Seit vielen Jahren, um genau zu sein seit ich 16 bin, glaubte ich gegen meine Gefühle leben zu können. Meine erste Ehe eine Flucht von zu Hause, aber auch vorm Schwulsein. Meine 2. Ehe auch. Immer ein guter Parteisoldat, immer verfügbar, aber emotionslos. Klar hatte ich Gefühle, für alle meine Lieben. Aber ich konnte keine empfangen und fühlen. Weil ich nie geliebt wurde wie ich war. Ich liebe meine Kinder, meine Frau und mich (jedenfalls von meiner Seite) verbindet eine herzliche zugewandte Freundschaft). Liebe war es, wenn ich es heutiger Sicht betrachte. Nie. Schnell haben wir unsere sexuellen Aktivitäten auch eingestellt und seit vielen Jahren nicht mehr praktiziert. Ab und an (ganz selten) brach ich aus und hatte Sex mit einem Mann. Ergebnis: Es war ein erniedrigend Gefühl. Eklig, abstossend versehen mit unheimlich miesen Gefühlen. Heute weiss ich warum. Das Gefühl und die Zuneigung hat gefehlt. Damals dachte ich, Frau geht nicht Mann geht nicht.......ich muss ein Mensch zum ekeln sein. Wer will denn so jemandem wie ich seelisch geschweige denn körperlich näher kommen?
Für mich im Nachhinein erstaunlich: Seit 25 Jahren arbeitete ich als Führungskraft. Menschenzugewandt, fordernd, fördernd, lieb , fair, auch fehlermachend, aber immer den Menschen als Kern meines Denkens im Auge behaltend. Die Rückmeldungen der Mitarbeiter waren meisten positiv und ich kann sagen, dass es eine Reihe von Menschen gibt, die ich auf Ihrem Weg begleiten durfte und positives "angerichtet" habe.
Meine Traurigkeit und Einsamkeit bemerkte niemand, auch meine Familie nicht. Und dann passierte der Tag der Tage.
Ich traf einen, wenn auch etwas jüngeren Mann. Wir sprachen viel und er blieb hartnäckig. Alle Versuche, böse zu sein, zu verletzen ihn wegzuschieben ignorierte er. Und es passierte. Mein Herz ging für einen kurzen Augenblick auf. Ich fühlte.Wir schliefen auch miteinander. Der Sex ist für mich unwichtig. Das was ich dabei, aber auch nur durch seine Anwesenheit gefühlt habe, war nicht zu beschreiben. 14 Tage lang heulte ich ohne Pause. Ich , der ich eklig abstossend einfach ein Monster war, vom Gefühl, vom Aussehen stand blank ohne Schutzwall ohne alles da und es gab jemanden der mir das Gefühl gab, ich sei richtig so. Auf der einen Seite ein wahnsinnig fast unaushaltbares Gefühl, auf der anderen Seite aber so schmerzbesessen, weil der Kontrollverlust nicht auszuhalten war und ich gleichzeitig wusste, das er meine Gefühlsintensität nicht aushalten konnte. Ich behielt sie weitestgehend für mich. Und ein weiteres, fast zerstörerisches Gefühl kam auf, die Angst das wieder verlieren zu können. Tagelang fuhr ich ohne Ausnahme durch die Gegend auf der Suche nach einem Platz wo ich halt finden konnte. Schliesslich sprach ich alles zu Hause an. Bei Freunden outen musste ich mich nicht. Ich habe keine Freunde.
Meine Frau sagte mir, das ich mir soviel Zeit wie nötig nehmen solle, um mit mir klar Schiff zu machen. Erst danach werden Sie und ich weiter besprechen, wie wir miteinander umgehen. Die Kinder lassen wir aus diesen Gedanken noch raus. Sie wissen, das ich angeschlagen bin und darum ringe, meinen Weg zu finden. Sie bereits jetzt in die volle Wahrheit zu nehmen, halten wir für verfrüht.
Und jetzt.....nach Abstand kann ich sagen, ich liebe diesen Mann von ganzem Herzen. Das ist es nicht was mir Angst macht, oder die Konsequenzen daraus. Auch baue ich auf die Freundschaft zu meiner Frau, das wir fair und lieb miteinander umgehen, um das alles in Bahnen zu bringen, die für alle neue Perspektiven und Wege bringen. Es macht mir keine Schwierigkeiten einen Mann zu lieben.
Wovor ich Angst habe, ein weiteres Mal solche intensiven Gefühle für einen Mann zu haben und sie wieder nicht aushalten zu können und einen Gegenpart zu haben, der das nicht aushalten kann.
Ich habe so viel zu geben und Angst davor, dass es den anderen erdrückt.
Ich habe Angst, auch weiter in meinem Leben alleine zu sein, unter so vielen Menschen.
Und ich werde noch eine Weile brauchen, damit umgehen zu können, dass ich "meinen" Jonas" nie wiedersehen werde.
Und leider glaube ich nicht daran, das das Leben mir nochmal einen Jonas schenkt. Ich werde wohl alleine bleiben. Ich fühle mich zu alt, zu haesslich, und vielleicht auch zu abstossend. Und deswegen brauche ich gar keine Angst zu haben, solche Gefühle ein zweites Mal zu erleben.
Und ansonsten kenne ich diese Einsamkeit, die mich kaputt gemacht hat. die ich jetzt wieder spüre. Und ich weiss nicht, wie ich die für mich beenden kann. Wenn ich im Bett liege und an Jonas denke, wird mir bewusst wie alleine ich war und bin. Vielleicht wäre es besser gewesen, diese Erfahrung mit Jonas nicht gemacht zu haben, weil ich jetzt weiss was mir fehlt.
Vielleicht gibt es ja hier Menschen, mit denen man etwas aufbauen kann. Jetzt fehlen mir zum Weinen die Tränen.................. Ich weiss nicht wie ich sagen soll, dass ich Hilfe brauche, ohne das es wie jammern klingt.
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 09.10.15 00:50.