So, es ist nun sehr, sehr lange her, seit ich das letzte Mal geschrieben habe!
Es hat sich bei mir seit dem letzten Jahr nur unglaublich viel getan! Und ich dachte, es ist nun endlich an der Zeit zu berichten, was alles passiert ist.
Nach langem Hin und her habe ich mich heute vor einem Jahr tatsächlich von meiner Freundin getrennt! Ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten und ich wusste, dass es so nicht weiter gehen kann. Die Hochzeit war am 2.10. geplant, die Gäste waren eingeladen, alles war vorbereitet. Doch ich konnte nicht mehr...
Die Trennung war natürlich sehr, sehr hart! Ich habe ihr offen gesagt, dass ich auf Männer stehe. Sie konnte es nicht glauben und dachte erst es ist ein schlechter Scherz. Die nächsten Wochen und Monate waren heftig. Ich wurde bombadiert mit Hassanrufen und -mails von ihr bzw. ihren Eltern. Erschwerend kam hinzu, dass ihre Eltern sehr gläubig sind und mein Schwulsein als Krankheit abgetan haben. Deswegen wollten sie mich auch zu einer "Therapie" schicken. Ich habe dankend abgelehnt und versucht klar zu machen, dass ich einfach so bin wie ich bin.
Unabhängig davon weiß ich natürlich,dass die Trennung erst so kurz vor der Hochzeit scheiße war.
Noch heute kommen ab und an "nette" Mails. Seit der Trennung haben wir uns aber nicht mehr gesehen...
Gleich nach der Trennung habe ich mich innerhalb von wenigen Tagen bei meiner Familie und meinen engen Freunden geoutet. Ich hatte natürlich richtig Schiss. Aber nachdem ich es meiner Freundin gesagt habe, wollte ich auch kein Geheimnis mehr draus machen. Es wussten ja auch alle, dass wir heiraten wollten. So hat sich die Botschaft sehr schnell weiter verbreitet.
Und was soll ich sagen? Abgesehen vom Zeitpunkt der Trennung gab es wirklich KEINERLEI negative Reaktionen! Es hat aber tatsächlich keiner damit gerechnet, nicht mal meine Mutter. Und wir haben wirklich ein sehr gutes Verhältnis.
Viele haben aber klar gesagt, dass ich es hätte viel früher machen müssen. Und tatsächlich habe ich mich ab und zu darüber geärgert, dass ich es so lange verdrängt habe. Aber die Zeit lässt sich einfach nicht mehr zurück drehen.
Gleichzeitig war ich so unglaublich dankbar, dass ich so akzeptiert werde wie ich bin. Es ist eigentlich alles wie davor.
Sogar mein bester Freund, der eigentlich sehr konservativ ist, kam nach nem ganz kurzen Schock super damit klar. Naja, ab und zu kommt halt ein blöder Spruch;-) Aber da steh ich drüber!
Nach einigen Wochen habe ich dann langsam versucht in die "neue Welt" einzusteigen. Ich habe mir entsprechende Apps geholt und mich auf Partnerbörsen angemeldet. oder war schwul feiern. Irgendwann war ich dann auch bereit für die ersten Dates. Das Ganze war am Anfang natürlich krass aufregend.
Es war auch nicht alles toll, was ich erlebt habe. Ich musste schnell lernen, dass die schwule Welt einfach anders tickt.
Teilweise war es frustrierend und es gab ehrlich gesagt auch Zeiten, in denen ich mich gefragt habe, warum ich schwul sein muss und nicht einfach ein "normales" Leben führen kann wie es ursprünglich geplant war. Doch ich wusste trotzdem, dass meine Entscheidung richtig war und ich es nicht mehr anders wollte.
Und gerade als ich es schon aufgegeben hatte, mich vorerst von Grindr und GR abgemeldet habe, habe ich vor paar Wochen auf Parship jemand richtig Tolles kennengelernt. Wir haben uns zwischenzeitlich auch schon öfter getroffen und bisher läuft es richtig gut. Letztes Wochenende waren wir auch zusammen auf dem CSD in Stuttgart und sind dort händchenhaltend und küssend rumgelaufen. Ich genieß es total und hoffe natürlich, dass es so weitergeht;-) Ich bin echt glücklich!
An der Stelle möchte ich mich noch ganz herzlich bei allen hier im Forum bedanken, die mir Mut gemacht haben, um diesen schweren Schritt zu gehen. Insbesondere Maks habe ich in der Sache viel zu verdanken!
Außerdem möchte ich allen hier Mut machen, nicht so lange zu warten wie ich. Traut euch so zu sein, wie ihr einfach seid, denn nur dann könnt ihr wirklich glücklich werden. Das gleiche gilt natürlich auch für die, die bereits verheiratet sind und/oder Kinder haben. Auch wenn das Ganze dann auf jeden Fall nochmal schwerer ist.
Wie ich werdet ihr auch größtenteils akzeptiert werden. Und es ist schön, wenn einen die Anderen das erste Mal richtig kennen:-)
Ganz liebe Grüße
Michi