Abschluss

Vor Wochen habe ich hier meine Geschichte geschrieben, die mich doch sehr heftig mitgenommen hatte. Nach 20 Jahren Ehe verliebte ich mich in einen Mann.
Konsequenz? Zu Hause offen ehrlich darüber zu sprechen. Ich bin immer noch zu Hause. Wir sprechen viel, allerdings wird diese Ehe keine Zukunft haben. Aber das soll nicht mein Thema sein, denn mein Thema ist heute: Was hat co30 mir gebracht?

Viele gute und heftige, zum Teil verletzende (weil alle ja irgendwie angeschlagen sind) Kontakte. Aber immer ein Forum, wo ich hingehen konnte und mich ein Stück weit aufgehoben fühlte. Menschen in gleicher oder ähnlicher Situation, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, anderen zuzuhören . Dafür bin ich sehr dankbar.
Gleichzeitig hat mir dieses Forum aber auch die Erkenntnis gebracht, dass es für mich besser sein wird, diesen meinen Gefühlen nicht nachzugehen, weil die Intensität meiner Gefühle für meine Mitmenschen und schon gar nicht für Menschen die ich liebe aushaltbar ist.
Wenn ich geliebt habe, schwang immer Verlustangst, schwere seelsiche Schmerzen, Trauer, Panik und viele andere schwer zu durchlebende Dinge mit. Sie haben mich so durchgeschüttelt, dass ich oft glaubte, nicht mehr auf beiden Füssen stehen zu können.
Ich habe hier einen Menschen kennengelernt, in den ich mich als Freund verliebte. Der mir so unendlich wichtig wurde, dass mir sein gefundener Weg auf der einen Seite einen Herzensfreudensprung bescherte und gleichzeitig tiefe Depression, weil die Freundschaft damit beendet wurde.
Ich habe festgestellt, dass man Gefühle nicht erzwingen kann. Genauso habe ich festgestellt, das mein Weg, ob mit Mann oder Frau, nicht vorherbestimmbar, nicht durch Gespräche herbeizuführen geschweige den zu planen ist. Ich habe mir immer einen Menschen gewünscht, der so sehr wie ich für andere (und es war und ist mir immer wichtig, dass es meinen Menschen in meinem Umfeld gut geht und dafür gehe ich ins Feuer) für mich durchs Feuer geht. Dem meine Geschichte wichtig ist und der für mich kämpft. Warum? Weil er mich liebt oder gerne hat oder mag. Dies zu wünschen ist eins, dies zu erreichen eine andere Sache.
Jeder der hier in diesem Medium ist, durchlebt seine eigene Geschichte, sein eigenes Leid, Chaos, Freude, Lust, Spass, egal was es ist. Nur habe ich für mich gelernt, ich bin nicht der Mittelpunkt der Erde und werde auch diesen Wunsch, für einen Menschen wichtig zu sein, ad acta legen, weil er mich immer wieder traurig macht.

Und welche Erkenntnis habe ich noch gewonnen? Nur wusste ich das schon vorher: Ich habe dieses Medium nie gebraucht, um mir zu klar zu werden ob ich schwul bin und ob ich damit leben kann. Ich habe es nie gebraucht, um eine zerissene Familie gesunden zu lassen. Richtig klar wurde mir, dass ich es brauchte, ein Ventil zu haben, um meine tiefen Gefühle artikulieren zu können.
Ich liebe Männer? Und? Da bricht die Welt nicht zusammen. Ich liebe Männer und das ist geil. Warum? Ich habe festgestellt lieben zu können. Das Prädikat schwul, bi, hetero war mir nie wichtig und hilft mir nicht, mein Leben zu finden. Ich liebe Männer, und meine Kinder, und viele andere Menschen. Und.........das ist ein gutes Gefühl.
Die Lust allerdings mit Mann wird noch ein Thema für mich sein. Aber auch das gehört für mich nicht hierher, weil es ist mein Thema.

MIr wird mein hier gewonnener und verlorener Freund unendlich fehlen, aber auch hier ist meine Erkenntnis, alles hat seine Zeit und nicht jeder die Bereitschaft tatsächlich für den anderen zu kämpfen. Diesen Anspruch muss ich ablegen. Jedenfalls hat er mir die Möglichkeit gegeben, nach 30 Jahren zum erstenmal wieder freundschaftliche Gefühle entwickeln zu können. Danke. :-)
Und dann gibt es noch jemanden hier, dem ich für die Zukunft alles erdenklich Gute wünsche und es mir eine Ehre war, ihn über Wochen begleiten zu dürfen. Ich bin so mächtig stolz auf ihn, zudem er auch noch wahnsinnig jung ist, wie er seine Herausforderung angegangen ist und einen Weg gefunden hat, den er hoffentlich weiter zu Ende gehen wird. Wann immer er Lust hat, kann er auf mich zählen.
Und zum Schluss und jetzt namentlich........Maks, danke für Deine Bereitschaft, einem alten Mann zuzuhören. Und für Deine verbindliche Hilfe, die nie etwas zurückfordert (was ich noch lernen muss, soweit bin ich glaube ich noch nicht). Ich schätze das sehr und hoffe, dass wir auf anderer Ebene in Kontakt bleiben.
Auch die Kontakte hier im Norden, denen ich mich outen durfte ohne Angst, ich wart Klasse zu mir. Danke.

Es waren für mich heftige, emotionale und zielführende Wochen, mit Tiefschlägen, glücklichen und liebevollen Momenten.
Jetzt muss ich meinen Weg allein finden und wünsche Euch von Herzen, dass Ihr Eurem Herzen folgt, so oft es nur geht.