliges... bis morgen dann!" .... und das mit kurz vor 40... :-)
Auch wenn die Vorstellung von körperlicher Nähe zu einem Mann mir angenehm erscheint, ist sie doch erst einmal irgendwie unrealistisch.
Und wie empfindet das ein eventueller Partner, der im ähnlichen Alter ist, aber schon seit seiner Jugend schwul ist?

Du hast Angst, als Anfänger zu erscheinen ... aber ich kann Dich beruhigen, wenn Du es nicht erzählst, merkt das niemand.

Nach meiner Erfahrung, weiß man instinktiv, was man machen muss, soll, darf und will ... und was der andere möchte ...es ist ziemlich einfach.

Bei meinem ersten Date habe ich auch herzklopfend geklingelt ... wir haben gekocht, ich hatte die Schuhe ausgezogen, wir saßen barfuß am Küchentisch, unsere Füße berührten sich ... und nach einer 1/2 bis 3/4 Stunde waren wir im Bett ... :-o (Ich habe es genossen, er hat es genossen ... und nicht gemerkt, dass es mein erstes Mal war)

Die Rollen am Küchentisch beim Männerfrühstück finden sich genauso, wie in jeder Partnerschaft ... und zuhören und trösten kann man sich auch.

--
Es sind DEINE Gedanken und DEINE Vorstellungen ... die meisten sind zum Glück nicht wahr ... auch die Folgen eines Coming-Outs bleiben fast immer weit hinter den Vorstellungen des "Worst-Cases" zurück.

Überlege Dir genau, was Du die nächsten 40 Jahre erleben möchtest ... und was gegenüber Deiner Freundin schlimmer ist ... :-O

Liebe Grüße
Victor
Re: Irritierendes Leben
26. Januar 2016 21:10
Hallo NeuerMorgenX,

ich hatte ja schon geschrieben, dass mich Dein Roman zu meinem ersten Beitrag hier motiviert hatte. Daher konntest Du auch nichts von mir finden. Vielleicht sollte ich das mal nachholen. :-)

Also ich kann mir Beziehungen zu Männern oder Frauen vorstellen, brauche und will das aber nicht gleichzeitig. Nachdem eine sehr lange Beziehung vor zwei Jahren in die Brüche gegangen ist schaue ich mich überall mal um, suche nach neuen Lebenskonzepten und denke daran vielleicht auch etwas auszuleben, das bisher keinen Raum hatte.
Ein Coming Out in dem Sinne beschäftigt mich nicht so sehr. Mit einigen Menschen kann ich darüber sprechen - das reicht mir. Alle anderen werden vielleicht einmal überrascht sein, falls ich einen Freund finden sollte. Vielleicht entdeckt auch jemand der mich kennt zufällig mein Profil auf der blauen Seite. Dann weiß es einer mehr. Es beschäftigt mich nicht so.
Mir fällt es allerdings nicht leicht neue Kontakte zu knüpfen, die etwas mehr in die Tiefe gehen. Das bewegt mich schon eher und da interessiert mich auch der Austausch mit Anderen und ihren Erfahrungen.

Aber noch mal als Antwort auf Deinen Beitrag. Mein Gedanke war dass Du vielleicht erst besser für Dich Klarheit gewinnen solltest bevor Du die Beziehung weiter fest machst. Und auf keinen Fall die Beziehung selbst als Mittel zur Klärung Deiner Situation “missbrauchen“ solltest.

Mir selbst fällt es immer sehr schwer etwas zu raten, was eine (scheinbar) gute Beziehung gefährden könnte. Es gibt auch Menschen, die Beziehungen zu beiden Geschlechtern gleichzeitig leben möchten. Ich weiß nicht ob das geht, es ist auch nicht meins. Es gibt jedenfalls auch Wege jenseits des Entweder / Oder Denkens.
Aber Heimlichkeiten oder Träumereien parallel zu einer Beziehung - das wird nichts. Da schließe ich mich Victors Gedanken an.

Quote
NeuerMorgenX
Ich glaube, wenn ein heterosexueller Mann eine 40jährige Frau kennen lernen würde, die ihm beichtet, dass sie noch keinerlei Erfahrungen mit Männern hatte, wäre der Typ doch vermutlich schwer verstört...

Es gibt mehr, die mit 40 noch ohne große Erfahrung sind als man denkt. Warum sollte das ein Problem sein? Es geht doch nicht um Leistung! Und Du schreibst doch schon von ganz konkreten Vorstellungen, die Du Dir machst.
Ich glaube eher (und das geht mir selbst auch so) das eigentlich Schwierige ist zu seinen Wünschen zu stehen und sich zu trauen, diese dem Anderen gegenüber auch auszudrücken.

Viele Grüße
Wusel
Re: Irritierendes Leben
26. Januar 2016 21:26
Hallo neuer Morgenx,
ich habe deine Zeilen mit Interesse gelesen.
Mir geht es mit der Vorstellung einer Frau näher zu kommen nicht viel anders.Das Fremde , Unbekannte.
Aber, ich glaube, da es diesmal, anders als bei dir die bisherigen Frauen und bei mir mit den Männern, der ureigene Instinkt, das Authentische, das Ich ist, das berührt, passiert es automatisch. Endlich seiner Lust nachzugehen, ohne Schema F.
Natürlich ist man unsicher, aber das kann man doch formulieren, immer irgendwie in Kontakt sein und dann seiner ureigenen Lust nachgehen.
Meinst du nicht , das passiert "einfach so"??!!
Ja, mein Gedanke dazu, ich bin neu hier und ebenso unsicherwinking smiley
liebe Grüße,kami
Re: Irritierendes Leben
26. Januar 2016 21:34
Trau dich auf deine ersten wirklich guten Morgen x,
es ist schwer, aber wovor hast du solche Angst............
es gibt so viele spätcos, du bist nicht allein.
Aber erstmal ,denke ich, muss das innere co reifen und irgendwann spürt man, dass es Zeit ist sich dem oder der Anderen zu öffnen und sich einfach auf die neu gewonnene Freiheit zu freuen.Es kann soooo schön sein.
Lg,kami
Re: Irritierendes Leben
27. Januar 2016 21:41
Hallo mal wieder von mir,

auf jeden Fall nochmal ein ganz großes und ehrliches Danke von mir. Ich hätte nie damit erechnet, hier so viele und ausführliche Antworten zu bekommen.

An Victor:
Zu Deiner Bemerkung "(sinnhaftig) hetero sein wäre viel einfacher und nicht so schlimm". Stimmt tatsächlich in gewisser Weise. Klar wird mir dann ein Teil fehlen, von dem ich denke/glaube/schätze/vermute, aber nicht wirklich weiß, dass ich ihn will. Und ich werfe dafür etwas weg, das nicht schlecht ist... das auf jeden Fall "lebbar" ist. Und das letztlich für eine Träumerei, die über 20 Jahre rein sexuell war und, aus welchem Grund auch immer, in den letzten eins/zwei Jahren eine romantische/schnulzige Komponente bekommen hat.

Zur "Behandlung meiner Partnerin": Vermutlich wird sich das jetzt irgendwie nicht schön anhören: Klar, Offenheit und Ehrlichkeit ist sicher anders. Wobei ich sicher bin, dass meine Partnerin sehr genau weiß, dass ich oft in Gedanken bin, aber nicht zwangsläufig alles kommuniziere, was ich denke. Das war immer so. Ich bin nicht schlecht zu Ihr, habe sie nie schlecht behandelt, betrogen, geschlagen oder sonst was. Ich denke auch, dass sie unsere bisherige Zeit als grundsätzlich positiv empfunden hat. Klar, in einer perfekten Welt könnte man meine Unehrlichkeit sicher verurteilen. Aber in dieser Welt ist es sicher, gemessen am Durchschnitt, trotzdem noch eine gute Beziehung.
Naja, ich hatte ja vorgewarnt, dass sich das nicht schön anhören würde...

Zu Deinen Beschreibungen zum Umgang unter Männern: Klingt auf jeden Fall deutlich direkter irgendwie. Ich glaube, ich habe Angst davor, nicht die gleiche Art und Häufigkeit an Zuwendung und Zärtlichkeit zu bekommen, wie ich es eher bei Frauen für üblich halte. Vermutlich klang das jetzt sogar irgendwie nach Frau ;-) aber was soll´s, ich habe trotzdem Schiss das zu verlieren. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass das in reinen Männerbeziehungen in der Art so völlig selbstverständlich ist.
ACHTUNG, Klischees gepaart mit Halbwissen: Wenn ich mich auf einschlägigen Seiten so umsehe, suchen vielleicht 40-50% in meiner Altergruppe nach Partnerschaften, wobei für die meisten von denen irgendwie auch Sexdates erstrebenswert sind... der ganze Rest sucht ausschließlich nach Sexdates. Klar, ist das hier keine offizielle Statistik und sicher auch etwas übertrieben, aber die Auffälligkeit ist vorhanden.

Was das offizielle ComingOut angeht, mache ich mir keine Sorgen. Ich habe nur mit einem sehr kleinen Teil meiner Famlilie Kontakt und die werden es überstehen. Die wichtigen Freundschaften ebenso. Auf der Arbeit geht´s niemanden was an, mit wem ich und wie ich lebe - unabhängig davon, ob schwul oder hetero.

An Wusel:
Partnerschaft zu mehr als einer Person gleichzeitig käme für mich auch nie in Frage, genauso wenig wie Seitensprünge oder ähnliches.
Was Heimlichkeiten und Träumereien neben der Beziehung angeht: Wie im "Roman" erwähnt, habe ich ein relativ gutes Vorstellungsvermögen. Vieles kläre/überdenke ich für mich im Kopf, ohne das es jemals zur Sprache kommt. Das finde ich auch nicht weiter schlimm. Wenn Gott gewollt hätte, dass all unsere Gedanken frei zugänglich wären, hätte unser Gehirn einen Lautsprecher oder wenigstens Wlan ;-)
Was die konkreten Vorstellungen angeht: Vorstellungen/Träumereien und tatsächliche Umsetzung sind schon zwei sehr unterschiedliche Dinge. Wenn mich auf der Arbeit mal wieder jemand richtig nervt, stelle ich mir auch vor, dem alles zu sagen, was ich über ihn denke, aber dann bekomme ich definitiv richtig Ärger, denke ich ;-)

An Kami:
Meine Befürchtung ist, dass mich mein Urinstinkt tatsächlich nur dazu verleitet, meiner rein sexuellen Lust nachzugehen. Und das ich hinterher vielleicht ein großartiges Sexleben habe, aber die Zeit zwischen dem Sex mir nichts gibt.
Einfach nur mit einem Typen Sex zu haben, würde funktionieren, behaupte ich jetzt mal einfach so. Der ganze Rest macht mir eher Sorgen :-)



Keine Ahnung, wohin das führt oder ob es überhaupt zu was führt.
Ich weiß auch nicht genau, ob ich handeln werde oder abwarte bis es es eskaliert oder sich normalisiert.

Viele Grüße
Re: Irritierendes Leben
28. Januar 2016 10:50
Hallo NeuerMorgen,

vielen Dank für Deine Gedanken, und das, was in Deinem Kopf vorgeht.

Ich möchte jetzt nicht mehr auf jeden einzelnen Punkt eingehen.

Nur sowei, ich dachte auch, ich wäre "heilig", bei mir würde es besser laufen "als bei vielen anderen", ich wäre "super gut" und "ehrlich" zu meiner Frau, und alles wäre doch "grundsätzlich positiv".

tssss ... alles Vorurteile und Selbstbetrug, ich surfte nach Männerbildchen und Männerfilmchen, trieb mich in Chats rum ... und war doch hetero mit Haus, Hof, Frau, Kind ... pffff...

Deine Gedanken über die schwule Welt ... kommen offensichtlich nur vom Hörensagen und vom Lesen ... klar, etwas von allem gibt es überall, aber in Wirklichkeit ist es ganz anders ...

Du meinst Frauen wären zärtlicher und häufiger zärtlich als Männer (woher willst Du das wissen??)

Das ist ein ganz großer Irrtum. Ein Schwuler Mann begehrt eine Frau nicht so, "wie es ein hetero tun würde", also wird ein schwuler Ehemann auch nur so zärtlich gestreichelt, wie man eine Katze streicheln würde ... warte mal ab, bis Dich ein Mann anfasst, DER DICH WILL ... mit Mädel ist das eine knappe "5" mit Mann ist das wie von Null auf "100". Und Männer können sooo zärtlich sein ;-)

Das Gleiche passiert der Frau ... sie wird von Dir niemals die gleichen Gefühle und Berührungen erhalten, wie von einem Hetero ... glaub mir ... und meiner Frau! (willst Du ihr das bewusst antun ...)

Alles andere ist gesagt ... wenn man es nicht weiß, wurschtelt man sich irgendwie durch, belügt, und beschummelt sich selbst, wenn man es weiß, frisst es einen auf ... und wenn dann noch "Liebe auf den ersten Blick" dazukommt ... kommt DER Mann in Deinen Blick der zu "deinem Beuteschema" passt ... dann wird die Sanduhr umgedreht ... und sie läuft ... ...

Meine Empfehlung ist, die Sache vorher in den Griff zu bekommen, und zwar wie ich es von mir (und erwachsenen Menschen) erwarte und erwartete ... mit einer ehrlichen Ansage an den Partner.
Dann hat man die Chance, dass Freundschaft und vielleicht Partnerschaft in bestimmten Bereichen bleiben ... ansonsten platzt die Bombe ... früher oder später ... und je später, desto größer der Schaden ...

Ganz lieben Gruß
Victor
Re: Irritierendes Leben
28. Januar 2016 20:18
Hallo NeuerMorgenX,

du hast Angst nicht die gleiche Art und Häufigkeit an Zuwendung und Zärlichkeit zu bekommen, wie es eher bei Frauen üblich hällst.
Genau die Männer habe ich kennen lernen dürfen. Die , die nicht auffallen. Die einfach nur Männer lieben. Die einen ganz normalen Tag leben. Wandern, Sport treiben, Einkaufen gehen, gemeinsam Kochen, und kuscheln bis zum abwinken.

Lass dich von den anderen , lauten, nur nach Sex suchenden Männer nicht verunsichern

Die anderen können viel interessanter sein. Und mit ihnen kann man auch alt werden.

Möge jeder seinen passenden Prinzen finden. Ich habe ihn gefunden und bin einfach glücklich.

GLG Maks


Ja sie gibt es.
Re: Irritierendes Leben
04. Februar 2016 17:45
Hallo nochmal von mir,

ich wollte mich abschließend noch einmal zu den letzten Beiträgen äußern.

An Victor:
Was den Selbstbetrug angeht: Klar, stehen meine Wünsche und Vorstellung teilweise in einem starken Widerspruch. Als Selbstbetrug sehe ich das aber nicht zwangsläufig. Ich kann ja alle Seiten an mir akzeptieren und leugne sie auch nicht vor mir selbst. Klar, könnte ich mutiger sein... ich könnte es dann aber auch wesentlich schlechter treffen... oder eben viel besser. Wer weiß das schon.
Dass das Ganze unbedingt kurz vor 40 passieren musste, stört mich eigentlich am meisten. Ein paar Jahre früher wäre nett gewesen.
Was meine "Gedanken über die schwule Welt" angeht: Ja, da gebe ich Dir recht, deswegen ja auch die Warnung vorneweg. Mir fehlt ansonsten jeder persönliche Kontakt in diese Richtung und damit alles, was über Hörensagen und Lesen hinausgeht. Ansonsten sind alle meine Vermutungen, die ich hier angestellt habe, natürlich nichts weiter als Vermutungen. Aber leider hab ich gerade nichts anderes zur Hand, als eben diese Vermutungen.

Ansonsten sind wir alle so, wie wir eben sind. Ich glaube, ich bin nicht der schlechteste und nicht der schwächste Mensch, aber vermutlich eben doch genau der Mensch, der auf die (von Dir so trefflich formulierte) "Bombe" wartet.
Weder ich, noch meine Partnerin wollen Kinder, so gesehen wird sich der Schaden in Grenzen halten. Vielleicht passiert auch einfach gar nichts, wer weiß das schon.
Nachher kommt meine Freundin nach Arbeit+Überstunden vorbei, weil sie mir gerne noch ein Stück Kuchen vorbei bringen will. Die Vorstellung mich bei ihr zu bedanken, ihr einen Kuss zu geben und ihr dann zu sagen, dass das alles nix wird, weil ich glaube/schätze/vermute schwul zu sein, dreht mir den Magen um. Die Vorstellung, mich dann ins Abenteuer zu stürzen erfüllt mich eher mit Angst, als mit Spannung und Freude.

An Maks:
Dein Beitrag klang sehr schön und das meine ich wirklich so.
Ich habe mir viele Deiner alten Beiträge durchgelesen. Das war sehr spannend und interessant.

Abschließend: Ich habe im ersten Beitrag begonnen mit ".... keine Ahnung, was micht letztlich geritten hat, Euch das hier zu schreiben...."
Ich glaube was mich "geritten" hat, war der Umstand, dass ich niemanden kenne, mit dem ich mich über das hier hätte unterhalten können. Normalerweise muss ich nicht über Probleme sprechen, aber das eine wollte wohl doch unbedingt raus, denke ich. Und in meinem Umfeld gibt es niemanden, mit dem mir eine Unterhaltung dazu etwas gebracht hätte.
Hier darüber zu schreiben und auch Antworten dazu zu bekommen hat mir viel bedeutet. Vielleicht keine Lösung, aber doch eben Aufmerksamkeit für mein Problem, die mir wirklich gut getan hat. Für die Ehrlichkeit, Freundlichkeit und auch die Direktheit, die Ihr für mich über hattet, möchte ich Euch ganz herzlich danken. Ich denke dieses Forum ist sehr wichtig und auch mit den richtigen Leuten "besetzt".

Viele Grüße und vielen Dank
Re: Irritierendes Leben
05. Februar 2016 07:49
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1-mal bearbeitet. Zuletzt am 15.02.16 09:08.
Re: Irritierendes Leben
05. Februar 2016 08:46
Hallo Morgen

deine Worte gehen mir nahe ... sie verursachen ein Gefühl von Trauer, Wut und Ohnmacht ... aber ich muss damit leben, dass Leute was anderes machen, als was ich in gewissen Situationen gemacht habe bzw. empfehlen würde.

Vieles kann ich nachvollziehen, weil ich auch so gedacht habe ... vorher ...

Man muss wirklich vor der Wand stehen, mit der Schn*** im Dreck liegen ... dann wird man was ändern, wenn es noch geht ...

Quote

Als Selbstbetrug sehe ich das aber nicht zwangsläufig. Ich kann ja alle Seiten an mir akzeptieren und leugne sie auch nicht vor mir selbst. Klar, könnte ich mutiger sein... ich könnte es dann aber auch wesentlich schlechter treffen... oder eben viel besser. Wer weiß das schon.
Dass das Ganze unbedingt kurz vor 40 passieren musste, stört mich eigentlich am meisten. Ein paar Jahre früher wäre nett gewesen.

Ich stelle mir vor, wie Du da breitbeinig auf einem Stuhl sitzt, und dies im Brustton der Überzeugung sagst ... (leider wider besseren Wissens) ... "Ich bin ja gut, so, wie ich bin, ich mache zwar dies und das ... aber leugne es wenigstens nicht ..." ... ok ... manche nennen es Verblendung. Ich fand das, was mit mir passierte ... nicht gut ... und so, wie ich mich meiner Frau gegenüber verhalten müsste auch nicht ... Lug, Trug, Schwindel ... das geht noch nichtmal im Märchen gut.

Quote

Weder ich, noch meine Partnerin wollen Kinder, so gesehen wird sich der Schaden in Grenzen halten. Vielleicht passiert auch einfach gar nichts, wer weiß das schon.

Du nimmst bewusst ... "akzeptablen Schaden" in Kauf ... hmm ... könntest Politiker oder Polizeipräsident sein.
(Woher weißt Du, dass sie keine Kinder will???? ... "das hat sie mir gesagt" ... gilt nicht als Antwort ...)

Quote

Nachher kommt meine Freundin nach Arbeit+Überstunden vorbei, weil sie mir gerne noch ein Stück Kuchen vorbei bringen will. Die Vorstellung mich bei ihr zu bedanken, ihr einen Kuss zu geben und ihr dann zu sagen, dass das alles nix wird, weil ich glaube/schätze/vermute schwul zu sein, dreht mir den Magen um.

Mir dreht sich der Magen um, wenn ich daran denke, wie Du sie freudig begrüßt "Hallo Schatzi, schön dass Du kommst ... ahh ... Kuchen ... für micht ...", sie umarmst, und ihr ein Küsschen auf die Wange drückst ... (buahh)
(und sie denkt ... boah ... alles richtig ... der liebt mich wie verrückt ... und sie trennt nicht platonisch und sex)

Ich kenne ähnliche Situationen ... meine Frau kommt aus dem Wochenende und hat was mitgebracht ... und ich freue mich darüber ... weiß nicht mehr, ob ich sie mit Küsschen und Drücken empfangen habe ... aber gedacht habe ich ... "an diesem Wochenende sage ich es ... "TROTZDEM" bzw. genau deswegen)

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Was meine "Gedanken über die schwule Welt" angeht: Ja, da gebe ich Dir recht, deswegen ja auch die Warnung vorneweg. Mir fehlt ansonsten jeder persönliche Kontakt in diese Richtung und damit alles, was über Hörensagen und Lesen hinausgeht. Ansonsten sind alle meine Vermutungen, die ich hier angestellt habe, natürlich nichts weiter als Vermutungen. Aber leider hab ich gerade nichts anderes zur Hand, als eben diese Vermutungen.

Du hast nicht den Schimmer eines Schimmers, wie es "draußen" zugeht, nimmst das aber als Anlass, es erstmal so zu lassen, wie es ist, Dich und Deine Freundin zu belügen ... naja ... man kann auch die Rolladen unten lassen und sich ein Unwetter nach dem anderen draußen vorstellen ... aber die Chance, dass ab und zu mal Sonnenschein ist, die ist doch recht groß.

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Die Vorstellung, mich dann ins Abenteuer zu stürzen erfüllt mich eher mit Angst, als mit Spannung und Freude
Das gleiche kenne ich auch ... ich dachte, ich dürfte mich nicht mehr in "Abendteuer" stürzen ... ich hätte Familie ... ich wäre zu alt, ich wäre hetero ...
... stimmt nicht ... Familie, Partnerschaft, Kinder ... und Abendteuer lassen sich vereinbaren ... (aber nicht als Schauspiel).
Wie soll ich zwei Tag nach Köln fahren, ohne etwas davon zu Hause zu sagen ... (" öhm ... hab 'ne Tagung in Köln... ähh ... ja ...)

Mir geht es sehr nahe, dass Deine Freundin so hinters Licht geführt wird ... so etwas sollte man aus meiner Sicht "bewusst" nicht machen ...

Ich denke an Deine Freundin (und meine Frau auch)
Liebe Grüße
Victor
Re: Irritierendes Leben
05. Februar 2016 08:51
Hallo Paul,

Quote

Man selber trägt die volle Verantwortung. nichts läßt sich abschieben.
Nimmt man seine Verantwortung auch wahr, so muss man reden, fürchte ich. Für seine Veranlagung kann man nichts, wohl aber dafür, dass man eventuell lange Phasen eines anderen Lebens beschädigt, wenn man nicht rechtzeitig redet.

Wahre Worte, die ich so voll und ganz mittrage.
(Schuld gibt es nicht, aber Verantwortung).

Du drückst es sehr direkt aus, wie ich es noch nicht gelesen habe: "man beschädigt lange Phasen eines anderen Lebens, wenn man verzögert handelt" ... das sagt alles!

Danke dafür.
Liebe Grüße
Victor
Re: Irritierendes Leben
05. Februar 2016 09:01
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1-mal bearbeitet. Zuletzt am 15.02.16 09:09.
Re: Irritierendes Leben
05. Februar 2016 23:49
Hallo Paul, hallo Victor,

eigentlich sollte mein vorheriger Beitrag so etwas wie einen "sanften Abschluss" darstellen. Wie schon gesagt, hat es mir viel bedeutet, darüber reden zu können, auch wenn sich für mich keine spontan machbare "Haurucklösung" gefunden hat.

An Victor: Ja, jeder geht anders mit so einer Situation um. Vielleicht gibt es ein Richtig oder ein Falsch. Du kennst mich nicht und auch nicht das Leben das ich führe. Das von mir hier beschriebene Problem, ist nicht alles, was mich derzeit beschäftigt. Meine Beziehung zu meiner Partnerin (so falsch sie Dir auch vorkommen mag) gibt mir einen gewissen Halt.

Keine Ahnung, was Du für ein Bild Du von mir hast oder wie Du Dich mir vorstellst, aber ich sitze ganz bestimmt nicht "breitbeinig" auf einem Stuhl... ich gebe keine Weisheiten zum besten... bilde mir nicht ein, das einzig richtige zu tun... oder was auch immer Du Dir vorstellst.

Ich habe mich über zwei Jahrzehnte immer gerne diversen Träumereien hingegeben, einfach nur, wenn ich für mich war. Das hat eigentlich immer gut funktioniert, ohne dass das meine Beziehungen oder mich gestört hätte. Keine Ahnung, warum das nun plötzlich (in meinem Kopf) eskaliert. Aber ich bin nicht bereit, dafür mal eben alles hinzuschmeißen.

Die Beziehung zu meiner Freundin beruht auf Zuneigung... beiderseitig, bilde ich mir ein. Ich ekel mich auch nicht, wenn ich bei ihr bin. Sie scheint sich auch wohl in meiner Nähe zu fühlen.

Warum bist Du so angreifend?

Was das Abenteuerliche angeht: Ich weiß nicht, ob ich Dich richtig verstanden habe oder Du mich falsch. Ich habe nichts "nebenher" und das wird sich auch nicht ändern.

An Paul: Ich glaube eben dieses "ins Reine kommen" fehlt mir. Momentan finde ich das Ganze ausschließlich irritierend. Ich denke gerne darüber nach. Will mich gerne dazu austauschen (was für mich schon fast unnatürlich ist). Ich bin aber eben sehr vorsichtig damit, mal eben mein komplettes Leben umzukrempeln.

Viele Grüße



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 06.02.16 08:12.
Re: Irritierendes Leben
14. Februar 2016 20:25
Ich möchte mich hier, als betroffen, zufrieden geschiedene ehefrau einmal kurz dahingehend äußern, wo in meinen augen bereits ein betrug , oder etwas nebenbei, wie auch immer das man nennen mag anfängt.

der schritt es nicht nur im kopf zu tun, ohne dass die partnerin es weiß, ist sehr heftig und verletzend.

doch im kopf fängt dieser "betrug" in den meisten fällen schon viel früher an.
zu wissen, dass mein partner an ganz andere dinge denkt, wenn er mit mir zusammen ist, ist sehr unschön. klar geht jeder damit anders um, wenn die bombe platzt.
doch realistisch betrachtet, ist auch das schon schwer zu verknusern, dass ein mann eigentlich lieber mit einem mann intim werden möchte, als mit der frau, die er sicherlich auch aufrichtig liebt.
er ist in gedanken nicht bei mir...zumindest nicht immer....

ich differenziere inzwischen ganz eindutig zwichen lieben und begehren...ich als frau wünsche mir von meinem partner ganz eindeutig beides!!
ansonsten fühle ich mich schlicht weg betrogen, und weiß inzwischen auch, dass sich der mann selbst auch betrügt....

daher meine frage...wo fängt eurer meinung nach ein betrug an? auch darüber sollte man(n) einmal nachdenken und nur weil er den letzten schritt noch nicht gegangen ist einer frau antut, die er an seníner seite hat....

glg eni
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